Völkischer Antikapitalismus. Globalisierungskritik und Antikapitalismus von Neonazis

Donnerstag den 11. September 2008, 19:30 Uhr, Infoladen Bremen / St.-Paulistr. 10-12 / 28203 Bremen

Mit einer Referentin von der Gruppe Theorie. Organisation. Praxis (TOP) Berlin

Neonazis beteiligen sich an Protesten gegen die Hartz-IV-Gesetze und mobilisieren in globalisierungskritischer Manier gegen den G8-Gipfel. „Autonome“ und „freie“ Nationalisten skandieren antikapitalistische Parolen auf ihren Demonstrationen und fordern auf ihren Transparenten „Revolution!“. Inzwischen ist das Phänomen nicht mehr neu, doch einige Reaktionen aus der Linken wirken immer noch unbeholfen und empört. Wie bei der Diskussion um die „autonomen“ Nazis wird oft zu voreilig unterstellt, die Nazis würden einfach ein (angeblich) erfolgreiches Konzept der radikalen Linken „klauen“ – eine Erkenntnis, die in diesem Fall etwa 100 Jahre zu spät kommt. Denn „Nazi“ steht schließlich für „National-Sozialist“ – der Begriff verweist schon auf den rechten Antikapitalismus. Hinter dem, völkischen, Antikapitalismus der Nazis steht ein eigenes Konzept von Sozialismus, von Wirtschaft und Gesellschaft, das nichts mit einer marxistischen Kapitalismuskritik gemein hat. Kapitalismus wird hier eher identifiziert mit der Herrschaft des Zins und der Zerstörung „natürlich gewachsener“ nationaler Wirtschaften durch die „wuchernde“ Globalisierung. Doch genau dieses Konzept war bekanntlich in Deutschland einmal politisch äußerst erfolgreich und hat den Diebstahl bei der Linken deshalb höchstens auf der Style-Ebene nötig. Vielmehr ist zu fragen, ob sich manch antikapitalistischer Beitrag, dessen VerfasserInnen dem Faschismus unverdächtig sind, nicht trotzdem völkischer Bilder und Vorstellungen bedient. Mit der Veranstaltung möchten wir einerseits die reaktionären und antisemitischen Gundlagen des völkischen Antikapitalismus herausarbeiten. Andererseits soll auch ein, in der Linken leider populärer, Phrasen-Antikapitalismus kritisiert werden, der immer wieder Anknüpfungspunkte für verschwörungstheoretisches und antisemitisches Denken bietet und Fenster und Türen nach Rechts hin öffnet.

Die Gruppe Theorie.Organisation.Praxis (TOP) Berlin veröffentlichte letztes Jahr zum Thema die Broschüre „Nationaler Sozialismus – ‚Antikapitalismus‘ von völkischen Freaks“. Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit associazione delle talpe (Bremen)