Politische Ideen - Archiv


Am Leben teilhaben. Was wirklich zählt

Am Leben teilhaben. Was wirklich zählt. Jesaja 55. Gottesdienst zur Woche des Grundeinkommens
Sonntag, 15. September 2013, um 10 Uhr
Nikolaikirche, Ritterhuder Heerstraße 1, 28239 Bremen-Oslebshausen

Gestaltung: Pastor Rolf Blanke und Mitglieder der Initiative Bedingungsloses Grundeinkommen in der Bremischen Evangelischen Kirche.
Anschließend Kirchen-Café und Gesprächsmöglichkeit.

Eine Veranstaltung im Rahmen der 6. Internationalen Woche des Grundeinkommens „Europa bedingungslos sozial – Grundeinkommen für alle“ vom 16. bis 22. September 2013; in Bremen veranstaltet von der Bremer Attac-AG „Genug für Alle“, der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und der St. Michaelis-St.Stephani-Gemeinde Bremen, unterstützt von folgenden PartnerInnen: Stadtbibliothek Bremen, Evangelisches Bildungswerk Bremen, MASCH Bremen, LAG Bedingungsloses Grundeinkommen Bremen und Initiative Bedingungsloses Grundeinkommen in der Bremischen Evangelischen Kirche.

Aktuelle Informationen zum Bremer Veranstaltungsprogramm unter www.grundeinkommen-attac-bremen.de.

„… daß jeder Satz nicht nur sprach, sondern wie ein Schuß traf.“ (Stalin über Lenin) – Zur Kritik Lenins

Vortrag und Diskussion mit Raban Witt (Bremen)
Freitag, 18. Oktober 2013, 20.00 Uhr, Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 228203 HB

So lange die Linke ihr leninistisches Erbe nicht aufarbeitet, wird sie ihm verhaftet bleiben. Damit läuft sie Gefahr, auch künftige Befreiungsversuche in der Katastrophe enden zu lassen, die sich einmal „real existierender Sozialismus“ nannte. Der Vortrag soll zur Selbstreflexion der Linken beitragen, indem er Lenins Denken in seiner Grundstruktur darstellt und kritisiert. Es soll gezeigt werden, weshalb seine Schriften ihre Gegenstände theoretisch verfehlen und eine fatale Praxis nahelegen, die den Terror gegen (vermeintlich) Abweichende einschließt.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Das Grundeinkommen als Antwort auf neoliberale Umwälzungen

Vortrag und Diskussion mit Karl Reitter (Wien)
Freitag, 20. September 2013, um 20 Uhr
Villa Ichon, Goetheplatz 4,  28203 Bremen

Karl Reitter stellt die unterschiedlichen Zugänge zur Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen dar, verknüpft mit der Analyse der aktuellen Krisen und gesellschaftlichen Umbrüche. Neben den unterschiedlichen politischen Motivationen der BefürworterInnen wird auch der Kritik des Konzepts ausreichend Platz eingeräumt. Das Grundeinkommen erweist sich als wesentliche Bedingung, die kapitalistische Gesellschaft zugunsten eines solidarischen Gemeinwesens zu überschreiten.

Karl Reitter ist Sozialphilosoph an der Universität Wien, sowie Mitglied der Redaktion der Zeitschrift grundrisse.

Eine Veranstaltung im Rahmen der 6. Internationalen Woche des Grundeinkommens „Europa bedingungslos sozial – Grundeinkommen für alle“ vom 16. bis 22. September 2013; in Bremen veranstaltet von der Bremer Attac-AG „Genug für Alle“, der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und der St. Michaelis-St.Stephani-Gemeinde Bremen, unterstützt von folgenden PartnerInnen: Stadtbibliothek Bremen, Evangelisches Bildungswerk Bremen, MASCH Bremen, LAG Bedingungsloses Grundeinkommen Bremen und Initiative Bedingungsloses Grundeinkommen in der Bremischen Evangelischen Kirche.

Aktuelle Informationen zum Bremer Veranstaltungsprogramm unter www.grundeinkommen-attac-bremen.de.

Entern oder Kentern? – Linke und Piraten

Linke und Piraten im Gespräch.
rli jour fixe mit
Marvin Pollock und Sebastian Raible (Piraten), Agnes Alpers und Christoph Spehr (LINKE) sowie weiteren AkteurInnen der beiden Parteien.
Mittwoch, 03. Juli 2013, um 18:30 Uhr
Rosa-Luxemburg-Stiftung Büro Bremen, Breitenweg 25, 28195 Bremen

Das zentrale Versprechen der Piratenpartei ist der Kern vieler Emanzipationsbewegungen der letzten drei Jahrhunderte: individuelle Freiheit und universelle Teilhabe, ermöglicht durch möglichst umfassende Verwirklichung von Demokratie und Transparenz. Die zunehmende Digitalisierung vieler Bereiche der Gesellschaft bietet hierfür neue Aussichten und Potentiale, bringt aber auch zahlreiche neue Bedrohungen für die genannten Ziele. – Vor diesem Hintergrund: Was eint, was trennt Linke und Piraten?

Dieser rli jour fixe bringt Bremer Akteure von Piratenpartei und Linkspartei an einen Tisch: In Bremen offenbar die erste programmatische Debatte miteinander… Daneben möchten wir nach dem Stand der Piraten-Bewegung fragen: „Entern oder Kentern?“

Mit:

  • Sebastian Raible, Landesvorsitzender der Piratenpartei Bremen (Web, Twitter)
  • Marvin Pollock, Spitzenkandidat der Piratenpartei Bremen zur Bundestagswahl 2013 (Web, Twitter)
  • Rob Wessel, Beisitzer im Landesvorstand der Piratenpartei Bremen (Twitter)
  • Tabbo Hankel, 2. Vorsitzender im Kreisverband Bremen-Stadt der Piratenpartei (Web, Twitter)
  • Christoph Spehr, Landesvorsitzender der Partei DIE LINKE. Bremen (Web)
    Christoph Spehr musste leider für diesen Termin absagen.
  • Agnes Alpers, MdB, Spitzenkandidatin der Partei DIE LINKE. Bremen zur Bundestagswahl 2013 (Web, Twitter)
    Agnes Alpers hat am 28.06. im Bundestag einen Schlaganfall erlitten. Wir wünschen herzlich eine gute Genesung!
  • Doris Achelwilm, Pressesprecherin der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft und Mitglied des Landesvorstandes der Partei DIE LINKE. (Web, Twitter)
  • Christoph Höhl, Mitarbeiter der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft (u.a. für Inneres und Medien) und Mitglied im Kreisvorstand Mitte/West der Partei DIE LINKE. (Web, Twitter)

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Kritische Theorie des Südens: Sousa Santos

Eine Einführung in die Kritische Theorie des Südens: Sousa Santos
rli jour fixe mit 
Wolfgang Jantzen (Bremen)
Mittwoch, 22. Mai 2013, um 19:30 Uhr
Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen, Breitenweg 25, 28195 Bremen

Boaventura de Sousa Santos ist einer der wichtigsten Impulsgeber der Weltsozialforen. Wolfgang Jantzen gibt eine Einführung in sein Denken, als Beispiel für eine aktuelle kritische Theorie des Südens.

Boaventura de Sousa Santos (geb. 1940) ist Professor für Soziologie an der Fakultät für Ökonomie der Universität von Coimbra/Portugal; er lehrt zudem an der Wisconsin-Madison Law School und an der Universität von Warwick (USA). Aktueller Text von de Sousa Santos bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung: Chávez: Vermächtnis und Herausforderungen (Standpunkte International 04/2013).

Prof. Dr. Wolfgang Jantzen, (geb. 1941), 2006 emeritierter Hochschullehrer der Universität Bremen, baute dort den Lehramt- und den Diplomstudiengang für Behindertenpädagogik auf. Er arbeitet an der Grundlegung einer Materialistischen Behindertenpädagogik und ist zweiter Vorsitzender der von ihm gegründeten Luria-Gesellschaft. 2010 Forschungsgastprofessur am Centro de Educação e Ciências Humanas/CECH/UFSCAR, São Carlos, Brasilien im Rahmen eines Forschungsprojektes über den Beitrag der Tätigkeitstheorie zur Literarisierung indianischer Völker. Siehe auch seine Website www.basaglia.de.

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Lesarten der Marxschen Theorie. Eine Einführung

Vortrag von Ingo Elbe (Bremen) am Freitag, 24. Mai 2013, 20.00 Uhr

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Lange Zeit hindurch konnten die Diskurse des partei- und staatsoffiziellen Marxismus im ‚Osten‘ sowie des Antikommunismus im ‚Westen‘ die nahezu uneingeschränkte Definitionsmacht über das beanspruchen, was gemeinhin als Marxismus galt. Beide, parteioffizielle Vertreter_innen wie bürgerliche Kritiker_innen, kleisterten gerade aus den Restbeständen klassischer politischer Ökonomie und bürgerlicher Geschichtsphilosophie in Marx’ Schriften ein absurdes System ‚eherner Notwendigkeiten’ des geschichtlichen Fortschritts sowie einer ‚historischen Mission’ des Proletariats zusammen. Sie orientierten dabei sich vor allem an den Interpretationen von Friedrich Engels. Unterfüttert wurde das Ganze von einer zur alternativen Volkswirtschaftslehre pervertierten Deutung der Kritik der politischen Ökonomie. In Abgrenzung zu diesen beiden Ansätzen entstanden im zwanzigsten Jahrhundert aber auch Formen der Marx-Deutung, die mit den Labels ‚westlicher Marxismus‘ und ’neue Marx-Lektüre‘ versehen werden.

Der Vortrag soll eine verständliche Einführung in die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation sowohl des traditionellen Marxismus als auch der kritischen Marxismen geben. Durch die lange Rezeptionsgeschichte des letzten Jahrhunderts hindurch soll ein Bild von Marx erkennbar werden, das den einen oder die andere überraschen wird.

Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg und Vorsitzender des Bochumer Instituts für Sozialtheorie. Zuletzt veröffentlicht: Marx im Westen. Die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik seit 1965, 2. Aufl., Berlin 2010.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von assocazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und dem Autonomen Feministischen Referat an der Universität Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Grundeinkommen in Otjivero / Namibia – Erfahrungen und Perspektiven für Afrika und Europa

Vortrag und Diskussion mit Herbert Jauch (Windhoek, Namibia) und Werner Rätz (Bonn)
Dienstag, 09. April 2013, um 19:30 Uhr
DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen

Herbert Jauch berichtet von aktuellen Entwicklung des Grundeinkommensprojekt in der Gemeinde Otjivero in Namibia. Er ist Mitglied der Basic Income Grant Coalition Namibia, die sich für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens einsetzt, um die Armut zu bekämpfen und die Wirtschaftsentwicklung im ganzen Land zu fördern. Zusammen mit Werner Rätz nimmt er die Zuhörenden mit auf eine Reise nach Afrika, in eine kleine Welt mit Grundeinkommen, die Vorbild für Afrika und Länder anderer Kontinente sein könnte.

Was wurde aus dem Grundeinkommen in Otjivero?
Nach wie vor findet das Projekt einer bedingungslosen sozialen Absicherung in Otjivero, Namibia, international große Aufmerksamkeit und wurde im Oktober 2012 sogar von der UNO lobend erwähnt. Mitorganisator Herbert Jauch wird die Geschichte der Grundeinkommensidee in Namibia vortragen sowie die Ergebnisse des Pilotprojekts würdigen. Trotz der sehr positiven Resultate wurde ein Grundeinkommen in Namibia bisher noch nicht eingeführt. Herbert Jauch wird kritisch analysieren, welche internen und externen Faktoren dazu beigetragen haben. Er wird auch aufzeigen, welche Möglichkeiten ein Grundeinkommen in afrikanischen Ländern wie Namibia bietet.

Sind die namibischen Erfahrungen für Europa nutzbar?
Begleitet wird der Referent von Werner Rätz, Mitbegründer von Attac Deutschland und der bundesweiten Attac-AG „Genug für alle“.
Werner Rätz wird die Erfahrungen aus dem namibischen Projekt in den allgemeinen Rahmen der entwicklungspolitischen Debatte um Sozialgeldtransfers einordnen. Angesichts der aktuellen Armutsentwicklung auch in einigen Staaten der Europäischen Union geht er der spannenden Frage nach, ob die Erfahrungen mit dem afrikanischen Modell eines bedingungslosen Mindesteinkommens auch in Industrieländern nutzbar wären. Das Europaparlament hatte schon 2008 einen entsprechenden Prüfauftrag an die Kommission gegeben.

Eine Veranstaltung der Bremer Attac-Gruppe „Genug für Alle“, der GEW Bremen und der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen, mit Unterstützung der Initiative BGE in der Bremischen Evangelischen Kirche, dem AK Kirche und Gesellschaft der St.
Michaelis und St. Stephanigemeinde Bremen und dem Bremer Bündnis Umfairteilen.
Moderation des Abends: Norbert Schepers, RLS.

Als PDF zum Download der Veranstaltungs-Flyer der Attac AG „Genug für Alle“ Bremen mit weiteren Hinweisen zum Thema Grundeinkommen.

Weitere Informationen zum Thema der Veranstaltung:

Interview mit Herbert Jauch im Deutschlandradio.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat die deutsche Fassung des Abschlussberichtes über das Basic Income Grant Pilotprojekt in Namibia gefördert: 
Der entscheidende Unterschied. Das Grundeinkommen in Namibia
(PDF), Forschungsbericht. Berlin, April 2009.

 

Die unbekannte Rosa Luxemburg: »Nationalitätenfrage und Autonomie« 2

Vortrag und Diskussion mit Holger Politt (Warschau)
Donnerstag, 30. Mai 2013, um 19:30 Uhr

„die theo“, Lutherstraße 7, 27576 Bremerhaven, Konferenzraum “Hauke Haien” (2. Etage)

Zusätzlicher Termin unserer Veranstaltung vom 6. März in Bremerhaven.

Rosa Luxemburg, geboren am 5. März 1871 in Zamość in Polen, am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet, war eine Führerin der deutschen Arbeiterbewegung und Mitbegründerin der KPD. Sie stritt an der Seite von Clara Zetkin und Karl Liebknecht gegen Krieg und Militarismus, für einen klassenbewussten Internationalismus und für den Sozialismus.

Die Schrift »Nationalitätenfrage und Autonomie«, von Rosa Luxemburg 1908/09 verfasst, ist ihre wichtigste polnische Arbeit. Darin bündeln sich viele Themen, die zuvor bereits angerissen oder aufgeschlagen wurden. Es ist somit eine für Rosa Luxemburgs Arbeitsweise typische Arbeit. In erster Linie bespricht sie in dieser Schrift die Frage der Autonomie für das zu Russland gehörende Königreich Polen und setzt sich hartnäckig mit dem von Lenin bereits 1903 ins Spiel gebrachten Selbstbestimmungsrecht der Nationen auseinander. Letzteres hielt sie unter den gegebenen Bedingungen für eine Fiktion, verglich es mit dem Recht, von goldenen Tellern essen zu dürfen. Wegen dieses Streites mit Lenin wurde die Schrift hauptsächlich aus ideologischen Gründen im Verlauf der Rezeptionsgeschichte einfach beiseite gedrängt. Vorschub leistete dabei das Argument, Rosa Luxemburg habe sich sowieso in der komplizierten Nationalitätenfrage ihrer Zeit unrettbar verstrickt. In dieser Schrift findet die Leserin / der Leser einen breiten Zugang zum Staatsverständnis Rosa Luxemburgs und zu ihrem Verständnis von Grenzen und Möglichkeiten der bürgerlichen Gesellschaft und Demokratie.

Dr. Holger Politt, Warschau und Berlin, arbeitet bei der Rosa Luxemburg Stiftung als Referent für editorische und historische Arbeit zu Rosa Luxemburg. Er war von 2003 bis 2009 Leiter des Warschauer Büros der Rosa Luxemburg Stiftung und beschäftigt sich in der Folge mit den polnischen Schriften Luxemburgs, welche zu großen Teilen noch nicht ins Deutsche übersetzt sind und seit ihrer Erstveröffentlichung in der zeitgenössischen polnischen Presse nicht wieder verlegt wurden.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der Masch BremenForum für Politik und Kultur.

Zum Veranstaltungsort: „die theo“ verfügt über einen barrierefreien Zugang und ist mit einem Behinderten-WC ausgestattet.

Das Buch zur Veranstaltung:

Buchtitel »Nationalitätenfrage und Autonomie« von Rosa Luxemburg im Dietz Verlag Berlin
Rosa Luxemburg, »Nationalitätenfrage und Autonomie« Hg. Holger Politt, Dietz Berlin 2012

Rosa Luxemburg
»Nationalitätenfrage und Autonomie«
Herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt

Dietz Berlin 2012
302 Seiten, Klappenbroschur
24,90 Euro, ISBN 978-3-320-02274-7

Bis heute ist Rosa Luxemburgs bekannteste Schrift, das Fragment »Zur russischen Revolution« (1918), in dem sie prinzipielle Kritik an den Bolschewiki übte, heftig umstritten. Vielfach wurde – nicht selten wider besseren Wissens – behauptet, dieses Manuskript stehe nicht im Zusammenhang mit dem Werk Rosa Luxemburgs. Es sei den ungünstigen Umständen während ihrer Haft geschuldet und im Sturmlauf der Novemberrevolution von ihr ohnehin widerrufen worden. Die zehn Jahre zuvor verfasste Arbeit »Nationalitätenfrage und Autonomie« zeigt das Gegenteil: Von ihr führt eine direkte Linie zum Text »Zur russischen Revolution«, er steht am Ende einer Entwicklung des politischen Denkens von Rosa Luxemburg, für die  Sozialismus ohne politische Freiheit kein Sozialismus war. In der bis heute weitgehend unbekannten Schrift «Nationalitätenfrage und Autonomie» setzt sich Rosa Luxemburg vor allem mit den Positionen Lenins zum sogenannten Selbstbestimmungsrecht der Nationen auseinander. Ihre Überlegungen können auch Anstöße geben für aktuelle Debatten um die Zukunft Europas.

In den Ländern des Realen Sozialismus ist die Schrift »Nationalitätenfrage und Autonomie« nicht erschienen. 1908 als Artikelfolge auf Polnisch verfasst, wurde sie auf Deutsch bislang nur in – oftmals entstellenden – Auszügen publiziert. In dem hier vorgestellten Buch »Nationalitätenfrage und Autonomie« des Dietz Verlages Berlin – herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt – wird sie erstmalig vollständig vorgelegt. Es bietet insofern einen neuen Schlüssel zu Rosa Luxemburg und ihrem Werk.

Rezensionen:

Gerd Kaiser, in: Das Blättchen, www.das-blaettchen.de (02.2013)

Michael Vollmer, in: Portal für Politikwissenschaft, www.pw-portal.de (01.2013)

Vorschein des Neuen? – Tagung der Loccumer Initiative

Vorschein des Neuen? Protestbewegungen und alternative Formen der Ökonomie im Europa der Krise
Fr./Sa., 05.04./06.04.2013, DGB-Haus Bremen, Bahnhofsplatz 22 – 28
(Das DGB-Haus befindet sich direkt gegenüber vom Hauptbahnhof Bremen)

23. Jahrestagung der Loccumer Initiative Kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Kooperation mit dem DGB Bremen/Elbe-Weser und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen sowie der Rosa-Luxemburg-Initiative – Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen.

Im Kontext der Krisendynamik sind vor allem in den Ländern der europäischen Peripherie breite soziale Protestbewegungen entstanden. Gleichzeitig haben sich zahlreiche Initiativen alternativen Wirtschaftens entwickelt. Die Suche nach politischen, sozialen und ökonomischen Auswegen aus den Dilemmata, die die herrschende Krisenpolitik produziert, hat an Dynamik gewonnen.

Die gegenwärtigen sozialen Bewegungen speisen sich aus verschiedensten Kreisen der Bevölkerung, deren programmatische Ansprüche ganz unterschiedliche Reichweiten haben. Zwar stehen die sozialen Bewegungen und Projekte in Südeuropa gegenwärtig aufgrund der spektakulären gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen im Fokus, aber auch in Zentraleuropa lassen sich ähnliche Tendenzen feststellen. Wie lassen sich diese Bewegungen charakterisieren?

Beinhalten sie Ansätze, die über die gegenwärtige Form der Vergesellschaftung hinausweisen und historisch neue, emanzipatorische Elemente enthalten? Inwieweit werden Fragen thematisiert, die neben der Demokratisierung in politischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht auf ein verändertes gesellschaftliches Naturverhältnis, egalitäre Geschlechterverhältnisse und alternative, nicht-warenförmige Produktions- und Konsumptionsformen abzielen? Welche Bedeutung haben regionalistische Strömungen, die die Form von Separatismus und Nationalismus annehmen können?

Diesen Fragen wollen wir an den Beispielen Spanien, Griechenland, Island und Deutschland nachgehen und sie intensiv diskutieren. Empirische Befunde sollen dabei auch hinsichtlich ihrer theoretischen Verallgemeinerbarkeit untersucht werden. Welche Gemeinsamkeiten weisen Initiativen und Bewegungen in den verschiedenen Ländern auf, gegen welche gesellschaftlichen Tendenzen wenden sie sich und welche alternativen Konzeptionen bringen sie hervor? Von Interesse ist auch ihre Positionierung gegenüber traditionellen Organisationsformen, wie etwa Gewerkschaften, aber auch Parteien und Genossenschaften.

Geplant ist die Diskussion in zwei parallel laufenden Workshops, um allen TeilnehmerInnen Gelegenheit zu geben, sich aktiv in die Diskussion einzubringen.

Anmeldungen sowie Rückfragen bitte an <loccumer.initiative@gmx.de>

Die Zahlung des Tagungsbeitrages (incl. Mittagessen am Samstag) von 40,– € (ermäßigt 20,– €) erfolgt zu Beginn der Tagung. Die Unterkunft muss individuell organisiert werden.

Der Vorbereitungskreis:
Wilfried Gaum (Barsinghausen), Dr. Marcus Hawel, Manfred Heckenauer, Dr. Wolfgang Lenk (Berlin), Dr. Adolf Brock, Margareta Steinrücke, Prof. Dr. Thomas von der Vring (Bremen), Wolfgang Pauls (Göhrde), Prof. Dr. Michael Buckmiller, Prof. Dr. Heiko Geiling, Dr. Gregor Kritidis, Prof. Dr. Klaus Meschkat, Prof. Dr. Oskar Negt, Prof. Dr. Joachim Perels, Dr. Peter Schyga (Hannover), Prof. Dr. Michael Krätke (Lancaster), Prof. Dr. Alfred Krovoza (Mainz).

Programm der Tagung:

Freitag 05.04.2013

16.00 Uhr: Reinhard Dietrich (DGB Bremen/Elbe-Weser) und Wilfried Gaum (Loccumer Initiative): Begrüßung und Einführung ins Thema

16.30 Uhr: Bruno Roelants (General Secretary European Confederation of Cooperatives and Worker-owned Enterprizes, angefragt): Protestbewegungen und solidarische Ökonomie in Europa

17.00 Uhr: Diskussion
Diskussionsleitung: Thomas von der Vring (Loccumer Initiative)

Um 19.30 Uhr: ist ein Tisch im Bremer Ratskeller bestellt

Samstag, 06.04.2013

10.00 Uhr: Gregor Kritidis: Einführung 10.15 Uhr: Workshops

1. Island und Griechenland: „Was bleibt, wenn alles verkauft ist?“
mit Eingangsstatements von Oskar Hrafn Thorvaldsson (Journalist und Autor, angefragt) und Michael Krätke (Loccumer Initiative) zu Island sowie Dilan Köse (Doktorandin, Uni Bremen) und Gregor Kritidis (Loccumer Initiative) zu Griechenland
Moderation: Michael Buckmiller (Loccumer Initiative)

2. Spanien und Deutschland: Die sozialen Bewegungen in Spanien und Deutschland
mit Eingangsstatements von Carles Ossorio (Loccumer Initiative) und Roman Reyes (Madrid, Euro-Mediterranean University Institut) zu Spanien sowie Elisabeth Voss (Betriebswirtin und Publizistin, Berlin) und Peter Birke (Uni Göttingen und Redakteur der Zeitschrift Sozial.Geschichte Online) zu Deutschland
Moderation: Margareta Steinrücke (Loccumer Initiative)

13.00 Uhr: Mittagspause

14.00 Uhr:
Diskussion im Plenum: Perspektiven sozialer Bewegungen und Möglichkeiten alternativer Wirtschafts- und Lebensweisen in Europa
Moderation: Michael Buckmiller (Loccumer Initiative)

16.00 Uhr: Ende der Tagung

Die unbekannte Rosa Luxemburg: »Nationalitätenfrage und Autonomie«

Vortrag und Diskussion mit Holger Politt (Warschau)
Mittwoch, 06. März 2013, um 19:30 Uhr

Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Zusätzlicher Termin dieser Veranstaltung in Bremerhaven am 30. Mai.

Rosa Luxemburg, geboren am 5. März 1871 in Zamość in Polen, am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet, war eine Führerin der deutschen Arbeiterbewegung und Mitbegründerin der KPD. Sie stritt an der Seite von Clara Zetkin und Karl Liebknecht gegen Krieg und Militarismus, für einen klassenbewussten Internationalismus und für den Sozialismus.

Die Schrift »Nationalitätenfrage und Autonomie«, von Rosa Luxemburg 1908/09 verfasst, ist ihre wichtigste polnische Arbeit. Darin bündeln sich viele Themen, die zuvor bereits angerissen oder aufgeschlagen wurden. Es ist somit eine für Rosa Luxemburgs Arbeitsweise typische Arbeit. In erster Linie bespricht sie in dieser Schrift die Frage der Autonomie für das zu Russland gehörende Königreich Polen und setzt sich hartnäckig mit dem von Lenin bereits 1903 ins Spiel gebrachten Selbstbestimmungsrecht der Nationen auseinander. Letzteres hielt sie unter den gegebenen Bedingungen für eine Fiktion, verglich es mit dem Recht, von goldenen Tellern essen zu dürfen. Wegen dieses Streites mit Lenin wurde die Schrift hauptsächlich aus ideologischen Gründen im Verlauf der Rezeptionsgeschichte einfach beiseite gedrängt. Vorschub leistete dabei das Argument, Rosa Luxemburg habe sich sowieso in der komplizierten Nationalitätenfrage ihrer Zeit unrettbar verstrickt. In dieser Schrift findet die Leserin / der Leser einen breiten Zugang zum Staatsverständnis Rosa Luxemburgs und zu ihrem Verständnis von Grenzen und Möglichkeiten der bürgerlichen Gesellschaft und Demokratie.

Dr. Holger Politt, Warschau und Berlin, arbeitet bei der Rosa Luxemburg Stiftung als Referent für editorische und historische Arbeit zu Rosa Luxemburg. Er war von 2003 bis 2009 Leiter des Warschauer Büros der Rosa Luxemburg Stiftung und beschäftigt sich in der Folge mit den polnischen Schriften Luxemburgs, welche zu großen Teilen noch nicht ins Deutsche übersetzt sind und seit ihrer Erstveröffentlichung in der zeitgenössischen polnischen Presse nicht wieder verlegt wurden.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der Masch BremenForum für Politik und Kultur.

Das Buch zur Veranstaltung:

Buchtitel »Nationalitätenfrage und Autonomie« von Rosa Luxemburg im Dietz Verlag Berlin

Rosa Luxemburg, »Nationalitätenfrage und Autonomie« Hg. Holger Politt, Dietz Berlin 2012

Rosa Luxemburg
»Nationalitätenfrage und Autonomie«
Herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt

Dietz Berlin 2012
302 Seiten, Klappenbroschur
24,90 Euro, ISBN 978-3-320-02274-7

Bis heute ist Rosa Luxemburgs bekannteste Schrift, das Fragment »Zur russischen Revolution« (1918), in dem sie prinzipielle Kritik an den Bolschewiki übte, heftig umstritten. Vielfach wurde – nicht selten wider besseren Wissens – behauptet, dieses Manuskript stehe nicht im Zusammenhang mit dem Werk Rosa Luxemburgs. Es sei den ungünstigen Umständen während ihrer Haft geschuldet und im Sturmlauf der Novemberrevolution von ihr ohnehin widerrufen worden. Die zehn Jahre zuvor verfasste Arbeit »Nationalitätenfrage und Autonomie« zeigt das Gegenteil: Von ihr führt eine direkte Linie zum Text »Zur russischen Revolution«, er steht am Ende einer Entwicklung des politischen Denkens von Rosa Luxemburg, für die  Sozialismus ohne politische Freiheit kein Sozialismus war. In der bis heute weitgehend unbekannten Schrift «Nationalitätenfrage und Autonomie» setzt sich Rosa Luxemburg vor allem mit den Positionen Lenins zum sogenannten Selbstbestimmungsrecht der Nationen auseinander. Ihre Überlegungen können auch Anstöße geben für aktuelle Debatten um die Zukunft Europas.

In den Ländern des Realen Sozialismus ist die Schrift »Nationalitätenfrage und Autonomie« nicht erschienen. 1908 als Artikelfolge auf Polnisch verfasst, wurde sie auf Deutsch bislang nur in – oftmals entstellenden – Auszügen publiziert. In dem hier vorgestellten Buch »Nationalitätenfrage und Autonomie« des Dietz Verlages Berlin – herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt – wird sie erstmalig vollständig vorgelegt. Es bietet insofern einen neuen Schlüssel zu Rosa Luxemburg und ihrem Werk.

Rezensionen:

Gerd Kaiser, in: Das Blättchen, www.das-blaettchen.de (02.2013)

Michael Vollmer, in: Portal für Politikwissenschaft, www.pw-portal.de (01.2013)

Was ist Geld? Bei Marx, Keynes und der Neoklassik…

Was ist Geld?  … bei Marx, Keynes und der Neoklassik. Eine Kategorie, drei Antworten
Diskussionsveranstaltung mit Ingo Stützle

Freitag, 16.11.2012, um 20 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Geld regiert die Welt. Diese geflügelten Worte sind nicht nur in den Alltagsverstand eingebrannt, sie bilden auch den Kern der politischen Ökonomie. Geld bzw. die Verfügung über dasselbe, Preise und Produktionskosten sind aus der politischen Ökonomie nicht wegzudenken. Dennoch herrscht aufdringliches Schweigen um das Phänomen des Geldes. In der neoklassischen Theorie ist Geld kein originärer Bestandteil der Produktion sondern nur „Schleier“ über einem imaginierten Naturaltausch. In der ökonomischen Theorie in der Tradition von Keynes ist Geld weit wichtiger: Ökonomie ist hier wesentlich Geldwirtschaft. Dennoch reduziert sich hier Geldtheorie auf einen Funktionalismus. Die entscheidende Frage wird jedoch überhaupt nicht gestellt: Was ist Geld? Diese Frage zu stellen und zu beantworten unterscheidet Marx’ Kritik der politischen Ökonomie von Klassik/Neoklassik und Keynes. Die Abendveranstaltung wird in die verschiedenen theoretischen Analysen einführen und deren Differenzen aufzeigen.

Ingo Stützle betreut in Berlin regelmäßig Lektürekurse zur Kritik der politischen Ökonomie und ist Mitherausgeber von: Poulantzas lesen. Zur Aktualität materialistscher Staatstheorie, Hamburg 2006 und Mitherausgeber von: Das Kapital neu lesen. Beiträge zur radikalen Philosophie, Münster 2006.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der Bremer Gruppe associazione delle talpe.

Befreiung vom Überfluss

Dienstag, 11.9. 2012, 20 Uhr, KIOTO im Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
mit Prof. Dr. Niko Paech, Universität Oldenburg

Um 19.30 Uhr findet die Eröffnung des Festivals Kunstdiewelt – alles anders statt.

Niko Paech ist einer der profiliertesten deutschen Wirtschaftswachstumskritiker. Er fokussiert sowohl die ökonomischen als auch die ökologischen und kulturellen Krisen eines weltweit wirksamen Systems Der Klimawandel, eskalierende Finanzmärkte, Schuldenkrisen, die Verknappung jener Ressourcen, auf deren kostengünstiger Verfügbarkeit das industrielle Wohlstandsmodell bislang basierte, sowie Befunde der Glücksforschung verdeutlichen, dass die Wachstumsparty vorbei ist. Folglich sind die Möglichkeiten einer Postwachstumsökonomie auszuloten. Demnach ist ein prägnanter Rückbau geldbasierter Versorgungssysteme vonnöten. Suffizienz, moderne Subsistenz und ein anderer Stellenwert des Geldes werden dann die wichtigsten Gestaltungsoptionen sein.

Im Rahmen des Festivals Kunstdiewelt – alles anders und in Koperation mit attac, biz und anderen

Gesamtes Festivalprogramm als PDF.

Arbeit um jeden Preis?

Sonntag, 14.10.2012, 10.00 Uhr, Kulturkirche St. Stephani, Stephanikirchhof, 28195 Bremen

Grundeinkommensgottesdienst mit den Pastoren Friedrich Scherrer und Michael Behrmann sowie dem Vorbereitungskreis

Die „Arbeit um jeden Preis“ widerspricht der jüdisch-christlichen Tradition. Denn der biblische Gott befreit sein Volk aus dem Haus der Sklavenarbeit und der entfremdeten Arbeit in Ägypten. Die Zehn Gebote dienen dazu, die Freiheit zu bewahren. In ihrem Licht ist unser Arbeiten zu sehen, also nicht „Arbeit um jeden Preis“, sondern Arbeit für ein gelungenes Zusammenleben in Würde. Das Bedingungslose Grundeinkommen knüpft daran an und entwickelt diesen Gedanken weiter.

In Kooperation mit Attac Bremen und die Bremer Attac-AG „Genug für Alle“ und der St. Michaelis – St. Stephani Gemeinde Bremen. Weitere PartnerInnen sind: Stadtbibliothek Bremen; KDA – Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt in der Bremischen Evangelischen Kirche sowie die LAG Bedingungsloses Grundeinkommen in der Partei DIE LINKE Bremen
Im Rahmen von „Wege zum Grundeinkommen – 5. Internationale Woche des Grundeinkommens in Bremen. Das vollständige Programm der Woche des Grundeinkommens und weitere Hinweise sind zu finden unter: www.grundeinkommen-attac-bremen.de.

Folder Woche des Grundeinkommens 2012 Bremen als PDF.

NEU ERSCHIENEN: Antonio Gramsci – Gefängnishefte (Broschur)

Es ist so weit: Antonio Gramscis GEFÄNGNISHEFTE – die zehnbändige Kritische Gesamtausgabe – sind jetzt als broschierte Ausgabe lieferbar. Ein Hauptwerk der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts, ein unentbehrliches Werkzeug politischer Theorie und Praxis. In ihrer zunächst chronologischen, dann zunehmend thematisch bestimmten Abfolge führen zweitausendeinundsechzig Textstücke die Genealogie eines neuen Denkens vor. Dass jede Zeit ihr eigenes Material produziert, die neue Notwendigkeit, in der Auseinandersetzung den Weg durch eine neue Wirklichkeit zu suchen, ist Gramscis praktische Botschaft, die nicht veralten kann.
„Wenn es ein Charakteristikum dieses Denkens gibt, dann dass es sich allen Schablonen und Zuordnungen entzieht. Gramscis Denken ist in einem exemplarischen Sinne offen, wenn man Offenheit nicht mit Beliebigkeit und Intensionsferne verwechselt.“ Hans-Martin Lohmann (Frankfurter Rundschau)
„Das Sich-Einlassen auf den Denkrhythmus Gramscis, seine Fragestellungen und Analysen ist für uns Heutige nötiger denn je. Wir erhalten von ihm keine fixen Antworten, sondern er schärft unseren Blick für Problemstellungen, die wir bisher kaum oder gar nicht beachtet hatten.“ Bernhard Walpen (Vorwärts)

Antonio Gramsci: GEFÄNGNISHEFTE
Kritische Gesamtausgabe in 10 Bänden
Herausgegeben von Klaus Bochmann und Wolfgang Fritz.Haug
unter Mitarbeit von Peter Jehle (ca. 3600 Seiten, broschiert, 120 Euro
ISBN 978-3-86754-100-8)
Ermäßigter Sonderverkaufspreis für Studierende und Erwerbslose (nur
gegen Nachweis): 99 Euro
Ein Exemplar dieser Gesamtausgabe ist nach Absprache in der Geschäftsstelle der RLI nutzbar.

Klaus Bittermann: Steal this Book! Lesung und Film über Abbie Hoffmann

Samstag 2. Juni 2012 / 21 Uhr / Villa Ichon / Goetheplatz 4 / 28203 Bremen

Klaus Bittermann versammelte in „The Crazy Never Die“ biographische Essays über gesellschaftliche Außenseiter aus verschiedenen Bereichen wie Film, Schriftstellerei, Rock-Kritik, Comedy, Musik und Revolution, die großen Einfluss auf die Entwicklung der populären Kultur hatten. Auf ihren jeweiligen Gebieten waren alle Avantgardisten und hatten ihre Anfänge in den gegenkulturellen Bewegungen. In seinem Buch „The Crazy Never Die“ stellt er eine Reihe amerikanischer Rebellen in der Popkultur vor, neben Hunter S. Thompson und Kinky Friedman eben auch Abbie Hoffman. „Dies waren die Jungs, denen die normalen Bürger Amerikas am liebsten den Kopf weggeballert hätten, weil sie alles repräsentierten, was inakzeptabel war, gefährliche Individuen, rückfälliges Gesindel, Feinde der Gesellschaft, Vaterlandslose ohne Familie, Deserteure aus allen Pflichten, d.h. wenn es so etwas gab wie »das andere Amerika«, dann waren sie die Protagonisten.“ (Klaus Bittermann) Am 2. Juni stellt Bittermann Abbie Hoffman vor, den Aktivisten der Anti-Vietnambewegung und Gründer der „Youth International Partie“ (Yippies), der durch spektakuläre Aktionen Aufmerksamkeit erregte und als einer derer gilt, die die Hippiebewegung politisiert haben. So versammelte er bei einer Massendemonstration gegen den Vietnamkrieg mehr als 50.000 Personen vor dem Pentagon und versuchte es mittels Psychokinese schweben zu lassen. 1967 führte er eine Gruppe in das Gebäude des New York Stock Exchange (NYSE) und demonstrierte gegen den Kapitalismus. Die Demonstrierenden warfen von der Galerie aus Hände voller Dollar-Scheine auf Börsenhändler, die sich bemühten, so viele Scheine wie möglich aufzusammeln.

Klaus Bittermann (geb. 1952) lebt als Autor und Verleger in Berlin. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und schreibt u-a. für taz und jungle world. Seit mehr als 30 Jahren betreibt er den Verlag Edition Tiamat in Berlin.

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit ex libris.

Satirische Lesung: Über 20 Jahre großes Deutschland

Mittwoch, 30. Mai 2012 / 20 Uhr / KIOTO / Lagerhaus / Schildstr. 12-19 / 28203 Bremen

Mit Thomas Ebermann und Rainer Trampert (Hamburg)

Über 20 Jahre großes Deutschland: Fast genauso lange sind Rainer Trampert und Thomas Ebermann nun schon mit ihrer satirischen Lesung auf der Bühne. Die beiden werden eine Auswahl ihrer Stücke zum Thema „Über 20 Jahre deutsche Einheit“ präsentieren. Ein Rückblick voller Überraschungen, bei dem es um eine deutsche Stadt im Schwarzwald, deutsche Flaggenparaden auf Fußballfesten, die Leitkultur am Beispiel einer Wagner-Oper, die Ehrung eines berühmten Fußballspielers, saubere Häuserwände, die Rückkehr der Hirnforschung zur Schädelmessung, neue Elite-Unis, eine Nachbetrachtung zum deutschen Herbst, deutsche Märchen, einen deutschen Troubadour oder um etwas anderes aus dem reichhaltigen Programm gehen wird.
Der Presse zufolge „haben Trampert und Ebermann brillanten, an Marx geschulten Humor“, bei dem auch noch „vor jeder Pointe eine ernsthafte Analyse steht“ (taz). Mancherorts hatten sie „einem Teil des Publikums derart zugesetzt, dass ihnen schon zur Pause der Kopf rauchte“ (Mopo). „Was das Duo präsentiert, hat den Charakter einer dialogischen Lesung, bei der die Sätze und Satzteile ineinander greifen – eine wirkungsvolle und unbestechliche Montagetechnik.“ Nur „die Frage, wie Deutschland den Sprung in die Zukunft schafft, blieb eher offen“, kritisierte die Rheinische Post. Das ist wieder zu befürchten, weil Trampert und Ebermann den Vorsatz pflegen, dem Zeitgeist die Arglosigkeit zu nehmen, ohne sich das Denken durch politischen Pragmatismus verkleistern zu lassen.

Eintritt 8,- // Ermäßigt 5,-

Krise und Kritik. Kapitalismuskritik und soziale Revolutionen führen nicht automatisch zum Kommunismus

Freitag, 30. März 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Marcel Stoetzler (Universität Bangor, Großbritannien):

In Krisenzeiten wird innerhalb der Linken häufig darüber diskutiert, ob sich die Bedingungen für die Kritik und Transformation kapitalistischer Verhältnisse verändern. Bleiben sie gleich, entstehen neue Möglichkeiten für emanzipatorische Entwicklungen oder drohen eher autoritäre Krisenantworten an Popularität zu gewinnen?
John Holloways viel beachtetes Buch Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen entfachte eine weltweite Debatte über die Überwindung des Kapitalismus. In seinem neuen Buch Kapitalismus aufbrechen führt Holloway die Diskussion mit dem Argument fort, die Hoffnung liege darin, dass der Kapitalismus bereits schwer angeschlagen und die Logik des gesellschaftlichen Zusammenhalts voller Risse sei. Können aber die Risse den Zusammenbruch des kapitalistischen Systems herbeiführen? Holloway sieht die Wirkmächtigkeit dieser Brüche in ihrer allgemeinen Triebkraft gegen kapitalistische Lohnarbeit und für andere Tätigkeiten jenseits kapitalistischer Logik. Die Frage nach der Revolution ist für ihn nicht, wie der Kapitalismus endgültig zerstört werden kann, sondern, wie sich verhindern lässt, dass er immer wieder neu erschaffen wird, und wie an seine Stelle etwas vernünftiges Neues gesetzt werden kann.
Ausgehend von Holloways Thesen wird sich Marcel Stoetzler mit dem Zusammenhang von Kapitalismuskritik und Kommunismus auseinandersetzen. Er verweist auf das Problem, dass eine Ablehnung des Kapitalismus nicht automatisch eine Zustimmung zu emanzipatorischen Alternativen bedeutet, da Kapitalismuskritik auch autoritäre oder faschistische Formen annehmen kann. Er schlägt vor, den Begriff der Revolution, die den Kapitalismus beenden wird, als eine Öffnung der Geschichte zu verstehen, von der nicht vorhersagbar ist, ob sie zu Kommunismus führen wird.

Marcel Stoetzler hat John Holloways Buch „Kapitalismus aufbrechen“ ins Deutsche übersetzt. Er lebt in Großbritannien und unterrichtet Soziologie an der Universität Bangor, Wales.

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Entschwörungstheorie

19.1.2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Daniel Kulla (Berlin)

„Entschwörungstheorie“ ist ein ironisches Label. Ziel ist nicht die Einheitliche Feldtheorie zur Widerlegung sämtlicher Verschwörungstheorien. Vielmehr geht es darum, das Thema für eine kritische Diskussion überhaupt zugänglich zu machen und die dafür richtigen Fragen aufzuwerfen. Motiv ist die Unzufriedenheit mit der bisherigen Beschäftigung mit Verschwörungsdenken. Die Besonderheit des modernen Verschwörungsdenkens gegenüber früheren Formen wird dargestellt; es werden nicht mehr hauptsächlich aufgrund unzureichender Informationen wilde Spekulationen angestellt, sondern es findet eine Reduktion trotz verfügbarer Informationen statt. Dabei kleidet sich moderne Verschwörungsideologie ins Gewand etablierter Autoritäten (Wissenschaftler_innen, Historiker_innen, Politiker_innen) und übertrifft diese in der Wirkung beim Publikum in vielen Fällen.

Daniel Kulla betreibt den Blog http://www.classless.org/

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg- Initiative-Bremen in Kooperation mit der Gruppe [c]³.

Staat, Ökonomie und Geschlecht: Zur (Re-)Produktion von Geschlechterverhältnissen im Kapitalismus

Tagesseminar (mit Anmeldung) am Samstag, 10.12.2011

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

In der Diskussion um Heteronormativität und zweigeschlechtliche Herrschaft wird häufig die systematische Vermittlung von Geschlechterherrschaft und kapitalistischer (Re-)Produktion übergangen. Bereits geführte Diskussionen zum Verhältnis von Geschlechterverhältnissen und Kapitalismus sind in Vergessenheit geraten. Das Tagesseminar soll daher in grundlegende theoretische Ansätze zum Verhältnis von Staat, Recht, Ökonomie und Geschlechterverhältnissen in kapitalistischen Gesellschaften einführen. Hierfür werden (queer-/)feministische, marxistische und marxistisch-feministische Ansätze vorgestellt und anhand von Beispielen diskutiert. Im Seminar soll folgenden Fragen nachgegangen werden: Was sind die Errungenschaften der verschiedenen Ansätze und wie lassen sie sich systematisch miteinander verbinden? Welche Entwicklungen haben Geschlechterverhältnisse im Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus erfahren? Wie verändern sie sich innerhalb des Kapitalismus und was bedeutet dies für die Aktualisierung ihrer Kritik?

Kim Robin Stoller studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität zu Berlin. Schwerpunkte der inhaltlichen Auseinandersetzung bilden die Analyse und Kritik von Geschlechterverhältnissen, heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit, Antisemitismus sowie Staat, Recht, Nation und Ökonomie in bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften. Kim ist Co-Director des Internationalen Institut für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung (IIBSA) in Berlin/London.

Das Tagesseminar wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Anmeldung bitte direkt unter talpe(ätt)gmx.net

E-Mobilität und Carsharing – zwei Seiten einer Medaille?

Donnerstag 24.11. 2011, 19 Uhr, Wallsaal der Stadtbibliothek Bremen, Am Wall 201, 28195 Bremen

Podiumsdiskussion

mit Axel Friedrich, ehemaliger Leiter des Umweltbundesamtes, Berlin
Joachim Schwarz, cambio Bremen
Klaus Prietzel, BUND, Landesverband Bremen
Prof.Dr. Matthias Busse, Fraunhofer Institut Bremen

Moderatorin: Gudrun Goldmann, Redakteurin ZETT.

Ist Elektromobilität der Weg aus der Krise? Kann Carsharing sein Potential vervielfachen? Das sind nur zwei der Fragen, die zur Diskussion gestellt werden sollen. Welche Potenziale lassen sich mit diesen beiden Verkehrskonzepten für sich und in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit erreichen?

Im Rahmen der Umwelt Tage Bremen (2.-24. November 2011)

In Kooperation mit Öko Stadt e.V.

Warum sich gesellschaftliche Verhältnisse nicht dekonstruieren lassen, oder: Warum Feminismus und Marx zusammengehören.

Freitag 25. November 2011, 20.00 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit Tove Soiland

Seit Beginn der 1990er Jahre existiert die Vorstellung, dass der Veruneindeutigung und Pluralisierung geschlechtlicher Identitäten ein subversives Potential innewohnt. Lassen sich jedoch Geschlechterverhältnisse wie auch Kapitalismus einfach dekonstruieren? Produktionsverhältnisse und die dazugehörige Hervorbringung der Individuen lassen sich als normative Festschreibungen, wie es z. B. die queer theorie versucht, nicht begreifen.
Deshalb ist der Frage nach zu gehen welche Auswirkungen dies auf feministische Politik haben – und ob dies nicht genau zurück zu der Frage führen sollte, ob die Kritik der politischen Ökonomie nicht Gegenstand feministischer Theorie und Praxis wieder sein muss.

Tove Soiland, geboren 1962, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Zürich. Sie ist feministische Theoretikerin und lehrt an verschiedenen Universitäten. Sie ist u.a. Redakteurin von Widerspruch.

In Kooperation mit Basisgruppe Antifaschismus und Gruppe la.ok (latente agression & organisierte kritik)

Moral und Gesellschaftskritik. Es gibt nur einen vernünftigen Grund, Freiheit gesellschaftlich verwirklichen zu wollen: Moral

Dienstag, 15. März 2011, 19.30 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Strasse 10-12, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Christine Zunke

Die Vorstellung einer befreiten Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Menschen nicht unter dem blinden Gesetz der kapitalistischen Ökonomie bloße Mittel zur Verwertung des Werts, sondern Zweck der gesamtgesellschaftlichen Produktion wären, ist eine moralische Vorstellung, die sich nicht über das bloß individuelle Interesse begründen lässt. Denn das individuelle Interesse, meine Bedürfnisse (und die der Menschen, die ich mag) sollen Zweck der gesellschaftlichen Produktion sein, mündet konsequent in einer Vorstellung von Weltherrschaft. Nur in einem modernen Feudalismus mit mir an der Spitze hätte ich exklusiven Zugang zum gesamten Mehrprodukt und meine Bedürfnisse könnten auf höchstem Niveau verlangen und befriedigt werden. Das Interesse, das für die ganze Menschheit einen herrschaftsfreien Zustand fordert, ist dagegen nicht sinnlich, sondern aus reiner Vernunft praktisch begründet – und damit moralisch; dieses moralische Interesse an der Menschheit nannte Immanuel Kant Pflicht. Christine Zunke möchte diesen sperrigen Begriff aufnehmen und darstellen, warum die Abschaffung des Kapitalismus eine Pflicht ist, auch wenn sie eigenen Interessen (Freizeit, Karriere etc.) entgegensteht.

Dr. Christine Zunke ist Dozentin am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg.

In Kooperation mit AK Kritik des Antisemitismus des AStA der Universität Bremen.

Kritik des Antiamerikanismus

fällt wegen Krankeit der Referentin leider aus

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 13. April 2012 / 20 Uhr
Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Barbara Fried (Berlin)

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Seit dem Regierungswechsel in den USA von Bush zu Obama ist es um das Thema Antiamerikanismus ruhiger geworden. Dennoch sind antiamerikanische Argumentationen weiterhin verbreitet und ermöglichen teils antisemitische Anschlüsse. Da immer wieder Stereotype aus den 1920er Jahren oder der Zeit des Nationalsozialismus bemüht werden, verleitet dies die meisten Kritiker_innen, den Antiamerikanismus als „beständiges Ressentiment“ zu interpretieren. Indem vorrangig die Gleichförmigkeit der Bilder über Jahrhunderte skandalisiert wird, laufen auch kritisch beabsichtigte Analysen – wie solche in antifaschistischen und antideutschen Kreisen – Gefahr, Antiamerikanismus nicht mehr materialistisch zu analysieren, sondern als „deutsche Mentalität“ essentialistisch zu beschreiben. Statt die Kontinuität der Motive zu fokussieren, gilt es, Antiamerikanismus anhand seiner gesellschaftlichen Funktionen und der Dimensionen sozialen Wandels zu entschlüsseln.
Die Veranstaltung wird Grundzüge des Antiamerikanismus vorstellen, Leitlinien des Diskurses über ihn nachzeichnen und beides anhand von Aspekten des Zusammenhangs von Antiamerikanismus und gesellschaftlicher Transformation in Deutschland nach 1990 verdeutlichen. Dabei sollen Fragen aufgeworfen wie: Was sind bestimmende Momente des aktuellen Antiamerikanismus? Wie lässt sich dabei das Verhältnis von Kontinuität und gesellschaftlichem Wandel fassen? Wie ist vor diesem Hintergrund der Ideologiebegriff und wie das Verhältnis von Antisemitismus und Antiamerikanismus zu fassen?

Barbara Fried ist Sozialwissenschaftlerin und Psychologin. Sie arbeitet am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ist Mitherausgeberin der Textsammlung von Moishe Postone: Deutschland, die Linke und der Holocaust, Freiburg 2005. Ihre Promotionsarbeit über Antiamerikanismus in Deutschland nach 1990 wird demnächst erscheinen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit „associazione delle talpe“ Bremen.

„Erinnern und Handeln. Für mein Dresden.“ Bürgerlicher Antifaschismus als Basis deutscher Selbstbeweihräucherung

Mittwoch, 09.02.2011, 20:00 Uhr, Infoladen, St. Pauli Straße 10-12, Bremen
Vortrag mit Diskussion, mit Müge Zünbül (Bremen)
Wenn sich am 13. Februar in Dresden zum Gedenken des „Leids der Bombennacht“, eine Menschenkette bildet, tut sie das in klarer Abgrenzung zu „diese[n] Nazi-Typen“(1). Nicht an diesem Ort, „dieser Stätte stiller Trauer, […] unserem wieder erstandenen Dresden“, soll sich diese „Horde Rechtsextremer“ zeigen.(2) Denn, so Oberbürgermeisterin Helma Orosz: „Wir Dresdner wehren uns gegen Revanchismus, gegen Hass- und Gewalt-Propaganda. Wir wollen Versöhnung, und wir sind all jenen dankbar, die mit uns Versöhnung leben.“(3)
Dieser Versöhnungssprech ist spätestens seit den 90er Jahren zum offiziellen Paradigma bürgerlicher Gedenkpolitiken geworden. Grundlage dieser ‚Versöhnung‘ ist, dass immer wieder ‚bloßes Erinnern‘ kontextlos in den Vordergrund gestellt und sich dann ganz beläufig zur deutschen ‚Schuld‘ bekannt wird. Schließlich gedenken die Dresdner_innen ja auch, nachdem sie um die nationalsozialistische Bevölkerung ihrer Stadt getrauert haben, den „Opfern dieses verdammten Krieges, der von deutschem Boden aus in die Welt getragen wurde.“(4) In diesem Einheitsbrei des ‚Erinnerns‘ wird ein großer ‚Opfertopf‘ konstruiert, der zwar auf die Verfolgten und Ermordeten des nationalsozialistischen Regimes verweist, aber das nur, um die ‚unschuldige‘ Dresdner Bevölkerung als ‚Opfer‘ des Krieges miteinbeziehen zu können. Die Bombadierung Dresdens wird dabei entkontextualisiert und mystifiziert.
Also nicht erst, wenn schlussendlich von der „historische[n] Verantwortung“(5) Deutschlands gefaselt wird, stellt sich die Frage nach der Rolle der ‚aufarbeitenden Erinnerung‘ des Nationalsozialismus in bürgerlicher Ideologie. Wenn sich zum Jahrestag der Bombadierung Dresdens die geläuterte Nation inszeniert, scheint von ‚Verdrängung‘ auf jeden Fall keine Spur mehr zu sein…
Somit hat sich einiges in den letzten 20 Jahren rund um die Zelebrierung des Opferstatus der nationalsozialistischen Bevölkerung Dresdens geändert: Ein bürgerlicher Antifaschismus weiß sich klar von „Rechtsextremen“ und deren „Revanchismus“ abzugrenzen und erlaubt den guten Deutschen ihren ganz eigenen Geschichtsrevisionismus.
Am Beispiel der Mythen rund um die Bombardierung Dresdens und ihrer Inszenierung, soll in dieser Veranstaltung der Frage nachgegangen werden, auf welche Art und Weise Geschichtspolitiken innerhalb der bürgerlichen Ideologie zur deutschen Nation fungieren.
Anschließend soll zur Diskussion stehen, wie sich unterschiedliche Analysen des angesprochenen bürgerlichen Gedenkens in linksradikalen antifaschistischen Praxen und Interventionen niederschlagen.

(1) Rede von Oberbürgermeisterin Helma Orosz zur Kranzniederlegung am Heidefriedhof, 13. Februar 2010, http://13februar.dresden.de/de/presse/rede_orosz_01.php?lastpage=zur%20Ergebnisliste
(2) ebd.
(3) ebd.
(4) ebd.
(5)

Die Geschichte der Bremer Räterepublik (Stadtrundgang mit Joachim Bellgart)

27. November 2010 / 14 Uhr / Treffpunkt: Parkplatz des Südbad, Neustadtswall 81, Bremen-Neustadt
Dauer: circa 2 Stunden

Bremer Arbeiter und Soldaten machten vor 92 Jahren etwas Unerhörtes, nämlich eine Revolution. Dass Bremen also einmal, wenn auch nur kurz, mit einem sozialistischen Anspruch regiert wurde, ist heute weitgehend vergessen. Wir suchen nach einigen Spuren dieser Auseinandersetzungen.
Bremer Arbeiter und Soldaten (und kaum Arbeiterinnen und schon gar keine Soldatinnen) machten vor 90 Jahren etwas Unerhörtes, nämlich eine Revolution. Dass Bremen also einmal, wenn auch nur kurz, als eines von wenigen Gebieten der Welt außerhalb Osteuropas und Asiens mit einem sozialistischen Anspruch regiert wurde, ist heute weitgehend vergessen. Wir suchen einige Orte der Auseinandersetzungen auf. ZeitzeugInnen werden nicht sprechen, aber viele Dokumente und Bilder.

Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch.
Siehe: www.bellgart-stadtführungen.de

Die Stadtführung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe.

Hoffnungslos Feministisch?! 3.0 (Veranstaltung mit Frigga Haug)

Dienstag, 19.10. 2010, 19 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Die sozialistische Feministin Frigga Haug stellt die Thesen ihres Buches „Die-vier-in-einem-Perspektive“ vor. Im Fokus der „Vier-in-einem-Perspektive“ steht die Utopie einer gerechten Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit, sozial-politischem Engagement und kultureller Entwicklung.
Außerdem ließt Frigga Haug aus ihrem neuen Buch „Briefe aus der Ferne“. Darin kommen Feministinnen aus 14 Ländern zu Wort, die feministische Perspektiven diskutieren.
http://www.vier-in-einem.de/
Veranstaltung für FrauenLesbenTransgender – in Kooperation mit der FrauenLesbengruppe Flop.

Die Kritik am Zins – Eine Sackgasse der Kapitalismuskritik

Donnerstag, 11. November 2010 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main)

Die Kritik kapitalistischer Verhältnisse gehört nach wie vor zu den basics linker Gesellschaftstheorie, selbst in bürgerlichen Kreisen ist Kapitalismus wieder negativ konnotiert. Eine solche Kritik am Kapitalismus reduziert ihn allerdings oftmals auf bestimmte ökonomische Phänomene und verklärt andere als „natürliche“ Wirtschaftsordnung. Dem guten und gerechten Warenaustausch stehen in solchen zinskritischen Vorstellungen stets die „Allmacht des Geldes“ und die „bodenlose Schacherei“ und „Raffgier“ heuschreckenartiger Schwärme des Zins- und Finanzkapitals entgegen. So ist es auch kaum verwunderlich, dass diese Verurteilung des „raffenden“ Kapitals dem Antisemitismus Vorschub leistet.
Nadja Rakowitz wird ausgehend von der marxschen Kritik der politischen Ökonomie und seiner Kritik am Frühsozialismus die Irrtümer historischer und aktueller Formen der Kapitalismuskritik, die lediglich als Zinskritik auftreten, aufklären. Es wird gezeigt, wie diese verkürzten, fetischisierten Formen der Kapitalismuskritik selbst noch auf kapitalistischen Denkformen basieren. Solche Denkformen betrachten die „einfache Zirkulation“ – die „Oberfläche der kapitalistischen Gesellschaft“ (Marx) – als gerechte Organisation des harmonischen Austausches von scheinbar Freien und Gleichen, ohne einen systematischen Zusammenhang zum Zinskapital herzustellen. Gerade die vermeintlich „natürlichen“ und gerechten Formen des Wirtschaftens – Äquivalententausch, Geld, Produktion usw. – sind jedoch Voraussetzung und Resultat des Finanzkapitals zugleich. Die kritische Erkenntnis ist, dass all diese ökonomischen Phänomene nur als notwendige Momente des kapitalistischen Ganzen verstehbar sind. Entsprechend wird Nadja Rakowitz anhand klassischer und aktueller Zinskritik darstellen, dass die vermeintlich friedliche Welt der einfachen Zirkulation also das bleibt, was sie ist – die Welt des Kapitals.

Nadja Rakowitz (Frankfurt) ist Soziologin, Mitglied der Marx-Gesellschaft und u.a. Autorin des Buches „Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie“, 2000 erschienen im ca ira Verlag.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Einführung in Theorien über Faschismus und Nationalsozialismus (Wochenendseminar)

Sa. 21. – So. 22. August 2010, Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“ von RLI und associazione delle talpe

mit Volker Weiss (Hamburg)

Von der bürgerlichen Zivilgesellschaft bis zur radikalen Linken werden rassistische und reaktionäre Initiativen und Parteien häufig undifferenziert als faschistisch etikettiert. Eine solche Skandalisierung mag bisweilen für Mobilisierungserfolge sorgen – für eine das jeweilige Ziel treffende Analyse und Kritik allerdings nicht, da sie Unterschiede zwischen rechtspopulistischen Gruppierungen und explizit neofaschistischen Parteien wie der NPD verkennt. Für eine antifaschistische Linke ist es darum notwendig, einen kritischen Begriff von Faschismus, Nationalsozialismus und Konservativismus zu entwickeln. In dem Seminar möchten wir daher gern folgende Fragen diskutieren:
Was unterscheidet den Nationalsozialismus vom italienischen Faschismus und anderen faschistischen Bewegungen? Inwiefern besaß der Nationalsozialismus einen modernen und kulturrevolutionären Charakter? Wie wurde historisch versucht, eine kritische Theorie von Nationalsozialismus und Faschismus zu formulieren? Was sind die Potentiale und Grenzen der verschiedenen Faschismustheorien?

Anmeldung bitte direkt unter talpe(ätt)gmx.net. Einen kurzen vorbereitenden Reader schicken wir nach der Anmeldung zu.

Volker Weiss (Hamburg) ist Historiker und schreibt unter anderem für jungle world und phase2.

Das Wochenendseminar wird organisiert von der Reihe antifaschistische Perspektiven des Erinnerns der Rosa Luxemburg Initiative Bremen und associazione delle talpe.

UNTERM PFLASTER LAG DER WESERSTRAND (Teil 2)

Dienstag, 11. Mai 2010, 19 Uhr, Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen
Geburtsstunde von was? – Über den Wandel und die Entwicklung linksradikaler Politik und Kämpfe Anfang der ’80er in Bremen und darüber hinaus, über das Konzept von Autonomie und die Unbeständigkeit und Kontinuität autonomer Politik. Eine Gesprächsrunde von, mit und für alte & junge Linksradikale und solche, die es mal waren oder noch werden wollen.

Veranstaltet von der AG 6. Mai 1980.
in Kooperation mit: Anares-Medien, AStA Uni Bremen, endofroad, Freizi Friesenstraße e.V., Infoladen Bremen, La Rage, Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz Bremen, Kommunikationszentrum Paradox, planlos, Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Sielwallhaus und noch einer autonomen Gruppe.

Reihe“ Habt ihr noch Helme im Keller? Bremen ’80: Von militanten Aufbrüchen und antimilitaristischem Widerstand – Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen“

Kunst. Linke. Gesellschaftliche Emanzipation

Samstag, den 24. April 2010 um 20 Uhr in der Spedition, Güterbahnhofsgelände beim Hauptbahnhof, Bremen

Eine Veranstaltung mit Referenten von kritikmaximierung, Hamburg

Das Verhältnis der Linken zur Kunst ist meist ambivalent: man will sie und man will sie nicht. Selten nähert man sich der Kunst theoretisch, ist diese doch immer ein wenig befremdlich für die meisten Linken. Sie haben ähnlich wie zur Musik ein relativ taktisches Verhältnis zur Kunst:
Kunst ist gewollt, aber meist nur als künstlerische Propaganda oder als
Ästhetisierung des Politischen.
Wie ist das Verhältnis der politischen Linken zur Kunst? Welches
Verhältnis hat die Kunst zur Linken? Welches Potential einer kritischen
Reflektion auf die Gesellschaft und das Individuum liegt in der
speziellen Form der Kunst? Welche Versuche in der Kunst gab und gibt es,
gesellschaftliche Emanzipation vorzubereiten? Welche Formen der
Intervention sind mittels Kunst möglich?
Zu den aufgeworfenden Fragen zur Kunst, der Linken und zu
gesellschaftlicher Emanzipation referieren und diskutieren Hanno Plass
und Roger Behrens.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit associazione delle talpe.
Link zur Anfahrtsbeschreibung,