Warenförmige Körper – Über die Kommerzialisierung von Körperstoffen in der Medizin

Dienstag, 25. November 2008, 20.00 Uhr, Kommunikationszentrum paradox, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen im Saal

mit Erika Feyerabend

Der menschliche Körper wird in der Medizin als eine Art »Substanz-Körper« behandelt, bewertet und zur Sprache gebracht. Gemeinnützige Blutspendedienste beispielsweise verarbeiten Blut zu warenförmigen Blutprodukten. Privatunternehmen oder ähnlich orientierte öffentliche Institute bergen aus toten Körpern Knochen, Gewebe, Herzklappen, Hornhäute und anderes mehr, um sie in der Transplantationsmedizin anzubieten. Immer mehr staatlich geförderte Biobanken vergeben geldwerte Zugriffsrechte auf Blut, Gewebe und medizinische Daten von Kranken und Gesunden an Pharmaunternehmen. Im internationalen Maßstab ist die Selbstvermarktung in Form von Organhandel eine zum Teil illegale, zum Teil geduldete, zum Teil legalisierte Realität. Auch der hoch privatwirtschaftliche Fortpflanzungssektor macht sowohl rechtlich wie gesellschaftlich akzeptierte Geschäfte mit dem Kinderkriegen. Hier sind Keimzellen und Embryonen nicht mehr ›nur‹ begehrte Objekte bevölkerungspolitischer Planungen, sondern auch einer Bio-Ökonomie, die sie zur Gewebeproduktion und zum Wissenserwerb nutzt. Die Körper aller – ob der Frauen, der Gesunden, der Kranken, der Irren oder der Fremden – sind durchlässig und in Teilen verwertbar geworden. Nahezu grenzenlos scheint das, was wir physisch sind, den Regeln biomedizinischer Produktionen und Reproduktionen unterworfen zu werden. Die Integration dieses neuen »Substanz-Körpers« in die Welt der Warenzirkulation verläuft aber keineswegs reibungslos. In einem Referat wird Erika Feyerabend verschiedene Aspekte dieser Entwicklungen vorstellen und damit eine an ihren Vortrag anschließende Diskussion einleiten.

Erika Feyerabend (Essen) ist Journalistin und aktiv bei BioSkop – Forum zur Beobachtung der Biowissenschaften und ihrer Technologien.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit lifekritik (Bbremen)


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