Destruktive Kreativität – Grafitti im Bremer Viertel der frühen 80er Jahre Fotoausstellung

ab 19. Juni, noch bis Freitag, 31. Juli 2009, jeweils Montag, Mittwoch und Freitag von 16 – 19 Uhr. Infoladen, St. Pauli Straße 11/12, 28203 Bremen

von Radek Krolczyk (Kurator der Ausstellung)
Vom 19.Juni – 31. Juli wird im Infoladen Bremen, St. Paulistraße 11-12, während der regulären Öffnungszeiten (Montag, Mittwoch, Freitag 16 – 19 h) eine Fotoausstellung mit dem Titel „Destruktive Kreativität – Grafitti im Bremer Viertel der frühen 80er Jahre“ stattfinden. Gezeigt werden etwa 30 kleinformatige (ca. 5 X 8 cm) schwarz-weiß Fotografien. Sie sind Teil eines größeren, auf dem Sperrmüll im Bremer Steintorviertel gefundenen Konvoluts.
Die Bilder dokumentieren die sozialen Proteste der frühen 80er Jahre, vor allem die damals aufkommende Punkbewegung als Jugendkultur schlägt sich darin nieder.
Die Fotos geben einen Eindruck der damaligen politischen Kämpfe, etwa der Proteste gegen die Kanzlerkandidatur Franz Josef Strauss, den Natodoppelbeschluß und die Sanierung des Bremer Viertels; Proteste gegen lokal- wie auch globalpolitische Ereignisse finden sich hier zusammen. Die neue Jugendkultur Punk hinterlässt auf den Mauern ihre DaDa inspirierten Parolen und Debatten um den richtigen Musikgeschmack – „Crass sucks! PIL“. Die große Vielzahl sehr unterschiedlicher Parolen an der selben Mauer, nebeneinanderstehend und sich überlappend, zeugt von einem lebendigen Viertel und einem immensen Diskussions- und Kommunikationsbedürfnis.
Die Ausstellung soll an lokale Protestkulturgeschichte erinnern und den gesellschaftlichen Wandel aufzuzeigen, der Dokumente eines einst lebendigen Viertels auf den Müllhaufen der Geschichte befördert. Um diesen geschichtlichen Prozess zu unterstreichen, werden statt guten, sauberen und vergrößerten Abzügen die schmutzigen, kleinen Sperrmülloriginale in der Ausstellung gezeigt.
Ein in der Ausstellung ausliegendes Faltblatt wird auch das Verhältnis der in der Ausstellung zu sehenden Mauerschmierereien zur aktuell museal gefeierten Streetart – das neue Museum Weserburg widmet der Streetart zur Zeit eine Ausstellung – diskutieren.

Radek Krolczyk , geboren 1978 in Pyskowice, Polen. Seit 1999 Studium der Kulturwissenschaften an der Universität Bremen, 2006 Abschluss. Autor der Zeitschriften „Testcard“, „Jungle World“, „Zett“. Mitherausgeber und Autor der Zeitschrift „Extrablatt – Aus Gründen gegen fast alles“. Buchveröffentlichungen: „Deutschlandwunder“ (Hg), Mainz 2007 und „Bremenbuch“ (Hg), Berlin, 2008