Veranstaltung - Archiv


Kennen Sie Marx? Marxsche Theorie und der Verlust marxistischer Gewissheiten

31.Oktober, 20 Uhr im Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit Ingo Elbe

Lange Zeit hindurch konnten die Diskurse des partei-, später staatsoffiziellen Marxismus sowie des “westlichen” Antikommunismus die nahezu uneingeschränkte Definitionshoheit über das beanspruchen, was gemeinhin als “Marxscher” oder “wissenschaftlicher Sozialismus” galt.
Beide, parteioffizielle Vertreter wie bürgerliche Kritiker_innen, kleisterten – vor allem vermittelt über die Interpretationen Friedrich Engels – gerade aus den der klassischen politischen Ökonomie und bürgerlichen Geschichtsphilosophie verhafteten Restbeständen in Marx Schriften ein absurdes System “eherner Notwendigkeiten” des geschichtlichen Fortschritts sowie einer “historischen Mission” des Proletariats zusammen. Unterfüttert wurde das Ganze von einer zur alternativen Volkswirtschaftslehre pervertierten Deutung der Kritik der politischen Ökonomie. Im zwanzigsten Jahrhundert entstanden aber auch oppositionelle Formen der Marx-Deutung, die mit dem Label “westlicher Marxismus” und “neue Marx-Lektüre” versehen werden.

Der Vortrag bietet eine verständliche Einführung in die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation sowohl des traditionellen Marxismus als auch der kritischen Marxismen. Durch die lange Rezeptionsgeschichte des letzten Jahrhunderts hindurch soll ein Bild von Marx erkennbar werden, das die eine oder andere überraschen wird…

mit Ingo Elbe, Philosoph an der Universität Oldenburg und aktiv bei der Roten Ruhr Uni Eintrag zu Elbe bei wikipedia.

In Kooperation mit der Basisgruppe Antifaschismus.

Linke Medienakademie Regional (in Hannover)

Samstag 15. Oktober 2011, Fachhochschule Hannover, FH Hannover | Fakultät III | Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie | Expo Plaza 2 |D-30539 Hannover

ab 9 Uhr: Anmeldung:

9.30 Uhr: Begrüßung und Grußworte

10 Uhr: Fachvortrag

ab 11 Uhr: Parallele Workshops

WS 1: Internetrecherche: Presse- und Medienrecht, Materialressourcen

WS 2: Scribus und GIMP – Erste Schritte: Bildbearbeitung mit Open-Source Software

WS 3: Lasst Bilder sprechen – Fotoworkshop „die Reportage“

WS 4: Layout Essentials

WS 5: Nachhaltige Kommunikationsstrategien für Linke und soziale Bewegungen im Web 2.0

WS 6: Pressearbeit für soziale Bewegungen

WS 7: Texten für Online

WS 8: Wirre Wirtschaftsthemen und öde Statistiken peppig aufbereiten

Mittagspause zwischen 13 und 14 Uhr

Kurse dauern bis 17.45 Uhr

ab 18 Uhr: Vortrag und Diskussion „Wie kommen wir in den Medien vor?“

Kern der LIMAregional ist das Weiterbildungsangebot.
Ehren- und hauptamtliche Medienmacher_innen können ihre Kenntnisse – unter anderem in Kampagnenplanung, Journalistischem Schreiben, Videoaktivismus oder Fotografie – verbessern oder sich grundlegende Kenntnisse aneignen. Die Workshops werden von renommierten Dozentinnen und Dozenten gehalten und entsprechen dem Niveau von Journalist_innenschulen.

Getragen wird die LIMAregional vom gemeinnützigen Bildungsverein „Linke Medienakademie e.V.“ mit Sitz in Berlin.

Dort findet einmal jährlich der mehrtägige Kongress LiMA – Akademie für Journalismus, Bürgermedien, Öffentlichkeitsarbeit & Medienkompetenz statt. In diesem Jahr kamen dort mehr als 1200 Aktive zusammen.

Mittelfristiges Ziel ist es zudem, ein links-alternatives Medien-Netzwerk in Niedersachsen zu bilden und fördern. Analog zur LIMA in Berlin ist der Kreis der TeilnehmerInnen offen für Interessierte aus Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und Initiativen sowie für Studierende.

Informationen und Anmeldung: www.lima-akademie.de

Eine gemeinsame Veranstaltung von LIMA e.V., Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V., Niedersächsischer Landesverband Jugendpresse und Niedersächsischer Landesverband der Deutsche Journalist/innen Union in ver.di.

Kontakt

RLS Niedersachsen
Otto-Brenner-Str. 1
30159 Hannover

Telefon: 0511-2790934
Fax: 0511-2790948
Email: kontakt(ÄT)rls-nds.de

Lebensmitteltafeln als Reparaturbetrieb der Gesellschaft? Existenzunterstützende Freiwilligenangebote als Sackgasse der sozialen Frage

Freitag, 23. September 2011, 19:30 Uhr, St. Michaelis Gemeindehaus, Doventorsteinweg 51, 28195 Bremen

Mit Prof. Dr. phil. Stefan Selke, Hochschule Furtwangen University.

Anschließend Diskussion: „Kann das Bedingungslose Grundeinkommen ein Ausweg sein?“

In seinem Vortrag setzt sich Prof. Dr. Stefan Selke kritisch mit den Lebensmitteltafeln und ähnlichen existenzunterstützenden Angeboten in Deutschland auseinander. Zwei seiner Hauptthesen lauten, dass durch die Tafeln – im Namen der Barmherzigkeit – Armut verstetigt und mit ihr das Geschäft der privaten Fürsorge-Industrie größer wird. Die Analyse der Tafellandschaft und deren Entwicklung zeigen, dass die soziale Absicherung vieler Menschen immer mehr aus dem Aufgabenbereich der Gesellschaft bzw. des Staates in den Bereich des Privaten und des Ehrenamts gedrängt wird. Im Feld der Tafeln existieren Interessenskonflikte und Grenzen der guten Tat. Brauchen wir neue Leitbilder für die soziale Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit? Kann das BGE eine Antwort sein und die Armut wirkungsvoll bekämpfen?

Grundlage der Arbeit von Prof. Selke ist die Frage nach den Chancen und Risiken menschlicher, insbesondere menschenwürdiger Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Seit 2006 ist sein zentrales Arbeitsfeld die gesellschaftskritische Begleitung der Tafelbewegung in Deutschland. Seine Sozialreportage über die Tafelbewegung, ,,Fast ganz unten“, löste einen umfassenden Diskurs über Seiteneffekte der Tafelbewegung aus. Dies führte zu einem Paradigmenwechsel in der öffentlichen Wahrnehmung der Tafeln sowie einer umfassenden Kritik an der privatisierten Sozialindustrie. Aktuell arbeitet Prof. Selke am Forschungsprojekt ,,Tafel-Monitor: Transformation der Lebensmitteltafeln und ähnlicher existenzunterstützender Angebote im institutionellen Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage“. Für dieses Projekt werden auch in Bremen Interviews durchgeführt.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.tafelforum.de

Link zur ersten kritischen Analyse von Tafeln: „Fast ganz unten. Wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird“: http://www.dampfboot-verlag.de/buecher/754-6.html

Link zu den kritischen Tafel-Sammelbänden (wissenschaftliche Anthologien): http://www.vs-verlag.de/Autor/a_20649/Selke.html

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

„Ohne Erinnerung keine Zukunft“

Eine historische Annäherung an die Bedeutung der französisch- spanischen Grenze Kataloniens in den 30er und 40er Jahren

Samstag: 13.8. 2011, 10 bis 18:30 Uhr & Sonntag: 14. 8.2011, 10 bis 16 Uhr

Sielwallhaus Bremen e.V., Sielwall 38, 28203 Bremen

Anmeldungen bitte direkt an: net.zu.inge(ädd)web.de

mit Frauke Büttner, Politologin und Lars Lohse, Bewegungsaktivist

Wochenendseminar mit zwei ReferentInnen zu Aspekten des Spanischen Bürgerkriegs und dem Kampf gegen Franco, der Situation im von Deutschen besetzten Frankreich und Flucht vor dem Vichy-Regime und zu der derzeitigen Debatte um Erinnerungspolitik in Spanien

Die Querung der französisch- spanischen Grenze Kataloniens bedeutete
in den 30er, 40er und auch noch späteren Jahren für tausende von Menschen viel oder sogar alles. Tausende passierten den Tunnel bei Cerbere um sich am Kampf gegen Francos Truppen zu beteiligen in der Hoffnung, den Faschismus in Spanien zu besiegen, Hunderttausende nahmen den Weg als geschlagene Armee zurück; Zehntausende überquerten die Pyrenäen auf der Flucht vor dem deutschen Faschismus und dem Vichy-Regime; wieder andere nutzten die Grenze, um den Kampf gegen Franco weiterzuführen. Viele Orte der Revolution und des Bürgerkriegs liegen in der Nähe dieser Grenze.
Im heutigen Spanien findet zwischen ein Ringen um die Erinnerung an die historischen Ereignisse statt: eine Aufarbeitung der Franco-Zeit und des Bürgerkrieges hat begonnen. Es sind nicht zuletzt diese diskursiven Kämpfe, die eine Auseinandersetzung mit historischen Fakten relevant werden lassen, um sie interpretieren und in ihnen Position beziehen zu können.

An diesem Wochenende soll 14 Interessierten die Möglichkeit gegeben werden, sich gemeinsam mit anderen die Geschichte dieser Grenze anzueignen. Gearbeitet wird mit kreativen Methoden aus dem Bereich der politischen Bildung. Dabei werden historische Dokumente, Referate und aktuelle mediale Berichterstattung einbezogen. Auch bezüglich der deutschen Geschichte werden Zugänge zu Praxen und Theorien der Erinnerung erarbeitet werden. Darüber hinaus werden wir Anregungen geben, welche Fragen und Hintergründe in der aktuellen Debatte um den Stellenwert der Erinnerung in Spanien von Bedeutung sind.

Genug für alle in Europa und weltweit – mit dem emanzipatorischen Grundeinkommen zu einer Gesellschaft für alle

Donnerstag, 22. September 2011, 19:30 Uhr, St. Stephani Gemeindehaus, Faulenstr. 108, 28195 Bremen (Eingang über Stephanikirchhof)

Werner Rätz, Bonn, Attac-AG Genug für alle

Erwerbsarbeit wird allgemein als Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum angesehen. Aber vielen Menschen verhilft selbst in reichen Ländern ein Erwerbsarbeitsplatz nicht mehr zu einem Einkommen, das die Existenz sichert und ein würdiges Leben ermöglicht. Und die Produkte und Arbeitsformen gehen immer mehr an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Die Weltwirtschaftskrise ist noch lange nicht vorbei und Wirtschaftswachstum wird als einzig möglicher Weg aus der Krise verherrlicht. Wer ernsthaft eine nachhaltige, sozial- und umweltverträgliche Wirtschaft will, wird zuerst sicherstellen müssen, dass die Menschen sich um ihr materielles Überleben keine Sorgen machen. Und dazu brauchen alle ein bedingungsloses Grundeinkommen.

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Willkommen, Grundeinkommen!!?? Das bedingungslose Grundeinkommen auf dem Weg nach Europa

Montag, 19. September 2011, 18 Uhr, Stadtbibliothek Bremen – Zentralbibliothek, Am Wall 201, 28195 Bremen / Wall-Saal (Zugang von außen über Am Wall)

Mit Ronald Blaschke, Berlin, Netzwerk Grundeinkommen

Ronald Blaschke spannt den Bogen von der Geschichte der Idee bis zum aktuellen Diskussionsstand des Themas „Grundeinkommen“ in Europa. Der Referent geht zudem auf Perspektiven für die Einführung von Existenz und gesellschaftliche Teilhabe sichernder Modelle ein und greift dabei auf EU-Berichte (z. B. den „Bericht über den Bedeutung des Mindesteinkommens“) und Initiativen von Parteien und Verbänden zurück.

Roland Blaschke studierte Philosophie, Soziologie und Erziehungswissenschaften (Dipl. Phil., Dipl. Päd.), arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Katja Kipping, DIE LINKE. Er war jahrelang in der Erwerbslosenbewegung aktiv und ist Mitbegründer des bundesweiten Netzwerks Grundeinkommen. Derzeit ist er Mitglied im Netzwerkrat. Er hatte Lehraufträge und publiziert zum Thema Armut, Arbeitsgesellschaft, bürgerliches Engagement und Grundeinkommen. (Siehe auch: www.archiv-grundeinkommen.de/blaschke/)

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Die Tagebücher von Erich Mühsam

Freitag, 16. 9. 2011, 19 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Mit Chris Hirte, Herausgeber

15 Jahre lang, von 1910 bis 1924, hat Erich Mühsam, der berühmteste deutsche Anarchist sein Leben festgehalten – ausführlich, stilistisch pointiert, schonungslos auch sich selbst gegenüber – und niemals langweilig. Was diese Tagebücher so fesselnd macht, ist der wache Blick des Weltveränderers. Mühsam wollte Anarchie praktisch ausprobieren. Anarchie hieß für ihn: Leben ohne moralische Scheuklappen, ohne Rücksicht auf Konventionen – und er bewies, dass es geht. Auch das Schreiben ist Aktion, in allen Sätzen schwingt die Erwartung des Umbruchs mit, den er tatsächlich mit herbeiführt: Die Münchner Räterevolution ist auch die seine, und die Rache der bayerischen Justiz trifft ihn hart.
Mühsams Tagebuch ist ein Jahrhundertwerk, das es noch zu entdecken gilt, es erscheint in 15 Bänden – und zugleich als Online-Edition. Die gewissenhaft edierten Textbände werden im Netz unter www.muehsam-tagebuecher.de begleitet von einem Anmerkungsapparat mit kommentiertem Namenregister, Sacherklärungen, ergänzenden Materialien, Suchfunktionen – so entsteht eine historisch kritische Ausgabe!
Siehe auch: http://www.verbrecherverlag.de/buch.php?id=631

Eröffnung attac Wander-Ausstellung „Bedingungsloses Grundeinkommen“

Samstag, 10.09.2011, von 11 bis 13 Uhr, Stadtbibliothek West, Bremen – Gröpelingen, Lindenhofstr. 53, 28237 Bremen

Die Ausstellung wird vom 10.09. – 30.09.2011 gezeigt. Sie ist während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek West zu sehen (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: von 11 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis 13 Uhr, Mittwoch: geschlossen)

Die Ausstellung wurde von Werner Rätz und Hardy Krampertz (beide Attac-AG Genug für Alle) konzipiert und inhaltlich und grafisch erarbeitet. Sie gliedert sich in vier thematische Bereiche:
– Einführung (Kriterien, Funktionsweise, philosophische Wurzeln, Modelle, Beispiele)
– Erste Anfänge (erste Schritte zur Verwirklichung der Grundeinkommensidee)
– Auswirkungen (kritische Fragen und unsere Antworten darauf)
– Zukunft (günstige Wirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens)

Ausstellungseröffnung am Samstag 10.09.2011, von 11 bis 13 Uhr mit Vorführung des Films „12 Lektionen zum Grundeinkommen“ von Matthias Dilthey und Jörg Drescher mit anschließender Diskussion

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen, die Stadtbibliothek West und attac Bremen.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Auftakt-Veranstaltung „Welcome to Europe!“

Schiffe der Solidarität gegen das EU-Grenzregime – antirassistische Interventionen im Krieg gegen Flüchtlinge.

Sonntag, 18. September, 15 – 18.00 Uhr, Wiese am Osterdeich, Höhe Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70b, 28205 Bremen.

Über 2.000 Flüchtlinge, die von nordafrikanischen Ländern aus versucht haben, Europa zu erreichen, sind seit dem Frühjahr ums Leben gekommen. Dies ist das Ergebnis der unerbittlichen EU-Flüchtlingsabwehr, die seit jeher auf Abschreckung und Kriminalisierung beruht. Lange Jahre haben EU-Regierungen die nordafrikanischen Machthaber hofiert und gestützt; auf die revolutionären Prozesse in Nordafrika reagiert man nun mit warmen Worten und einer Ausweitung des Mandats für die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX. Diese darf sich ihr Einsatzgebiet zukünftig selbst aussuchen und ihr Personal und ihre Ausrüstung selbst zusammenstellen. Zur Ausrüstung gehört auch der Zugriff auf Daten von Satelliten, die unter anderem in Bremen gebaut werden. Direkte Folge der Arbeit von FRONTEX im Auftrag der EU wird sein, dass weiter viele Menschen auf ihrem Weg nach Europa sterben.

Antirassistische Flotilla gegen FRONTEX
Eine neue Aktionsform gibt ein wenig Hoffnung, dieser unerträglichen Situation etwas entgegensetzen zu können. In den letzten Wochen hat sich eine transnationale Initiative aus europäischen wie afrikanischen Netzwerken zusammengefunden. Mit einer eigenen Flotte kleiner Schiffe, wollen die AktivistInnen Monitoring und öffentliche Anklage, Begleitung und im Notfall auch Rettungsinterventionen kombinieren. Erklärtes politisches Ziel ist darüber hinaus, alles dafür zu tun, dass die nordafrikanischen Länder nach den Umwälzungen nicht wieder ihre alte Wachhund-Funktion für die Europäische Union übernehmen.

Einige der direkt am Projekt „Schiffe der Solidarität“ beteiligten AktivistInnen werden anwesend sein und vom Stand der Planungen berichten. Die Veranstaltung findet draußen statt, im Beiprogramm gibt es auch Musik und Kuchen. Bei schlechtem Wetter im Bürgerhaus Weserterassen.

Nähere Infos zum Projekt „Schiffe der Solidarität“ unter: www.afrique-europe-interact.net.

Anti-Bias-Tage Oldenburg

Fr. 7.10.2011, 13:00 bis So. 9.10.2011, 13:00 Uhr
Campus Haarentor, Universität, Ammerländer Heerstraße 114-118, Oldenburg

Die Anti-Bias-Tage widmen sich dem Anti-Bias-Ansatz und damit allen Menschen, die gegen Diskriminierung und gesellschaftliche Schieflagen (weiter) aktiv werden wollen. Im Rahmen der Tagung wollen wir eine Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Zugängen zum Ansatz ermöglichen. Wir wollen Projekte und Handlungsfelder der Anti-Bias-Arbeit sichtbar werden lassen und den Ansatz erlebbar und bekannter machen. Dies beinhaltet das Angebot, sich über Austausch, Solidarisierung und gemeinsame Perspektivarbeit in der Handlungsfähigkeit gegen Diskriminierung zu stärken. Dabei ist die leitende Idee der Tagung, die Anti-Diskriminierungsarbeit in diversen pädagogischen und politischen Arbeitsfeldern zu stärken, Mitstreiter_innen zu gewinnen und Akteur_innen zu vernetzen.

Veranstalter: Vorbereitungsteam Anti-Bias-Tage und viele KooperationspartnerInnen, darunter Rosa Luxemburg Stiftung und Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen

Details: http://www.anti-bias-tage.de

Das Problem des Kommunismus

Mittwoch, 14. 9. 2011, 20 Uhr, Infoladen, St. Pauli-Str. 10711, 28203 Bremen

mit Frank Engster, Berlin

(Mitschnitt des Vortrages als Audio-Datei zum Anhören)

Wenn, wie Badiou sagt, der Kommunismus die einzig wirklich interessante Frage ist, so fangen damit die Probleme allerdings erst an. Denn was ist das: der Kommunismus? Oder vielmehr: Was wird er sein?
Das Problem, den Kommunismus überhaupt bestimmen zu können, hat zu der Einsicht geführt, dass der Kommunismus eine Leerstelle bleiben muss; ein bloßer Platzhalter, der Begriff für das Universelle und das ganz Andere sowie für den radikalen Bruch mit der kapitalistischen Gesellschaft.
Anders sieht es dagegen mit diesem Bruch aus, also mit der kommunistischen Revolutionierung des Kapitalismus. Hier gibt es durchaus den Versuch einer Bestimmung. Ja, es gibt sogar verschiedene Entwürfe dessen, was mensch als Revolutions-Theorie bezeichnen könnte.
Der jüngste Entwurf kommt vom „Unsichtbaren Komitee“, das, wie der Titel ihrer Schrift ankündigt, vom „kommenden Aufstand“ her denkt und dabei, so wird in der Veranstaltung zu zeigen sein, eine Art existenziale und stark von der französischen Philosophie beeinflusste Haltung einnimmt.

Indes ist „Der kommende Aufstand“ nur die letzte Anstrengung in einer langen Reihe recht unterschiedlicher Revolutionstheorien und –entwürfe. Die Veranstaltung stellt die verschiedenen Entwürfe einer kommunistischen Revolution vor, vom traditionellen Marxismus über die Kritische Theorie und den Westlichen und Kritischen Marxismus bis zum Post-Marxismus (zu dem auch der zitierte Badiou sowie das Unsichtbare Komitee zu zählen sind). Das soll einen Überblick geben über den Umgang mit der „einzig interessanten Frage“ sowie über diejenigen, die sich mit ihr beschäftigten.

Frank Engster lebt in Berlin. Er hat über Geld, Maß und Zeit promoviert.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Basisgruppe Antifaschismus Bremen.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords (Lesung)

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

27. Oktober 2011 | 20 Uhr | Villa Ichon | Goetheplatz 4 | 28203 Bremen

m Winter 1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren, die alliierten Truppen in die Hände zu fallen drohen. Schwache und kranke Insassen werden zurückgelassen oder getötet, alle anderen zu Fuß oder per Eisenbahn in Lager auf dem Reichsgebiet gebracht. Wer unterwegs zusammenbricht oder zu fliehen versucht, wird auf der Stelle ermordet; viele erfrieren oder verhungern. Von den über 700000 Häftlingen, die Anfang Januar 1945 registriert sind, kommen bei den Todesmärschen mindestens 250000 ums Leben.

Daniel Blatman stellt dieses letzte Kapitel der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum ersten Mal umfassend dar. Anders als zuvor spielten sich die Ereignisse nicht mehr im fernen Osteuropa ab, sondern auf deutschen Straßen und Feldern. Und die Mörder stammten nicht mehr nur aus den Reihen der SS, Polizei und Wehrmacht. Brutalisiert durch den Krieg und die NS-Propaganda, beteiligten sich nunmehr auch Zivilisten an Massakern und der erbarmungslosen Hatz auf flüchtende «Volksfeinde». So ist dieses Standardwerk auch ein erschreckendes Porträt der deutschen Gesellschaft am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Daniel Blatman: Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords
Rowohlt, 2011 (Hardcover, 864 S., 34,95 €, ISBN 978-3-498-02127-6)

«Ein großes Werk. In Daniel Blatman hat das blutige Ende des kollabierenden NS-Regimes einen ebenso genauen wie sensiblen Chronisten gefunden.» DIE ZEIT

«Ein meisterhaftes Werk von bleibendem Wert.» RICHARD J. EVANS

«Daniel Blatmans Studie setzt Maßstäbe.» FRANKFURTER RUNDSCHAU

Daniel Blatman, geboren 1953 in Israel, ist Direktor des Avraham Harman Institute of Contemporary Jewry der Hebrew University of Jerusalem. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der polnischen Juden und der Shoah vorgelegt. Für sein Buch über die Todesmärsche hat er zehn Jahre geforscht.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise.

Veranstalter: RLI Bremen in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag und der Rosa Luxemburg Stiftung.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords.

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

25. Oktober 2011 | 19. 30 Uhr | Ostel (ehemalige Jugendherberge) | Feldstr. 9 | 27432 Bremervörde

Details folgen.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise

Link zum Buch beim Rowohlt Verlag

Veranstalter: RLS Niedersachsen in Kooperation mit der Buchhandlung Morgenstern Bremervörde, der Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel, der GEW Bremervörde, dem Rosa-Luxemburg-Club Vörder Land, dem Rowohlt-Verlag und der RLS.

Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

17.-18. September 2011, Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Wochenendseminar mit Valeria Bruschi und Antonella Muzzupappa (beide Berlin)

Was bedeutet Kritik der politischen Ökonomie? Worin liegt das kritische Potential der Marxschen Theorie? Inwiefern ist sie auch heute noch relevant? Indem ein erster Überblick über die Marxsche Ökonomiekritik gegeben wird, soll im Wochenendseminar über diese und weitere Fragen diskutiert werden. Anhand einer exemplarischen Textauswahl aus dem ersten Band des Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie wollen die beiden Referentinnen sich mit dem Kern der Marxschen Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse im Kapitalismus auseinandersetzen. Darüber hinaus werden die zentralen Kategorien und Zusammenhänge vorgestellt und diskutiert.

Valeria Bruschi arbeitet im Bereich Politische Bildung. Antonella Muzzupappa ist Referentin der RLS zum Thema Kritik der politischen Ökonomie. Beide teamen den Kapital-Lektürekurs der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin.

Das Wochenendseminar wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Anmeldung bitte unter talpe(ätt)gmx.net

In der Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der (radikalen) Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

*Überbrückungen* Über individuelle und kollektive Konfliktbewegungen.

Interkulturelles Forschungsprojekt zur Integrationsdebatte, durchgeführt in Kosovska Mitrovice.
Mittwoch, 29.06.2011, 18:00 Uhr, Aula FH Ottersberg (Altbau), Am Wiestebruch 68, Ottersberg

Vortrag und Film im Studium Generale der Fachhochschule Ottersberg mit Ellinor Balbach (Stipendiatin der RLS)

Gefördert durch AStA der Fachhochschule Ottersberg und Fachhochschule Ottersberg, in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V.
http://www.nds.rosalux.de/event/43857/ueberbrueckungen.html

Offener linker Jugendkongress (Bremen, 25./26. Juni 2011)

25./26. Juni 2011, Jugendzentrum Friese (Friesenstraße 110), bzw. Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr., 28203 Bremen

Ägypten, Tunesien, Spanien – überall auf der Welt gehen Menschen, vorallem Jugendliche auf die Straße. Aktuell in Spanien organisieren sich Jugendliche über Facebook und Twitter und fangen an, öffentliche Plätze zu besetzen und Versammlungen abzuhalten. Doch warum läuft hier nichts?
Als Jugendliche müssen wir uns doch alle mit dem gleichen Mist rumschlagen! Zwar geht es uns eigentlich relativ gut, trotzdem haben wir manchmal nicht genügend Kohle, sind ständig gestresst usw. Und das auf der Welt nicht alles in Ordnung ist, wissen wir alle.Hunger,
Krieg auf der Welt, aber auch in Deutschland gilt: Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder sexueller Orientierung systematisch ausgegrenzt und diskriminiert. Der deutsche Staat schiebt routiniert Menschen in menschenunwürdige Lebensbedingungen ab und lässt Akws betreiben, die eine ständige Bedrohung für unser Leben darstellen. Doch das ist nicht alternativlos!
Wir laden alle Jugendlichen, denen wie uns geht die empört, enttäuscht oder einfach interessiert sind und für die Vision einer anderen Gesellschaft eintreten wollen, herzlich zu unserem linken Jugendkongress ein. Dort wollen wir selbstbestimmt lernen, einen kritischen Blick auf die Gesellschaft in der wir leben werfen, und gemeinsam Alternativen diskutieren. Dafür braucht es weder großes Vorwissen noch politische Erfahrungen – alle sind herzlich willkommen.
Wie können wir uns Freiräume erkämpfen, in denen wir uns frei von Konkurrenz ausleben und entfalten können? Wie können wir Rassismus und Neonazismus entschlossen entgegentreten? Wie können wir den Atomaustieg selbst in die Hand nehmen? Wie schaffen wir ein besseres Leben für alle Menschen auf der Welt?
Wir freuen uns darauf, diese Fragen mit euch zu diskutieren und vor allem mit euch aktiv zu werden!

Um dich beim Kongress anzumelden schicke bitte eine E-Mail an:
anmeldung.juko(ätd)gmx.de. Bitte teile uns in der E-Mail folgende Daten mit:Mit wievielen Leuten du/ihr kommt und ob du/ihr einen Schlafplatz braucht.

Watch out: http://www.facebook.com/jukobremen

24. Juni, Freitag, 21:00 Uhr: Kongresseröffnung mit Filmabend und Kneipe, JuZe Friesenstrasse

Kongressablaufplan:

Samstag, 10:00 Uhr: Begrüßung, Ablaufplan, Kioto im Lagerhaus (Schildstraße 12)
11-14:00 Uhr: Workshopphase 1
15-18:00 Uhr: Workshopphase 2
20-22:00 Uhr: Praktische Aktionen, Kneipe
ab 22:00 Uhr: Party

Sonntag: 11:00 Uhr: Frühstück
12-15:00 Uhr: Workshopphase 3
15:00 Uhr: Abschluss

Eine Veranstaltung in Kooperation mit À Gauche und Avanti Bremen.

Wege zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit

30. Juni und 1. Juli 2011, Hannover
Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, die attac AG ArbeitFairTeilen, die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. und der ver.di-Landesbezirk Niedersachsen/Bremen veranstalten eine Konferenz zum Thema: „Wege zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit – Arbeitszeitverkürzung auf die Tagesordnung?!“
Zum Programm der Konferenz: http://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/termine/event_19080.html

Entkorkte Flaschenpost. Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno und der Streit um die neue Linke

Buchvorstellung und Diskussion am Freitag, den 15. Juli 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Mit Hanning Voigts (Hamburg)

Die studentische Protestbewegung der sechziger Jahre formulierte das politische Ziel einer sozialen Revolution. Viele der aktiven Studierenden in Deutschland wie den USA orientierten sich dabei an der Kritischen Theorie Herbert Marcuses und Theodor W. Adornos, die deshalb oft zu den „Vätern der Revolte“ erklärt wurden. Dabei waren beide Philosophen völlig zerstritten, was die Bedeutung der „Neuen Linken“ betraf – während Marcuse die Bewegung begrüßte, war Adorno eher skeptisch, ob sie eine progressive politische Rolle spielen würde. Hanning Voigts untersucht die politischen und theoretischen Hintergründe dieser unterschiedlichen Einschätzungen. In der Diskussion um das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum, Emanzipation und Gewalt erweisen sich Adorno und Marcuse dabei trotz aller Gemeinsamkeiten als Antipoden, besonders in der Frage nach dem Zusammenhang von Kritischer Theorie und politischer Praxis.
Die Veranstaltung wird wesentliche Leitlinien der damaligen Kontroverse vor dem zeithistorischen und biographischen Hintergrund nachzeichnen und deren Niederschlag in den jeweiligen Theoriekonzeptionen verdeutlichen. Dabei sollen unter anderem folgende Fragen aufgeworfen werden: Wie sind die unterschiedlichen Konzepte aus damaliger, wie aus heutiger Sicht zu bewerten? Gibt es in aktuellen linken Kämpfen ähnliche Konfliktlinien? Helfen uns die Erfahrungen früherer Generationen für heutige Emanzipationsentwürfe?

Hanning Voigts ist Politikwissenschaftler, lebt in Hamburg und ist Autor des Buches „Entkorkte Flaschenpost. Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno und der Streit um die neue Linke“ (Münster 2009).

Die Veranstaltung wird organisiert in der Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie von associazione delle talpe und Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Von Adorno zu Mao. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung

Buchvorstellung mit Jens Benicke (Freiburg)

Samstag, 9. Juli 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Die antiautoritäre Bewegung brachte die Kritische Theorie in Deutschland zum ersten Mal praktisch zur Geltung. An Adorno, Horkheimer und Marcuse orientierte studentische Theoretiker_innen gewannen im „Sozialistischen Deutschen Studentenbund“ (SDS) kurzzeitig die Hegemonie und drängten die Traditionslinken zurück. Aber schon auf dem Höhepunkt der Protestbewegung von 1968 ff. entstanden neoleninistische Strömungen, die die Kritische Theorie als „kleinbürgerlich“ zurückwiesen. Damit einher ging die Abwehr und Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit, obwohl es doch gerade Mitglieder des SDS waren, die in den fünfziger und frühen sechziger Jahren das Schweigen der postnazistischen Gesellschaft gebrochen hatten. Diese schlechte Aufhebung der anitautoritären Bewegung und Entstehung der maoistischen K-Gruppen bedeuteten die endgültige Abkehr eines großen Teils der Protestbewegung von der Kritischen Theorie.

Jens Benicke ist Politikwissenschaftler und lebt in Freiburg/Breisgau. Er ist Verfasser von Von Adorno zu Mao. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung (2010).
Rezension des Buches in der Wiener Zeitschrift grundrisse.
Rezension des Buches im Onlineportal HSozKult.

Die Veranstaltung wird organisiert in der Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“ von associazione delle talpe und Rosa Luxemburg Initiative.

Wir sitzen im Süden (Dokumentarfilm)

Mittwoch 22. Juni, 18.45 Uhr im Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen

Einführung und Nachgespräch mit der Filmemacherin Martina Priessner

Sie melden sich mit Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. »Wir sitzen im Süden« lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenter-»Agents«, die fränkisch, badenserisch oder auch hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Großraumbüros mitten in Istanbul. Deutsche Firmen von Lufthansa bis Neckermann finden hier für wenig Lohn qualifizierte Arbeitskräfte. Was Bülent (30), Murat (39), Fatoş (43) und Çiğdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çiğdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde vor fünf Jahren abgeschoben. Fatoş und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem »Ersatz-Deutschland« eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob es eine Möglichkeit für sie gibt, nach Deutschland zurückzukehren.

Wir sitzen im Süden. Ein Dokumentarfilm von Martina Priessner; Deutschland/Türkei, 2010, 88 min

Brigadistas. Ein Dokumentarfilm zum Spanischen Bürgerkrieg

Mittwoch 8. Juni 2011, 18.45 im Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen

Der Regisseur ist anwesend.

70 Jahre nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs kehren die letzten noch lebenden internationalen Freiwilligen, die für Freiheit und Demokratie und gegen den Faschismus und General Franco gekämpft haben, nach Spanien zurück.
Die Brigadistas, 36 Frauen und Männer – die Jüngste 86, der Älteste 99 Jahre alt -, begeben sich auf eine Reise, die sie von Madrid über Zaragossa nach Barcelona quer durch Spanien führt. Einem Land, in dem sie auch nach so langer Zeit noch begeistert gefeiert werden.
Diese Reise ist für viele von ihnen die letzte und die Brigadistas wissen das. Sie berichten über das Erlebte und wollen ihre Ideen und Ideale weitergeben. „Brigadistas“ ist ein intensives und einfühlsames Portrait dieser Menschen. Der Film zeichnet ein Bild, in dem Begeisterung aber auch Nachdenklichkeit ihren Platz haben.
Ein Dokumentarfilm von Daniel Burkholz, 46 Minuten, D 2007, OmU
Mehr Informationen zum Film auf der Seite des Verleihs und hier eine Besprechung aus 2007.

„Reclaiming the F-Word“. Die Fat-Acceptance-Bewegung im Kampf gegen Gewichtsdiskriminierung

Donnerstag 16. Juni 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Friedrich Schorb (Bremen)
Übergewicht und Adipositas gelten als gravierende Gesundheitsprobleme.
Seit Ende der 1990er Jahre ist im Zusammenhang mit Übergewicht sogar von einer Epidemie die Rede. Die Behauptung, Fettleibigkeit sei eine Krankheit und die Dicken verantwortlich für die Kostensteigerung im Gesundheitswesen, bleibt nicht unwidersprochen. In den USA regt sich schon seit Ende der 1960er Jahre Widerstand gegen die alltägliche Diskriminierung Dicker ebenso wie gegen die normativen Zuschreibungen der Medizin.
Vierzig Jahre später haben sich die Pioniere der Fat-Acceptance-Bewegung professionalisiert. Sie treten als moderne Lobbygruppe auf und werben für die Akzeptanz gegenüber abweichenden Körpern ebenso wie für staatliche Anti-Diskriminierungs-Gesetze. Neben den offiziellen Organisationen gibt es in den USA mittlerweile eine ausgeprägte fette Subkultur, die langsam auch auf andere europäische Länder überschwappt.
Vor diesem Hintergrund möchte ich diskutieren, welches emanzipatorische Potential Fat-Acceptance hat: Handelt es sich um eine Ein-Punkt-Bewegung oder gibt es Anschlusspunkte an andere Kämpfe von Gruppen, die sich gegen gesellschaftliche Normierungen zur Wehr setzen (Krüppelbewegung etc.)?
Wie gehen die Fat-Acceptance-Aktivisten mit dem Widerspruch um, sich einerseits gegen Normierungen und Naturalisierungen einzusetzen, andererseits aber den Standpunkt zu vertreten, dick werde man durch seine Gene und nicht durch sein Verhalten?
Wie können aus der Konkurrenz um Aufmerksamkeit zwischen benachteiligten Gruppen Gemeinsamkeiten entstehen?

Der Referent Friedrich Schorb promoviert zur Problemkarriere des Übergewichts. Er hat zu dem Thema zahlreiche Beiträge veröffentlicht: u.a. 2008 den Sammelband „Kreuzzug gegen Fette“, 2009 die Monographie „Dick, Doof und Arm?“ und den Text Fat-Acceptance in den USA. Eine Einführung in arranca H. 43. Friedrich Schorb arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Public Health an der Universität Bremen.

Performance mit Elianna Renner

Performance-Festival – Eine Veranstaltungsreihe

Do. 5.5. bis So. 29.5. div. Uhrzeiten, Güterbahnhof Bremen, Beim Handelsmuseum 9, 28195 Bremen
Do. 5.5. um 18.45 Uhr Performance mit Elianna Renner

Innerhalb des Kunstfrühlings 2011 im Güterbahnhof veranstaltet der Künstlerinnenverband Bremen ein Performance-Festival, zu dem internationale und regionale Künstler_innen eingeladen sind. Sie beschäftigen sich mit verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themen, wie der Dynamik politischer Massenveranstaltungen, der Rolle der Frau in der Gesellschaft, subtilen Formen der Gewalt oder im übertragenen Sinne Widerstand gegen eine unbeugsame Macht.
Sie bedienen sich der Sprache auf reduzierte Weise, haben aber durch das Umsetzen ihrer Themen ins Bild eine besondere Eindringlichkeit. Politische Kunst legt es auf eine Auseinandersetzung mit der betrachtenden Person an; fordert sie dazu auf, selber zu denken und erschließt durch ihre Mehrgleisigkeit neue erkenntnismäßige Zusammenhänge. Über eine bloße Wissensvermittlung hinaus vermag politische Kunst noch andere Arten von Wahrnehmung auszulösen, die über die klassische Form der Vermittlung hinausgehen.
Elianna Renner wählt sich für ihre Performance die besondere Situation der Eröffnung aus, um die hereinströmende Menschenansammlung in den Kontext einer demagogisch-politischen Versammlung zu bringen. Sie und ihre Mutter Edith Renner-Wassermann besetzen zwei Rednertribünen, von denen aus sie die Menge beschallen. Sie bedienen sich dabei einer Sprache, die historische und biographische Versatzstücke enthält und durch ihre Verfremdung bestimmte Rituale der Agitation bewusst macht. Durch diese Inszenierung werden Bilder aus dem Dritten Reich wachgerufen und die Besuchenden sehen sich dem Diktat der Worte ausgesetzt, das auch Bezüge zu heutigen Formen Ideologie basierter Veranstaltungen deutlich werden lässt.

Einzelne Termine:
Kerstin Drobek (Bremen) in Kooperation mit dem BBK Do. 5.5. ca. 20.00 Uhr
Elianna Renner (Bremen) Do. 5.5. um 18.45 Uhr

Jessica Findley (USA) Sa. 7.5. um 15.00 Uhr
Marc Aschenbrenner (A/D) Sa. 14.5. um 18.00 Uhr
Liuba (I) So. 15.5. um 18.00 Uhr
Nezaket Ekici (TR/D) Sa. 21.5. um 18.00 Uhr
Gertrud Schleising (Bremen) So. 22.5. um 18.00 Uhr
Marcia Farquhar (GB) Sa. 28.5. um 18.00 Uhr
Kerstin Drobek (Bremen) So. 29.5. um 18.00 Uhr
Eine reihe in Kooperation mit Künstlerinnenverband Bremen / GEDOK

Emanzipation der Roma. Über Kultur, Geschichte und Kampf für gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung der Roma.

6. Mai, 19 Uhr – Villa Ichon, Goetheplatz, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit dem Schriftsteller Jovan Nikolic (Mitarbeiter von Rom e.V., Köln)

Der Rom e.V wurde 1988 gegründet und hat als interkultureller Verein drei politische Hauptziele: Bekämpfung des Rassismus in der Mehrheitsgesellschaft und Förderung der Verständigung zwischen Roma/Sinti und der Mehrheit; Durchsetzung des Bleiberechts für Roma-Flüchtlinge; Erhaltung und Förderung der Romakultur.

Jovan Nikolic
Geboren 1955 in Belgrad. Er lebte bis 1981 in einem Romaviertel in der Stadt Čačak (Serbien) und ist einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Serbischen und Romaliteratur. Als Lyriker, Dramatiker, Journalist und Songtexter (unter anderem für Kusturicas Film „Schwarze Katze, weißer Kater“) kommt Jovan Nikolic zu literarischen Ehren und einer bemerkenswerten Popularität. Seit 1999 lebt er in Deutschland, zurzeit in Köln.

Individuelles Leiden und die Kritik gesellschaftlicher Objektivität: Zum Erfahrungsbegriff Theodor W. Adornos

Donnerstag, 19. Mai 2011, 20:00 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

Vortrag mit Diskussion; mit Dr. Christine Kirchhoff

Gesellschaft, so behauptet Adorno in den Vorlesungen „Zur Einleitung in die Soziologie“ bekomme man „auf der Haut zu spüren“ , nämlich dann, wenn man auf „kollektive Verhaltensweisen“ stoße, die ein Moment von „Unansprechbarkeit“ haben und stärker seien, als die einzelnen Individuen, die diese Verhaltensweisen an den Tag legten. Gesellschaft werde unmittelbar da fühlbar, „wo es weh tut“. Allerdings, und auch das zeigt die kritische Theorie in ihrer Analyse von Kulturindustrie wie Antisemitismus und Nationalsozialismus, ist diese Möglichkeit der Erfahrung lediglich Potential.
Mit dem Erfahrungsbegriff integriert Adorno subjektives Leiden wie Wünschen in die Erkenntnis gesellschaftlicher Objektivität.
Im Vortrag soll der Erfahrungsbegriff Adornos entfaltet und gezeigt werden, warum ein Begriff von Erfahrung, wie ihn Adorno entwickelt, zentral für eine kritische Theorie der Gesellschaft ist.

Christine Kirchhoff hat an der Universität Bremen Psychologie studiert und promoviert. Arbeitsschwerpunkte: Psychoanalyse und Neurowissenschaften, psychoanalytische Subjekt- und Kulturtheorie, Psychoanalyse und Gesellschaft, Kritische Theorie. Ihre Dissertation über das psychoanalytische Konzept der Nachträglichkeit ist 2009 im Psychosozial-Verlag erschienen (mehr). Eine Arbeit über den Erfahrungsbegriff Adornos ist 2004 in „Gesellschaft als Verkehrung“ im ça ira Verlag erschienen und hier nachzulesen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit „Gruppe in widersprüchlicher Gesellschaft (IWG)“.

Bamako-Dakar-Karawane: Reisebericht

Donnerstag, 19. Mai 2011/20 Uhr im Kulturzentrum Lagerhaus, Etage 3, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
Reisebericht, Film & Debatte mit AktivistInnen von NoLager Bremen.

Unter dem Motto „Für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ sind zwischen dem 25. Januar und dem 11. Februar bis zu 500 AktivistInnen von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar gezogen. Mit Blick auf den Film wird es darum gehen, wie in Afrika das Spannungsverhältnis zwischen Migration und Entwicklung diskutiert wird. Zudem soll darüber berichtet werden, wie innerhalb der Karawane mit dem extremen Ressourcengefälle verfahren wurde, das zwischen afrikanischen und europäischen AktivistInnen unweigerlich existiert.

Mehr Informationen zur Karawane: www.afrique-europe-interact.net

Beschreibung zum Dokumentarfilm:
Unter dem Motto „Für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ sind zwischen dem 25. Januar und dem 11. Februar 2011 bis zu 500 AktivistInnen von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar/Senegal gezogen. Organisiert wurde die Karawane von Afrique-Europe-Interact, einem afrikanisch-europäischen Netzwerk, an dem vor allem Basisinitiativen aus Mali, Burkina Faso, Deutschland, Österreich und den Niederlanden beteiligt sind. Die beiden Dokumentarfilmerinnen Andrea Plöger und Sabine Weber haben die Karawane begleitet. Ihr Film zeigt nicht nur die Aktivitäten an den unterschiedlichen Stationen der Karawane, in zahlreichen Interviews mit TeilnehmerInnen werden auch die strukturellen Hintergründe von Flucht und Migration näher beleuchtet – zudem berichten mehrere Abgeschobene von den massiven Menschenrechtsverletzungen, die sie insbesondere in der Wüste erlebt haben. Weitere Informationen zur Karawane und zum Netzwerk sind in einem beiliegenden Booklet dokumentiert – ebenfalls zweisprachig französisch-deutsch.
„…denn wir leben von der gleichen Luft“: DVD, 45 min. OmU: deutsch/französisch – Deutschland 2011. Produktion: Andrea
Plöger/Sabine Weber, www.timecode-ev.org.

Antimuslimischer Rassismus

Dienstag, 12.4. 2011 um 19 Uhr, Bistro im Stadtteilhaus, Jorker Str. 4a (Altländer Viertel), Stade

Referentin: Angelika Königseder

Die etwa 4 Millionen in Deutschland lebenden Muslime sind seit einigen Jahren verstärkt rassistischen Vorurteilen und Angriffen ausgesetzt. Sogenannte „Islamkritiker“ versuchen ihren gegen Muslime gerichteten Rassismus zu tarnen, indem sie die Verteidigung von Menschenrechten,
des Grundgesetzes und liberaler Werte, wie die Akzeptanz von Homosexualität oder Gleichberechtigung von Mann und Frau als Vorwand nehmen.
Reizthemen sind dabei Terroristen mit muslimischem Hintergrund, „Ehrenmorde“, Zwangsehen, das Kopftuch oder repräsentative Moscheebauten.

Dr. Angelika Königseder ist Historikerin. Sie lebt in Berlin.

Veransatlter: ROSA LUXEMBURG CLUB NIEDERELBE / RLS Niedersachsen.

Von Staats wegen. Konferenz zu Debatten materialistischer Staatskritik

Samstag, 11. Juni 2011, KIOTO im Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen

Materialistische Staatskritik hat sich in den letzten Jahren einer bescheidenen Renaissance erfreut. So sind einige Klassiker wie die Werke von Eugen Paschukanis und Nicos Poulantzas erneut verlegt und Sammelbände zu staatstheoretischen Überlegungen von weiteren wichtigen Theoretikern wie Karl Marx und Antonio Gramsci veröffentlicht worden. Anknüpfend an die Diskussionen um diese materialistischen Theorien des Staates wird sich die Konferenz unter anderem mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Wie lässt sich das Verhältnis von Staat und weiteren gesellschaftlich relevanten Kategorien wie Geschlecht, Nation und Globalisierung begreifen? Wie vollzieht sich die staatliche Regulation von Migration und Krise? Welche Konsequenzen ergeben sich aus staatstheoretischen Überlegungen für eine emanzipatorische linke Praxis? Was sind die jeweiligen Möglichkeiten, aber auch Grenzen beispielsweise von Kämpfen um Rechte?
Die einzelnen Veranstaltungen werden in theoretische Diskussionen einführen und ihre zentralen Begriffe und Thesen vorstellen, aber auch historische und aktuelle Entwicklungen skizzieren. Die Konferenz möchte zu Diskussionen über die aktuellen Bedingungen einer Emanzipation von Zwangsverhältnissen, zu denen sich auch der Staat rechnen lässt, einladen. Denn soziale Bewegungen und Kämpfe sind in ihrer Praxis immer mit dem Staat konfrontiert, sei es dass sie Rechte einfordern oder sich autonom in „Distanz zum Staat“ (Nicos Poulantzas) organisieren, wie beispielsweise Besetzungsbewegungen oder unkontrollierte Migration. Doch da Unzufriedenheit und Wut alleine die Verhältnisse noch nie zum besseren verändert haben, bedarf es einer kritischen Analyse. Debatte und die „Arbeit des Begriffs“ im Sinne von Johannes Agnoli sind daher wichtige Voraussetzungen für eine emanzipatorische Transformation der gesellschaftlichen Verhältnisse. Hoffnungen auf Patentrezepte und Lösungsangebote werden bei der Konferenz allerdings enttäuscht werden, denn die Intention der einzelnen Veranstaltungen ist vielmehr das Aufzeigen von Problemen und ihrer kritischen Erörterung. Es geht erst einmal um die gemeinsame Aneignung und Diskussion kritischen Wissens. Die Waffen der Kritik sollen also für aktuelle wie kommende gesellschaftliche Auseinandersetzungen geschärft werden …

Programm RLI_Staatskritik_Kongress als PDF

9.30 – 10.00 Konferenzbegrüßung

10.00 – 11.30
Oliver Barth (Bremen): Staat und Nation – Einführung in materialistische Verhältnisbestimmungen

Der moderne Nationenbegriff existiert erst seit der französischen Revolution, der Nationalismusbegriff war vor dieser unbekannt. Beide Begriffe verbreiteten sich mit Napoleon über Europa, mit dem Kolonialsystem über die ganze Welt und bildeten die Voraussetzung des zwanzigsten Jahrhunderts als „Jahrhundert der Extreme“ (Eric Hobsbawm). Anfangs noch als Ausdruck einer Wahlgemeinschaft mit republikanisch-aufklärerischen Forderungen verwendet, wandelten sich die Begriffe Nation und Nationalismus rasch zur Rede von der Blutsgemeinschaft. Von den in ihren Namen geführten Kriegen und Ausschlüssen ist zweifellos noch heute „das Schicksal aller abhängig“, wie dies der Anarchist Rudolf Rocker nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ausdrückte. Undenkbar ist jedoch die Gliederung der Welt in Nationalstaaten ohne die Geschichte des Kapitalismus – ein Zusammenhang, den schon Karl Marx erkannte, ihn aber nicht mehr ausformulierte. Seither existieren unterschiedliche materialistische Bestimmungs-versuche des Verhältnisses Staat – Nation, die von der Kritischen Theorie, Staatsableitungsdebatte und Zivilgesellschaftstheorien bis hin zu Historikern wie Benedict Anderson und Eric Hobsbawn reichen.
Die Veranstaltung soll in diesen Zusammenhang einführen und Fragen aufgewerfen wie: Was eint den republikanischen und den völkischen Nationalismus, was unterscheidet sie? Sind nationale Mentalitäten kontinuierlich oder sind sie durch Wertverwertung in ständiger Umwälzung? Welche Auswirkungen haben Trends zu Einwanderungsgesellschaften und zur Internationalisierung von Staatlichkeit?

Oliver Barth promoviert an der Leibniz Universität Hannover und veröffentlicht unter anderem in jungle world und Phase2.

12.00 – 13.30
Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main): Staat und Krise. Eine Einführung zu Keynes, Keynesianismus und marxistischer Keyneskritik

Krisen im Kapitalismus haben immer wieder Debatten um Krisenlösungsstrategien ausgelöst. Durch die aktuelle globale Krise erlebt gerade ein Theoretiker seine Renaissance, welcher sich infolge der Weltwirtschaftkrise Ende der 1920er als Ökonom einen Namen gemacht hatte: John Maynard Keynes. Obwohl Keynes seinerzeit die kapitalistischen Verhältnisse gegen den Sozialismus verteidigen wollte, galt und gilt er trotzdem vor allem in sozialdemokratischen Kreisen als Referenz für einen reformistischen Antikapitalismus. Besonders seine Vorstellung von Krisenlösung und Krisenvermeidung durch staatliche Regulation und Investition inspirierte linke Bemühungen um eine Harmonisierung kapitalistischer Widersprüche und daraus folgender Krisen. Die Überlegungen von Keynes und seinen Anhänger_innen provozierten aber auch massive Kritik: An der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie orientierte Einwände richteten sich einerseits gegen theoretische Defizite bei Keynes, andererseits gegen die politischen Konsequenzen seiner Überlegungen, etwa die Notwendigkeit eines starken und autoritären Staates sowie eines bürokratischen und technokratischen Politikstils. Zu kritisieren ist zum Beispiel die Vorstellung, dass der Kapitalismus generell krisenfrei funktionieren könne, aber auch die Keynessche Reduzierung der „Kapitalisten“ auf die „Rentiers“ und seine Hoffnung auf einen Kapitalismus ohne Zinsen und den „sanften Tod des Rentiers“.
Die Veranstaltung soll in die zentralen Thesen des Werkes von Keynes und des Keynesianismus einführen sowie eine Kritik an Keynes und Keynesianismus aus marxistischer Perspektive skizzieren.

Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main) ist Soziologin, Mitglied der Marx-Gesellschaft und unter anderem Autorin des Buches „Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie“, Freiburg 2000.

14.00 – 15.00 Mittagspause

15.00 – 16.30
Anita Fischer (Frankfurt am Main): Staat und Geschlecht. Eine Einführung in die zentralen Debatten
einer feministisch-gesellschaftstheoretischen Staatstheorie

Zentrale Widerspruchs- und Konfliktachse des staatskritischen „Malestreams“ ist die Reduktion des Staates auf den Schutz der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse und die Garantie allgemeiner Rechte. In dieser Verfasstheit wird der bürgerlich kapitalistische Nationalstaat als geschlechtsloser bzw. geschlechtsneutraler konzipiert. Die Interventionen von geschlechtertheoretischen bzw. feministischen Staatstheortiker_innen zielen zunächst darauf, das Geschlecht des Staates offenzulegen und die bestehenden Konzepte einer kritischen Revison zu unterwerfen. Dies hat spezifische empirische und theoretische Konsequenzen für eine geschlechtertheoretische Konzeptualisierung des Staates. Die Veranstaltung möchte daher in die verschiedenen marxistischen und feministischen Interpretationen des Zusammenhangs von Staat und Geschlechterverhältnissen einführen. Dabei sollen zentrale theoretische Überlegungen, wie beispielsweise zur Bedeutung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung oder der Trennung von öffentlicher und privater Sphäre diskutiert werden. Darüber hinaus gilt es die Potentiale und Grenzen einer Einforderung von Rechten wie Recht auf Scheidung, selbstbestimmte Reproduktion und Schutz vor Diskriminierung für die Konstitution des Staates zu erörtern.

Anita Fischer (Frankfurt am Main) promoviert im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt.

17.00 – 18.30
Bernd Kasparek (München): Staat und Migration

Migration ist kein neues Phänomen, doch insbesondere die kapitalistische Globalisierung hat zu einer quantitativen und qualitativen Veränderung von Migration geführt. Migrationsbewegungen fordern die europäischen Nationalstaaten in vielfacher Weise heraus, Konfrontationen finden in vielen Arenen statt: Staatsbürger_innenschaft, Integrationsimperative, die Praxis des border crossings; allgemein Fragen gesellschaftlicher Inklusion und Exklusion. In Kombination mit der Herausbildung einer neuen Staatlichkeit in Europa ergeben sich so Prozesse, deren Ergebnisse noch offen sind.
Mit der Veranstaltung sollen die Herausbildung von neuen Akteur_innen und Institutionen der Migrationskontrolle in Europa sowie sich verschiebende Diskurse und Praktiken vorgestellt werden. Desweiteren werden die daraus resultierenden Probleme für antirassistische Praktiken erörtert und ihre Perspektiven im Kontext einer sich wandelnden europäischen Souveränität diskutiert. Ändern sich lediglich die Institutionen der Migrationskontrolle, oder auch deren Funktionsweise? Wie lassen sich in diesem Zusammenhang institutionelle Verselbständigungstendenzen wie Frontex bewerten? Welche Auswirkungen ergeben sich für das Staatsbürger_innenrecht?

Bernd Kasparek ist Mitglied der Karawane München und aktiv im Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung sowie Mitherausgeber von „Grenzregime – Diskurse, Praktiken, Institutionen in Europa„, Berlin 2010.

19.00 – 20.30
John Kannankulam (Marburg/Frankfurt am Main): Staat und Globalisierung aus materialistischer Perspektive

Die Debatte darum, ob als Folge der sogenannten “Globalisierung” der Nationalstaat verschwindet hat angesichts staatlicher Rettungsprogramme etc. im Zuge der Finanzkrise einigermaßen an Schwung und Relevanz verloren. Trotzdem sind die mit den Debatten um die Entstehung eines globalen “Empire” (Hardt/Negri) oder eines “Western Conglomerate of States” (Shaw) verbundenen Probleme nicht erledigt. Denn kaum eine_r würde bestreiten, dass sich seit der Krise des Fordimus in den 1970er Jahren die Nationalstaaten merklich gewandelt, sowie Inter- und Transnationalisierungsprozesse einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren haben.
Angesichts dieser Problemstellung will der Beitrag versuchen, einen knappen Überblick über die verschiedenen vorhandenen kritisch-materialistischen Positionen geben (mit Rekurs beispielsweise auf den sogenannten “Neo-Gramscianismus”, “Neo-Poulantzasianismus” und Hardt/Negri) und dabei deren Vorteile und kritisierbare Aspekte herausarbeiten. Davon ausgehend soll gezeigt werden, wie sich multiskalare und transnationale Kräfteverhältnisse im europäischen Kontext aus der Perspektive des “Staatsprojekt Europa” (www.staatsprojekt-europa.eu) empirisch operationalisieren lassen.

John Kannankulam ist Juniorprofessor für Politische Ökonomie und Europäische Integration an der Universität Marburg und neben Sonja Buckel und Jens Wissel Projektleiter des DFG-Projektes am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main mit dem Kurztitel “Staatsprojekt” Europa, das sich mit der Europäisierung der Migrationskontrollpolitiken in Europa befasst. Veröffentlichungen unter anderem: Autoritärer Etatismus im Neoliberalismus. Hamburg: VSA 2008; „Staat, Nation und Hegemonie“ (gem. mit Robin Mohan), in: Projektgruppe Nationalismuskritik (Hg.): Irrsinn der Normalität, Aspekte der Reartikulation des deutschen Nationalismus. Münster: Westfälisches Dampfboot 2009.

Die Konferenz wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe und mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg.
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Für auswärtige Konferenzteilnehmer_innen wird versucht, Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren. Anmeldung von Übernachtungswünschen bitte an talpe(ätt)gmx.net.

Das aktuelle Phänomen der Piraterie in Somalia

Freitag, 13. Mai 2011, 19.30 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Betrachtet werden soll die generelle Situation in Somalia, und die der Piraten. Die anlaufenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Piraterie und der Prozess gegen somalische Piraten werden ebenso behandelt wie die Arbeitsbedingungen der Seeleute.
Thematisch passende Ausflüge in die Geschichte (zu afrikanischen Piraten in der Nordsee und zu den kolonialgeschichtlichen Hintergründen) runden den Vortrag ab.

Veranstalter: Die Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit den Flusspiraten

Führung durch die neue Gedenkstätte im Bunker Valentin

Sonntag 29. Mai 2011 / 14 Uhr / Bunker Valentin, Bremen-Farge

Der Bunker Valentin ist die Ruine einer nie fertiggestellten U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine in Bremen-Farge. In den Jahren 1943 bis 1945 mussten Gefangene aus verschiedenen umliegenden Lagern unter Zwang auf der Baustelle dieses Rüstungsprojekts der Nazis arbeiten. Mehr als 1100 Menschen starben infolge von Unterernährung, Krankheiten und willkürlichen Tötungen.
Seit den 1960er Jahren wurde der Bunker Valentin von der Bundeswehr als Materialdepot genutzt. Das Betreten des Bunkergeländes war nur in begrenzten Rahmen für Gruppenführungen in Absprache mit der Bundeswehr und unter Vorlage des Personalausweises möglich. Die Bundeswehr hat den Standort zum 1.1.2011 aufgegeben. Derzeit wird an der Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände gearbeitet, die am 8. Mai eröffnet wird
Nähere Informationen nach Anmeldung unter: valentin@keinen-meter.org.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.