Bittermann - Archiv


Klaus Bittermann: Intellektueller Unruhestifter – Die politische Sozialisation Wolfgang Pohrts

Achtung! Augrund der aktuellen Coronaentwicklungen entfällt die Präsenzveranstaltung. Die Veranstaltung findet digital statt unter live.talpe.org

Diskussionsveranstaltung am 30.10.2020, Einlass 19:30 Uhr, Beginn 20:00 Uhr / Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen / Nachholtermin der im März 2020 ausgefallenen Veranstaltung / Es gelten die Coronaschutzmaßnahmen. Aufgrund begrenzter Plätze bitten wir um pünktliches Erscheinen. Ein zusätzlicher online Audiostream ist geplant.

Klaus Bittermann ist Herausgeber der Werke Wolfgang Pohrts und schreibt aktuell an dessen Biographie. In seinem Vortrag beschäftigt er sich mit der Zeit in Frankfurt Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger Jahre, in der Wolfgang Pohrt politisch sozialisiert wurde. Dabei spielt viel mehr als Adorno vor allem der schon früh verstorbene Frankfurter Student_innenführer Hans-Jürgen Krahl eine entscheidende Rolle. Krahl brachte Pohrt nicht nur auf sein Dissertationsthema Theorie des Gebrauchswert, sondern prägte ihn auch mit seiner Beharrung auf einen radikalen Bruch mit der eigenen bürgerlichen Herkunft und der Interpretation des Anfangs der antiautoritären Protestbewegung als Trauer um den Tod des bürgerlichen Inviduums. In seinem frühen Text Arbeiter und Kleinbürger, in dem Pohrt auch seine eigene Existenz als „Lumpensammler“ (Benjamin) reflektiert, heißt es bereits, dass Revolution nicht Aufbau des Sozialismus heißen kann, sondern Zertrümmerung der Warenwelt, oder in den Worten Krahls: „Die Emanzipation der Gattung ist nicht mehr möglich über die personalisierende Enthüllung der herrschenden Klasse, sie ist nur möglich über eine Denunziation der Dinge, des im Spätkapitalismus produzierten Schunds, in denen die Verhältnisse sich kristallisieren.“ Im „verpfuschten Leben“ und im „erniedrigenden grauen Alltag“ erkennt Pohrt die treibende Kraft der Unruhe, die auch „aus der Trauer über das Sterben der Gebrauchswerte“ (Hans-Jürgen Krahl) resultiert. Die Protestbewegung ist für ihn ein kurzer Moment, in dem es möglich war, auch intellektuell Rache zu nehmen am „Betrug am richtigen Leben, dessen Opfer man selbst werden sollte“. Verflochten mit diesen Überlegungen wird Pohrts Beteiligung an den Student_innenprotesten erzählt.

Klaus Bittermann (Berlin) ist Autor und Verleger. In seinem Verlag Edition Tiamat veröffentlicht er die gesammelten Werke von Wolfgang Pohrt. Letzte Veröffentlichung: Einige meiner besten Freunde und Feinde. Unruhestifter und Abweichler, Berlin 2019.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Achtung – Bitte um Aufmerksamkeit: Aufgrund der Coronapandemie existiert leider keine Planungssicherheit. Wir möchten das Programm soweit möglich in klassischer vertrauter Form als Präsenzveranstaltungen anbieten. in jedem Fall werden wir die Abendveranstaltungen als livestream mit Kommentar- und Fragemöglichkeit unter live.talpe.org anbieten. Ob es zusätzlich die Möglichkeit für ein Publikum vor Ort geben wird entscheided sich nach den jeweils aktuellen Entwicklungen. Bitte achtet auf weitere Ankündigungen im Internet.

Intellektueller Unruhestifter – Die politische Sozialisation Wolfgang Pohrts

Diskussionsveranstaltung mit Klaus Bittermann
Freitag, 06. März 2020, um 20:00 Uhr
Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen

Klaus Bittermann ist Herausgeber der Werke Wolfgang Pohrts und schreibt aktuell an dessen Biographie . In seinem Vortrag beschäftigt er sich mit der Zeit in Frankfurt Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger Jahre, in der Wolfgang Pohrt politisch sozialisiert wurde. Dabei spielt viel mehr als Adorno vor allem der schon früh verstorbene Frankfurter Student_innenführer Hans-Jürgen Krahl eine entscheidende Rolle. Krahl brachte Pohrt nicht nur auf sein Dissertationsthema Theorie des Gebrauchswert, sondern prägte ihn auch mit seiner Beharrung auf einen radikalen Bruch mit der eigenen bürgerlichen Herkunft und der Interpretation des Anfangs der antiautoritären Protestbewegung als Trauer um den Tod des bürgerlichen Inviduums. In seinem frühen Text Arbeiter und Kleinbürger, in dem Pohrt auch seine eigene Existenz als „Lumpensammler“ (Benjamin) reflektiert, heißt es bereits, dass Revolution nicht Aufbau des Sozialismus heißen kann, sondern Zertrümmerung der Warenwelt, oder in den Worten Krahls: „Die Emanzipation der Gattung ist nicht mehr möglich über die personalisierende Enthüllung der herrschenden Klasse, sie ist nur möglich über eine Denunziation der Dinge, des im Spätkapitalismus produzierten Schunds, in denen die Verhältnisse sich kristallisieren.“ Im „verpfuschten Leben“ und im „erniedrigenden grauen Alltag“ erkennt Pohrt die treibende Kraft der Unruhe, die auch „aus der Trauer über das Sterben der Gebrauchswerte“ (Hans-Jürgen Krahl) resultiert. Die Protestbewegung ist für ihn ein kurzer Moment, in dem es möglich war, auch intellektuell Rache zu nehmen am „Betrug am richtigen Leben, dessen Opfer man selbst werden sollte“. Verflochten mit diesen Überlegungen wird Pohrts Beteiligung an den Student_innenprotesten erzählt.

Klaus Bittermann (Berlin) ist Autor und Verleger. In seinem Verlag Edition Tiamat veröffentlicht er die gesammelten Werke von Wolfgang Pohrt. Letzte Veröffentlichung: Einige meiner besten Freunde und Feinde. Unruhestifter und Abweichler, Berlin 2019.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Eike Geisel: Die Wiedergutwerdung der Deutschen

Buchvorstellung und Diskussion mit Klaus Bittermann (Berlin)
Freitag, 13. November 2015, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

»Some of my best friends are German«, machte sich Eike Geisel gerne über das antisemitische Stereotyp lustig, demzufolge einige Juden zu den besten Freunden zählen. Eike Geisel war aber nicht nur ein unnachgiebiger Kritiker des deutsch-jüdischen Verbrüderungskitsches und der Entsorgung deutscher Vergangenheit, sondern machte auch als Historiker mit seinen Arbeiten unter anderem über den jüdischen Kulturbund und das Berliner Scheunenviertel auf sich aufmerksam. Dieser Band versammelt Geisels große essayistische Arbeiten wie über den Antisemitismus des »anderen Deutschland« und den Mythos vom Widerstand des 20. Juli.

»Die Deutschen haben sich nie als Bürger dieser Welt, sondern immer als Verdammte dieser Erde gesehen. Auch die Wiedervereinigung hat daran nichts geändert. Gab es vor dem Fall der Mauer 60 Millionen Opfer, so hat sich deren Zahl nun um 17 Millionen Insassen einer Einrichtung erhöht, die nicht nur der Kanzler schon vor 1989 als Konzentrationslager bezeichnet hatte.« (Eike Geisel)

Klaus Bittermann (Berlin) ist Autor und Verleger. In seinem Verlag Edition Tiamat hat er 2015 Die Wiedergutwerdung der Deutschen veröffentlicht, eine Sammlung von Essays und Polemiken von Eike Geisel.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.