Ideologiekritik - Archiv


Die fortwährende Bedeutung des Kronjuristen des Nationalsozialismus – Über Carl Schmitts faschistischen Begriff des Politischen und seine Nachwirkung in der Gegenwart

Vortrag und Diskussion mit Ingo Elbe (Bremen)
Donnerstag, 16. Januar 2014, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Carl Schmitt (1888-1985) gilt heute nicht nur der Neuen Rechten als Meisterdenker, auch einige Linke sehen in ihm den Begründer einer wegweisenden Theorie ‚des Politischen‘. Der Vortrag skizziert dagegen kritisch den faschistischen Gehalt von Schmitts Politik- und Rechtsbegriff. Schmitt formulierte eine Kritik an bürgerlichen Rechtsprinzipien von rechts, die auf die Legitimation von autoritären Regierungsformen abzielte. Außerdem vertrat er einen auf Feindschaft und Krieg zentrierten Begriff des Politischen, mit welchem u.a. die systematische Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden im NS rechtfertigt wurde. Der Vortrag soll weitergehend zeigen, in welcher Form dieses Denken in den heutigen Debatten über die ‚Selbstbehauptung des Rechtsstaats‘ und über den ‚Kampf gegen Kosmopolitismus und Universalismus‘ aufgegriffen und fortgeschrieben wird.

Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Zuletzt veröffentlicht: Anonyme Herrschaft. Zur Struktur moderner Machtverhältnisse, Münster 2012. 2014 erscheint die von ihm mitherausgegebene Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie im de Gruyter Verlag. Online-Texte: www.rote-ruhr-uni.com

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Kritischer Abriss zur Geschichte des Konservatismus

Vortrag und Diskussion mit Volker Weiß (Hamburg):
Dienstag, 18. März 2014, 19.00 Uhr
Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Von den politischen Strömungen, die seit dem 19. Jahrhundert die politische Landschaft prägten, war der Konservatismus zunächst die erfolgreichste. Sein restauratives Gegenkonzept gegen die Werte der Französischen Revolution schien die gesellschaftliche Gliederung zu garantieren. Doch sein auf dem Gedanken der Ungleichheit der Menschen aufgebautes Weltbild geriet im Zuge des 20. Jahrhunderts schnell ins Wanken. Schon nach der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg verschwand der alte Adelskonservatismus schlagartig – ihn beerbten radikalnationalis-tische und völkische Strömungen, die sich teils als sein Erbe, teils als seine „revolutionäre“ Fortführung begriffen. Diese Radikalisierung mündete schließlich im Bündnis der konservativen Eliten mit der NSDAP und dem endgültigen Untergang des althergebrachten Konservatismus nach der zweiten deutschen Kriegsniederlage 1945. Die Geschichte des Konservatismus in der Bundesrepublik ist die Geschichte seiner demokratischen Domestizierung, die schließlich in einer vollständig liberalisierten Variante der Merkel-CDU mündete. Außerhalb dieses Mainstreams erheben „Konservative Revolutionäre“ rund um die Zeitschrift „Junge Freiheit“ und das „Institut für Staatspolitik“ wieder den Anspruch, als Lordsiegelbewahrer der reinen Lehre zu fungieren. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Stationen dieser Entwicklung, seinen Aufstieg und Zerfall von den Anfängen bis heute. Er zeigt, dass auch der Konservatismus in den Wandel der Zeit eingebunden war, den er zu bekämpfen suchte.

Volker Weiß ist Historiker aus Hamburg und schreibt unter anderem für die Zeit und jungle world. Veröffentlichungen unter anderem: Deutschlands Neue Rechte Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin, Paderborn 2011; Moderne Antimoderne. Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus, Paderborn 2012.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

 

Schulen für Arier – Zur Kritik an Waldorfpädagogik und Anthroposophie

Buchvorstellung und Diskussion mit Peter Bierl (Oberbayern)
Dienstag, 10. Dezember 2013, um 20.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

 Hautcreme für den Babypopo von Weleda, biologisch-dynamische Karotten der Marke Demeter, Rudolf-Steiner-Brot im Naturkostladen und die Waldorfschule kennen viele, nicht aber die Weltanschauung, die dahinter steckt. Peter Bierl beschäftigt sich in seinem Vortrag mit der Anthroposophie und ihrem Gründer Rudolf Steiner. Der Mann, der sich als Hellseher präsentierte, von Anhänger_innen als „Menschheitsführer“ und Wiedergeburt von Aristoteles verehrt wurde, war überzeugt, dass nur die „weiße Rasse“ am Geiste schaffe. Die Deutschen rechnete der Guru einer fünften Wurzelrasse der Arier zu, die Jahrtausende führend sein sollte. In Steiners Welt spuken Engel und Dämonen, Volks- und Rassengeister, er mixte Versatzstücke aus Buddhismus, Hinduismus und Christentum mit darwinistischen Evolutionsvorstellungen und bürgerlichem Kulturpessimismus. Getreu ihrem Meister erklären Anthroposoph_innen heute die Reaktorkatastrophe in Fukushima zum karmischen Ausgleich für einen angeblich besonderen „japanischen Materialismus“. Solche bizarren Vorstellungen prägen die Waldorfschule, denn ihre ideologische Grundlage ist die Idee von Reinkarnation und Karma. Lehrer_innen sollen sich an den obskuren Ideen Steiners orientieren. 1998 wurde in einer Broschüre der Pädagogischen Forschungsstelle des Bundes der Waldorfschulen ein Buch zur Unterrichtsvorbereitung empfohlen, in dem es heißt „Der Keim zum Genie ist der arischen Rasse bereits in ihre atlantische Wiege gelegt worden.“

Peter Bierl kommt aus Süddeutschland und arbeitet als Journalist, vor allem zu diversen Formen von Aberglaube, Esoterik und pseudowissenschaftlichem Unfug, auch in linken Diskursen. Veröffentlichungen unter anderem: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Antroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Hamburg 2005; Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von associazione delle talpe und der Rosa Luxemburg Initiative – Die Rosa Luxemburg Stiftung in Bremen. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Nach den Wahlen – Wo steht die LINKE?

Eine Wahlauswertung zu den Bundestagswahlen: rli jour fixe mit Christoph Spehr (Bremen)
Mittwoch, 02. Oktober 2013, um 18:30 Uhr
Rosa-Luxemburg-Stiftung Büro Bremen, Breitenweg 25, 28195 Bremen – Mit Anmeldung!

Die Partei DIE LINKE zieht im Bund wie in Hessen zum dritten Mal ins Parlament ein und wird immer mehr zu einer im politischen System verankerten Partei. Mit der Alternative für Deutschland vor den Toren des Bundestages und dem einstweiligen Aus für die FDP haben diese Wahlen das Parteiensystem kräftig durcheinander gewirbelt. Diese Veranstaltung fragt nach dem Stand der linken Partei nach den Bundestagswahlen 2013 und nach dem, was DIE LINKE in der Gesellschaft bewirken kann und will.

Dr. Christoph Spehr, Landesvorsitzender der Partei DIE LINKE. Bremen (Web), ist Geschichtswissenschaftler und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bremer Linksfraktion. – Hier eine erste Einschätzung von Christoph Spehr für den Landesvorstand der Bremer Linkspartei.

Ein Online-Dossier der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu den Bundestagswahlen 2013 sowie zu den Hessischen Landtagswahlen bietet erste Analysen zu den Ergebnissen, u.a. mit dem “Wahlnachtbericht” der RLS von Horst Kahrs, sowie verschiedenen Analysen im Vorfeld der Wahlen.

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„… daß jeder Satz nicht nur sprach, sondern wie ein Schuß traf.“ (Stalin über Lenin) – Zur Kritik Lenins

Vortrag und Diskussion mit Raban Witt (Bremen)
Freitag, 18. Oktober 2013, 20.00 Uhr, Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 228203 HB

So lange die Linke ihr leninistisches Erbe nicht aufarbeitet, wird sie ihm verhaftet bleiben. Damit läuft sie Gefahr, auch künftige Befreiungsversuche in der Katastrophe enden zu lassen, die sich einmal „real existierender Sozialismus“ nannte. Der Vortrag soll zur Selbstreflexion der Linken beitragen, indem er Lenins Denken in seiner Grundstruktur darstellt und kritisiert. Es soll gezeigt werden, weshalb seine Schriften ihre Gegenstände theoretisch verfehlen und eine fatale Praxis nahelegen, die den Terror gegen (vermeintlich) Abweichende einschließt.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation und die Durchsetzungsgeschichte des Kapitalismus

Vortrag und Diskussion mit Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main) am Mittwoch, 5. Juni 2013, 20 Uhr

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Am Ende des ersten Bandes des „Kapital“ kommt Marx im Kapitel „Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation“ auf die Frage des Entstehens des Kapitals zu sprechen. Mit seiner Darstellung des Ursprungs der kapitalistischen Produktionsweise hatte Marx das Anliegen, kapitalistische Verhältnisse als historische, d.h. wesentlich vergängliche durchschaubar zu machen. Er bemüht sich um eine Erklärung einerseits der Durchsetzunggeschichte der kapitalistischen Verhältnisse. Andererseits stellt er dar, wie diese Verhältnisse sich immer wieder aufs Neue selbst herstellen können und auch müssen. Daher wurde das Kapitel über die „sogenannten ursprüngliche Akkumulation“ immer wieder auf aktuelle Entwicklungen des Kapitalismus, auf seine Umbrüche und Krisen bezogen, z.B. von Rosa Luxemburg und in den aktuellen Arbeiten von David Harvey, Klaus Dörre und anderen. Nadja Rakwoitz wird zum einen den Argumentationsgang der Kritik der politischen Ökonomie bis zu sogenannten ursprünglichen Akkumulation darstellen. Zum anderen wird sie an Beispielen jenseits der Marxschen Darstellung zeigen, mit welchen sozialen Konflikten das Entstehen kapitalistischer Verhältnisse einherging und einhergeht. Skizziert werden soll im Vortrag, wie lange es dauerte, bis die Menschen deren Normen so weit verinnerlicht hatten, dass sie jeden Morgen pünktlich zur Arbeit gehen – und das alles als das natürlichste der Welt ansehen.

Nadja Rakowitz ist Soziologin, Mitglied der Marx-Gesellschaft und Autorin des Buches Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie, Freiburg 2000.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von assocazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und dem Autonomen Feministischen Referat an der Universität Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Lesarten der Marxschen Theorie. Eine Einführung

Vortrag von Ingo Elbe (Bremen) am Freitag, 24. Mai 2013, 20.00 Uhr

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Lange Zeit hindurch konnten die Diskurse des partei- und staatsoffiziellen Marxismus im ‚Osten‘ sowie des Antikommunismus im ‚Westen‘ die nahezu uneingeschränkte Definitionsmacht über das beanspruchen, was gemeinhin als Marxismus galt. Beide, parteioffizielle Vertreter_innen wie bürgerliche Kritiker_innen, kleisterten gerade aus den Restbeständen klassischer politischer Ökonomie und bürgerlicher Geschichtsphilosophie in Marx’ Schriften ein absurdes System ‚eherner Notwendigkeiten’ des geschichtlichen Fortschritts sowie einer ‚historischen Mission’ des Proletariats zusammen. Sie orientierten dabei sich vor allem an den Interpretationen von Friedrich Engels. Unterfüttert wurde das Ganze von einer zur alternativen Volkswirtschaftslehre pervertierten Deutung der Kritik der politischen Ökonomie. In Abgrenzung zu diesen beiden Ansätzen entstanden im zwanzigsten Jahrhundert aber auch Formen der Marx-Deutung, die mit den Labels ‚westlicher Marxismus‘ und ’neue Marx-Lektüre‘ versehen werden.

Der Vortrag soll eine verständliche Einführung in die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation sowohl des traditionellen Marxismus als auch der kritischen Marxismen geben. Durch die lange Rezeptionsgeschichte des letzten Jahrhunderts hindurch soll ein Bild von Marx erkennbar werden, das den einen oder die andere überraschen wird.

Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg und Vorsitzender des Bochumer Instituts für Sozialtheorie. Zuletzt veröffentlicht: Marx im Westen. Die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik seit 1965, 2. Aufl., Berlin 2010.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von assocazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und dem Autonomen Feministischen Referat an der Universität Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Marx und Geschlechterverhältnisse – von weißen Flecken, Nebenwidersprüchen und feministischen Interventionen.

Vortrag  von Pia Garske (Berlin) am Mittwoch, 19. Juni 2013, 20.00 Uhr

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Ausgehend von dem berühmten Satz, in dem Marx den „Grad der weiblichen Emanzipation“ als das „Maß der allgemeinen Emanzipation“ einer Gesellschaft bestimmt, hat es engagierte Debatten darüber gegeben, ob und wie sich mit der Marxschen Analyse die Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus kritisch reflektieren lassen. Der Vorwurf, in der Marxsche Theorie würden Geschlechter- und andere Unterdrückungsverhältnisse unter den Tisch fallen, weil die Sphäre der Reproduktionstätigkeiten und andere Mechanismen der Herstellung von Herrschaft unterbelichtet blieben, steht die Sichtweise gegenüber, dass es für das Funktionieren des Kapitalismus letztlich bedeutungslos sei, welches Geschlecht die Ware Arbeitskraft hat, wie sie „rassifiziert“ ist, ob sie jung ist oder alt.

In der Veranstaltung soll diskutiert werden, ob also Marx oder an Marx angelehnte Ansätze und queer-/feministische Debatten füreinander sowie für eine Kritik verwobener Herrschaftsverhältnisse fruchtbar gemacht werden können. Und wenn ja, wie? Welche Geschichte haben Versuche, Marxismus und Feminismus zu verbinden oder aneinander zu entwickeln, und was sind aktuelle Debatten dazu?

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von assocazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und dem Autonomen Feministischen Referat an der Universität Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

„Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“. Historische Kontinuitäten im Zusammenhang von Arbeitsethik und Antiziganismus

Vortrag und Diskussion mit Markus End (Berlin)
Dienstag, 16. April 2013, um 20.00 Uhr

Infoladen, St.Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Die Art und Weise wie als „Zigeuner“ stigmatisierte Menschen ihre materielle Reproduktion sicherstellen ist innerhalb des Antiziganismus eine essentielle Kategorie. „Betteln, Stehlen und Wahrsagen“ stehen im Gegensatz zu einer imaginierten „ehrlichen Arbeit“ der sich abgrenzenden Restbevölkerung. Der Vortrag will die Ausprägung einer festen Eigentumsordnung in der Frühphase des Kapitalismus beleuchten. Durch Disziplin und Fleiß als Elemente der protestantischen Arbeitsethik entwickelten sich Vorstellungen eines „archaischen Parasiten“. Diese würden weder „richtige“ Arbeit verrichten noch Besitzverhältnisse respektieren. Ressentiments, die bis heute zentral sind.

Markus End ist zur Zeit Doktorand an der TU Berlin und schreibt seine Dissertation zum Thema: „Fremd, frei und faul“ – Struktur und Funktionsweise des modernen Antiziganismus. Zudem ist er Mitherausgeber der Sammelbände Antziganistische Zustände 1 und 2.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit Balkan Cinema/Terra Nostra e.V. und [c]³.

Im Rahmen des 4. Balkan Cinema in Bremen vom 10. bis 18. April 2013.
Als PDF hier zum Download der Flyer des Balkan Cinema Filmfestival 2013.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

„Casa Pound“ – Ein faschistisches Kulturzentrum in Italien

Ein Bildessay von Eiko Grimberg und Volker Weiß

Freitag, 3. Mai 2013, 20.00 Uhr

Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Seit seiner Gründung im Jahre 2003 hat das faschistische Kulturzentrum Casa Pound in Rom eine beträchtliche Anziehungskraft für extreme Rechte in Italien und Europa entwickelt. Das eng an die rechte Fußball- und Musikszene angegliederte besetzte Haus hat mittlerweile vor allem in Italien diverse Nachahmerprojekte gefunden. Dabei tragen vor allem die Selbstdarstellung als soziales und kulturelles Zentrum „einfacher Italiener“ und die Etablierung eines eigenen subkulturellen Stils zum Erfolg des Projekts bei. Bemerkenswert ist, dass die  politische und ästhetische Konzeptionen der Casa Pound auf die Anfänge der faschistischen Bewegung in Italien deuten, als diese im Zusammengehen mit avantgardistischen Bewegungen ihren Anspruch als jugendlich-dynamische Bewegung von Revolutionären zu untermauern suchte.

Der Künstler Eiko Grimberg hat die Spuren dieser Aktivitäten im Italien der Gegenwart dokumentiert. Seine Bilder zeigen, wie die symbolpolitischen Strategien der Casa Pound in einem Umfeld gedeihen können, das durch die Hinterlassenschaften des historischen Faschismus wie auch die aktuelle Krise bestimmt ist.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der Antifaschistischen Gruppe Bremen und der DGB-Jugend Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, das WC leider nicht.

Die Veranstaltung findet auch in Hamburg statt: Sonntag, 5. Mai 2013 um 20.00 Uhr im Golem, Große Elbstr. 14, 22767 Hamburg


 


 

 

Lektürekurs zu Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1

Einjähriger Lektürekurs mit Oliver Barth & Moritz Zeiler
Kursbeginn 4. Februar 2013
Jeweils Montag / 19-21 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Mit der aktuellen Krise wird vermehrt Kritik am Kapitalismus laut. Dabei überwiegt meist ein undeutliches Verständnis der kapitalistischen Verhältnisse sowie Ressentiments gegen Banken, Management und „die da oben“. Doch Empörung und Anklage Einzelner allein haben die gesellschaftlichen Verhältnisse noch nie zum Besseren verändert, sondern im Gegenteil eher zu Rückschritt und Barbarei geführt. Kritische Untersuchung ökonomischer und politischer Zusammenhänge ist für gesellschaftliche Emanzipation daher unverzichtbar. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie wurde zwar im 19. Jahrhundert veröffentlicht, bietet aber nach wie vor eine der profundesten Analysen des Kapitalismus. Mit dem Lektürekurs wird in zentrale Begriffe von Marx eingeführt. Unter anderem interessieren folgende Fragen: Was unterscheidet Kapitalismus von früheren Gesellschaftsepochen? Was versteht Marx unter Ware, Wert, Geld und Kapital? Welche Bedeutung haben bei ihm Fetischismus, Klasse und Staat?

Ab Anfang Februar 2013 wird einmal wöchentlich der erste Band des Marx’schen Kapital gelesen und diskutiert und so bis Anfang Dezember insgesamt erarbeitet. Der Kurs wendet sich vor allem an diejenigen, die in eine kollektive Auseinandersetzung mit der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie einsteigen möchten und keine größeren Vorkenntnisse haben. Dabei sollen alle Fragen erlaubt sein und Expert_innendebatten vermieden werden. Die Referenten werden moderieren und einen Überblick über verschiedene Lesarten geben, jedoch keine allgemeingültige Interpretation präsentieren. Gewünscht ist gemeinsame Textaneigung und Diskussion. Darüber hinaus sind Begleitveranstaltungen zu Lektürethemen geplant.

Oliver Barth ist Soziologe aus Oldenburg. Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler aus Bremen sowie Mitarbeiter des Regionalbüros der Rosa Luxemburg Stiftung in Bremen. Beide sind Mitglieder der Gruppe associazione delle talpe.

Der Lektürekurs wird in Kooperation organisiert von Rosa Luxemburg Initiative – Die Rosa Luxemburg Stiftung in Bremen, associazione delle talpe und Rosa Luxemburg Stiftung – Akademie für politische Bildung Berlin.

Anmeldung bitte unter zeiler@rosalux.de //  Infos unter: rosa-luxemburg.com // associazione.wordpress.com // das-kapital-lesen.de  / Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Der Flyer zum Marxlektürekurs 2013 als PDF zum Download: 1301 Marxlektürekurs Bremen 2013

Über alles in der Welt. Esoterik und Leitkultur – Einführung in die Kritik der Esoterik.

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Freitag, 22. Februar 2013 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Sr. 10-12 / 28203

Diskussionsveranstaltung mit Claudia Barth (München)

Esoterik ist en vogue. Als relativ junge Religion, in Deutschland vor etwa 150 Jahren parallel mit der Reichsgründung entstanden, transportiert sie nationale Mythen, rassistisch-völkisches Gedankengut und bietet sich als adäquate Religionsform der Moderne an. Nach dem Einblick in die Geschichte und die Grundlagen esoterischen Denkens geht es im zweiten Teil der Veranstaltung um Gründe für ihren massenhaften Gebrauch. Esoterische Ratgeber versprechen individuelle Möglichkeiten, dem Druck der derzeitigen Arbeitswelt – permanentes Selbst-Empowerment zu „Arbeitskraftunternehmer_innen“ – stand zu halten. Der Vortrag beshandelt die Frage, warum sich Menschen der Esoterik verschreiben. Ausgehend von Interviewstudien soll erörtert werden, welche Bedürfnisse und gesellschaftlichen Probleme mit Hilfe von Esoterik zu lösen bzw zu kompensieren versucht werden.

Dr. Claudia Barth ist Sozialpädagogin und arbeitet in der Jugendhilfe für Sinti und Roma. Sie gibt Vorträge, Seminare und Workshops im Bereich Esoterikkritik und NS-Gedenkstättenpädagogik. Veröffentlichungen u.a.: Esoterik – Die Suche nach dem Selbst. Sozialpsychologische Studien zu einer Form moderner Religiosität, Bielefeld 2012; Über alles in der Welt – Esoterik und Leitkultur. Eine Einführung in die Kritik irrationaler Welterklärungen, Aschaffenburg 2006.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell

Buchvorstellung und Diskussion mit Peter Bierl

Samstag, 2. Februar 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Auch unter Linken, Globalisierungskritiker_innen und Kapitalismusgegner_innen machen sich seit Jahren, in letzter Zeit noch verstärkt durch die irrietierenden Umstände der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise, die falschen Vorstellungen des Freiwirtschaftstheoretikers Silvio Gesell (1862-1930) wieder breit. Seine über weite Strecken rassistische Lehre, seine um die Produktionssphäre verkürzte Kapitalismuskritik, seine horriblen Visionen von einem neuen Manchesterkapitalismus, sein Sozialdarwinismus und seine Frauenfeindlichkeit bieten noch heute vielen Verschwörungs-theoretiker_innen, rechten und antisemitischen Gegner_innen eines anonymen „Finanzkapitalis-mus“, aber eben auch wohlmeinenden und naiven Kritiker_innen von „Geld und Zins“ eine ideologische Heimstatt.

Bis heute fehlt eine kritische Gesamtdarstellung der Gesellianer_innen bzw. der Freiwirtschafts-bewegung, ihrer Theorie und Entwicklung, ihrer Vorläufer_innen und ihres aktuellen Einflusses in Deutschland. Sie endlich zu liefern ist das Anliegen von Peter Bierls Buch.

 Peter Bierl kommt aus Süddeutschland und arbeitet als Journalist, vor allem zu Themen wie diversen Formen von Aberglauben, Esoterik und pseudowissenschaftlichen Unfug auch in linken Diskursen. Veröffentlichungen unter anderem: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Antroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Aschaffenburg 2003; Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012.

 Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Die Transformation des Privaten in Zeiten von Hartz IV und Elterngeld

Diskussionsveranstaltung mit Andrea Trumann (Berlin)
Donnerstag, 25. Oktober 2012, um 20 Uhr
Infoladen, St-Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Die Kleinfamilie galt für die bürgerliche Gesellschaft jahrhundertelang als schützenswertes Gut. Hier im Privaten sollte der Mann sich von der Arbeit, die der öffentlichen Sphäre zugerechnet wurde, erholen und die Kinder im harmonischen Familienverband aufwachsen. Zuständig für diese Aufgaben war die Frau, die, wenn es dem Ideal entsprach, von der Berufsarbeit befreit und vom Mann abhängig war. Dieses Ideal, nie vollkommen durchgesetzt, mag immer noch präsent sein, hat aber in den letzten Jahrzehnten einigen Wandel erfahren. Aktuell scheint das Modell der Ehe, durch den Gesetzgeber vollkommen ausgehöhlt zu werden. Scheidungsgesetze, die den Unterhalt der Frau auf ein Minimum reduzieren, setzen eine staatliche Zwangsemanzipation der Frau in Gang, von der die Frauenbewegung kaum zu träumen wagte. Dies jedoch – zumal in Zeiten latenter oder manifester Wirtschaftskrisen – auf dem Rücken der Frauen, die dabei ihre Probleme oftmals, wie ehedem, nicht als politische, sondern als private erfahren.

Die Veranstaltung will darlegen, wie es sich mit dem Verhältnis von Privat und Öffentlich in der bürgerlichen Gesellschaft verhält und das sich hierdurch und nicht durch Biologie das Verhältnis der Geschlechter ausdrückt. An aktuellen Beispielen wie dem Scheidungsrecht, Hartz IV und dem Elterngeld soll dargestellt werden, wie sich dieses Verhältnis verändert hat und was dies für Auswirkungen auf Frauen und Männer hat. Diskutiert werden soll auch, ob es sich bei den genannten Maßnahmen um eine präventive Krisenlösungsstrategie handelte, die geholfen hat, Deutschland in der gegenwärtigen Weltrezession als Gewinner erscheinen zu lassen.

Andrea Trumann ist Diplompädagogin und Autorin; u.a. eine Einführung in den Feminismus bei Schmetterling, eine Kritik der Biopolitik im Verbrecherverlag. Artikel u.a. in der Phase II, Out oft the box und Jungle World.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der Bremer Gruppe la.ok.

Allgemeines Menschenrecht auf Selbstbestimmung? Zur Vermittlung von Kulturrelativismus und Universalismus

Freitag, 7. Dezember 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Janne Mende

Universalismus und Kulturrelativismus stehen einander scheinbar unversöhnlich gegenüber. Auf den zweiten Blick ist eine dichotome Trennung dieser beiden Kategorien jedoch nicht möglich, auch wenn sie nicht schlicht ineinander aufgelöst werden können. Das erschwert eine normative Zuordnung. Im Vortrag soll sich einer Verhältnisbestimmung angenähert werden, die emanzipatorische und repressive Momente auf beiden Seiten in den Blick nimmt. Illustriert wird dies anhand des Fallbeispiels weiblicher Genitalbeschneidung/Genitalverstümmelung, die als weltweite und sehr verschiedenartig ausgeführte Praxis Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen ist. In der Regel wird dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit das Recht auf die Ausübung von Kultur, Tradition und/oder Religion gegenübergestellt. Für eine adäquate Herangehensweise ist dabei ein vermitteltes Verständnis von Kulturrelativismus und Universalismus notwendig, das Grundannahmen, Implikationen und normative Vorstellungen auf beiden Seiten in den Blick nimmt. Auf diese Weise kann ein Kritikmaßstab entwickelt werden, der die Verminderung menschlichen Leidens in den Mittelpunkt rückt.

Janne Mende forscht derzeit zur Frage kollektiver Menschenrechtsforderungen und zu den Begriffen von Kultur und Identität. Letzte Veröffentlichung: Begründungsmuster weiblicher Genitalverstümmelung. Zur Vermittlung von Kulturrelativismus und Universalismus, Bielefeld: Transcript Verlag, 2011.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe Bremen.

Krise und Nationalismus

Mittwoch, 12. September 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Thomas Ebermann (Hamburg)

Zeiten der Krise sind Zeiten der Ungewissheit. So wie bisher scheint es nicht mehr weitergehen zu können, welche Krisenantworten sich allerdings durchsetzen ist unklar. Linke Positionen zur Krise reichen von der Hoffnung auf ein größeres Interesse und Durchsetzungspotential emanzipatorischer Alternativen bis hin zur Sorge um autoritäre Krisenantworten und reaktionäre Mobilisierungen. Anlässe für einen linken Optimismus sind aktuell eher selten. Nationalistische Mobilisierungen von unten erleben momentan in Europa ebenso Konjunktur wie chauvinistische Appelle und Krisenlösungsvorschläge von oben. Verantwortlich für die Krise werden vielfach Banken und Management gemacht. Das Vertauen in den Nationalstaat hingegen ist weiterhin groß, an ihn wird appelliert, die Krise im Interesse des nationalen Kollektivs zu meistern.

Mit der Veranstaltung soll daher diskutiert werden, wie sich das Verhältnis von Krise und Nation bzw. Nationalismus verstehen lässt. Welche Bedeutung hat die Konkurrenz der Nationalstaaten auf dem Weltmarkt? Wie sind die Forderungen nach staatlichem Krisenmanagement einzuschätzen? Wie könnten antinationale Reaktionen auf die gegenwärtigen Verhältnisse ausschauen? Was wären emanzipatorische Antworten auf die Krise, welche nicht die Brutalität der kapitalistischen Normalität aus vermeintlich krisenfreien Zeiten ignorieren oder den autoritären Sozialstaat der Vergangenheit verklären?

Thomas Ebermann lebt in Hamburg. Er schreibt unter anderem für konkret, jungle world und Phase 2.

Befreiung vom Überfluss

Dienstag, 11.9. 2012, 20 Uhr, KIOTO im Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
mit Prof. Dr. Niko Paech, Universität Oldenburg

Um 19.30 Uhr findet die Eröffnung des Festivals Kunstdiewelt – alles anders statt.

Niko Paech ist einer der profiliertesten deutschen Wirtschaftswachstumskritiker. Er fokussiert sowohl die ökonomischen als auch die ökologischen und kulturellen Krisen eines weltweit wirksamen Systems Der Klimawandel, eskalierende Finanzmärkte, Schuldenkrisen, die Verknappung jener Ressourcen, auf deren kostengünstiger Verfügbarkeit das industrielle Wohlstandsmodell bislang basierte, sowie Befunde der Glücksforschung verdeutlichen, dass die Wachstumsparty vorbei ist. Folglich sind die Möglichkeiten einer Postwachstumsökonomie auszuloten. Demnach ist ein prägnanter Rückbau geldbasierter Versorgungssysteme vonnöten. Suffizienz, moderne Subsistenz und ein anderer Stellenwert des Geldes werden dann die wichtigsten Gestaltungsoptionen sein.

Im Rahmen des Festivals Kunstdiewelt – alles anders und in Koperation mit attac, biz und anderen

Gesamtes Festivalprogramm als PDF.

Einführung in den Fetischbegriff der Marxschen Theorie

Dienstag, 26. Juni 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Hendrik Wallat (Hannover)

Der Begriff des Fetischismus gehört zu den schillerndsten Termini der kritischen Theorie von Karl Marx. Gegenüber dem traditionellen Marxismus, dessen zentrale theoretische und praktische Bezugspunkte Ausbeutung, Proletariat und Klassenherrschaft waren, stellen jüngere Aneignungen der Marxschen Theorie – zu Recht – häufig die herrschafts- und erkenntniskritische Dimension der Marxschen Fetischanalyse heraus. Der Marxsche Fetischbegriff verliert durch seine Universalisierung zum Schlagwort allerdings leicht seinen spezifischen (ökonomiekritischen) Bedeutungsgehalt. Zuspitzend ließe sich sagen, dass die Fetischvergessenheit sich zu einer Fetischversessenheit gewandelt hat.

Der Vortrag versucht demgegenüber den Marxschen Fetischbegriff zu konkretisieren und zu kontextualisieren, um abschließend seine Aktualität zu skizzieren. Zu diesem Zwecke soll sowohl die Begriffsgeschichte des Fetischs kurz dargestellt werden, als auch sein Zusammenhang mit Begriffen wie Ideologie, Verdinglichung, Entfremdung etc. herausgearbeitet werden, mit denen er nicht zu verwechseln ist. Die angestrebte Spezifizierung des Fetischbegriffs dient dazu, sein Potential für eine kritische Theorie moderner Herrschaft herauszustellen, aber auch seine Grenzen deutlich zu machen.

Hendrik Wallat ist Politikwissenschaftler und lebt in Hannover. Letzte Veröffentlichung: Staat oder Revolution. Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik, Münster 2012, edition assemblage.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Gruppe „associazione delle talpe“ Bremen.

Das Leben als Unternehmung

Donnerstag, 31. Mai 2012, 19:00 Uhr, Nicolaus-H.-Schilling Straße (Haus 43), 28779 Bremen-Blumenthal
Der Veranstaltungsraum ist vor Ort ausgeschildert.

Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Bröckling und Arndt Neumann
Hier gibt es einen Bericht und einen Audio-Mitschnitt
Im Rahmen von Produktpalette. Vortrags- und Diskussionsreihe über den Wandel der Arbeitswelt im Rahmen des Palastes der Produktion (www.palast-der-produktion.de) auf dem Gelände der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK).

Selbstbestimmung und kollektives Arbeiten galt in den 1970er Jahren als Gegenentwurf zur Unterordnung in Fabriken und Büros. Doch der Arbeitsmarkt von heute verlangt uns gerade diese Qualitäten ab. In allen Lebenslagen sollen wir kreativ, flexibel und eigenverantwortlich handeln. Permanent werden wir angehalten uns als „unternehmerisches Selbst“ zu begreifen. Welche gesellschaftlichen Probleme daraus resultieren und inwiefern es unser Leben verändert, steht im Fokus dieses Abends.

Prof. Dr. Ulrich Bröckling (*1959) ist Soziologe und lehrt(e) u.a. an der Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Sozial- und Selbsttechnologien; Gouvernementalität und Kultursoziologie. Er veröffentlichte unter anderem das Buch „Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform.

Arndt Neumann (*1978) arbeitet als Historiker und Autor in Hamburg und setzt sich mit dem Wandel der Arbeitswelt seit 1970 auseinander. Des Weiteren beschäftigt er sich als Aktivist bei Euromayday Hamburg mit prekären Arbeits- und Lebensbedingungen. Er veröffentlichte unter anderem das Buch Kleine Geile Firmen. Alternativprojekte zwischen Revolte und Management.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit ZZZ – ZwischenZeitZentrale Bremen. Die ZZZ ist ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des BMVBS/BBSR in Kooperation mit dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und der Senatorin für Finanzen
umgesetzt vom AAA Autonomes Architektur Atelier GbR in Kooperation mit Sarah Oßwald und Michael Ziehl. Weitere Partner der ZZZ sind die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und die Immobilien Bremen AöR.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer?

Dienstag, 1. Mai 2012, 17:00 Uhr, Nicolaus-H.-Schilling Straße (Haus 43), 28779 Bremen-Blumenthal
Der Veranstaltungsraum ist vor Ort ausgeschildert.

Vortrag und Diskussion mit Wolfgang Hien und Peter Birke.

Im Rahmen von Produktpalette. Vortrags- und Diskussionsreihe über den Wandel der Arbeitswelt im Rahmen des Palastes der Produktion (www.palast-der-produktion.de) auf dem Gelände der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK).

Werksschließungen wie bei der Bremer Vulkan 1997 und der BWK 2009 markieren einen von vielen Schritten hin zu einer veränderten Arbeits- und Lebenswelt. Viele sprechen von einem radikalen Wandel. Während die „Industriegesellschaft“ durch eine Entfremdung und Zergliederung der alltäglichen Arbeit gekennzeichnet gewesen sei, zeichne sich die „Wissensgesellschaft“ durch mehr Autonomie und Freiheit aus. Aber was hat sich wirklich so viel verändert? Welche neuen Belastungen prägen heute den Arbeitsprozess, mit welchen Folgen für die Gesundheit der Arbeitenden? Wie „autonom“ ist die Arbeit geworden, und finden wir das eigentlich gut? Und, falls eher nicht: Wie haben sich die Formen verändert, in denen die Arbeitenden gegen die Zumutungen des Arbeitsprozesses rebellieren?

Wolfgang Hien (*1949) ist Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler und arbeitet unter anderem an der Universität Bremen. Forschungsprojekte unter anderem zur Geschichte des Arbeiter_innen-Schutzes von 1880 bis heute und zur Lebenssituation älterer ehemaliger Arbeiter des Bremer Vulkan. (Link zu einer Rezension des Buches von 2007)

Peter Birke (*1965) ist Historiker und arbeitet unter anderem an der Universität Hamburg. Er befasst sich mit sozialen Bewegungen und Arbeitskämpfen. Er ist koordinierender Ko-Redakteur von Sozial.Geschichte Online.

Artikel im Weserkurier vom 19. April zum „Palast der Produktion (mehr).

Eine Veranstaltung in Kooperation mit ZZZ – ZwischenZeitZentrale Bremen. Die ZZZ ist ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des BMVBS/BBSR in Kooperation mit dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und der Senatorin für Finanzen
umgesetzt vom AAA Autonomes Architektur Atelier GbR in Kooperation mit Sarah Oßwald und Michael Ziehl. Weitere Partner der ZZZ sind die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und die Immobilien Bremen AöR.

Satirische Lesung: Über 20 Jahre großes Deutschland

Mittwoch, 30. Mai 2012 / 20 Uhr / KIOTO / Lagerhaus / Schildstr. 12-19 / 28203 Bremen

Mit Thomas Ebermann und Rainer Trampert (Hamburg)

Über 20 Jahre großes Deutschland: Fast genauso lange sind Rainer Trampert und Thomas Ebermann nun schon mit ihrer satirischen Lesung auf der Bühne. Die beiden werden eine Auswahl ihrer Stücke zum Thema „Über 20 Jahre deutsche Einheit“ präsentieren. Ein Rückblick voller Überraschungen, bei dem es um eine deutsche Stadt im Schwarzwald, deutsche Flaggenparaden auf Fußballfesten, die Leitkultur am Beispiel einer Wagner-Oper, die Ehrung eines berühmten Fußballspielers, saubere Häuserwände, die Rückkehr der Hirnforschung zur Schädelmessung, neue Elite-Unis, eine Nachbetrachtung zum deutschen Herbst, deutsche Märchen, einen deutschen Troubadour oder um etwas anderes aus dem reichhaltigen Programm gehen wird.
Der Presse zufolge „haben Trampert und Ebermann brillanten, an Marx geschulten Humor“, bei dem auch noch „vor jeder Pointe eine ernsthafte Analyse steht“ (taz). Mancherorts hatten sie „einem Teil des Publikums derart zugesetzt, dass ihnen schon zur Pause der Kopf rauchte“ (Mopo). „Was das Duo präsentiert, hat den Charakter einer dialogischen Lesung, bei der die Sätze und Satzteile ineinander greifen – eine wirkungsvolle und unbestechliche Montagetechnik.“ Nur „die Frage, wie Deutschland den Sprung in die Zukunft schafft, blieb eher offen“, kritisierte die Rheinische Post. Das ist wieder zu befürchten, weil Trampert und Ebermann den Vorsatz pflegen, dem Zeitgeist die Arglosigkeit zu nehmen, ohne sich das Denken durch politischen Pragmatismus verkleistern zu lassen.

Eintritt 8,- // Ermäßigt 5,-

Dry Shit. Versuche der Entmaterialisierung des Kunstobjekts

Montag, 26. März 2012, 20 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Till Gathmann

Einem bekannten Verdikt Adornos zufolge ist »alle Kultur nach Auschwitz, samt ihrer dringlichen Kritik daran (.) Müll«. Verbunden mit der Erfahrung des »Zivilisationsbruchs« ist der Zweifel an der Gültigkeit des autonomen Kunstwerks. Auf welche Weise aber machte Kunst nach 1945 tatsächlich weiter? Und wie verhielt sie sich im Sog des boomenden amerikanischen Kunstmarktes der fünfziger und sechziger? Der Vortrag soll die Warenförmigkeit des Kunstwerkes in spätbürgerlichen Zeiten der »Produktion des Reichtums als Zerstörung des Gebrauchswerts« (Wolfgang Pohrt) in den Blick nehmen und analysieren, wie künstlerische Strategien der Minimal Art und der Konzeptkunst einen neuen Werkbegriff entwickelten, der – zwischen Selbstekel und Überlegenheitsphantasie – für die sogenannte zeitgenössische Kunst bis heute bestimmend ist. Die »Beherrschung der Objektbeziehungen« (Bela Grunberger), als Kennzeichen aller institutionskritischen Kunst, ist Reaktion auf und Vollzug der gesellschaftlichen Krise des Werkbegriffs.

Till Gathmannn studierte Typografie und Buchgestaltung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und arbeitet seit 2008 kollaborativ mit KünstlerInnen an Büchern und anderen Dingen im Kunstkontext. Er promoviert seit 2011 am Center for Art/Knowledge Research der Akademie der Bildenden Künste Wien über eine Rekonstruktion des Verschwindens der Zeichnung.
Eine Veranstaltung mit der Redaktion „extrablatt“.

Von Nazi-Ufos zum 11. September. Zur Kritik am Verschwörungsdenken

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 2.3. 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Martin Wassermann

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Verschwörungsmythen sind wirkungsmächtige Konstrukte, von denen eine wachsende Minderheit der Menschen überzeugt ist. Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland glaubt zum Beispiel, dass die Anschläge des 11. Septembers 2001 durch geheimnisvolle Institutionen verübt wurden. Einige Menschen meinen, eine geheime Gruppe ausgemacht zu haben, die hinter den sichtbaren Ereignissen die Fäden zieht. Sie entwerfen eine hunderte Jahre andauernde Weltverschwörung, mit der sämtliche historischen Ereignisse umgedeutet werden.
Derartige Verschwörungskonstrukte sind wahnhafte und irrationale Gebilde, die häufig in der Tradition der deutschen Ideologie stehen. So etwa der Neuschwabenlandmythos, der davon ausgeht, dass sich die Nazi-Elite nach 1945 auf geheime Festungen in der Antarktis retten konnte, um mit Ufos den zweiten Weltkrieg fortzuführen. Ein weiteres Beispiel sind angebliche Wetterwaffen: Viele Verschwörungsideolog_innen glauben, dass das Erdbeben in Japan durch eine Super-Waffe der USA ausgelöst wurde. Für die Morde des Anders Behring Breivik und die des Nationalsozialistischen Untergrunds werden geheime Organsiationen aus New York oder Tel Aviv verantwortlich gemacht.
Solche Erkläungsmodelle stellen wirkungsmächtige, geschlossene und manchmal antisemitische Gebilde dar, mit denen die kapitalistische Realität märchenhaft verklärt wird. Es sind regressive Modelle der Weltverklärung, die es auch innerhalb der politischen Linken gibt: einerseits von Linken originär formulierte Verschwörungstheorien, andererseits eine Anschlussfäigkeit mancher Linker an verschwörungstheoretische Projekte, die sich selbst nicht als links verorten.
Auf der Veranstaltung wird es um aktuelle und historische Verschwörungsmythen gehen. Der Autor Martin Wassermann, der sich unter anderen in seinem Blog (www.reflexion-blog.com) mit verschiedenen verschwörungsideologischen Ansätzen beschäftigt, wird unterschiedliche Weltverklärungsmodelle vorstellen. Es wird dort auch um die Frage gehen, warum derartige Ideologien einem kritischen und emanzipatorischen Denken im Wege stehen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe Bremen.

Sekundärer Antisemitismus – ein Erklärungsansatz für Israel-Feindschaft in der Linken?

Freitag, 27. April 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Olaf Kistenmacher (Hamburg)

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Die Diskussion über Judenfeindschaft in der Linken ist 2011 wieder entflammt, diesmal in Bezug auf die Partei ‚Die Linke’. Ähnliche Debatten gab es bereits zuvor um Befreiungsnationalismus und Globalisierungskritik. Bis heute streitet man sowohl über die Anerkennung der Tatsache, dass es Judenfeindschaft in der politischen Linken gab und gibt, als auch über die verschiedenen Gründe dafür.
Der Vortrag wird drei Entwicklungsstränge beleuchten: erstens die Erinnerungs- oder Schuldabwehr, die die Frankfurter Schule als „sekundären Antisemitismus“ bezeichnete; zweitens den linken Nationalismus, der für den Antiimperialismus eine wichtige Rolle spielt; und drittens den Ansatz, Antisemitismus als eine besondere Variante eines „personifizierten Antikapitalismus“ zu verstehen. Während die ersten beiden Entwicklungsstränge heutzutage für den Antizionismus und die „Israelkritik“ relevant sind, bezieht sich der dritte Ansatz auf das Verständnis von Arbeit, Kapital und Herrschaft.

Olaf Kistenmacher (Hamburg) ist Historiker und schreibt unter anderem für die Zeitschriften jungle world und phase 2. Ein Vortrag von Olaf Kistenmacher, gesendet am 22. Dezember 2011 im Freien Radio für Stuttgart kann hier angehört werden.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Entschwörungstheorie

19.1.2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Daniel Kulla (Berlin)

„Entschwörungstheorie“ ist ein ironisches Label. Ziel ist nicht die Einheitliche Feldtheorie zur Widerlegung sämtlicher Verschwörungstheorien. Vielmehr geht es darum, das Thema für eine kritische Diskussion überhaupt zugänglich zu machen und die dafür richtigen Fragen aufzuwerfen. Motiv ist die Unzufriedenheit mit der bisherigen Beschäftigung mit Verschwörungsdenken. Die Besonderheit des modernen Verschwörungsdenkens gegenüber früheren Formen wird dargestellt; es werden nicht mehr hauptsächlich aufgrund unzureichender Informationen wilde Spekulationen angestellt, sondern es findet eine Reduktion trotz verfügbarer Informationen statt. Dabei kleidet sich moderne Verschwörungsideologie ins Gewand etablierter Autoritäten (Wissenschaftler_innen, Historiker_innen, Politiker_innen) und übertrifft diese in der Wirkung beim Publikum in vielen Fällen.

Daniel Kulla betreibt den Blog http://www.classless.org/

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg- Initiative-Bremen in Kooperation mit der Gruppe [c]³.

Dr. Gunnar Heinsohn: Noch ein Beitrag aus dem Gruselkabinett der Bevölkerungspolitikdebatte

13.12.11 18:00 Uhr, Universität Bremen, Gebäude MZH, Raum 5210

mit N. N.

Was dabei herauskommt wenn der Bremer Aushilfs-Sarrazin Dr. Heinsohn den ‚Volkskörper‘ auf brauchbares, unbrauches und störendes Menschenmaterial durchmustert. Und warum dieser Anspruch nicht erst in der Heinsohnschen Radikalität zu kritisieren ist.

Die Referentin hat ein Studium in der Kulturwissenschaft und der Biologie abgeschlossen und beschäftigt sich mit Kritik an Biologismus, Kulturalismus und Bevölkerungspolitik.

„Zionismus = Rassismus“? – Antizionismus ist also gleich Antirassismus?

5.12.11 19:30 Uhr, Infoladen Bremen, St-Pauli-Str. 10/12, 28203 Bremen

mit Ilka Schröder

Was Antizionismus ist, wie Antisemitismus bei Antizionisten auftaucht und warum für Linke überhaupt ein ganz bestimmtes Land am Mittelmeer so hoch auf der Agenda steht.

Ilka Schröder arbeitet seit Jahren zur EU und Antisemitismus und gibt Veranstaltungen zu diesem Themen. Sie war von 1999 bist 2004 für die Grünen Mitglied des Europäischen Parlaments. 2004 veröffentlichte sie als Herausgeberin das Buch „Weltmacht Europa – Hauptstadt Berlin“ im Konkret Literaturverlag. Ilka Schröder veröffentlicht unregelmäßig in Jungle World, Konkret und Phase 2.

Begriffe von Gewicht. Patriarchat oder Heteronormative Matrix?

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen / Freitag, 18. November 2011 / 20 Uhr

mit N.N., Antifaschistischer Frauenblock Leipzig (AFBL)

Patriarchat, heteronormative Matrix, Sexismus, Frauenunterdrückung – Begriffe, hinter denen sich verschiedene Konzepte von feministischer Gesellschaftskritik verbergen. Mit der Veranstaltung sollen zwei dieser Konzepte vorgestellt und einer Kritik unterzogen werden. So wie sich die Gesellschaft verändert, wandeln sich auch die Begriffe, die zu ihrer Analyse herangezogen werden. »Patriarchat« kann zwar geschlechtsspezifische Gewaltverhältnisse ökonomischer, politischer und sozialer Natur erfassen, gilt aber vielen als ein der heutigen gesellschaftlichen Realität nicht mehr angemessenes Analyseinstrument, sondern eher als identitäres Vokabular.
Das aus der Queer Theory stammende Konzept der »heteronormativen Matrix« betont dagegen den Konstruktionscharakter von Geschlecht und dessen diskriminierende Wirkung, real weiter existierende Gewaltverhältnisse geraten dabei aber tendenziell aus dem Fokus. Zudem kommt der Begriff häufig als abstrakter und unzugänglicher Szenejargon daher, der sich in queeren Zusammenhängen zwar großer Beliebtheit erfreut, für die Außenwelt, die Judith Butler nicht gelesen hat, aber eine leere Worthülse bleibt. Folgende Fragen sollen daher diskutiert werden: Was ist das Für und Wider und die Treffsicherheit der beiden Konzepte? Schließen sie einander aus oder lassen sie sich sinnvoll ergänzen?

Der AFBL als antifaschistische Frauengruppe entstand als Kritik an männlicher Dominanz in der linken Szene, bei Demos, in Diskussionen, etc. und möchte feministische Perspektiven innerhalb linker Debatten einnehmen und stark machen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Kennen Sie Marx? Marxsche Theorie und der Verlust marxistischer Gewissheiten

31.Oktober, 20 Uhr im Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit Ingo Elbe

Lange Zeit hindurch konnten die Diskurse des partei-, später staatsoffiziellen Marxismus sowie des “westlichen” Antikommunismus die nahezu uneingeschränkte Definitionshoheit über das beanspruchen, was gemeinhin als “Marxscher” oder “wissenschaftlicher Sozialismus” galt.
Beide, parteioffizielle Vertreter wie bürgerliche Kritiker_innen, kleisterten – vor allem vermittelt über die Interpretationen Friedrich Engels – gerade aus den der klassischen politischen Ökonomie und bürgerlichen Geschichtsphilosophie verhafteten Restbeständen in Marx Schriften ein absurdes System “eherner Notwendigkeiten” des geschichtlichen Fortschritts sowie einer “historischen Mission” des Proletariats zusammen. Unterfüttert wurde das Ganze von einer zur alternativen Volkswirtschaftslehre pervertierten Deutung der Kritik der politischen Ökonomie. Im zwanzigsten Jahrhundert entstanden aber auch oppositionelle Formen der Marx-Deutung, die mit dem Label “westlicher Marxismus” und “neue Marx-Lektüre” versehen werden.

Der Vortrag bietet eine verständliche Einführung in die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation sowohl des traditionellen Marxismus als auch der kritischen Marxismen. Durch die lange Rezeptionsgeschichte des letzten Jahrhunderts hindurch soll ein Bild von Marx erkennbar werden, das die eine oder andere überraschen wird…

mit Ingo Elbe, Philosoph an der Universität Oldenburg und aktiv bei der Roten Ruhr Uni Eintrag zu Elbe bei wikipedia.

In Kooperation mit der Basisgruppe Antifaschismus.

Das Problem des Kommunismus

Mittwoch, 14. 9. 2011, 20 Uhr, Infoladen, St. Pauli-Str. 10711, 28203 Bremen

mit Frank Engster, Berlin

(Mitschnitt des Vortrages als Audio-Datei zum Anhören)

Wenn, wie Badiou sagt, der Kommunismus die einzig wirklich interessante Frage ist, so fangen damit die Probleme allerdings erst an. Denn was ist das: der Kommunismus? Oder vielmehr: Was wird er sein?
Das Problem, den Kommunismus überhaupt bestimmen zu können, hat zu der Einsicht geführt, dass der Kommunismus eine Leerstelle bleiben muss; ein bloßer Platzhalter, der Begriff für das Universelle und das ganz Andere sowie für den radikalen Bruch mit der kapitalistischen Gesellschaft.
Anders sieht es dagegen mit diesem Bruch aus, also mit der kommunistischen Revolutionierung des Kapitalismus. Hier gibt es durchaus den Versuch einer Bestimmung. Ja, es gibt sogar verschiedene Entwürfe dessen, was mensch als Revolutions-Theorie bezeichnen könnte.
Der jüngste Entwurf kommt vom „Unsichtbaren Komitee“, das, wie der Titel ihrer Schrift ankündigt, vom „kommenden Aufstand“ her denkt und dabei, so wird in der Veranstaltung zu zeigen sein, eine Art existenziale und stark von der französischen Philosophie beeinflusste Haltung einnimmt.

Indes ist „Der kommende Aufstand“ nur die letzte Anstrengung in einer langen Reihe recht unterschiedlicher Revolutionstheorien und –entwürfe. Die Veranstaltung stellt die verschiedenen Entwürfe einer kommunistischen Revolution vor, vom traditionellen Marxismus über die Kritische Theorie und den Westlichen und Kritischen Marxismus bis zum Post-Marxismus (zu dem auch der zitierte Badiou sowie das Unsichtbare Komitee zu zählen sind). Das soll einen Überblick geben über den Umgang mit der „einzig interessanten Frage“ sowie über diejenigen, die sich mit ihr beschäftigten.

Frank Engster lebt in Berlin. Er hat über Geld, Maß und Zeit promoviert.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Basisgruppe Antifaschismus Bremen.