Rezension zu: Weltweit Medien nutzen – Medienwelt gestalten (Hamburg 2010)

Debatte, Weiterbildung, Vernetzung. Das war der Dreiklang, der die 7. Linke Medienakademie im März dieses Jahres in Berlin bestimmte. Mit 950 Teilnehmenden wurde die LiMA zu einer wichtigen Verbindung zwischen hauptberuflichen und ehrenamtlichen Medienmacher/-innen. So konnte mit der neuen Veranstaltungsreihe LiMAunion die Zusammenarbeit mit Gewerkschaftern ausgeweitet werden, insbesondere mit den Medienmacher/-innen von ver.di. Einen guten Einblick in Themenvielfalt und Ergebnisse der LiMA gibt die gerade erschienene Dokumentation „Weltweit Medien nutzen – Medienwelt gestalten“.
In diesem Band sind die instruktivsten Beiträge zusammengefasst. Der Typograf Kurt Weidemann beispielsweise, der diverse Schriften entworfen hat – unter anderem die von der LINKEN in ihren Drucksachen eingesetzte „Corporate“ – „setzt Zeichen“ und schreibt linken Medienmachern seine Grundauffassung hinter die Ohren: „Für mich richtet sich die Form immer nach pragmatischen funktionellen Kriterien und das ist eben die Lesbarkeit und Verständlichkeit.“ Linkspartei-Fraktionschef im Bundestag Gregor Gysi äußert sich über die „Rhetorik in der Welt der Politik“ und darüber, warum DIE LINKE auch hier noch was zu lernen hat. SWR-Chefreporter Thomas Leif beschäftigt sich mit der Recherche als Instrument gegen gesteuerte Kommunikation. Mit welchen Methoden nehmen Wirtschaftsunternehmen Einfluss auf politische Entscheidungen?
Einen Ausflug in den deutschen Lobby-Dschungel unternimmt Günter Bartsch. Braucht die Linke ein eigenes Boulevard-Format als Alternative zur BILD-Zeitung? Ist das überhaupt möglich und mit linken Ansprüchen vereinbar? Jörg Staude, langjähriger Redakteur des Neuen Deutschlands, versucht Antworten auf diese Fragen zu geben. Marcel Bois und Stefan Bornost, Redakteure von marx21, greifen die Erfahrungen der Arbeiter-Illustrierten Zeitung (AIZ) auf, die in den 1920er und 1930er Jahren von Willi Münzenberg als Verleger im Spannungsfeld von kommunistischer Parteipresse und Massenzeitung geprägt wurde. Sie verweisen darauf, dass die AIZ zu einem Erfolg werden konnte, weil sie sich „kompromisslos auf die Seite der Unterdrückten“ gestellt hat und sich die Redaktion auf ein Netzwerk von etwa 3500 Arbeiterreportern stützen konnte.
Bei den Weiterbildungsveranstaltungen standen die neuen Entwicklungen im Internet einmal mehr im Mittelpunkt. In die Dokumentation wurden Beiträge von Richard Heigl, zum Einsatz von Web 2.0 in Unternehmen, und von Carlo Ponti aufgenommen, der Antworten auf die Frage sucht: „Was taugen Twitter, Facebook & Co. für politische Arbeit?“
Die LiMA kann von sich zu Recht sagen, dass bei den jährlich stattfindenden Akademien Anfänger, Fortgeschrittene und alte Hasen aufeinander treffen, um von einander zu lernen. Ein Team junger Journalisten/-innen hebt in ihren „Impressionen von der 7. Linken Medienakademie“ hervor, was ihnen in den mehr als 200 Veranstaltungen aufgefallen ist. Lesenswert!

Klaus-Dieter Heiser

Bernd Hüttner / Christoph Nitz (Hrsg.) Weltweit Medien nutzen – Medienwelt gestalten (VSA-Verlag, Hamburg 2010, 212 Seiten, 16,80 Euro)

Manuskript, publiziert in der Zeitschrift marx21 Magazin für internationalen Sozialismus, Ausgabe 16.

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