Die Russische Revolution und ihre Folgen (Wochenendseminar)

Wochenendseminar 19.-20. September 2009 / Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Bini Adamczak (Berlin)

Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Müde von der Brutalität des Ersten Weltkrieges und der zaristischen Despotie stürzten im Oktober 1917 Arbeiter_innen, Bäuer_innen und Soldat_innen unter der Parole „Brot, Land und Frieden“ die Herrschaft des Zaren. Mit diesem Staatsstreich feierten Lenin und die Bolschewiki die Premiere einer kommunistischen Revolution, auf die ihre Genoss_innen im Westen weiter sehnsüchtig warteten. Die Russische Revolution wurde rasch zum Fixpunkt der kommunistischen Parteien weltweit und diente deren revolutionären Bemühungen als Modell. Aber auch verschiedenen antikolonialen Bewegungen war die Sowjetunion ein Vorbild an unabhängiger Entwicklung und Industrialisierung. Gegen eine simple Übernahme und Nachahmung der Erfahrungen der Russischen Revolution auf vollkommen andere gesellschaftliche Verhältnisse (feudale und agrarische Verhältnisse in Russland, entwickelte Industriegesellschaften in Europa und den USA) regte sich aber auch bald Kritik u.a. von rätekommunistischen Gruppen. Diese forderten Spontanität und Autonomie von Bewegungen anstelle von Avantgardekonzepten, basisdemokratische Diskussion statt autoritärer Parteihierarchie und Selbstverwaltung von Produktion und Verteilung statt staatlicher Planung, Arbeitszwang und Militarisierung der Arbeit. Lenins Pamphlet „Linksradikalismus. Die Kinderkrankheit des Kommunismus“ war die Antwort auf diese Kritiken und gilt seitdem als Handbuch des Stalinismus. Mit dem Wochenendseminar möchten wir in die Geschichte der Russischen Revolution und die Entwicklung von Leninismus und Stalinismus bis zum Zweiten Weltkrieg einführen. Dabei wird besonders das bolschewistische Verständnis von Arbeit, Partei, Staat und Revolution vorgestellt und gemeinsam anhand ausgewählter Texte besprochen. Ausgehend von zeitgenössischen Kritiken wie von Seiten des Rätekommunismus soll diskutiert werden, wie eine emanzipatorische Praxis ausschauen könnte, die nicht lediglich bisherige Formen von Ausbeutung und Unterdrückung durch neue ersetzt, sondern deren Ambition es ist, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx).

Bini Adamczak (Berlin) hat zum Thema folgende Bücher veröffentlicht: Kommunismus. Kleine Geschichte, wie alles anders wird, Münster 2004; Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft, Münster 2007.

Das Seminar wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Initiative Bremen. Weitere Informationen und einen kostenlosen vorbereitenden Reader gibt es bei Anmeldung unter talpe(ätt)gmx.net.