Herzlichen Glückwunsch, Karl Marx!

«An Allem ist zu Zweifeln»
Am 5. Mai jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Karl Marx

Karl Marx ist bis heute der schärfste Analytiker der kapitalistischen Produktionsweise. Generationen von WissenschaftlerInnen nahmen seine Schriften auf, entwickelten sie weiter, revidierten, kritisierten und aktualisierten sie. Eine Vielzahl theoretischer Strömungen ist entstanden und lebt bis heute fort. Die Rezeption, auch und gerade international, war dabei stets einem Wandel unterworfen, Lesarten der Marx’schen Schriften wurden selbst Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen. Was können wir 200 Jahre später, befreit von den Dogmen der Vergangenheit, von einer ebenso brillanten wie offenen und auch in herrschenden Kreisen hoch anerkannten Theorie lernen, vor allem in Kenntnis der noch immer laufenden Forschungen zu seinen überlieferten Manuskripten, bei denen sich immer mehr herausschält, wie unzusammenhängend, fragmentiert, stets suchend, die einst kanonisierten Werke waren? Eines ließe sich sicher lernen, nämlich das Motto, das Marx seinen Töchtern mitgegeben hat: «An allem ist zu zweifeln.»

Seit der Bankenkrise vor zehn Jahren ist Marx wieder in aller Munde. Wer sich mit der Aktualität von Marx auseinandersetzen möchte, kommt weder an der Geschichte noch an den stets aktualisierten Erkenntnissen der überlieferten Schriften vorbei. In diesem Sinne hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung (gemeinsam mit der Berliner Landesstiftung Helle Panke) bereits vor einem Jahr das Portal marx200.org aufgesetzt, um gleich mehrere Jubiläen zu würdigen: 100 Jahre russische Revolutionen, 150 Jahre «Das Kapital» und 200 Jahre Karl Marx. In diesem Portal findet sich nicht nur Lesematerial, auch eine gut bestückte Mediathek präsentiert Interviews, Erklärfilme, Meinungen und Vorträge, um Marx zu verstehen. Aktuelles Highlight ist die fünfteilige Filmreihe «K wie Karl» des britische Journalisten und Filmemachers Paul Mason, der fragt: «Warum ist Marx heute wichtig?». Jeden Montag wird ein Film veröffentlicht, der vierte Teil am 7. Mai, der fünfte und letzte Teil am 14. Mai 2018. Einen guten Überblick über die Vielfalt des Angebotes auf marx200.org vermittelt das zehnminütige Video Best of Marx 200. – Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!

Zum 200. Geburtstag von Karl Marx veranstaltet die Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Zeit einen Kongress in Berlin mit Theorie, Politik und Kunst (vom 2. bis 6. Mai). Es handelt sich um die zentrale Konferenz innerhalb des ganzjährigen Veranstaltungsprogramms im Marx-Jubiläumsjahr. Viele Vorträge und Diskussionen sind auch live in einem Videostream zu verfolgen: www.rosalux.de/livestream.

Die Rosa-Luxemburg-Initiative – die Bremer Rosa-Luxemburg-Stiftung – begeht den 200. Geburtstag des großen Politökonomen mit der Lesung des vollständigen Textes vor 170 Jahren erschienenen Kommunistischen Manifests durch den bekannten Schauspieler Rolf Becker (Hamburg) am Sonntag, 6. Mai 2018 im Theater am Leibnizplatz. In dieser mit Friedrich Engels verfassten, pünktlich zur Märzrevolution 1848 herausgebrachten Schrift wird in vielen Passagen eine Aktualität sichtbar, die den gegenwärtigen Kapitalismus im Stadium seiner umfassenden Globalisierung kennzeichnet. Über die historische Relevanz dieser Programmschrift hinaus wird die Veranstaltung dazu anregen, die welthistorische Bedeutung von Karl Marx als Gesellschaftswissenschaftler (politische Ökonomie, Philosophie, Geschichte, u.a.) zu reflektieren. Am 31. Mai ist die Premiere vom Musiktheater von Michael Rettig «Karl Marx… die Verhältnisse zum Tanzen zwingen» in der Schwankhalle nebst Rahmenprogramm – u.a. mit einem Vortrag zur Aktualität des Kapitals von Ulrike Herrmann (Wirtschaftsjournalistin, die tageszeitung) nebst Diskussion mit Dr. Sabine Nuss (Rosa-Luxemburg-Stiftung). Und nicht zuletzt läuft in diesem Jahr die inzwischen siebte Folge unseres Marxlektürekurses mit Moritz Zeiler. Seit Anfang 2012 bietet die Rosa-Luxemburg-Initiative  erfolgreich einen wöchentlichen Lektürekurs zum Band 1 des „Kapitals“ in Bremen an.

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