Böse Rasse – Gute Kultur? Einführung in die Kritik von Rassismus und Kulturalismus

Samstag, 5. Februar 2011 / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Tagesseminar mit Florian Eisheuer

Kaum ein Begriff ist im Diskurs des postnazistischen Deutschland so verpönt wie der der Rasse. Sei es aus scheinbarer Einsicht in die wissenschaftliche Unhaltbarkeit von Rassentheorien oder aus eher taktischem Abgrenzungswillen gegenüber dem Nationalsozialismus und dessen Stichwortgebern: Vertreter_innen eines offen biologischen Rassismus finden sich nur noch wenige. Nun bedeutet dies aber nicht, dass die dem Rassismus zugrunde liegenden Ressentiments nicht mehr wirkmächtig wären, vielmehr haben sie sich zu einer vermeintlich unverfänglicheren Argumentations- und Darstellungsweise transformiert. So wird Rasse heute als Kultur kodiert, wobei auch hier ein im Widerspruch zum eigenen Ich beziehungsweise der eigenen Gruppe stehendes „Anderes“ geschaffen wird. Diesem werden bestimmte Eigenschaften und Rangordnungen zugeordnet, welche durch eine angebliche Natürlichkeit zementiert werden. Durch diese „Natürlichkeit“ wird auch ein Ausbrechen der Individuen aus der ihnen zugeschriebenen Gruppe und deren Eigenschaften unmöglich. Dies ist eine Denkweise, in der sich (wenn natürlich auch mit zumeist konträren Motivationen) rechter Ethnopluralismus und zivilgesellschaftlicher Multikulturalismus teilweise ziemlich ähnlich sind. Für eine emanzipatorische Linke gilt es also einen Antirassismus zu entwickeln, der auf materialistischer Kritik fußt, statt in kulturalistische Fallen zu tappen. Einen Anstoß dazu möchte Florian Eisheuer mit diesem Seminar bieten.

Florian Eisheuer ist Ethnologe am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und veröffentlicht u.a. in der Zeitschrift blätter des iz3w.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Anmeldung für das Seminar bitte direkt unter talpe(ädt)gmx.net.