Adamczak - Archiv


bzw. – Beziehungsweise. Liebe & Kapital.

Vortrag und Diskussion mit Bini Adamczak (Berlin)
Montag, 12. Mai 2014, um 20:00 Uhr
DETE Kultureinrichtungshaus, Lahnstraße 61-63, 28199 Bremen

Ware und Liebe sind Beziehungen, Beziehungsweisen, die zudem in inniger Beziehung zueinander stehen. In beiden maskiert sich eine gesellschaftliche Beziehung von öffentlichem Interesse als bloßes Privatverhältnis, als zweigliedriger Austausch von Dingen und Geld, von Obszönitäten und Zärtlichkeiten – oder beidem zugleich. Als Austausch, jedenfalls, von Arbeit – Waren produzierender oder Arbeitskraft reproduzierender Arbeit; Lohnarbeit oder Liebesarbeit. In beiden Beziehungsweisen manifestiert sich eine erstaunliche Symbiose von Singularität und Universalität, privatester Privatheit und öffentlichster Öffentlichkeit. Die Ware beansprucht – trotz aller Serialität – als gebrauchswertiger Körper immer ein konkretes Bedürfnis zu befriedigen und trägt zugleich einen Preis, als Zeichen ihrer allgemeinen Austauschbarkeit. Die Liebe, ganz ähnlich, behauptet, jedes Mal unverwechselbar und einzigartig zu sein und dudelt doch täglich unentrinnbar in Radio, TV wie Kino. Zu lieben (romantisch) soll ebenso Merkmal einer allgemeinen Anthropologie sein wie zu tauschen (äquivalent) oder zu kacken (individuell). Gerade in der Vereinzelung soll die Allgemeinheit bestehen. Doch der private Handel verbirgt die öffentliche Aushandlung.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit dem Autonomen Feministischen Referat der Universität Bremen.

Aufstand aus der Küche – Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und die unvollendete feministische Revolution

Buchvorstellung und Diskussion mit der Mitherausgeberin Bini Adamczak (Berlin)
Dienstag, 13. Mai 2014, um 19:00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

In dem Band formuliert die feministisch-marxistische Theoretikerin und Aktivistin Silvia Federici eine aktuelle Kritik der Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und plädiert für eine feministische Politik der Commons. Neben zwei neuen Beiträgen wird auch die bereits 1974 verfasste Kritik „Counter-Planning from the Kitchen“ erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht. Federici erinnert an die „unerledigte Revolution des Feminismus“ und plädiert für deren Aktualisierung in der Gegenwart.
Queer-Feminismus und Ökonomiekritik schließen einander nicht aus (wie in letzter Zeit immer wieder behauptet), sondern müssen verbunden werden. Das Buch, das die neue Buchreihe Kitchen Politics eröffnen wird, ist gleichzeitig eine Intervention in einen queeren wie feministischen Diskurs, der sich um eine Kritik des Kapitalismus zu wenig bemüht und andererseits eine Intervention in den ökonomiekritischen, marxistischen Diskurs, der leider immer noch sehr androzentrisch (männerdominiert) funktioniert und Geschlechterverhältnisse nur am Rande behandelt. Gleichzeitig führen wir auch die in USA und Italien bekannte operaistische Feministin Silvia Federici in Deutschland ein. Der Band stellt ebenso einen Beitrag zur Analyse des globalen Kapitalismus mit Schwerpunkt auf der Reproduktionsarbeit dar wie zur Geschichte feministischer Kämpfe und ist als ein Plädoyer für eine materialistische, antikapitalistische Wende der Queer Theory zu verstehen.
Silvia Federici ist feministische Aktivistin, Autorin und emeritierte Professorin für politische Philosophie und Women Studies. 1972 war sie Gründungsmitglied des International Feminist Collective, welches die internationale „Lohn für Hausarbeit-Kampagne“ initiierte. Seit dem hat sie zahlreiche Bücher und Essays zu marxisticher und feministischer Theorie, Globalisierungskritik und neuerdings zum Konzept der Commons veröffentlicht. Seit den 1990ern ist sie Mitglied des Midnight Notes Collective. Sie lebt und arbeitet in New York City.

 Bini Adamczak hat das Buch Aufstand aus der Küche – Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und die unvollendete feministische Revolution von Silvia Federici mitherausgegeben. Von ihr selbst sind folgende Bücher veröffentlicht worden: Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft, Münster und Kommunismus – Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird, Münster. Sie lebt in Berlin.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit dem Autonomen Feministischen Referat der Universität Bremen.