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Architecture Without Context – Bilder und Fußnoten zur italienischen Moderne

Vortrag und Diskussion mit Eiko Grimberg (Berlin)
Mittwoch, 06. Mai 2015, 20.00 Uhr
Galerie K, Alexanderstr. 9b, 28203 Bremen

„In Cernobbio hat Cesare Cattaneo sich ein Haus gebaut. Casa d’affitto, 1938/39. Das Gebäude wirkt isoliert, seine rationalistische Formsprache wie aus dem Zusammenhang gerissen. Ich merke, dass die Architektur selbst mich nicht wirklich interessiert und nehme das nächste Boot zur Isola Comacina. Hier hat Pietro Lingeri drei Sommerresidenzen für Künstler realisiert, Case per artisti, 1938. Vorbild war das Ferienhaus von Le Corbusier in Les Mathes, wie ich im Reiseführer lese. Die Insel kostet Eintritt. Die moderne Architektur konkurriert mit der Ruine einer Basilika aus dem zwölften Jahrhundert. Hauptattraktion der Insel aber ist das Restaurant Locanda, in dem schon Konrad Adenauer und Madonna gegessen haben. 1926 schreibt die Stadt Como einen Wettbewerb für ein Denkmal der Gefallenen des Weltkriegs aus. Keiner der prämierten Beiträge wird realisiert. Marinetti überzeugt den Bürgermeister, der Planung eine Zeichnung von Antonio Sant’Elia zu Grunde zu legen: Torre Faro, 1914. Aus der Vision eines Leuchtturms der Stadt von morgen machen dann die Brüder Terragni, die schließlich den Zuschlag bekommen, einen großen Grabstein für die Toten von gestern. Monumento ai caduti di Como, 1931–33. Zeitgleich baut Gianni Mantero in unmittelbarer Nachbarschaft den Sitz des lokalen Rudervereins. Zufällig treffe ich am Eingang den Präsidenten des Vereins, der sich für mich freut und sagt, ich hätte Glück, er sei der Präsident und könne mir alles zeigen. Oben auf der Terrasse lädt er mich zum Kaffee ein. Der Sprungturm mit seiner gewagten Stahlbetonkonstruktion ist der Stolz des Clubs. Später finde ich im Netz eine Aufnahme, die Bildunterschrift weist ihn als ‚fascist diving board‘ aus.“ (Eiko Grimberg)

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit Galerie K´- Zentrum Aktuelle Kunst.

Auf den Spuren des deutschen Nationalismus – von Bremen nach Verdun

Bildungsseminar auf den Spuren des deutschen Nationalimus vom 31. August bis 5. September 2015

Auch 101 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs stellt sich die Frage, wie konnten so viele Menschen in Deutschland  mobilisiert werden, um diesen Angriffskrieg zu führen. In einer Phase der Demokratisierung und Emanzipation gelang es reaktionären Kräften in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mittels des Nationalismus und dem dazu gehörigen Krieg, bis hinein in linke Organisationen mobil zu machen. Anhand von historischen Texten, Orten, Gebäuden, Museen und Denkmälern sollen verschiedene Aspekte des deutschen Nationalismus und Kriegstreiberei (be)greifbar gemacht werden. Nicht nur im Gedenkjahr 2014 sollen Lehren aus dem 1. Weltkrieg gezogen werden, sondern auch weiterhin. Gerade in der momentanen Zeit sind Auseinandersetzung mit Militarismus und Kriegspolitik unumgänglich. Die Reise beginnt in Bremen mit dem Ende des Krieges, der durch die demokratische Räterevolution mit beendet wurde. Vom Denkmal der Opfer der Niederschlagung der Republik, geht es in den Teutoburger Wald zum Hermannsdenkmal. Von dort nach Frankfurt zur Paulskirche, die in den Jahren 1908 bis 1913 zur nationalen Gedenkstätte umgewandelt wurde, weiter nach Darmstadt zur Mathildenhöhe. Einem der wichtigsten und internationalen Orte des Jugendstil, der mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs aufhörte zu existieren. Vor einem kleinen Abstecher nach Trier zum Geburtshaus von Karl Marx, fahren wir zum „Deutschen Eck“ mit seinem Kaiser Wilhelm Denkmal. Dann weiter nach Saarbrücken in das dortige historische Museum. Für das Saarland waren die wechselnden Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland mehr als prägend. Auf den oberhalb von Saarbrücken gelegenen Spicherer Höhen, wo 1870 mit dem Überschreiten der Saar durch deutsche Truppen eine Schlacht des deutsch-französischen Krieges begann und sich heute noch einige Denkmäler befinden. Das letzte Ziel der Reise ist Verdun mit seinen Schlachtfeldern.

Organisatorische Hinweise:
Bildungsreise mit Kleinbus zu verschiedenen historischen Orten.
Übernachtung, Vollverpflegung, Transport, Reisebegleitung, Eintritte, Führungen, Vorträge.
Beginn des Seminar Montag morgens, Ende des Seminar Samstag morgens (eine individuelle Weiterreise nach dem Seminar ist möglich).

TN-Beitrag ca. 250 Euro
TN-Begrenzung 12 Personen

Anmeldeschluss ist der 25. Juni 2015.

Anmeldungen und Rückfragen bitte per E-Mail an die Projektverantwortliche Sabine Herold <herold@rosa-luxemburg.com>.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit  Standpunkt Bremen-Antifaschismus und Kultur e.V.