Neue soziale Bewegungen - Archiv


Zur Kritik des Extremismusbegriffs

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 11. November 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Fritz Burschel (Berlin) / Initiative gegen jeden Extremismusbegriff (Leipzig):

Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Seit dem Amtsantritt der schwarz-gelben Koalition unter Kanzlerin Merkel steht erneut die umstrittene Extremismus-Doktrin zur Debatte: Das Bild von einer demokratischen Mitte der Gesellschaft, die sich – als Lehre aus der Weimarer Republik – gegen Extremismus von rechts und links (sowie von Ausländer_innen) zu erwehren habe, dient als Instrument zur Kontrolle und Disziplinierung dessen, was als „Zivilgesellschaft“ gehandelt wird. Jüngster Höhepunkt dieses reaktionären Rollbacks ist die Debatte über die Extremismusklausel, der sich staatlich geförderte Projekte gegen Neonazis neuerdings zu unterwerfen haben: neben einem überflüssigen Zwangsbekenntnis zu Demokratie und Verfassung sollen sie zukünftig auch ihre Kooperationen mit antifaschistischen Initiativen bei Verdacht auf deren Staatskritik aufgeben.
Mit der Veranstaltung soll einführend die Begriffsgeschichte und die politische Konjunktur des Extremismusbegriffs vorgestellt werden. Desweiteren wird thematisiert, wie die rechte Regierung zusammen mit einem expansiven Inlandsgeheimdienst, konservativen Wissenschaftler_innen und diversen Medien eine kritische Debatte um Neonazismus, seine gesellschaftlichen Ursachen und antifaschistische Gegenwehr einschränkt und antifaschistische und gesellschaftskritische Initiativen aus Bündnissen und Diskussionen herausdrängt. Dabei sollen unter anderem folgende Fragen diskutiert werden: Was sind mögliche emanzipatorische Reaktionen auf diese Entwicklungen? Welche Konsequenzen hat die Extremismusdebatte auf einen unabhängigen, autonomen Antifaschismus? Was sind Potential und Probleme der Praxis „Staatsantifa“? Wie ist deren Entwicklung in der Berliner Republik unter ideologiekritischen Aspekten zu beurteilen?

Fritz Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen / Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Als freier Journalist war er selbst als „Linksextremist“ von rechtswidriger Überwachung und Diskriminierung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz betroffen. Er ist Autor und Herausgeber des Buches Stadt – Land – Rechts. Brauner Alltag in der deutschen Provinz, Berlin 2010.

Die Initiative gegen jeden Extremismusbegriff aus Leipzig engagiert sich seit jeden bzgl der Kritik der Extremismusdebatte. Mehr Informationen unter: inex.blogsport.de

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe in Bremen.

Atomausstieg bleibt Handarbeit!

Do. 20.10.2011 von 16-18:00 Uhr, Universität Bremen, Universitätsstrasse, Gebäude GW 2 (unter den GW2 Treppen)

Nachdem die Bundesregierung offiziell den Ausstieg aus der Atomkraft propagiert, scheint Widerstand nicht mehr nötig zu sein. Warum Proteste gegen Atomkraft und Transporte dennoch oder gerade deshalb immer noch wichtig sind, soll mit filmischen Impressionen und kurzen einführenden Beiträgen in dieser Veranstaltung diskutiert werden. Damit wollen wir einen Anlass bieten, aktuelle Strategien und Praxen emanzipatorischer Politik im Spannungsfeld von Energie- und Standortpolitik insbesondere vor dem Hintergrund der Geschichte und Entschlossenheit des Widerstandes gegen Atommülltransporte nach Gorleben zu reflektieren.

Veranstaltet in Kooperation mit Klimaplenum Bremen, Gruppe LiSA (Liste der StudiengangsAktiven) und „noch eine autonome Gruppe“.

My Angry Strings – queerfeministischer Abend

19:30 Uhr, Samstag, 26.11.2011, Spedition, Belle Etage – Im Güterbahnhof, Beim Handelsmuseum, 28195 Bremen, Eintritt frei

„My angry strings“ – Vortrag über Frauen in den Ursprüngen der Rockmusik 1920-1960

Musik und Musikbewegungen werden gerne als subkulturell und irrelevant für politische Veränderungen abgetan. Dabei wird übersehen, daß gerade Musik eine wichtige Ausdrucksform für soziale Bewegungen und diskriminierte Bevölkerungsgruppen ist, und daß die Erfahrung eines sozialen Ausschlusses auch oft parallel zu einem kulturellen Ausschluss verläuft. An den Rollen, die Menschen innerhalb von kulturellen Zusammenhängen einnehmen, werden so gesellschaftliche Hierarchien und Prozesse sichtbar.

Immer wieder kam und kommt es in den Medien zu sensationalisierten Verkündungen über Frauen die Rockmusik spielen. Denn Rockmusik wird immer noch zumeist mit übertrieben männlichem Verhalten und einem männlich dominierten Kulturbereich assoziiert, in dem Frauen sich vor allem als Fans beweisen können. Frauen waren aber in der Rockmusik von Anfang an als Musikerinnen dabei und haben sie mit erfunden. Die Queen’s des Rock’n Roll wurden jedoch aus der Geschichte erst verbannt und dann vergessen, unter anderem auch deswegen, weil viele der Protagonistinnen nicht weiß waren.

Im Vortrag sollen anhand von Ton- und Videobeispielen Einblicke in die Geschichte der Frauen in der Rockmusik gegeben werden, um so einigen der Pionierinnen des Rocks wieder ein Gesicht zu verleihen.

Vortrag von Jenni Ramme, Dauer ca. 120 min, Sprache: deutsch

Jenni Ramme ist Gründerin des Labels „Emancypunx“, seit 1996 Veranstalterin des Anti-Homophobia Festivals „Noc Walpurgii“, Warschau, Fotografin und Kuratorin des Raw Cut Film Festivals, Warschau

Der Abend an sich:
19:00 Vokü – veganes Essen für alle
19:30 Vortrag „My angry strings“ – Jenni Ramme (Berlin / Warschau)
21:30 Konzert Ste Mc Cabe (UK): Queercore from Manchester
22:30 Party mit DJ Miniskirt (Olympia, WA): Female Indie Beat Attack, 60ties bis heute

Community Media Werkstatt. Selbstorganisierte und nichtkommerzielle Alternativ- und Bürgermedien (Tagung in Hamburg)

Selbstorganisierte und nichtkommerzielle Alternativ- und Bürgermedien in Norddeutschland stehen im Fokus der »Community Media Werkstatt« vom 11. bis 13. November 2011 in Hamburg. MacherInnen aus Freien Radios, Offenen Kanälen, von Zeitungsprojekten, Blogs etc. sind eingeladen, zusammen zu diskutieren und voneinander zu lernen.
In Norddeutschland gibt es wenig Freiräume für Medien von unten. Warum das so ist und was sich dagegen unternehmen lässt, wird Fokus der Werkstatt sein. Initiativen und interessierte Einzelpersonen sind dazu eingeladen, sich vorzustellen, über die aktuelle Situation und Visionen ins Gespräch zu kommen und in Arbeitsgruppen und Workshops praktische und nachhaltige Ansätze zu erarbeiten. Eingeladen werden auch ReferentInnen aus anderen Bundesländern, die über ihre Erfahrungen berichten.
Zum Auftakt am Freitag, 11. November wird es am Abend eine öffentliche Podiumsrunde geben. Am nächsten Tag ist nach Vorträgen und Präsentationen in Arbeitsgruppen Zeit, einzelne Themen intensiver zu diskutieren und Lösungsansätze zu erarbeiten. Am Sonntagvormittag
finden Workshops statt.

Programm und alles weitere auf: www.alternativmedien.de

Veranstalter: FSK Hamburg, Radio CORAX/CMFE, Rosa Luxemburg Stiftung Schleswig-Holstein und andere.

Warum sich gesellschaftliche Verhältnisse nicht dekonstruieren lassen, oder: Warum Feminismus und Marx zusammengehören.

Freitag 25. November 2011, 20.00 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit Tove Soiland

Seit Beginn der 1990er Jahre existiert die Vorstellung, dass der Veruneindeutigung und Pluralisierung geschlechtlicher Identitäten ein subversives Potential innewohnt. Lassen sich jedoch Geschlechterverhältnisse wie auch Kapitalismus einfach dekonstruieren? Produktionsverhältnisse und die dazugehörige Hervorbringung der Individuen lassen sich als normative Festschreibungen, wie es z. B. die queer theorie versucht, nicht begreifen.
Deshalb ist der Frage nach zu gehen welche Auswirkungen dies auf feministische Politik haben – und ob dies nicht genau zurück zu der Frage führen sollte, ob die Kritik der politischen Ökonomie nicht Gegenstand feministischer Theorie und Praxis wieder sein muss.

Tove Soiland, geboren 1962, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Zürich. Sie ist feministische Theoretikerin und lehrt an verschiedenen Universitäten. Sie ist u.a. Redakteurin von Widerspruch.

In Kooperation mit Basisgruppe Antifaschismus und Gruppe la.ok (latente agression & organisierte kritik)

Gewerkschaften und Grundeinkommen – Widerspruch oder Chance?

Montag, 14. November 2011 um 19:30 Uhr, DGB-Haus, Großer Saal, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen

mit Mathias Schweitzer, Vorsitzender des Verdi Ortsvereins Magdeburg
im Fachbereich 9 und Ronald Blaschke, Berlin, Netzwerk Grundeinkommen

In der Veranstaltung mit Mathias Schweitzer und Ronald Blaschke wird der scheinbare Widerspruch zwischen Gewerkschaften und Grundeinkommen aufgegriffen. Viele Gewerkschafter/innen stehen dem bedingungslosen Grundeinkommen skeptisch gegenüber und sehen in der Vollbeschäftigung die einzige Antwort auf die Krise der Erwerbsarbeitsgesellschaft. Darauf erwidern die Grundeinkommensbefürworter/innen, dass Lohnzurückhaltung und Arbeitszeitverkürzung bisher in keinem EU-Land Vollbeschäftigung gebracht hätten und kritisieren, dass sich der Wert der menschlichen Tätigkeit und sehr häufig der Wert eines Menschen daran bemisst, ob die Arbeit gegen ein Einkommen ausgeführt wird.

Die Referenten wollen zeigen, dass die sozial- und gesellschaftspolitischen Ziele von Gewerkschaften nicht im Widerspruch zu denen der Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens stehen. Vielmehr werden Synergieeffekte erwartet, denn mit der Erweiterung des Arbeitsbegriffs und der stärkeren Verhandlungsmacht können abhängig Beschäftigte und ihre Interessensvertretungen Verbesserungen von Arbeitsbedingungen und Einkommen erreichen. Die Referenten werden auch auf Gemeinsamkeiten von Argumenten der Gewerkschaften und Grundeinkommensbefürworter/innen in der Hartz IV-Debatte eingehen.

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Von Adorno zu Mao. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung

Buchvorstellung mit Jens Benicke (Freiburg)

Samstag, 9. Juli 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Die antiautoritäre Bewegung brachte die Kritische Theorie in Deutschland zum ersten Mal praktisch zur Geltung. An Adorno, Horkheimer und Marcuse orientierte studentische Theoretiker_innen gewannen im „Sozialistischen Deutschen Studentenbund“ (SDS) kurzzeitig die Hegemonie und drängten die Traditionslinken zurück. Aber schon auf dem Höhepunkt der Protestbewegung von 1968 ff. entstanden neoleninistische Strömungen, die die Kritische Theorie als „kleinbürgerlich“ zurückwiesen. Damit einher ging die Abwehr und Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit, obwohl es doch gerade Mitglieder des SDS waren, die in den fünfziger und frühen sechziger Jahren das Schweigen der postnazistischen Gesellschaft gebrochen hatten. Diese schlechte Aufhebung der anitautoritären Bewegung und Entstehung der maoistischen K-Gruppen bedeuteten die endgültige Abkehr eines großen Teils der Protestbewegung von der Kritischen Theorie.

Jens Benicke ist Politikwissenschaftler und lebt in Freiburg/Breisgau. Er ist Verfasser von Von Adorno zu Mao. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung (2010).
Rezension des Buches in der Wiener Zeitschrift grundrisse.
Rezension des Buches im Onlineportal HSozKult.

Die Veranstaltung wird organisiert in der Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“ von associazione delle talpe und Rosa Luxemburg Initiative.

„Reclaiming the F-Word“. Die Fat-Acceptance-Bewegung im Kampf gegen Gewichtsdiskriminierung

Donnerstag 16. Juni 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Friedrich Schorb (Bremen)
Übergewicht und Adipositas gelten als gravierende Gesundheitsprobleme.
Seit Ende der 1990er Jahre ist im Zusammenhang mit Übergewicht sogar von einer Epidemie die Rede. Die Behauptung, Fettleibigkeit sei eine Krankheit und die Dicken verantwortlich für die Kostensteigerung im Gesundheitswesen, bleibt nicht unwidersprochen. In den USA regt sich schon seit Ende der 1960er Jahre Widerstand gegen die alltägliche Diskriminierung Dicker ebenso wie gegen die normativen Zuschreibungen der Medizin.
Vierzig Jahre später haben sich die Pioniere der Fat-Acceptance-Bewegung professionalisiert. Sie treten als moderne Lobbygruppe auf und werben für die Akzeptanz gegenüber abweichenden Körpern ebenso wie für staatliche Anti-Diskriminierungs-Gesetze. Neben den offiziellen Organisationen gibt es in den USA mittlerweile eine ausgeprägte fette Subkultur, die langsam auch auf andere europäische Länder überschwappt.
Vor diesem Hintergrund möchte ich diskutieren, welches emanzipatorische Potential Fat-Acceptance hat: Handelt es sich um eine Ein-Punkt-Bewegung oder gibt es Anschlusspunkte an andere Kämpfe von Gruppen, die sich gegen gesellschaftliche Normierungen zur Wehr setzen (Krüppelbewegung etc.)?
Wie gehen die Fat-Acceptance-Aktivisten mit dem Widerspruch um, sich einerseits gegen Normierungen und Naturalisierungen einzusetzen, andererseits aber den Standpunkt zu vertreten, dick werde man durch seine Gene und nicht durch sein Verhalten?
Wie können aus der Konkurrenz um Aufmerksamkeit zwischen benachteiligten Gruppen Gemeinsamkeiten entstehen?

Der Referent Friedrich Schorb promoviert zur Problemkarriere des Übergewichts. Er hat zu dem Thema zahlreiche Beiträge veröffentlicht: u.a. 2008 den Sammelband „Kreuzzug gegen Fette“, 2009 die Monographie „Dick, Doof und Arm?“ und den Text Fat-Acceptance in den USA. Eine Einführung in arranca H. 43. Friedrich Schorb arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Public Health an der Universität Bremen.

Von Staats wegen. Konferenz zu Debatten materialistischer Staatskritik

Samstag, 11. Juni 2011, KIOTO im Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen

Materialistische Staatskritik hat sich in den letzten Jahren einer bescheidenen Renaissance erfreut. So sind einige Klassiker wie die Werke von Eugen Paschukanis und Nicos Poulantzas erneut verlegt und Sammelbände zu staatstheoretischen Überlegungen von weiteren wichtigen Theoretikern wie Karl Marx und Antonio Gramsci veröffentlicht worden. Anknüpfend an die Diskussionen um diese materialistischen Theorien des Staates wird sich die Konferenz unter anderem mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Wie lässt sich das Verhältnis von Staat und weiteren gesellschaftlich relevanten Kategorien wie Geschlecht, Nation und Globalisierung begreifen? Wie vollzieht sich die staatliche Regulation von Migration und Krise? Welche Konsequenzen ergeben sich aus staatstheoretischen Überlegungen für eine emanzipatorische linke Praxis? Was sind die jeweiligen Möglichkeiten, aber auch Grenzen beispielsweise von Kämpfen um Rechte?
Die einzelnen Veranstaltungen werden in theoretische Diskussionen einführen und ihre zentralen Begriffe und Thesen vorstellen, aber auch historische und aktuelle Entwicklungen skizzieren. Die Konferenz möchte zu Diskussionen über die aktuellen Bedingungen einer Emanzipation von Zwangsverhältnissen, zu denen sich auch der Staat rechnen lässt, einladen. Denn soziale Bewegungen und Kämpfe sind in ihrer Praxis immer mit dem Staat konfrontiert, sei es dass sie Rechte einfordern oder sich autonom in „Distanz zum Staat“ (Nicos Poulantzas) organisieren, wie beispielsweise Besetzungsbewegungen oder unkontrollierte Migration. Doch da Unzufriedenheit und Wut alleine die Verhältnisse noch nie zum besseren verändert haben, bedarf es einer kritischen Analyse. Debatte und die „Arbeit des Begriffs“ im Sinne von Johannes Agnoli sind daher wichtige Voraussetzungen für eine emanzipatorische Transformation der gesellschaftlichen Verhältnisse. Hoffnungen auf Patentrezepte und Lösungsangebote werden bei der Konferenz allerdings enttäuscht werden, denn die Intention der einzelnen Veranstaltungen ist vielmehr das Aufzeigen von Problemen und ihrer kritischen Erörterung. Es geht erst einmal um die gemeinsame Aneignung und Diskussion kritischen Wissens. Die Waffen der Kritik sollen also für aktuelle wie kommende gesellschaftliche Auseinandersetzungen geschärft werden …

Programm RLI_Staatskritik_Kongress als PDF

9.30 – 10.00 Konferenzbegrüßung

10.00 – 11.30
Oliver Barth (Bremen): Staat und Nation – Einführung in materialistische Verhältnisbestimmungen

Der moderne Nationenbegriff existiert erst seit der französischen Revolution, der Nationalismusbegriff war vor dieser unbekannt. Beide Begriffe verbreiteten sich mit Napoleon über Europa, mit dem Kolonialsystem über die ganze Welt und bildeten die Voraussetzung des zwanzigsten Jahrhunderts als „Jahrhundert der Extreme“ (Eric Hobsbawm). Anfangs noch als Ausdruck einer Wahlgemeinschaft mit republikanisch-aufklärerischen Forderungen verwendet, wandelten sich die Begriffe Nation und Nationalismus rasch zur Rede von der Blutsgemeinschaft. Von den in ihren Namen geführten Kriegen und Ausschlüssen ist zweifellos noch heute „das Schicksal aller abhängig“, wie dies der Anarchist Rudolf Rocker nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ausdrückte. Undenkbar ist jedoch die Gliederung der Welt in Nationalstaaten ohne die Geschichte des Kapitalismus – ein Zusammenhang, den schon Karl Marx erkannte, ihn aber nicht mehr ausformulierte. Seither existieren unterschiedliche materialistische Bestimmungs-versuche des Verhältnisses Staat – Nation, die von der Kritischen Theorie, Staatsableitungsdebatte und Zivilgesellschaftstheorien bis hin zu Historikern wie Benedict Anderson und Eric Hobsbawn reichen.
Die Veranstaltung soll in diesen Zusammenhang einführen und Fragen aufgewerfen wie: Was eint den republikanischen und den völkischen Nationalismus, was unterscheidet sie? Sind nationale Mentalitäten kontinuierlich oder sind sie durch Wertverwertung in ständiger Umwälzung? Welche Auswirkungen haben Trends zu Einwanderungsgesellschaften und zur Internationalisierung von Staatlichkeit?

Oliver Barth promoviert an der Leibniz Universität Hannover und veröffentlicht unter anderem in jungle world und Phase2.

12.00 – 13.30
Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main): Staat und Krise. Eine Einführung zu Keynes, Keynesianismus und marxistischer Keyneskritik

Krisen im Kapitalismus haben immer wieder Debatten um Krisenlösungsstrategien ausgelöst. Durch die aktuelle globale Krise erlebt gerade ein Theoretiker seine Renaissance, welcher sich infolge der Weltwirtschaftkrise Ende der 1920er als Ökonom einen Namen gemacht hatte: John Maynard Keynes. Obwohl Keynes seinerzeit die kapitalistischen Verhältnisse gegen den Sozialismus verteidigen wollte, galt und gilt er trotzdem vor allem in sozialdemokratischen Kreisen als Referenz für einen reformistischen Antikapitalismus. Besonders seine Vorstellung von Krisenlösung und Krisenvermeidung durch staatliche Regulation und Investition inspirierte linke Bemühungen um eine Harmonisierung kapitalistischer Widersprüche und daraus folgender Krisen. Die Überlegungen von Keynes und seinen Anhänger_innen provozierten aber auch massive Kritik: An der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie orientierte Einwände richteten sich einerseits gegen theoretische Defizite bei Keynes, andererseits gegen die politischen Konsequenzen seiner Überlegungen, etwa die Notwendigkeit eines starken und autoritären Staates sowie eines bürokratischen und technokratischen Politikstils. Zu kritisieren ist zum Beispiel die Vorstellung, dass der Kapitalismus generell krisenfrei funktionieren könne, aber auch die Keynessche Reduzierung der „Kapitalisten“ auf die „Rentiers“ und seine Hoffnung auf einen Kapitalismus ohne Zinsen und den „sanften Tod des Rentiers“.
Die Veranstaltung soll in die zentralen Thesen des Werkes von Keynes und des Keynesianismus einführen sowie eine Kritik an Keynes und Keynesianismus aus marxistischer Perspektive skizzieren.

Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main) ist Soziologin, Mitglied der Marx-Gesellschaft und unter anderem Autorin des Buches „Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie“, Freiburg 2000.

14.00 – 15.00 Mittagspause

15.00 – 16.30
Anita Fischer (Frankfurt am Main): Staat und Geschlecht. Eine Einführung in die zentralen Debatten
einer feministisch-gesellschaftstheoretischen Staatstheorie

Zentrale Widerspruchs- und Konfliktachse des staatskritischen „Malestreams“ ist die Reduktion des Staates auf den Schutz der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse und die Garantie allgemeiner Rechte. In dieser Verfasstheit wird der bürgerlich kapitalistische Nationalstaat als geschlechtsloser bzw. geschlechtsneutraler konzipiert. Die Interventionen von geschlechtertheoretischen bzw. feministischen Staatstheortiker_innen zielen zunächst darauf, das Geschlecht des Staates offenzulegen und die bestehenden Konzepte einer kritischen Revison zu unterwerfen. Dies hat spezifische empirische und theoretische Konsequenzen für eine geschlechtertheoretische Konzeptualisierung des Staates. Die Veranstaltung möchte daher in die verschiedenen marxistischen und feministischen Interpretationen des Zusammenhangs von Staat und Geschlechterverhältnissen einführen. Dabei sollen zentrale theoretische Überlegungen, wie beispielsweise zur Bedeutung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung oder der Trennung von öffentlicher und privater Sphäre diskutiert werden. Darüber hinaus gilt es die Potentiale und Grenzen einer Einforderung von Rechten wie Recht auf Scheidung, selbstbestimmte Reproduktion und Schutz vor Diskriminierung für die Konstitution des Staates zu erörtern.

Anita Fischer (Frankfurt am Main) promoviert im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt.

17.00 – 18.30
Bernd Kasparek (München): Staat und Migration

Migration ist kein neues Phänomen, doch insbesondere die kapitalistische Globalisierung hat zu einer quantitativen und qualitativen Veränderung von Migration geführt. Migrationsbewegungen fordern die europäischen Nationalstaaten in vielfacher Weise heraus, Konfrontationen finden in vielen Arenen statt: Staatsbürger_innenschaft, Integrationsimperative, die Praxis des border crossings; allgemein Fragen gesellschaftlicher Inklusion und Exklusion. In Kombination mit der Herausbildung einer neuen Staatlichkeit in Europa ergeben sich so Prozesse, deren Ergebnisse noch offen sind.
Mit der Veranstaltung sollen die Herausbildung von neuen Akteur_innen und Institutionen der Migrationskontrolle in Europa sowie sich verschiebende Diskurse und Praktiken vorgestellt werden. Desweiteren werden die daraus resultierenden Probleme für antirassistische Praktiken erörtert und ihre Perspektiven im Kontext einer sich wandelnden europäischen Souveränität diskutiert. Ändern sich lediglich die Institutionen der Migrationskontrolle, oder auch deren Funktionsweise? Wie lassen sich in diesem Zusammenhang institutionelle Verselbständigungstendenzen wie Frontex bewerten? Welche Auswirkungen ergeben sich für das Staatsbürger_innenrecht?

Bernd Kasparek ist Mitglied der Karawane München und aktiv im Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung sowie Mitherausgeber von „Grenzregime – Diskurse, Praktiken, Institutionen in Europa„, Berlin 2010.

19.00 – 20.30
John Kannankulam (Marburg/Frankfurt am Main): Staat und Globalisierung aus materialistischer Perspektive

Die Debatte darum, ob als Folge der sogenannten “Globalisierung” der Nationalstaat verschwindet hat angesichts staatlicher Rettungsprogramme etc. im Zuge der Finanzkrise einigermaßen an Schwung und Relevanz verloren. Trotzdem sind die mit den Debatten um die Entstehung eines globalen “Empire” (Hardt/Negri) oder eines “Western Conglomerate of States” (Shaw) verbundenen Probleme nicht erledigt. Denn kaum eine_r würde bestreiten, dass sich seit der Krise des Fordimus in den 1970er Jahren die Nationalstaaten merklich gewandelt, sowie Inter- und Transnationalisierungsprozesse einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren haben.
Angesichts dieser Problemstellung will der Beitrag versuchen, einen knappen Überblick über die verschiedenen vorhandenen kritisch-materialistischen Positionen geben (mit Rekurs beispielsweise auf den sogenannten “Neo-Gramscianismus”, “Neo-Poulantzasianismus” und Hardt/Negri) und dabei deren Vorteile und kritisierbare Aspekte herausarbeiten. Davon ausgehend soll gezeigt werden, wie sich multiskalare und transnationale Kräfteverhältnisse im europäischen Kontext aus der Perspektive des “Staatsprojekt Europa” (www.staatsprojekt-europa.eu) empirisch operationalisieren lassen.

John Kannankulam ist Juniorprofessor für Politische Ökonomie und Europäische Integration an der Universität Marburg und neben Sonja Buckel und Jens Wissel Projektleiter des DFG-Projektes am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main mit dem Kurztitel “Staatsprojekt” Europa, das sich mit der Europäisierung der Migrationskontrollpolitiken in Europa befasst. Veröffentlichungen unter anderem: Autoritärer Etatismus im Neoliberalismus. Hamburg: VSA 2008; „Staat, Nation und Hegemonie“ (gem. mit Robin Mohan), in: Projektgruppe Nationalismuskritik (Hg.): Irrsinn der Normalität, Aspekte der Reartikulation des deutschen Nationalismus. Münster: Westfälisches Dampfboot 2009.

Die Konferenz wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe und mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg.
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Für auswärtige Konferenzteilnehmer_innen wird versucht, Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren. Anmeldung von Übernachtungswünschen bitte an talpe(ätt)gmx.net.

Chiapas 2010- »Autonomie ist unser Widerstand« Bericht über die Europäische Solidaritätsbrigade im zapatistischen Aufstandsgebiet

Vortrag und Diskussion

Mittwoch, 18. Mai 2011 | Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen | 20.00Uhr

Im Juli 2010 reiste eine Solidaritätsbrigade europäischer Kollektive nach Chiapas, Mexiko,um die fünf rebellischen Zonen der zapatistischen Befreiungsbewegung zu besuchen. Seit Mitte des Jahres 2009 häufen sich die Meldungen der zapatistischen Räte der Guten Regierung und verschiedener Menschenrechtsorganisationen über die Repression seitens des mexikanischen Staates, die Vertreibungen ganzer Gemeinden, die Militärpräsenz, das Einsetzen paramilitärischer Gruppen, körperliche Übergriffe bis hin zu Morden, Drohungen oder die Durchsetzung von Regierungsprogrammen zur Spaltung der indigenen Gemeinden umfasst.Die Strategien der Aufstandsbekämpfung gegen die autonomen Strukturen sind vielfältig. Ein Ziel der Brigade bestand daher in der Dokumentation der aktuellen Menschenrechtsverletzungen, die sich nicht nur auf zapatistischem Gebiet zutragen.
»Der kontinuierliche Aufbau unserer Autonomie ist unsere Widerstandsstrategie gegen die Repression seitens des mexikanischen Staates«, so der Rat der Guten Regierung in Oventik auf die Frage,wie sich die Zapatistas gegenüber den Provokationen verhalten.Angesichts des enormen ökonomischen und politischen Druckes, dem die rebellischen autonomen Gemeinden alltäglich ausgesetzt sind, haben sie in den 16 Jahren ihres Aufstandes eine erstaunliche Infrastruktur aufgebaut. Wie sich die Brigade überzeugen konnte, existieren in jedem der fünf Caracoles autonome Bildungs-, Gesundheits-, Justiz- sowie agrarökologische Strukturen, die auch von zahlreichen nicht-zapatistischen Personen konsultiert werden.
Ein beeindruckendes Beispiel ist die Frauenklinik für reproduktive und sexuelle Gesundheit in La Garrucha,die teilweise über moderne Technik verfügt und sich zugleich traditioneller indigener Heilmethoden bedient. Die Klinik stellt eine Referenz zu den Forderungen nach Anerkennung und Respekt dar, die die zapatistischen Frauen 1993 im revolutionären Frauengesetz formuliert hatten. Dank der Arbeit der Gesundheitspromotorinnen konnte die Mütter-und Kindersterblichkeitsrate in der Region enorm gesenkt werden.
Neben der Dokumentation der jüngsten jüngsten Fortschritte in dem indigen geprägten Aufstandsgebiet bestand ein weiteres Ziel der Brigade in der Vermittlung einer horizontalen Solidarität aus Europa und im Austausch über gemeinsame Widerstandsstrategien.
Zum Austausch, Verlauf und den Ergebnissen der Rundreise hält die Gruppe B.A.S.T.A., die auf der Brigade vertreten war, einen reich bebilderten Vortrag.
Zentrale Themen des Vortrags sind die aktuelle Situation der Zapatistas in Südmexiko, die Schwierigkeiten mit denen die indigene Bewegung konfrontiert ist, Fortschritte, die die Bewegung erreichen konnte und die Perspektiven, die sich abzeichnen.

Anschießend ist Raum für eine offene Diskussion.

Die Referent_innen:
Miriam Trzeciak, geb. 1982, hat Politikwissenschaft, Soziologie und Spanische Philologie studiert. Ihre Themenschwerpunkte sind: Queer und Gender Studies, Soziale Bewegungen in Lateinamerika und qualitative Forschungsmethoden. Sie hat im Rahmen ihrer Magisterarbeit eine qualitative Erhebung über die Situation von Maquiladora-Arbeiterinnen an der mexikanischen Nordgrenze verfasst.
Nach ihrem Studium hat sie ein Jahr bei der südmexikanischen Frauenorganisation CIAM A.C. mit Sitz in San Cristobal de las Casas/Mexiko ein Arbeitspraktikum realisiert.
Miriam Trzeciak war mehrere Male als Menschenrechtsbeobachterin in den zivilen Friedenscamps in Chiapas tätig und ist ehrenamtlich bei der Gruppe B.A.S.T.A. und dem Verein Carea e.V. aktiv.
Luz Kerkeling, geb 1972, Soziologe, arbeitet als freier Journalist, Lehrbeauftragter, Filmemacher und in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitarbeiter der Gruppe B.A.S.T.A. und des alternativen Forschungs- und Bildungsvereins Zwischenzeit e.V. Zur Zeit promoviert er zum Thema Umweltzerstörung, Marginalisierung und indigener Widerstand in Südmexiko.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen.

Remembering means fighting!

Freitag, 15.April 2010 um 20 Uhr, Infoladen, St. Pauli Str. 10-12, 28203 Bremen
Antiziganismus, Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, in Gestalt von Übergriffen, Pogromen und verbalen Diffamierungen sind nicht nur seit den 90er Jahren zunehmend in Deutschland virulent, sie werden zunehmend europaweit gemeinschaftlich praktiziert. Die rechtsradikalen Bewegungen in Europa vertreten den „Rassen- bzw. Kulturkrieg“ und vernetzen sich dabei zunehmend in ihrem gemeinschaftlichen Projekt. Grenzüberschreitende Kooperationen unter dem Banner des so genannten Ethnopluralismus – für „ein Europa der Vaterländer“ (NPD) – sorgen für erstarkende Neonazistrukturen bei Kameradschaften und Parteien. Auch der Versuche im Europa-Parlament eine Fraktion der rechten Parteienlandschaften zu gründen, zeugt von dem Trend der Vernetzung und Zusammenarbeit rechtsradikaler Kräfte – von der Front National (Frankreich) über die Fiamma Tricolore (Italien) bis zur Partidul Romania Mare (Rumänien).
Rechte Musiknetzwerke, von „Blood and Honour“ bis zu der legalen Ersatzstruktur „Honour and Pride” und den weltweit agierenden „Hammerskin Nation“ im Hintergrund, organisieren europaweit Rechtsrock-Konzerte, die vor allem der Politisierung und Mobilisierung für den „weißen Widerstand“ dienen. Konzerte, zum Beispiel in den Grenzregionen Deutschland/ Tschechien/ Polen oder Belgien/ Frankreich, bieten Räume für die Vernetzung des militanten Neonazismus. Ebenso existiert das nazistische Politik-Konzept der „Autonomen Nationalisten“ mittlerweile als globales Phänomen. Auch im Rahmen europaweiter Events, wie dem alljährlichen „Fest der Völker“ (Thüringen), dem Gedenkaufmarsch in Dresden am 13. Februar oder beim „Day of Honour“ in Budapest, versammelt sich eine erstarkende europaweite Naziszene.
Dieser Entwicklung sieht die antifaschistische Linke als Anlass sich auszutauschen, zu vernetzen – lokal, regional und über alle Grenzen hinweg. Eine starke, handlungsfähige Antifa-Bewegung hat zu diesem Zweck neue Strukturen entwickelt und sich gemeinsam dieser Bewegung entgegen gestellt.
Über diese Entwicklung werden am 15.4. zwei Referent_innen der Antifa-Northeast aus dem Netzwerk „Siempre Antifaschista“ (Berlin) referieren und mit uns Notwendigkeit, Entwicklung und Zukunftsperspektiven europaweiter antifaschistischer Strukturen diskutieren.

Veranstalter_innen: Rosa Luxemburg Initiative (Reihe „Antifaschistische Perspektiven der Erinnerung“) und Antifaschistische Komitee Bremen

In der Reihe „Keinen Meter“

Welches Geschlecht hat ein Hase? – Die Geschlechterfrage in der Linken.

Ein Workshop zur Reflexion und Dekonstruktion der eigenen geschlechtlichen Orientierung.

Männliches Mackerverhalten und weibliches Opferverhalten sind nur zwei extrem stereotype Pole der Geschlechterreproduktionen, auch in der Linken, die gerne vorgaukelt, kein Problem mit Geschlechterhierarchien zu haben. In diesem zweitägigen Seminar wird mit Hilfe verschiedener Methoden und Herangehensweisen die eigene geschlechtliche Orientierung in den Mittelpunkt gerückt. In diesem Workshop geht es um die Frage, welche Rolle das eigenen Geschlecht, bzw. die eigene sexuelle Orientierung bei der politischen Selbstverortung, bei Analysen & Diskussionen, sowie bei politischen Aktionen, in der Ausbildung/ im Studium/ im Beruf/ in der Erwerbslosigkeit und im Privaten spielt. Dabei bilden aktuelle Geschlechtertheorien die Folie der Auseinandersetzungen in dem Seminar. Wir wollen zur Dekonstruktion von Geschlecht beitragen, d.h. zur Infragestellung eines essentialistisch begründeten Geschlechterdualismus, der sich auch in der Linken wiederfindet. Ziel des Seminars ist es außerdem, die eigene geschlechtliche Orientierung zu fokussieren und die Grenzen und Möglichkeiten von Geschlecht mit Kritik und Lust an Auseinandersetzungen auszuloten.

Dieses Seminar richtet sich an alle Männer, Frauen, Transpersonen und andere Geschlechter, die Lust haben, sich mit ihrer eigenen geschlechtlichen Orientierung (nicht nur) im politischen oder arbeitsweltlichen Kontext auseinander zu setzen. Einsteiger_innen sind dabei sehr willkommen.

Referent_innen: Alex Sott, Ines Pohlkamp, Bremen
Ort: Bremen-Mitte.
Datum: 22./23. Juli 2011, Freitag von 17-21 Uhr und Samstag von 11-18 Uhr.
Teilnahmegebühr: Teilnahmegebühr 10 € – 15 € (nach Selbsteinschätzung); zu entrichten im Zuge der Anmeldung, spätestens jedoch 10 Tage vor Workshop-Beginn. Anmeldungen bitte an huettner@rosalux.de.. Der Workshop ist voll.
Maximale Teilnehmer_innenzahl: 16.

Infos zu den Referent_innen:
Alex Sott arbeitet als Jugendbildungsreferent im Bremer Lidice Haus und berät von Gewalt betroffene Jungen im Bremer Jungenbüro. Er beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit den Themen Männlichkeit und Geschlecht. Im Rahmen des DGB-Netzwerkes Gender qualifiziert er angehende Teamer_innen für Gender.

Ines Pohlkamp ist seit über 12 Jahren in der feministischen politischen Bildung tätig. Seit vielen Jahren berät und qualifiziert sie Personen aus sozialen Berufen für die Querschnittsaufgabe Gender in der Heimvolkshochschule Alte Molkerei Frille. Derzeit ist sie Stipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung und schreibt eine Dissertation zu transphober Gewalt. Beide Referent_innen leben in Bremen.

Nachholtermin. In der Veranstaltungsreihe Queer-feministische Debatten, Reflexionen und Interventionen der RLI – in Kooperation mit dem Kurzschluss e.V..

RLI_Reihe Queer Flyer als PDF

Was brennt im Wald von Chimki? Soziale Bewegungen in Russland zwischen Repression und Widerstand.

Informationsreise mit der Autorin Ute Weinmann aus Moskau:

Freitag 12.11.2010, 20.00 Uhr, Kulturzentrum Paradox, Bernhardstr. 12, Bremen

Im Sommer dieses Jahres ist der brennende Konflikt wegen der Abholzung des Waldes in der Nähe der Moskauer Nachbarstadt Chimki eskaliert. Seit Jahren kämpfen Bewohner_innen der Stadt und Aktivist_innen aus Moskau gegen den Bau einer Mautautobahn. Die Baufirma setzt Neonazischläger gegen Ökoaktivist_innen ein. Wegen einer gut organisierten Aktion gegen die mitverantwortliche Stadtverwaltung von Chimki, die ein bisschen Militanz durch das Schleudern von Farbbeuteln und Knallkörpern gegen das Vewaltungsgebäude mit sich brachte, verschärfte sich der Konflikt. An den folgenden Tagen wurden zwei bekannte Sprecher aus der Szene – Alexey Gaskarov und Maxim Solopov – verhaftet, sind zwar seit kurzem aus U-Haft entlassen aber ihnen steht ein Prozess mit der Androhung mehrerer Jahre Gefängnis bevor.

Chimki ist nur ein aktuelles Beispiel für soziale Bewegungen in Russland.
In vielen Städten gründeten sich Stadtteilinitiativen und protestieren gegen die miserable Wohnungssituation, gegen die Beschlagnahme von gemeinnützig genützten Flächen für die Gewinne von Bauspekulanten, gegen die Vertreibung von Leuten für den Bau von Konsummeilen und Luxuswohnungen. Meist stehen dabei mutige Frauen an der der Spitze der Proteste, die bisher über keine politsche Erfahrung verfügen.
In einer Reihe von größeren Städten gab es Massenproteste, so z.B. in Kaliningrad, wo im Januar 10000nde demonstrierten und den Rücktritt des Gouverneurs und Putins forderten. Im August 2010 wurde dann auch ein neuer Gouverneur ernannt. In Petersburg organisieren sich Bürger_innen gegen den Bau eines Wolkenkratzers von Gazprom, weil der das Stadtbild verschandeln und die klassische Silouette der Stadt zerstören würde. In den Großfabriken bilden sich teilweise unabhängige Gewerkschaften und beginnen selbstorganisierte Streiks.
Was sind Inhalte der Bewegungen, wer organisiert sich da überhaupt? Welche Konflikte und Probleme gibt es?

weitere Termine:
Do, 11.11.2010, 20.00 Uhr, Pavillon, Lister Meile 4, Hannover
Sa, 13.11.2010, 19.00 Uhr, Alhambra, Hermannstraße 83, Oldenburg

Ute Weinmann ist gemeinsam mit Ulrich Heyden Autorin von: „Opposition gegen das System Putin. Herrschaft und Widerstand im modernen Russland“, Zürich: Rotpunktverlag 2009

http://khimkibattle.org und http://www.solianka.org/

Solianka Bremen in Kooperation mit der AG Russland im Jugendbildungswerk der RLS, der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und dem Rosa-Luxemburg-Club Hannover

Castor-Filmabend

Mittwoch, 13.10.2010 um 18.00 Uhr im GW3 (an der Universität Bremen)

Die zahlreichen filmischen Impressionen verschiedener Videogruppen (Eisbär Kooperative, Cine Rebelde, graswurtzel.tv, u.a.) vom letzten Castortransport nach Gorleben sollen Anlaß bieten, aktuelle Strategien und Praxen emanzipatorischer Politik im Spannungsfeld von Energie- und
Standortpolitik zu diskutieren und zu reflektieren.

In Kooperation mit Bremer Klimaplenum und Bremer AntiAtomForum.

Nicht mit uns! – Film-Veranstaltung zum Widerstand gegen Atomtransporte

Montag, 11. Oktober 2010, 19.00 Uhr, Kurzschluss, Lahnstr., 28199 Bremen

Der Film „Nicht mit uns!“ gedreht von der Videogruppe der BI Lüchow-Dannenberg dokumentiert am Beispiel der Castor-Transporte 2004 und 2005 die Vielfältigkeit und Entschlossenheit des Widerstandes gegen Atommülltransporte nach Gorleben. Die Filmemacher_innen heben dabei insbesondere die starke regionale Verankerung der Proteste hervor und ihre politische Stärke, unterschiedliche Widerstandskulturen nicht auszuschließen, sondern zu verbinden. Damit beschreibt der Film exemplarisch, wie es sozialen Bewegungen gelingen kann, nicht nur ereignisorientiert interventionsfähig zu werden, sondern auch langfristige Politisierungsrahmen zu schaffen.

In Kooperation mit Bremer Klimaplenum und Bremer AntiAtomForum.

Was brennt im Wald von Chimki? Soziale Bewegungen in Russland. Teil 1

Einführung und Hintergründe anlässlich der Repression gegen Alexey Gaskarov und Maxim Solopov
mit einem Aktivisten aus Russland

Do., 28.10.2010, 19.30 Uhr, Kulturzentrum Paradox, Bernhardstr. 12; 28203 Bremen

Im Sommer dieses Jahres ist der brennende Konflikt wegen der Abholzung des Waldes in der Nähe der Moskauer Nachbarstadt Chimki eskaliert. Seit Jahren kämpfen Bewohner_innen der Stadt und Aktivist_innen aus Moskau gegen den Bau einer Mautautobahn. Die Baufirma setzt Neonazischläger gegen Ökoaktivist_innen ein…
Wir wollen uns im Herbst mit zwei Veranstaltungen mit der Situation sozialer Bewegungen in Russland grundlegender auseinandersetzen. Was sind Inhalte der Bewegungen, wer organisiert sich da überhaupt? Welche Konflikte und Probleme gibt es? Auftakt bildet dieser Vortrag mit Diskussion am 28. Oktober.
Die Hintergründe der Proteste gegen den Straßenbau im Wald von Chimki sollen nicht zuletzt deshalb in den Mittelpunkt gerückt werden, da sie ein aktuelles Beispiel darstellen, wie mit massiver Repression Widerstand zum Verstummen gebracht werden soll. Alexey Gaskarov und Maxim Solopov aus Moskau wurden am 29. Juli 2010 nach einer Spontandemonstration zur Erhaltung des Waldes in Chimki, die am Vorabend vor der lokalen Verwaltung stattgefunden hatte, festgenommen. Sie befinden sich in Untersuchungshaft. Beiden droht eine Haftstrafe von bis zu sieben Jahren. Die Aktivisten gehören zu den wenigen Sprechern sozialer Bewegungen in Russland, die in der Öffentlichkeit auftreten und Inhalte vertreten und propagieren.
http://khimkibattle.org und http://www.solianka.org/

Vorschau: Im November findet eine Veranstaltungsreise mit Ute Weinmann aus Moskau statt. Sie ist gemeinsam mit Ulrich Heyden Autorin von „Opposition gegen das System Putin. Herrschaft und Widerstand im modernen Russland“, Zürich: Rotpunktverlag 2009.
Am Freitag den 12.11.2010, 20 Uhr, wird sie im Kulturzentrum Paradox zur neueren Geschichte und den verschiedenen Praxisfeldern sozialer Bewegungen in Russland referieren.
Weitere Termine: Am 11.11.2010 in Hannover, 13.11.2010 in Oldenburg (in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen und dem Rosa Luxemburg Club Hannover)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Solianka Bremen und der AG Russland im Jugendbildungswerk der RLS.

Abschiebungen von Roma aus Westeuropa und Antiziganismus in Rumänien

– nicht nur aktuelle Debatten hier und dort
Eine Diskussionsveranstaltung mit Anda Nicolae Vladu (Oldenburg)

Donnerstag, 21.10.2010, 19.00 Uhr, Galerie FLUT, Hochschule für Künste, Speicher XI 8, Bremen

Vom 13. bis 22. Oktober präsentieren Student_innen der HfK Bremen und das Balkan Cinema Filmfest (www.balkancinema.wordpress.de) die Ausstellung NEW ID des rumänischen Fotografen Bogdan Mesesan. Die Öffnungszeiten sind Mi bis So, 15 bis 18 Uhr. Finissage ist am 22.10. um 18 Uhr – der Künstler ist anwesend.
Der Auslöser zu dieser Portraitfotoserie mit über die Köpfe gezogenen Feinstrümpfen war ein Aushang in den Zügen der französischen Bahn SNCF im Januar 2010: „Die Begegnungen mit Rumänen haben uns in den letzten Wochen Sorgen bereitet. Tatsächlich wurden zahlreiche Diebstähle von Gepäckstücken festgestellt. Wir bitten Sie daher Ihre Wachsamkeit zu erhöhen. Alle Fälle, Daten und Fakten in Bezug auf Rumänen sind dem PCNS mitzuteilen.“ Alle „Rumänen“ werden hier als Diebe stigmatisiert.
Die verbreitete Gleichsetzung von Rumän_innen mit Roma bedient weitere Ressentiments. Kaum überraschend bildet wiederum diese von außen erfahrene „Verwechslung“ ein spezielles Muster der Abwehr von Roma in Rumänien, ist ein Ausdruck des rumänischen Antiziganismus.
Antiziganismus, das bedeutet Sprache, Bilder und Gewalt gegen Roma, ist der Antrieb für Kriminalisierung und Abschiebungen, Hetze in den Medien und immer wieder Ausgrenzung und Nichtteilhabe an gesellschaftlichen Zugängen. Sei es in Frankreich, in Deutschland, aber auch in Rumänien.
Der Diskussionsabend dient als Anregung und Einladung über die Verstrickungen eines europaweiten Phänomens nachzudenken. Woher kommt der Hass gegen diese an den Rand gedrängte Gruppe? Inwiefern hat die Erfindung nationaler Identität in Rumänien einen speziellen Antiziganismus produziert? Anda Nicolae Vladu wird aktuelle Debatten zwischen Frankreich und Rumänien aufzeigen und ebenso auf geschichtliche Hintergründe eingehen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Roma Solidaritätsgruppe Bremen.

Film- und Informationsveranstaltung zum bevorstehenden Revisionsprozess im Fall Oury Jalloh

Brecht das Schweigen – für Wahrheit und Gerechtigkeit!

Mit N.N., Initiative in Gedenken an Oury Jalloh (Dessau-Berlin)

Mittwoch, 6. Oktober, 20:00 Uhr, Bonbonfabrik, Hardenbergstr. 50-54, 28201 Bremen

Am 7. Januar 2005 ist Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau bei lebendigem Leib verbrannt. Bis heute weiß die Öffentlichkeit nicht, was an diesem Tag in Zelle Nr. 5 tatsächlich geschehen ist. Während Verwandte, FreundInnen und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh von Mord sprechen, wurde im ersten Prozess gegen zwei Polizisten lediglich Anklage wegen „Körperverletzung mit Todesfolge“ bzw. „fahrlässiger Tötung“ erhoben. Der Prozess endete mit einem Freispruch. Das Lügengestrüpp der ZeugInnen war einfach zu dicht, zumindest für einen Richter, der weder willens noch in der Lage war, das Verfahren mit aller Entschiedenheit durchzuführen – was auch in seinen abschließenden Worten bei der Urteilsverkündung deutlich wurde: „All diese Beamten, die uns hier belogen haben, sind einzelne Beamte, die als Polizisten in diesem Land nichts zu suchen haben. (…) Ich habe keinen Bock, zu diesem Scheiß noch irgendwas zu sagen.“
Am 7. Januar kassierte der Bundesgerichtshof in einer spektakulären Entscheidung das Urteil des Dessauer Landgerichts. Der Fall wird nun vorm Landgericht Magdeburg neu aufgerollt – voraussichtlich ab dem 25. Oktober. Erneut wird die von der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft vertretene Behauptung auf dem Prüfstand stehen, wonach Oury Jalloh die feuerfeste Matratze selbst angezündet haben soll – und das, obwohl er an Händen und Füßen fixiert war. Oder es wird zu klären sein, weshalb der diensthabende Polizeibeamte mehrfach den Rauchmelder aus dem Zellentrakt ausgeschaltet hat. Hinzu kommen neue Widersprüche und Indizien, die erst jüngst bekannt geworden sind.
In der Veranstaltung werden Mitglieder der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh nicht nur vom bevorstehenden Prozess berichten, es soll auch um den ersten Prozess gehen – hierfür wird eine aktuelle Version des mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilms „Tod in der Zelle“ gezeigt werden. Zudem soll zur Sprache kommen, dass Oury Jalloh kein Einzelfall ist: Ebenfalls vor 5 Jahren ist Laye Conde in Bremen durch die zwangsweise Vergabe von Brechmittelen ums Leben gekommen. Ein weiteres, zum Glück weniger dramatisch verlaufenes Beispiel war die homophobe Polizeigewalt gegen zwei Aktivist_innen anlässlich der Proteste gegen das „Christival“ im Jahr 2008.

Weitere Infos unter: http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen und NoLager Bremen

Die Körper der Multitude – von der sexuellen Revolution zum queerfeministischen Aufstand

Buchvorstellung mit Robert Foltin
26. August 2010, 20 Uhr, Kulturzentrum paradoX, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

Gibt es eine theoretische Position außerhalb des Lebens in der herrschenden Gesellschaft? Wie entstehen Geschlechter und die Dominanz der Heterosexualität? Wie hängen Kapitalismus und Sex – in seiner doppelten Bedeutung als Geschlecht und Begehren – zusammen? Gibt es ein revolutionäres Subjekt? Kann es überhaupt noch ein Subjekt geben? Wie können individuelle Freiheit und Kollektivität verwirklicht werden? Wie verändern wir unseren Alltag und das kapitalistische System? Was bedeutet es, die Revolution als Prozess zu leben?
Fragen, die aufgeworfen werden sollen, aber wahrscheinlich nicht beantwortet werden können.

Robert Foltin lebt in Wien und ist Redakteur der grundrisse. zeitschrift für linke theorie und debatte. und Autor von Die Körper der Multitude. Von der sexuellen Revolution zum queer-feministischen Aufstand, Stuttgart 2010.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Avanti Bremen und dem Feministischen Referat des AStA der Uni Bremen.

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Hinweis.: Diese Veranstaltung findet bereits auch – ohne Beteiligung von RLI/RLS – am Dienstag, 24. August 2010 21 Uhr im Alhambra, Hermannstr. 83, 26135 Oldenburg statt.

Einführung in die materialistische Staatskritik

Tagesseminar in der Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“ der RLI
Sonntag, 26. Sptember 2010, Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen
mit Moritz Zeiler (Bremen)
In der Linken gehen die Interpretationen über den Staat weit auseinander: für die einen ist er der Garant des Allgemeinwohls, anderen gilt er als das Instrument der kapitalistischen Klassenherrschaft und wieder andere sehen in ihm das Terrain sozialer Kämpfe. Mit dem Seminar wird eine Einführung in die verschiedenen Ansätze materialistischer Staatstheorie geboten. Dabei werden die zentralen Thesen marxistischer Theorie zum Begriff des Staates präsentiert: die instrumentelle Staatstheorie bei Lenin (Staat als Instrument der herrschenden Klasse), hegemonietheoretische Analysen des Staates bei Gramsci, Althusser und Poulantzas (Staat als materielle Verdichtung von Kräfteverhältnissen) sowie die Überlegungen von Paschukanis über das Verhältnis von Warenform, Rechtsform und Staatsform und die daran anknüpfende Staatsableitungsdebatte. Weitere Themen sind die Diskussionen über ein besonderes deutsches Staatsverständnis im Nationalsozialismus und Postnazismus und aktuelle Transformationen des Staates.

Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler. Mitglied des Vorstandes der Rosa Luxemburg Initiative Bremen und Mitherausgeber von Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik, rls papers, Berlin 2009 (hier als PDF).
Das Tagesseminar wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Für das Seminar wird keine vorbereitende Lektüre vorausgesetzt. Damit wir besser planen können, genügend Kopien machen und ausreichend Kekse, Obst etc. einkaufen, bitten wir um Anmeldung unter talpe(ädd)gmx.net

PRAXISWERKSTATT – Politische Bildung selber machen

15. bis  17. Oktober 2010, Verden/Aller
Ihr wollt politische Bildung selber machen, durch linke Bildungsarbeit Emanzipation und Selbstbestimmung fördern und dafür verschiedenste und vielfältige Methoden nutzen? Politische Bildung kann mehr sein als verschulter Frontalunterricht!
Auf der PRAXISWERKSTATT könnt ihr euch mit Themen beschäftigen, die darauf abzielen, euch Instrumente für eine erfolgreiche Planung und Durchführung verschiedenster eigener Veranstaltungen näher zu bringen. Manches davon könnt ihr in praktischen Übungen auf der Werkstatt gleich ausprobieren. Wir werden auf Veranstaltungsformate und Situationen zurückgreifen, wie ihr sie selbst nutzt bzw. erlebt habt. Konkret bedeutet dies auf der Werkstatt eine Arbeit entlang dieser Fragen: Was verstehe ich unter kritischer politischer Bildung? In welche Rollen kann/sollte ich als TeamerIn schlüpfen? Was bedeutet soziales Lernen? Welche Methoden passen zu welcher Situation? Wie binde ich möglichst viele Anwesende ein?
Das Bildungswerk für Politik und Kultur e.V. sucht ständig neue TeamerInnen. Wenn ihr euch bei uns einbringen wollt, ist die PRAXISWERKSTATT der richtige Ort um anzufangen.
TeamerInnen: Friedericke Hartwig, Wenke Christoph, Ines Koburger & Hendrik Weipert

Veranstalter: Bildungswerk für Politik und Kultur e.V. im Jugendbildungsnetzwerk der RLS
Anmeldung: anmeldung(ädt)politikundkultur.de

Nähere Infos und Anreisebeschreibungen werden bei Anmeldung mitgeteilt. TeilnehmerInnenbeitrag sind 15 Euro (Bitte zum Seminar mitbringen). Dafür werden Übernachtungs- und Verpflegungskosten übernommen und eure Fahrtkosten zurückerstattet (DB 2.Klasse). Die Seminare beginnen am Samstag, aber ihr könnt schon am Freitag anreisen.

UNTERM PFLASTER LAG DER WESERSTRAND (Teil 2)

Dienstag, 11. Mai 2010, 19 Uhr, Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen
Geburtsstunde von was? – Über den Wandel und die Entwicklung linksradikaler Politik und Kämpfe Anfang der ’80er in Bremen und darüber hinaus, über das Konzept von Autonomie und die Unbeständigkeit und Kontinuität autonomer Politik. Eine Gesprächsrunde von, mit und für alte & junge Linksradikale und solche, die es mal waren oder noch werden wollen.

Veranstaltet von der AG 6. Mai 1980.
in Kooperation mit: Anares-Medien, AStA Uni Bremen, endofroad, Freizi Friesenstraße e.V., Infoladen Bremen, La Rage, Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz Bremen, Kommunikationszentrum Paradox, planlos, Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Sielwallhaus und noch einer autonomen Gruppe.

Reihe“ Habt ihr noch Helme im Keller? Bremen ’80: Von militanten Aufbrüchen und antimilitaristischem Widerstand – Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen“

AUFRUHR WIDERSTAND ES GIBT KEIN RUHIGES UNILAND

Montag, 10. Mai 2010, 19 Uhr, Universität Bremen, Neues GW3, Uni-Zentralbereich am Mensasee

Nach den Ereignissen des 6. Mai 1980 befand der Bremer Polizeipräsident in einer Brandrede zu Sicherheitslage der Stadt, daß mit dem „Naturschutzpark Universität“ ein rechtsstaatlicher Freiraum entstanden sei, in dem sich linke Minderheiten – vor Überwachungs- und Zugriffsmaßnahmen durch Polizei und Verfassungsschutz geschützt – immer weiter radikalisierten. Diese Polemiken positiv wendend wollen wir uns von ehemaligen ProfessorInnen, Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen und Studierdend von Theorie und Praxis der Bremer Reformuni berichten lassen und fragen, welche Rolle und Bedeutung sie in der Stadt für linke Politik, Kampagnen und auch Ereignisse wie den 6. Mai ’80 hatte.

Veranstaltet von der AG 6. Mai 1980. In Kooperation mit: Anares-Medien, AStA Uni Bremen, endofroad, Freizi Friesenstraße e.V., Infoladen Bremen, La Rage, Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz Bremen, Kommunikationszentrum Paradox, planlos, Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Sielwallhaus und noch einer autonomen Gruppe.

Reihe“ Habt ihr noch Helme im Keller? Bremen ’80: Von militanten Aufbrüchen und antimilitaristischem Widerstand – Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen“

UNTERM PFLASTER LAG DER WESERSTRAND (Teil 1)

Die Schlacht am Osterdeich – Über die gesellschaftspolitische „Großwetterlage“ und die Situation der damaligen linken Szene in Bremen
Dienstag, 4. Mai 2010, 19 Uhr, Paradox, , Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

Motivation, Strategie, Bündnisse und die Ereignisse des 6. Mai 1980. Eine Gesprächsrunde von, mit und für alte & junge Linksradikale und solche, die es mal waren oder noch werden wollen.

Veranstaltet von der AG 6. Mai 1980.
in Kooperation mit: Anares-Medien, AStA Uni Bremen, endofroad, Freizi Friesenstraße e.V., Infoladen Bremen, La Rage, Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz Bremen, Kommunikationszentrum Paradox, planlos, Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Sielwallhaus und noch einer autonomen Gruppe.

Reihe“ Habt ihr noch Helme im Keller? Bremen ’80: Von militanten Aufbrüchen und antimilitaristischem Widerstand – Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen“

STÖRMANÖVER – autonomer Antimilitarismus heute

Strategien gegen die Militarisierung der Gesellschaft – ausbau zivil-militärischer zusammenarbeit, bundeswehr im inneren, aufbau einer neuen europäischen sicherheitsarchitektur, krieg ……widerstand!

Montag, 3. Mai. 2010, 19 Uhr, Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

Referentinnen verschiedener aktueller kampagnen und initiativen gegen krieg und militarismus stellen ihre arbeit vor; anschließend: (podiums)Diskussion zu den Perspektiven antimilitaristischer
politik in der gegenwart.

Veranstaltet von der AG 6. Mai 1980.
in Kooperation mit: Anares-Medien, AStA Uni Bremen, endofroad, Freizi Friesenstraße e.V., Infoladen Bremen, La Rage, Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz Bremen, Kommunikationszentrum Paradox, planlos, Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Sielwallhaus und noch einer autonomen Gruppe.

Reihe“ Habt ihr noch Helme im Keller? Bremen ’80: Von militanten Aufbrüchen und antimilitaristischem Widerstand – Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen“

IM SCHATTEN DES TAFELBERGES. Film und Diskussion

8. April 2010 18 Uhr, KINO 46, Waller Heerstraße 46, 28217 Bremen

KAPSTADT, SÜDAFRIKA: In kaum einer anderen Stadt der Welt liegen Armut und Reichtum so dicht beieinander wie am Kap der guten Hoffnung. Der Dokumentarfilm When the Mountain meets its Shadow erzählt die Geschichten von Ashraf, Mne, Zoliswa und Arnold, die in den Armenvierteln rund um Kapstadt auf unterschiedliche Art und Weise ums Überleben kämpfen. Ashraf und Mne von der Anti Eviction Campaign setzten sich täglich in den Townships gegen Zwangsräumungen und Wassersperrungen ein. Zoliswa, eine alleinerziehende Mutter, sucht eine neue Stelle als Hausangestellte und Arnold macht eine Ausbildung zum bewaffneten Wachmann in der boomenden Sicherheitsindustrie. Als die Stadtverwaltung eine komplette Armensiedlung wegen der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 räumen lassen will, werden Ashraf und sein Freund Mne mit ihren eigenen unverarbeiteten Erlebnissen aus der Zeit der Apartheid konfrontiert …

Im Anschluss an den Film besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit den FilmemacherInnen und den beiden portraitierten Aktivisten Ashraf Cassiem und Mncedisi Twalo der Anti Eviction Campaign.

Informationen: Silke Veth · veth(ädd)rosalux.de ·
Die Filmtour hält zwischen dem 27. März und dem 17. April 2010 noch in anderen Städten Deutschlands und der Schweiz.
Für weitere Informationen: http://dok-werk.com/de/termine#auffuehrungen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der RLS.

Karte Im Schatten des Tafelberges_Web

Kunst. Linke. Gesellschaftliche Emanzipation

Samstag, den 24. April 2010 um 20 Uhr in der Spedition, Güterbahnhofsgelände beim Hauptbahnhof, Bremen

Eine Veranstaltung mit Referenten von kritikmaximierung, Hamburg

Das Verhältnis der Linken zur Kunst ist meist ambivalent: man will sie und man will sie nicht. Selten nähert man sich der Kunst theoretisch, ist diese doch immer ein wenig befremdlich für die meisten Linken. Sie haben ähnlich wie zur Musik ein relativ taktisches Verhältnis zur Kunst:
Kunst ist gewollt, aber meist nur als künstlerische Propaganda oder als
Ästhetisierung des Politischen.
Wie ist das Verhältnis der politischen Linken zur Kunst? Welches
Verhältnis hat die Kunst zur Linken? Welches Potential einer kritischen
Reflektion auf die Gesellschaft und das Individuum liegt in der
speziellen Form der Kunst? Welche Versuche in der Kunst gab und gibt es,
gesellschaftliche Emanzipation vorzubereiten? Welche Formen der
Intervention sind mittels Kunst möglich?
Zu den aufgeworfenden Fragen zur Kunst, der Linken und zu
gesellschaftlicher Emanzipation referieren und diskutieren Hanno Plass
und Roger Behrens.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit associazione delle talpe.
Link zur Anfahrtsbeschreibung,

„Den Himmel stürmen“? (Post-)Operaismmus und sozialistische Hegemonie

Donnerstag 15. April 2010, 19 Uhr 30, Paradox, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen

mit Thomas Goes

(Post-)operaistisches Denken hat die Diskussionen über Gesellschaftsanalyse und politische Strategie der (revolutionären) Linken bereichert. Der Operaismus – in seinem Epizentrum Italien in den 60er und 70er Jahren als Kritik an der Politik der Kommunistischen Partei entstanden – wandte sich gegen ein staatsfixiertes und refformististisches Politikmodell; zugleich brachte er eine Hinwendung zu den sozialen Kämpfen in Fabrik und Stadtteil.

Jüngere Ansätze, die sich kritisch auf diese Tradition beziehen, haben seit den 90er Jahren zudem nach der Krise von Stalinismus und Sozialdemokratie an der Erneuerung nicht nur einer auf Befreiung zielenden Gesellschaftsanalyse sondern einer entsprechenden politischen Strategiediskussioin teilgenommen.

Prominente Vertreter finden sich in Antonio Negri und John Holloway. Aus marxistischer Perspektive wurde früh an zentralen Theorien und strategischen Schlussfolgerungen des Postoperaismus Kritik geübt. Dazu gehört das Konzept der Multitude von Michael Hardt und Antonio Negri ebenso wie Thesen über die Rolle politischer Organisationen sowie Vorstellungen anti-institutioneller, anti-staatlicher oder gar anti-machtlicher Politik (Holloway).

Im Vortrag werden zunächst die Stärken (post-)operaistischer Theorie und Strategiebildung diskutiet. Daran anschließend werden aus einer an Hannah Arendt, Antonio Gramsci und Rosa Luxemburg angelehnten Position Kritiken an dem Konzept der Multitude, am Staatsbegriff und machtpolitischen Schlussfolgerungen formuliert. Produktiv wird so eine sozialistische Hegemoniestrategie entwickelt, die von der notwendigen pluralistischen politischen Organisierung und Parteibildung ausgeht. Durch diese können die vielfältigen sozialen Kämpfe verbunden und vermittelt werden. Nur durch das Wechselverhältnis von sozialen Kämpfen sowie Massenbewegungen und die langfristige vermittelnde Praxis politischer Organisationen kann sozialistische Gegenmacht gesellschaftlich führend und sozialistische Transformation ermöglicht werden.

Thomas Goes ist Sozialwissenschaftler an der Universität Jena und aktiv in der Partei DIE LINKE Kassel. Seine Arbeitsgebiete sind Gesellschaftstheorie, Industrie- und Arbeitssoziologie sowie Staatsanalyse.

Foliensatz (Post-)Operaismus und sozialistische Hegemonie [pdf 1,36 MB]

Kommunismus als Bewegung der Commune?

Der Marxsche Begriff der ursprünglichen Akkumulation und seine Bedeutung für eine kritische Analyse der kapitalistischen Verhältnisse

Freitag 19. Februar 2010, 20 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

mit Werner Bonefeld
In seiner Kritik der politischen Ökonomie beschreibt Marx die Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise mit dem Begriff der ursprünglichen Akkumulation als gewaltsame Trennung der Produzierenden von Boden und Produktionsmitteln. Der Begriff der ursprünglichen Akkumulation beschreibt aber nicht bloß ein historisches Ereignis, sondern auch einen permanenten Prozess der Expansion der kapitalistischen Produktionsweise in immer weitere Regionen und Sphären. Dieser Prozess ist gekennzeichnet durch fortwährende Proletarisierung und „Akkumulation durch Enteignung“ (David Harvey). Werner Bonefeld argumentiert, dass der Begriff der ursprünglichen Akkumulation darüber hinaus von konstituierender Bedeutung für den Begriff des Kapitals ist und somit die „Geheimgeschichte“ der kapitalistischen Reproduktion darstellt. Bonefeld stellt in seinem Vortrag die Bedeutung des Begriffs für eine kritische Analyse der kapitalistischen Verhältnisse vor.

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Layoutschule

Bremen, 30. und 31. Januar 2010 -> dieses Seminar ist voll

Ein Wochenende lang bieten wir einen Kurs an, in dem Aktivist_innen Kenntnisse in Layout und Grafik erlernen und verbessern können. Für viele Aktionen ist Layout immer wieder nötig, es müssen Flugblätter, Plakate, Aufkleber gestaltet, kopiert, gedruckt werden. Immer wieder tauchen dabei technische Probleme auf, ästhetisch werden einer/m durch Nichtwissen Grenzen gesetzt. Diese Grenzen sollen an diesem Wochenende ganz konkret und individuell behoben werden. Eine Grafikgestalterin kann den Teilnehmer_innen Tipps, Einführungen, Weiterbildung in den diversesten Layout- und Grafikprogrammen geben. Das können z.B. spezielle Fragen bei Photoshop sein, Farbmanagement in InDesign, Erstellen von PDF-Dateien für Druck-und Kopiervorlagen. Um auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können, sollten Teilnehmer_innen zwei Wochen vorher mitteilen, was sie speziell vermittelt bekommen und üben möchten.

Eine Anmeldung ist erforderlich, weil die Teilnehmer_innenzahl begrenzt ist. Ein eigener Laptop muss mitgebracht werden. Die Teilnahme ist kostenlos. Ort wird nach Anmeldebestätigung mitgeteilt. Anmeldung erbeten an: huettner(ädd)@rosalux.de.