Transformative Gerechtigkeit und Community Accountability

Online-Workshop für Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre-, Trans- und Agender Personen
Sonntag, 17. Oktober 2021 von 14 bis 17:30 Uhr

Online via BigBlueButton; der Link zum Workshop wird am Tag der Veranstaltung an die durch bestätigten Teilnehmenden per E-Mail gesendet.
Nur mit verbindlicher Anmeldung, siehe unten!

Dieser Online-Workshop wird eine theoretische Einführung in die Konzepte der transformativen Gerechtigkeit und Community Accountability geben. Er wird dreieinhalb Stunden dauern, eine halbe Stunde Pause mit inbegriffen.  Durchgeführt wird er vom ignite! Kollektiv, einem horizontal organisierten Kollektiv, das zu feministischen und herrschaftskritischen Themen Workshops gibt, schreibt und handelt.

Die Organisator*innen sind ein neu gegründetes Kollektiv bestehend aus hauptsächlich weißen FLINTA*-Personen[1]. Wir heißen „TnP“ (gesprochen „Tea and Pee“) und sind Betroffene von Beziehungs-, patriarchaler- und sexualisierter Gewalt. Gleichzeitig verstehen wir uns auch als Allies mit anderen betroffenen Personen.

Im Rahmen des Workshops «Transformative Gerechtigkeit und Community Accountability» möchten wir, gemeinsam mit den Teilnehmer*innen, zunächst Grundlegendes zu den genannten Konzepten erfahren. Langfristig wollen wir lernen, wie wir Betroffene in unseren sozialen Netzwerken besser unterstützen können. Wie wir ihnen z. B. den Raum geben können, den sie brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten. Gleichzeitig sind wir auch an Strategien interessiert, wie übergriffige Personen in die Verantwortung genommen werden können, ohne diese als Menschen zu verurteilen bzw. gewaltsam zu „bestrafen“.

Mit dem Begriff «Transformative Gerechtigkeit» ist ein Modell gemeint, das im Gegensatz zu strafenden Systemen in Justiz, Polizei, aber auch im Privaten und in Kollektiven, Gerechtigkeit als eine Konsequenz aus straffreien Prozessen begreift. Das Konzept der transformativen Gerechtigkeit wurde in den 1990er Jahren hauptsächlich von FLINTA* of Color entwickelt, also von Menschen die von rassistischer und patriarchaler Gewalt betroffen waren. Es geht davon aus, dass zwischenmenschliche Gewalt nicht losgelöst von Gesellschaft und ihren spezifischen Machtverhältnissen passiert, sondern dass diese Machtverhältnisse spezifische Formen von Gewalt „erzeugen“. Mehr dazu erfahrt ihr dann im Workshop.

Bei transformativer Gerechtigkeit spielt das soziale Umfeld, in welchem Gewalt passiert, eine elementare Rolle – und somit auch das Konzept der «Community Accountability». Ins Deutsche kann dieser Begriff sinngemäß mit «Gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme» übersetzt werden. Es geht um das Schaffen von Communities, die in der Lage sind, Verantwortung für einen Prozess zu übernehmen, der nach einem Übergriff notwendig ist, um die Gewalt und gewaltvolle Machtverhältnisse aufzuarbeiten. Das ist eine sehr grobe Beschreibung und auch zu diesem Konzept werdet ihr im Workshop selbst natürlich mehr erfahren.

Um im Workshop möglichst einen geschützten Raum für die Anwesenden zu schaffen – im Vergleich zu einer Gesellschaft, in der Gewalt Alltag ist – haben wir uns für FLINTA*-Referent*innen und eine limitierte Teilnehmer*innenzahl entschieden. Darüber hinaus werden wir einen von uns betreuten virtuellen Raum einrichten, in den sich im Zweifelsfall zurückgezogen werden kann. Wir haben keine Ausbildung in Awarenessarbeit, aber Erfahrung in selbstorganisierten queerfeministischen Kontexten.

Der Workshop wird auf deutsch stattfinden, da wir leider aktuell nicht genügend Ressourcen für eine Synchronübersetzung haben. Referent*innen und Orga-Team versuchen in dem Workshop möglichst allgemein verständliche Worte zu benutzen und Fach- und Szenebegriffe zu erklären. Menschen ohne Vorwissen sind herzlich willkommen!

Zielgruppe: Der Workshop richtet sich an FLINTA*-Personen, die von Beziehungs-, patriarchaler- bzw. sexualisierter Gewalt betroffen sind und Allies.

Es ist uns wichtig darauf hinzuweisen, dass die Teilnehmer*innen sich akut nicht in einer instabilen Phase befinden sollten, da wir keine Psycholog*innen sind und uns lediglich  aus Betroffenenperspektive theoretisch mit den genannten Konzepten beschäftigen.

Anmeldungen bitte bis zum 14. Oktober 2021 an tnp@riseup.net.
Wir bitten darum, bei der Anmeldung kurz eigene Positionierungen in Bezug auf Diskriminierungserfahrungen zu benennen, sowie die Motivation für die Teilnahme und damit verbundene Wünsche und Erwartungen. Die Angaben werden nur von den Organisator*innen gelesen und vertraulich behandelt.
Die Benachrichtigung bzw. Bestätigung der Teilnehmenden erfolgt durch die Vorbereitungsgruppe.

Veranstalter:innen: Kollektiv TnP und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.


[1] Der Begriff „FLINTA*“ bedeutet Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre-, Trans- und Agender Personen. Der Begriff „weiß“ meint Menschen, die keine rassistische Diskriminierung erfahren und bezieht sich nicht auf unsere Hautfarben oder Ähnliches, sondern auf unsere sozialen Positionen, in einer von rassistischer Gewalt geprägten Gesellschaft.