Ideologiekritik - Archiv


Staatsverschuldung als Kategorie der Kritik der politischen Ökonomie

Diskussionsveranstaltung mit Ingo Stützle (Berlin)
Freitag, 25. November 2016, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Obwohl sich Karl Marx viel mit dem Thema Staatsfinanzen beschäftigt hat, ist dieser Aspekt in der marxistischen Diskussion bisher eher vernachlässigt worden. Während Steuern werttheoretische Beachtung fanden, wurden öffentliche Schulden bislang kaum als spezifische Kategorie der politischen Ökonomie diskutiert. Das liegt wohl auch daran, dass der Staat, Steuern und öffentliche Verschuldung zwar in Marx’ Plänen zu einer Kritik der politischen Ökonomie auftauchen, er diese aber nicht komplett realisieren konnte. Mit der gegenwärtigen Debatte über Staatsverschuldung, Steueroasen und Schuldenkrise gerät meist die vorherrschende Form der kapitalistischen Reichtumsproduktion aus dem Blick. Warum etwa nimmt das «ökonomische Dasein» des Staates (Marx) die Form des Steuerstaates an? Der Vortrag wird dieser Frage nachgeben und zeigen, dass der öffentliche Kredit eine besondere ökonomische Form ist und somit weder von seiner gesellschaftlichen Form, noch von seiner Art der Finanzierung her als ein überhistorisches Phänomen zu begreifen ist.

Ingo Stützle betreut in Berlin regelmäßig Lektürekurse zur Kritik der politischen Ökonomie. Veröffentlichungen u.a. Austerität als politisches Projekt. Von der monetären Integration Europas zur Eurokrise, Münster 2014 und Mitherausgabe von: Poulantzas lesen. Zur Aktualität materialistischer Staatstheorie, Hamburg 2006 und Mitherausgabe von: Das Kapital neu lesen. Beiträge zur radikalen Philosophie, Münster 2006.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Konsumkritik – subversive Praxis oder kapitalistische Selbstoptimierung?

Diskussionsveranstaltung mit Lydia Jakobi und Ulrich Schuster
Freitag, 21. Oktober 2016, 19.00 Uhr
Kulturzentrum Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, vegetarische und vegane Kost, fair gehandelte Produkte, sauberer Strom, Tauschbörsen und Aufrufe zum Shoppingverzicht – der Trend geht zum kritischen Konsumbewusstsein. Längst hat Konsum- und Wachstumskritik die Nischen des politischen Aktionismus und der Subkultur verlassen. Die 2014 in Leipzig durchgeführte degrowth-Konferenz wurde nicht nur von etablierten Stiftungen und staatsnahen Bildungseinrichtungen unterstützt, es kamen auch Tausende, um dabei zu sein. Doch worauf zielt eine Bewegung, deren Aufrufe zum Maßhalten und Verzicht die ohnehin gestressten Individuen zu mehr Selbstkontrolle anhalten? Was kommt heraus, wenn sich die Kritik nicht gegen Standortkonkurrenz und Mehrwertproduktion wendet, sondern glaubt das kapitalistische Wachstumsmonster durch „Widerstand gegen sich selbst“ und gelebte Utopien besänftigen zu können? Gegenüber der Aufmotzung der als Spektakel daherkommenden Konsumkritik zur Befreiungsperspektive ist Skepsis angebracht. Dem Unbehagen an den negativen Folgen der kapitalistischen Warenwelt für den Menschen und dem Wunsch, nachhaltig zu leben, lässt sich aber angesichts der Produktion von Giftmüll und minderwertigen Lebensmitteln sowie im Wissen um den Raubbau an Naturressourcen auch nicht jegliches kritisches Potential absprechen.

Lydia Jakobi und Ulrich Schuster sind Mitglieder im Roten Salon, einer Veranstaltungsgruppe des Conne Island in Leipzig. Der Rote Salon versteht sich als Ort linker Selbstkritik und beschäftigte sich in der Vergangenheit unter anderem mit der Geschichte des Arbeiterliedes, der Rezeption des 17. Juni in der Linken sowie mit dem Mythos „Linkes Zentrum“.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

 

Mit Keynes für Deutschland – Zur Kritik an Keynesianismus, Nationalismus und Querfrontstrategien

Diskussionsveranstaltung mit Thomas Ebermann (Hamburg)
Samstag, 04. Juni 2016, 19.00 Uhr
Kulturzentrum Kukoon, Buntentorsteinweg, 28201 Bremen

Ausgerechnet das Eintreten des britischen Ökonomen John Maynard Keynes für eine schonende Behandlung des Deutschen Reiches nach dessen Niederlage im Ersten Weltkrieg dient in der Debatte über die griechische Schuldenkrise manchen Linken als positives Beispiel. Durch die Versailler Verträge – so die nationalistische Legende – ist Deutschland vor knapp 100 Jahren derart brutal bestraft worden, dass die Sieger des Ersten Weltkriegs sich über die Folgen nicht wundern durften, jedenfalls gehörig mit Schuld hatten… „an Hitler“. Da auch die Alliierten manchmal aus der Geschichte lernen, belohnten sie die Deutschen nach 1945 mit Marschall-Plan und Schuldenkonferenz. Heute muss, wer Einwände gegen die deutsche Regierungspolitik erhebt – sagen wir zum Thema Griechenland – alles vermeiden, was nach Schädigung Deutschlands klingen könnte. Deutschlands Belastbarkeit, sein Staatshaushalt, seine „Steuerzahler_innen“ samt ihren Gefühlen und noch vieles mehr werden so zur Prämisse staatsfrommer Keynesianer_innen. Von links wie von rechts.

Thomas Ebermann referiert über die historischen Debatten um den Versailler Vertrag und seine Konsequenzen sowie die daran anknüpfenden aktuellen Krisendiskussionen. Er formuliert dabei eine Kritik an Keynesianismus, Nationalismus und Querfrontstrategien, die nie allein taktische Gründe haben, sondern immer auf partiellen inhaltlichen Übereinstimmungen basieren.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

 

Islamfaschismus – Sinn und Grenzen eines Begriffs

Diskussionsveranstaltung mit Volker Weiß (Hamburg)
Mittwoch, 25. Mai 2016, 19.00 Uhr
Galerie K’, Alexanderstr. 9b, 28203 Bremen

Im Hinblick auf den blutigen Terror, den islamistische bzw. dschihadistische Gruppen oder Regime, z.B. der „Islamische Staat“ (IS) und die „Islamische Republik Iran“, gegen säkulare Muslime, Frauen, Homosexuelle, jüdische Menschen u.v.a. ausüben, ist häufig von „Faschismus“ die Rede. Mit dem Vormarsch des IS im Mittleren Osten hat sich dies drastisch verschärft. Weltweit vergleichen nun Linke beispielsweise die Belagerung von Kobanî mit der von Madrid im Spanischen Bürgerkrieg, auch die Verteidiger_innen der Stadt verwenden die Losung vom IS-Faschismus. Allerdings wird auch im rechtspopulistischen und rassistischen Milieu vom „Islamofaschismus“ gesprochen, um pauschalisierend gegen Muslime zu hetzen. Desweiteren sehen manche sich selbst als links verstehende Menschen im Islamismus bzw. Dschihadismus keinen Gegner, sondern sogar eine bündnisfähige antirassistische, antikoloniale, antiimperialistische Widerstandsbewegung. In der Veranstaltung wollen wir diskutieren, inwieweit verschiedene Ansätze der Faschismustheorie bei der Kritik des Islamismus/Dschihadismus helfen können.

Volker Weiß ist Historiker aus Hamburg und schreibt unter anderem für die Zeit und jungle world. Ausgewählte Veröffentlichungen: Deutschlands Neue Rechte Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin, Paderborn 2011; Moderne Antimoderne. Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus, Paderborn 2012.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Das „Gerücht über die Juden” – Zur (Psycho-)Analyse von Antisemitismus und Verschwörungstheorie

Diskussionsveranstaltung mit Christine Kirchhoff (Berlin)
Freitag, 29. April 2016, 19.00 Uhr
Galerie K’, Alexanderstr. 9b, 28203 Bremen

Das Reizvolle am Gerücht ist gerade, dass es sich um eine unverbürgte Nachricht handelt, die sich der Überprüfung entzieht. Gerüchte scheinen sich um so hartnäckiger zu halten, desto sensationeller und unwahrscheinlicher sie sind. Gerade ihre Unglaubwürdigkeit macht ihre Faszination wie Haltbarkeit aus. Was bedeutet es vor diesem Hintergrund, wenn Theodor W. Adorno den Antisemitismus als „Gerücht über die Juden“ bezeichnet? Um diese Frage soll es im Vortrag gehen, indem mit Hilfe von Psychoanalyse und kritischer Theorie die individuelle und die gesellschaftliche Seite eines mörderischen Gerüchts in den Blick genommen wird.

Prof. Christine Kirchhoff lebt in Berlin und arbeitet an der International Psychoanalytic University.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und dem Autonomen Feministischen Referat der Uni Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Filmvorführung: Triumph des guten Willens

Filmvorführung mit anschließendem Gespräch mit dem Regisseur Mikko Linnemann (Berlin)
Donnerstag, 14. April 2016, 18.30 Uhr
Cinema im Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen

Der Dokumentarfilm “Triumph des guten Willens” (2016, 95 Min) setzt sich filmisch mit den Texten des Publizisten Eike Geisel auseinander. Im Zentrum stehen Geisels Kritiken an der deutschen Erinnerungspolitik und seine These über die „Wiedergutwerdung der Deutschen“. Texte Geisels aus den 1990er Jahren, unter anderem über die ‚Neue Wache’ und das Holocaust-Mahnmal, kontrastieren die heutigen Bilder der beschriebenen Gedenkstätten. Sie zeigen eine Normalität, die es eigentlich nicht geben dürfte. Zudem analysieren ausführliche Interviews mit Alex Feuerherdt, Klaus Bittermann, Hermann L. Gremliza und Henryk M. Broder Geisels Thesen in Hinblick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse heute. Von der politischen Biografie Eike Geisels ausgehend, zeichnet der Film ein Bild linker Debatten der letzten Jahrzehnte und fragt schließlich nach der Möglichkeit von Kritik in unmöglichen Zeiten.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Intitiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Kritik rechtsextremer Ideologie

Vortrag und Diskussion mit Helmut Kellershohn (DISS) zu den Grundlagen rechtsextremer Ideologie
Dienstag, 16. Februar 2016, 17:30 Uhr
Gewerkschaftshaus, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen (Tivoli-Saal)

Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung Neofaschismus in Deutschland, die vom 01. bis 19. Februar 2016 im Gewerkschaftshaus am Hauptbahnhof zu sehen ist. Die Ausstellung und das Begleitprogramm sind eine Kooperation von Arbeit und Leben Bremen, DGB Bremen, Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen, Universität Bremen Fachbereich 9 und VVN-BdA Bremen.

 

Lektürekurs zu Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1

Wöchentlicher Lektürekurs mit Moritz Zeiler und Tobias Schweiger
Kursbeginn Montag, 01. Februar 2016, 19.00 – 21.00 Uhr
Jeweils Montags, Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12,  28203 Bremen

Seit der Krise 2008ff wird vermehrt Kritik am Kapitalismus laut. Selbst der Papst hält, wie er jüngst verlautbarte, unsere Wirtschaftsform „unerträglich“, denn diese „Götzendienerei am Götzen Geld“ benötige den Krieg und töte alles. Bei dieserart Kritiken überwiegt meist ein undeutliches Verständnis der kapitalistischen Verhältnisse sowie Ressentiments gegen Banken, Management und ‚die da oben‘. Doch Empörung und Anklage Einzelner allein haben die gesellschaftlichen Verhältnisse noch nie zum Besseren verändert, sondern im Gegenteil eher zu Rückschritt und Barbarei geführt. Kritische Untersuchung ökonomischer und politischer Zusammenhänge ist für gesellschaftliche Emanzipation daher unverzichtbar. Die Marx’sche Kritik der politischen Ökonomie wurde zwar im 19. Jahrhundert veröffentlicht, bietet aber nach wie vor eine der profundesten Analysen des Kapitalismus. Mit dem Lektürekurs wird in zentrale Begriffe von Marx eingeführt. Unter anderem interessieren folgende Fragen: Was unterscheidet Kapitalismus von früheren Gesellschaftsepochen? Was versteht Marx unter Ware, Wert, Geld und Kapital? Welche Bedeutung haben bei ihm Fetischismus, Klasse und Staat? Ab Anfang Februar 2016 wird einmal wöchentlich der erste Band des Marx’schen Kapital gelesen und diskutiert und so bis Ende November insgesamt erarbeitet. Der Kurs wendet sich vor allem an diejenigen, die in eine kollektive Auseinandersetzung mit der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie einsteigen möchten und keine größeren Vorkenntnisse haben. Dabei sollen alle Fragen erlaubt sein und Expert_innendebatten vermieden werden. Die Referenten werden moderieren und einen Überblick über verschiedene Lesarten geben, jedoch keine allgemeingültige Interpretation präsentieren. Gewünscht ist gemeinsame Textaneigung und Diskussion.

Kapitallekturekurs 2016

Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler. Tobias Schweiger studiert Politikwissenschaften und Philosophie. Beide sind Mitglieder der Gruppe associazione delle talpe.

Der Lektürekurs wird in Kooperation organisiert von associazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen und Rosa-Luxemburg-Stiftung – Akademie für politische Bildung Berlin.    Infos unter: das-kapital-lesen.de // associazione.wordpress.com // rosa-luxemburg.com
Anmeldung bitte an zeiler@rosa-luxemburg.com

Befreiung heute. Das emanzipationstheoretische Denken bei und im Anschluss an Marx

Diskussionsveranstaltung mit Jan Hoff
Freitag, 30. Oktober 2015, 19.00 Uhr
Galerie K Strich, Alexanderstr. 9b, 28203 Bremen

In diesem Vortrag gibt Jan Hoff einen Überblick über das emanzipationstheoretische Denken bei und im Anschluss an Marx, speziell unter Berücksichtigung seiner ab 1857 verfassten Manuskripte zur Kritik der politischen Ökonomie. Dabei vertritt Hoff eine kontroverse These, die quer dazu steht, was viele Marxist_innen und Nichtmarxist_innen über Marx behaupten: Im Zentrum des Marxschen Denkens steht nicht primär eine „gerechtere“ Verteilungsweise des materiellen Reichtums – sondern das emanzipatorische Prinzip einer möglichst weitreichenden individuellen und kollektiv-gesellschaftlichen Autonomie. Die beiden Ebenen des Autonomiebegriffs gilt es herauszuarbeiten. Es ging Marx um die „volle und freie Entwicklung jedes Individuums“, um die Entfaltung einer „freien Individualität“. Der gesellschaftliche Rahmen dieser individuellen Autonomie besteht in einer Gesellschaftsform, in der der materielle Produktionsprozess als Produkt der assoziierten Produzenten „unter deren bewusster planmäßiger Kontrolle“ steht. In der sozialistischen Gesellschaft „bemeistern“ die Menschen den Produktionsprozess, nicht umgekehrt. Marx begab sich auf die Suche danach, welche Voraussetzungen für eine derartige sozialistische Gesellschaft bereits im existierenden Kapitalismus keimhaft angelegt sind. In der Rezeptionsgeschichte der Marxschen Theorie ist die zentrale Rolle der Autonomie lange Zeit übersehen worden. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrten sich Interpretationen, die diesen Kerngehalt des Marxschen Denkens immer klarer herausstellten.

Jan Hoff kommt aus Süddeutschland und lehrt Politikwissenschaft an der Universität Kassel. Er ist Autor von: Marx global. Zur Entwicklung des internationalen Marx-Diskurses seit 1965, Berlin 2009. Als Grundlage dieser Seminare dient eine umfangreiche emanzipationstheoretische Arbeit von Jan Hoff, die 2016 beim VSA-Verlag in Buchform erscheinen wird.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Anmeldung zum Seminar bitte per Mail unter: talpe@gmx.net

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Krisentheoretische Diskussionen während und nach der Weltwirtschaftskrise: Pannekoek und Mattick

Tagesseminar mit Jan Hoff
Sonntag, 1. November 2015
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Am Sonntag wird auf die Theoriediskussion im Umfeld von Anton Pannekoek (1873-1960) und Paul Mattick (1904-1981) eingegangen. Die ökonomischen Debatten der Rätekommunist_innen entzündeten sich nicht zuletzt an der entweder kritischen oder positiven Bewertung der zusammenbruchstheoretischen Reformulierung der Marxschen Krisentheorie durch den polnischen Ökonomen Henryk Grossmann (1929). Der Referent ordnet die entsprechenden Diskussionen in den Gesamtkontext der internationalen marxistischen Theoriebildung dieser Zeit ein. Zudem werden ausgewählte Textpassagen, die diese Debatte dokumentieren, gemeinsam gelesen und diskutiert. Auch kann eine rezeptionshistorische Brücke zu gegenwärtigen krisentheoretischen Erklärungsmustern geschlagen werden.

Jan Hoff kommt aus Süddeutschland und lehrt Politikwissenschaft an der Universität Kassel. Er ist Autor von: Marx global. Zur Entwicklung des internationalen Marx-Diskurses seit 1965, Berlin 2009. Als Grundlage dieser Seminare dient eine umfangreiche emanzipationstheoretische Arbeit von Jan Hoff, die 2016 beim VSA-Verlag in Buchform erscheinen wird.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Anmeldung zum Seminar bitte per Mail unter: anmeldung@rosa-luxemburg.com

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Revolutionäres Denken nach der Oktoberrevolution: Lukacs und Korsch

Tagesseminar mit Jan Hoff
Samstag, 31. Oktober 2015
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Im Tagesseminar von Jan Hoff am Samstag soll auf das politisch-emanzipationstheoretische Denken von Georg Lukacs (1885-1971) und Karl Korsch (1886-1961) eingegangen werden. Im Seminar widmet wir uns einem bestimmten Zeitabschnitt in der Denkentwicklung einerseits von Lukacs, andererseits von Korsch. Dabei geht es um Lukacs‘ revolutionstheoretische Deutungen in Geschichte und Klassenbewusstsein und Korschs theoretische Abrechnung mit dem Marxismus der Zweiten Internationale in Marxismus und Philosophie. Wir werden Textausschnitte aus den beiden 1923 erschienenen Werken gemeinsam erörtern und diskutieren. Ein weiterer Aspekt, der bei der Beschäftigung mit Lukacs und Korsch berücksichtigt werden muss, ist die vielfältige Rezeptionsgeschichte ihrer Theorieansätze.

Jan Hoff kommt aus Süddeutschland und lehrt Politikwissenschaft an der Universität Kassel. Er ist Autor von: Marx global. Zur Entwicklung des internationalen Marx-Diskurses seit 1965, Berlin 2009. Als Grundlage dieser Seminare dient eine umfangreiche emanzipationstheoretische Arbeit von Jan Hoff, die 2016 beim VSA-Verlag in Buchform erscheinen wird.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Anmeldung zum Seminar bitte per Mail unter: anmeldung@rosa-luxemburg.com

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie. Das Kapital Band 2-3

Wochenendseminar mit Michael Heinrich (Berlin)
Samstag, 12. Dezember – Sonntag, 13. Dezember 2015
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Mit dem Wochenendseminar soll ein Überblick über den Inhalt des zweiten und dritten Bandes des Kapitals. Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx gegeben werden. Dabei werden einleitend die Marxschen Ausführungen zum Produktionsprozess aus dem ersten Band des Kapitals skizzenhaft wiederholt werden. Anschließend werden die Überlegungen zum Zirkulationsprozess und zum Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion präsentiert und wichtige Begriffe wie Kredit, Zins, Rente und Profit vorgestellt. Kenntnisse des ersten Bands des Kapitals sind für die Teilnahme empfehlenswert. Das Seminar versteht sich als ein Angebot an alle, die Interesse haben, ihre Kenntnisse der Marxschen Ökonomiekritik zu vertiefen. Desweiteren dient es als Ergänzung zum Lektürekurs 2014 zum ersten Band des Kapitals sowie als Vertiefung für den Lektürekurs 2014 zum zweiten und dritten Band.

Michael Heinrich ist Mathematiker und Politikwissenschaftler. Er ist Mitglied in der Redaktion von Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft und Autor unter anderem von: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart 2004; Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition, Münster 2003.

Das Wochenendseminar wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen. Anmeldung bitte unter anmeldung@rosa-luxemburg.com

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Eike Geisel: Die Wiedergutwerdung der Deutschen

Buchvorstellung und Diskussion mit Klaus Bittermann (Berlin)
Freitag, 13. November 2015, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

»Some of my best friends are German«, machte sich Eike Geisel gerne über das antisemitische Stereotyp lustig, demzufolge einige Juden zu den besten Freunden zählen. Eike Geisel war aber nicht nur ein unnachgiebiger Kritiker des deutsch-jüdischen Verbrüderungskitsches und der Entsorgung deutscher Vergangenheit, sondern machte auch als Historiker mit seinen Arbeiten unter anderem über den jüdischen Kulturbund und das Berliner Scheunenviertel auf sich aufmerksam. Dieser Band versammelt Geisels große essayistische Arbeiten wie über den Antisemitismus des »anderen Deutschland« und den Mythos vom Widerstand des 20. Juli.

»Die Deutschen haben sich nie als Bürger dieser Welt, sondern immer als Verdammte dieser Erde gesehen. Auch die Wiedervereinigung hat daran nichts geändert. Gab es vor dem Fall der Mauer 60 Millionen Opfer, so hat sich deren Zahl nun um 17 Millionen Insassen einer Einrichtung erhöht, die nicht nur der Kanzler schon vor 1989 als Konzentrationslager bezeichnet hatte.« (Eike Geisel)

Klaus Bittermann (Berlin) ist Autor und Verleger. In seinem Verlag Edition Tiamat hat er 2015 Die Wiedergutwerdung der Deutschen veröffentlicht, eine Sammlung von Essays und Polemiken von Eike Geisel.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Über 25 Jahre großes Deutschland

Satirische Lesung mit Thomas Ebermann und Rainer Trampert (Hamburg)
Donnerstag, 23.04.2015 um 18.30 Uhr
Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen

Rainer Trampert und Thomas Ebermann werden in ihrer satirischen Lesung einen Querschnitt aus der Sammlung ihrer Stücke vortragen. Ein Programm, bei dem es je nach Laune um ein Seminar „fit und attraktiv durch Coaching und Selbstvermessung“ geht, um deutsche Flaggenparaden zu Weltmeisterschaften, die Leitkultur am Beispiel einer Wagner-Oper, die Ehrung eines berühmten Fußballspielers, um saubere Häuserwände, die Jagd auf Anglizismen, die Rückkehr der Hirnforschung zur Schädelmessung, neue Elite-Unis, deutsche Märchen, die letzten Worte berühmter Menschen, einen Abschiebeflug nach Afrika oder um etwas anderes aus dem reichhaltigen Programm gehen wird. „Was das Duo präsentiert, hat den Charakter einer dialogischen Lesung, bei der die Sätze und Satzteile ineinander greifen – eine wirkungsvolle und unbestechliche Montagetechnik.“ Nach der Kritik „haben Trampert und Ebermann brillanten, an Marx geschulten Humor“ (titanic), bei dem „vor jeder Pointe eine ernsthafte Analyse steht“ (taz). Mancherorts hatten sie „einem Teil des Publikums derart zugesetzt, dass ihnen schon zur Pause der Kopf rauchte“ (Hamburger Morgenpost). Sie sind „eloquent, präzise und mit trockenem Humor“, doch „bei der Auseinandersetzung mit Abschiebungen blieb einem das Lachen endgültig im Halse stecken. Bittere Unterhaltung, was die Linksaußen der deutschen Kabarettszene intelligent und mit beißendem Spott auftischen. Hirn, was willst du mehr“ (Nordsee-Zeitung). Nur „die Frage, wie Deutschland den Sprung in die Zukunft schafft, blieb eher offen“, kritisierte die Rheinische Post. Das ist wieder zu befürchten, weil Trampert und Ebermann den Vorsatz pflegen, dem Zeitgeist die Arglosigkeit zu nehmen, ohne sich das Denken durch politischen Pragmatismus verkleistern zu lassen.

Eine Veranstaltung von Interventionistische Linke Bremen in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Eintritt 5,- Euro.

 

 

 

„Kraft der Negation“? – Anmerkungen zur Geschichte der antideutschen Linken

Vortrag und Diskussion mit Horst Pankow (Berlin)
Freitag, 08. Mai 2015, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Der Zusammenbruch der sog. „realsozialistischen“ Länder Ende 1989 war der damaligen BRD gleich eine doppelte Freude: Einerseits verschwanden damit jene Staaten, die der antikommunistischen Doktrin dieser Zeit als konkurrierende politische Alternative galten. Anderseits konnte nun das deutsche imperiale Hauptziel, die Aneignung des Territoriums der gestrauchelten DDR verwirklicht werden. Die radikale Linke jener Zeit sah ein „4. Reich“ am historischen Horizont aufziehen. Dagegen wurde mit aller Kraft mobilisiert, ,,Nie wieder Deutschland!” wurde zur allgemeinen Losung. Wer in der Linken etwas auf sich hielt, verstand sich als antideutsch. Heute zeigen sich Fehleinschätzungen der damaligen Antideutschen. Der zunächst heftig aufbrandende Pogrom-Nationalismus erwies sich als Episode. Die befürchtete militärische Aggression blieb bislang auf die Beteiligung an der Zerschlagung Jugoslawiens und auf diverse „Friedensmissionen“ beschränkt. Statt der befürchteten Rehabilitierung des Nationalsozialismus erlebte die Totalitarismustheorie ein Revival. Für radikale Linke gibt es freilich keinen Grund für eine Versöhnung mit dem wiedervereinigten Deutschland. Sein Konzept von Verarmung im Inneren als Bedingung für den internationalen Markterfolg diktiert Deutschland den anderen EU-Staaten mittels finanzieller Erpressung und bewirkt so Elend und Not vor allem (noch) an den Rändern der EU. Es steht als Führungsmacht der EU und „Exportweltmeister“ nun in unmittelbarer Konkurrenz zu den kapitalistischen global players, vor allem den USA und Russland. Politisch hat Deutschland nach dem Ende des Kalten Krieges zunehmend auf autoritäre Juniorpartner, namentlich den politischen Islam, gesetzt. Der ideologische Kitt dafür ist die unverzichtbare Israelkritik. Dieses und so manches Weitere würde eigentlich eine antideutsche radikale Linke ins historische Recht setzen. Nur leider existiert eine solche nicht mehr. Das einstige Sammelsurium, das eine emanzipatorische Infragestellung der besonderen deutschen Verhältnisse als Ausdruck des falschen kapitalistischen Allgemeinen anstrebte, ist verschwunden. Die damaligen Aktiven zogen sich entweder in die Bürgerlichkeit oder in ihren alten Kleingruppenaktivismus zurück, wenn sie sich nicht gar direkt ins reaktionäre Lager begeben haben.

Horst Pankow beteiligte sich an der Nie-wieder-Deutschland-Bewegung und war bis 2003 Redakteur der Zeitschrift Bahamas. Er schreibt für Jungle World und andere.

Die Veranstaltung wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

 Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Vom Rand bis zur Mitte: Rechtspopulismus, Rassismus, AfD

Podiumsdiskussion zu Analyse und Kritik von Rassismus, Rechtspopulismus und Angstpolitik im deutschsprachigen Raum
Freitag, 30. Januar 2015, um 19:00 Uhr
Gewerkschaftshaus DGB Bremen, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen (Tivoli Saal)

Am Vorabend des Bundesparteitages der Partei “Alternative für Deutschland” (AfD) am 31.01 und 01.02.2015 in Bremen wollen wir aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Neuformierung und Erstarkung der politischen Rechten in Deutschland kritisch analysieren. Entsteht nach den Wahlerfolgen der AfD mit der PEGIDA-Bewegung ein außerparlamentarischer Arm? Oder ist der Erfolg der AfD nicht eher Ausdruck einer historischen  Verfestigung reaktionärer und rassistischer Muster in der Mitte der Gesellschaft, deren parlamentrarischer Ausdruck die AfD nun sein will? Die AfD bietet angesichts von Eurokrise und Neoliberalismus nationalistische Antworten, die rassistische Mobilisierung ist die Klammer, in der sich die AfD als Partei mit rassistischen und rechtspopulistischen Bewegungen wie PEGIDA trifft.

Mit:
Nissar Gardi, Erziehungswissenschaftlerin und Referentin für politische Bildungsarbeit, zudem Jugendbildungsreferentin der DGB-Jugend Bremen-Elbe-Weser
Kai Budler, Journalist (u.a. für Publikative.org, blick nach rechts, Rechter Rand, tageszeitung), analysiert den Charakter der AfD

Moderation: Norbert Schepers, Rosa-Luxemburg-Stiftung.

VeranstalterInnen: DGB-Jugend Bremen-Elbe-Weser und Rosa-Luxemburg-Initiative – Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen.

Materialhinweise der Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Thema:

Am 31. Januar 2015 findet in Bremen eine überregionale Großdemonstration gegen den Parteitag der AfD statt. Auf der Website www.gegen-rassismus-bremen.de findet sich dazu ein Aufruf des Bündnisses gegen Rassismus und Rechtspopulismus – Bremen in verschiedenen Sprachen. (Um 13:00 Uhr, Treffpunkt voraussichtlich Am Brill.) – Und nach direkt der Demo geht es zum Antirassistischen Festival „Still not loving Racism“ mit Workshops und Musik ins Helene-Kaisen-Haus nach Gröpelingen, mehr dazu bei der Linksjugend [’solid] Bremen.

Lektürekurs zu Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1

Wöchentlicher Lektürekurs mit Moritz Zeiler (Bremen) und Oliver Barth (Oldenburg)
Kursbeginn am Montag, 02. Februar 2015, 19.30 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Seit der Krise 2008ff wird vermehrt Kritik am Kapitalismus laut. Selbst der Papst hält, wie er jüngst verlautbarte, unsere Wirtschaftsform „unerträglich“, denn diese „Götzendienerei am Götzen Geld“ benötige den Krieg und töte alles. Bei dieserart Kritiken überwiegt meist ein undeutliches Verständnis der kapitalistischen Verhältnisse sowie Ressentiments gegen Banken, Management und ‚die da oben‘. Doch Empörung und Anklage Einzelner allein haben die gesellschaftlichen Verhältnisse noch nie zum Besseren verändert, sondern im Gegenteil eher zu Rückschritt und Barbarei geführt. Kritische Untersuchung ökonomischer und politischer Zusammenhänge ist für gesellschaftliche Emanzipation daher unverzichtbar. Die Marx’sche Kritik der politischen Ökonomie wurde zwar im 19. Jahrhundert veröffentlicht, bietet aber nach wie vor eine der profundesten Analysen des Kapitalismus.

Mit dem Lektürekurs wird in zentrale Begriffe von Marx eingeführt. Unter anderem interessieren folgende Fragen: Was unterscheidet Kapitalismus von früheren Gesellschaftsepochen? Was versteht Marx unter Ware, Wert, Geld und Kapital? Welche Bedeutung haben bei ihm Fetischismus, Klasse und Staat?

Plakatmotiv Marxlektürekurs 2015

Plakatmotiv Marxlektürekurs 2015

Ab Anfang Februar 2015 wird einmal wöchentlich der erste Band des Marx’schen Kapital gelesen und diskutiert und so bis Anfang Dezember insgesamt erarbeitet. Der Kurs wendet sich vor allem an diejenigen, die in eine kollektive Auseinandersetzung mit der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie einsteigen möchten und keine größeren Vorkenntnisse haben. Dabei sollen alle Fragen erlaubt sein und Expert_innendebatten vermieden werden. Die Referenten werden moderieren und einen Überblick über verschiedene Lesarten geben, jedoch keine allgemeingültige Interpretation präsentieren. Gewünscht ist gemeinsame Textaneigung und Diskussion.

Oliver Barth ist Soziologe aus Oldenburg. Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler aus Bremen sowie Mitarbeiter des Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen. Beide sind Mitglieder der Gruppe associazione delle talpe.

Der Lektürekurs wird in Kooperation organisiert von associazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen und Rosa-Luxemburg-Stiftung – Akademie für politische Bildung Berlin.

Anmeldung bitte unter zeiler@rosalux.de

Informationen unter: das-kapital-lesen.de // associazione.wordpress.com // rosa-luxemburg.com

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts

Buchvorstellung mit Peter Bierl (Diessen am Ammersee)
Freitag, 13. Februar 2015 / 19.00 Uhr
Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Seit Jahren versuchen militante Neonazis und rechte Ideolog_innen mit ökologischen Themen zu punkten. Die NPD protestiert gegen Gentechnik, Kameradschaften demonstrieren gegen Castor-Transporte und Autonome Nationalisten gegen Schweinemastbetriebe und für Vegetarismus. Werden rechte Ökobauern und -bäuerinnen enttarnt, löst deren Engagement immer wieder Überraschung aus. Bürgerinitiativen zeigen sich verwundert, wenn extrem Rechte mitmischen. Dabei haben Nazis immer schon gesellschaftliche Widersprüche aufgegriffen und gemäß ihrer Weltanschauung interpretiert, um neue Anhänger_innen zu rekrutieren. Das gilt besonders für die Ökologie, da Umweltschutz traditionell ein Thema der Rechten ist. Die Lebensreformer_innen und Heimatschützer_innen des Kaiserreichs und der Weimarer Republik waren überwiegend konservativ bis völkisch-antisemitisch. Ideen und Personen aus diesem Spektrum prägten noch die moderne Ökologiebewegung und die Gründungsphase der Grünen. Die Biozentrist_innen und Tiefenökolog_innen, die sich im Umfeld von Protestbewegungen der 1970er Jahre entwickelten, verbinden Esoterik mit prinzipieller Menschenfeindlichkeit. Sie agitieren gegen Einwanderung und eine angebliche Überbevölkerung. Parolen der Neuen Rechten gegen Homogenisierung, für kulturelle Differenz und ein Recht auf Heimat sind längst in linke und ökologische Diskurse eingegangen.

Peter Bierl kommt aus Süddeutschland und arbeitet als Journalist, vor allem zu diversen Formen von Aberglaube, Esoterik und pseudowissenschaftlichem Unfug, auch in linken Diskursen. Veröffentlichungen unter anderem: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Antroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Hamburg 2005; Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012; Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts, Münster 2014.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Europa zwischen Weltmacht und Zerfall

Buchvorstellung mit Rainer Trampert (Hamburg)
Freitag, 13. März 2015, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Rainer Trampert analysiert eine neue Epoche. Warum stagniert der alte Kapitalismus, während die halbe Menschheit sich auf dem Weg der größten Industrialisierung aller Zeiten befindet? Warum ist Europa der Sanierungsfall des Weltkapitalismus, dem die große Kapitalvernichtung noch bevorsteht? Imperialismus ist kein Privileg der USA und der europäischen Staaten mehr. Worauf steuern die Verschiebung der Produktion nach Asien, das Tauziehen um die Ukraine, die Stellvertreterkriege im Nahen Osten und in Afrika und andere geostrategische Brennpunkte zu? Anders als im 19. Jahrhundert driften Kapitalbewegung und Staatsidee heute auseinander. Das expansive Kapital sprengt die Fesseln der europäischen Nationen, aber das Bewusstsein klebt an der Nation oder fällt in die Kleinstaaterei mit eigener Münzprägung zurück, in den Rechtspopulismus und Faschismus. Trampert erklärt, warum Deutschland nicht erst durch den Euro zum Hegemon der EU aufgestiegen ist, dem auf der Höhe seiner Macht das Objekt derselben abhanden zu kommen droht. Er analysiert die deutsche Ideologie, etwa die Propaganda von der überlegenen europäischen Kultur gegenüber den USA, vom «gesunden nordischen Charakter» versus der «griechischen Krankheit», ein Begriff, der Kulturen beseitigen soll, die dem Kapitalismus noch Leben abtrotzen. Er beschreibt die europäische Geschichte, räumt mit der Mär vom «guten Nachkriegskeynesianismus» auf, kritisiert den Linkskeynesianismus und behandelt das Thema «Krise und Verschwörungsphantasien». Er untersucht, ob die Motorisierung der Welt und die grüne Revolution neue Impulse bringen und stellt die Systemfrage. Er konstatiert, dass es ein linke Europa genauso wenig wie das linke Vaterland gibt. Die Marktwirtschaft ist historisch überholt, aber wo ist das Bewusstsein für eine neue Gesellschaft?

Rainer Trampert lebt in Hamburg und schreibt für konkret, jungle world und Phase 2. Veröffentlichungen unter anderem: Offenbarung der Propheten (zusammen mit Thomas Ebermann), Hamburg 1995; Verpasst Deutschland den Anschluss? (zusammen mit Thomas Ebermann), Emmendingen 2000; Europa zwischen Weltmacht und Zerfall, Stuttgart 2014.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

Der eindimensionale Mensch wird 50

Konzert-Theater von und mit Thomas Ebermann, Kristof Schreuf, Andreas Spechtl und Robert Stadlober
Freitag, 31. Oktober 2014, 20.00 Uhr
Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112, 28201 Bremen

Eine facettenreiche Geburtstagsfeier für eine trostlose Gestalt, die sich auch noch treu geblieben ist, seit Herbert Marcuse ihr glückliches Bewusstsein und ihre versklavte Zufriedenheit erforschte.  1964 tat es beim Zahnarzt mehr weh als heute, und für eine schnelle Übermittlung von Nachrichten verschickte man Telegramme. Technologisch geht’s seitdem voran, aber das Denken, das mit der Kritik der Verhältnisse erst beginnt, ist verdrängt vom Funktionieren im Bestehenden. Informiertheit und Verblödung sind verschwistert. Als Herbert Marcuse, einer der Denker der »Kritischen Theorie«, diese Zusammenhänge zu entschlüsseln versuchte, inspirierte er damit große Teile der »Rebellion von ’68«. Was er ätzend als »Hölle der Gesellschaft im Überfluß« benannte – das damalige Wirtschaftswunder mit reguliertem Arbeitsmarkt und wachsendem Konsum – ist heute der Himmel vieler Progressiver. An diesem Abend wird er erforscht mit Songs, die auf Passagen aus dem »Eindimensionalen Menschen« basieren. Außerdem wird – unakademisch, aber auf den berüchtigten »gesunden Menschenverstand« verzichtend – rezitiert, dialogisiert und gestritten, ob und warum der Philosoph sich irrte. Da das Ensemble weder ein Lehrstück plant noch den Lehrer spielen will, zieht es sich zwar nicht vor aller Augen aus, verheimlicht aber nicht, dass sich auch in seinen Mitgliedern manch Eindimensionalität festgesetzt hat. Man soll ja, lehrte der Systemkritiker, misstrauisch gegenüber seinen Bedürfnissen sein. Entgegen landläufiger Meinung stammen sie nicht aus dem »tiefsten Innersten« und zeugen auch nicht von Authentizität …

Versichert wird, dass kein Mitglied des Ensembles auch nur die klitzekleinste Ähnlichkeit mit dem Jubilar hat – und garantiert werden kann, dass schon der Erwerb einer Eintrittskarte zu mehrdimensionaler Gefühlswelt, Immunität gegen Manipulation und kritischem Bewusstsein führt.

HINTERGRUND:

Der Titel bezieht sich darauf, dass Herbert Marcuses große systemkritische Schrift (»Der eindimensionale Mensch«) 1964, also vor 50 Jahren, (zunächst in den USA) veröffentlicht wurde. Ganz besonders durch dieses Werk wurde Marcuse zum vielleicht wichtigsten Inspirator der »Rebellen von 68«. Zu einer Autorität für die Antiautoritären, denen er sich verbunden fühlte. Nichts liegt dem Team allerdings ferner, als einen Erinnerungsabend an eine irgendwie geartete »gute alte Zeit« zu veranstalte, nach der Art dieser trostlosen Fernsehdokumentationen zur Geschichte, in denen alt gewordene »Zeitzeugen«, denen die Anpassung aus jeder Pore stinkt, Enkeln und Kindern und ihrer Generation erzählen dürfen, dass sie in jungen Jahren mal ganz schön wild gewesen sind. Das Team glaubt nämlich, dass Herbert Marcuse für viele heute größte Relevanz besitzt. Mehr noch: seine fundamentale Kritik kann erhellen, wie weit – leider! – sich das, was heute als links/progressiv/bürgerbewegt gilt, von einer substanziellen Kritik des Bestehenden entfernt hat. Vielleicht ist es ja ganz gut, dass Marcuse seine Schrift zur Zeit des Wirtschaftswunders – also zur Zeit regulierter Arbeiterverhältnisse und wachsender Möglichkeiten des Konsums – verfasst hat. Es sind Zeiten, denen heutige Sehnsüchte gelten, während Marcuse für sie den Begriff der »Hölle der Gesellschaft im Überfluss« fand.

KEINE ANGST!
Es wird kein akademischer Abend, bei dem Kenntnis der Kritischen Theorie Voraussetzung ist, um auf seine Kosten zu kommen. (Dafür gibt es Seminare und Symposien, die wertvoll sind.) Es wird auch nicht »Agitprop« und auch kein Lehrstück.
AUCH NICHT ZU BEFÜRCHTEN IST, dass die Musik nur der Untermalung der Texte gilt. Damit haben wirklich schon genug »Liedermacher« rumgemurkst.

ALSO WAS?
Gearbeitet wird an einigen Songs, die sich an Themen und Thesen Herbert Marcuses anlehnen, sie entschlüsseln, auf heutige Gegebenheiten übertragen, auch mal mit direkten Zitaten spielen, manchmal ist der Bezug auch nur sehr indirekt und also versteckt. Darüberhinaus zerbricht sich das Team den Kopf, welche Passagen rezitierbar sein könnten, ohne den Anspruch seiner »Entakademisierung« zu verletzen. Zum Glück hat Marcuse einen wunderbaren Hang zum beispielhaften Erzählen, zur Episode. Und in seinem berühmten Vortrag im überfüllten Audimax der FU (mit dem Titel »Das Ende der Utopie«!!) findet sich was … Manchmal könnte es auch passieren, dass die Typen auf der Bühne ins Dialogisieren geraten. Inszenierte Disharmonie halt. Mit einiger Sicherheit spricht dann der alte Marcuse von der Leinwand »das klärende Wort«. Nein, das nicht, aber es gibt wirklich ein paar schöne Aufnahmen mit ihm…

Zitate aus Marcuse, „Der eindimensionale Mensch“:
»Indem die großen Worte über Freiheit und Erfüllung von Führern und Politikern bei Wahlkampagnen verkündet werden, in den Kinos, im Radio und Fernsehen, verkehren sie sich in sinnlose Laute, die nur im Zusammenhang mit Propaganda, Geschäft, Disziplin und Zerstreuung einen Sinn erhalten … Die Institutionen der Rede- und Denkfreiheit behindern die Gleichschaltung mit der etablierten Wirklichkeit nicht.«
    »Niemand denkt wirklich, der nicht von dem abstrahiert, was gegeben ist, der nicht die Fakten auf die Faktoren bezieht, die sie hervorgebracht haben …«
    »Um ein (leider phantastisches) Beispiel zu wählen: die bloße Abwesenheit aller Reklame und aller schulenden Informations- und Unterhaltungsmedien würde das Individuum in eine traumatische Leere stürzen, in der es die Chance hätte, sich zu wundern, nachzudenken, sich (oder vielmehr seine Negativität) und seine Gesellschaft zu erkennen.«

Thomas Ebermann; Buch und Bühnenautor, Podiumsdiskutant und Vortragsreisender, Regisseur und minderbegabter Schauspieler, Intellektueller ohne Abitur, fühlt sich geehrt, wenn man ihn den »letzten Querulanten« nennt und beleidigt, wenn man ihn als »Querdenker« diffamiert.

Kristof Schreuf; Musiker, Schreibtischtäter und Sänger, war mal Frontmann von »Kolossale Jugend« und galt damals als Klassenbester der »Hamburger (Vor-)Schule«, mangelnde Strebsamkeit warf ihn zurück; für »Bourgeois with Guitar« von der Kritik so hoch gelobt, wie in den Charts tief gefallen.

Andreas Spechtl; Musiker, Texter und Sänger der Band »Ja, Panik«, hat sich aus dem Burgenland in die Provinz zurückgezogen und wird von Berliner Ur-Einwohnern – die Fremde sonst nicht mögen – einigermaßen akzeptiert, denn: »So zärtlich hat schon lange niemand mehr gegen den Staat gewettert«, wie Andreas auf dem jüngsten Album, für das er bestimmt wieder für den »Amadeus Award« nominiert wird, damit ein anderer ihn bekommt.

Robert Stadlober; Schauspieler, Musiker und Sänger der Band »Gary«. Wirkt in seinen Filmen – »Sonnenallee«, »Crazy«, »Kottan ermittelt«, »Zärtliche Parasiten« – oft viel sympathischer, als er in privater Atmosphäre, also in Talkshows, ist. Obwohl er sich stets vornimmt, genregerecht belanglos zu plaudern, rutscht ihm immer wieder ein kluges Argument raus, womit er naturgemäß den berühmten deutschen Volkszorn provoziert.
Bühne & Kostüm: Astrid Noventa
Dramaturgie: Miriam Schmidt

Eine Veranstaltung der Schwankhalle Bremen in  Koproduktion mit dem steirischen herbst festival Graz, und dem Polittbüro Hamburg. Mit freundlicher Unterstützung vom Musicboard Berlin. In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Tickets können über die Schwankhalle Bremen bezogen werden: www.schwankhalle.de

 

Marx und die „Judenfrage“ – Chancen und Grenzen der Kritik der politischen Ökonomie zur Erklärung des Antisemitismus

Diskussionsveranstaltung mit Heribert Schiedel (Wien)
Freitag, 21. November 2014, um 19:00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Dass der moderne Antisemitismus als bürgerliche Basisideologie mit undurchschauter abstrakter Herrschaft in Zusammenhang steht, zeigt schon das Beispiel Karl Marx, der zunächst – in seiner „Judenfrage“ – es noch nicht vermochte, „hinter den Schein der bürgerlichen Gesellschaft, die Zirkulation, zu schauen“ (Detlev Claussen). Erst mit der Entdeckung der Gesetzmäßigkeiten der Wert verwertenden Produktionsweise und hier vor allem des Fetischcharakters der Ware war es möglich, das Wesen hinter der Erscheinung und den Antisemitismus als wahnhafte oder extremste Form fetischistischen Bewusstseins zu kritisieren. Der ,Marxismus’ fiel jedoch rasch hinter diesen Erkenntnisstand zurück: Der Antisemitismus verkam ihm zur Ideologie der Herrschenden, die soziale Wut auf die wieder mit der Zirkulation identifizierten Jüdinnen und Juden umlenken wollten. Oder er wurde als „Sozialismus der dummen Kerls“ (August Bebel), als Übergangstadium zur revolutionären Erkenntnis missverstanden. Genauso verbreitet und nicht minder falsch war der Glaube, dass der Antisemitismus als Kennzeichen vorkapitalistischer Gesellschaften mit diesen von alleine verschwinden werde und die Linke ihn nicht zu bekämpfen brauche. Die Veranstaltung soll einen Beitrag dazu leisten, Antisemitismus mit Hilfe der Marxschen Theorie zu fassen.

Tagesseminar mit Heribert Schiedel zu kritischen Antisemitismustheorien
Samstag, 22. November 2014
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

In diesem Tagesseminar sollen die Arbeiten Sigmund Freuds und der Kritischen Theorie zum Antisemitismus sowie deren Stärken, Schwächen und Weiterentwicklungen (von Otto Fenichel, Ernst Simmel, Jean-Paul Sartre, Moishe Postone u. a.) diskutiert werden. An Auschwitz, der präzedenzlosen Vernichtung um der Vernichtung willen, misst sich der Erklärungsgehalt jeder kritischen Theorie des Antisemitismus und der Gesellschaft, die ihn dauernd (re-)produziert. Vor diesem Hintergrund sollen die Leerstellen dieser Theorien benannt und mögliche Ergänzungen, insbesondere seitens der historischen Forschungen zum „deutschen Sonderweg”, gesucht werden.

Seminaranmeldung bitte unter: talpe@gmx.net

Heribert Schiedel ist Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien, Abteilung Rechtsextremismusforschung. Zuletzt veröffentlichte er ,,Extreme Rechte in Europa” (2011).

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Workshop – Einführung in das politisch-philosophische Denken Antonio Gramscis

Workshop mit Andreas Merkens (Hamburg
Samstag, 15. November 2014, 11:00 Uhr bis Sonntag, 16. November 2014, 18:00 Uhr
Wohn- und Ferienheim Heideruh (www.heideruh.de)

Antonio Gramsci (1891-1937) war politischer Journalist, Aktivist der Turiner Rätebewegung und Vorsitzender der Kommunistischen Partei Italiens. 1926 wurde er von den italienischen Faschisten inhaftiert und verstarb nach 10 Jahren Haft an den Folgen der Gefangenschaft. Seine Notizen in den postum veröffentlichten „Gefängnisheften“, die von historischen Studien wie von politischen Kämpfen seiner Gegenwart ausgehen, stellen anhaltend produktive Anregungen für Herrschaftskritik und emanzipatorisches Handeln bereit. Vor dem Hintergrund des Scheiterns der revolutionären Aufstände der 20’er Jahre fragte Gramsci nach der Bedeutung des Staates, der Kultur, der Intellektuellen und des Alltagsbewusstseins für die Organisation von Herrschaft, er entwickelte Überlegungen zur emanzipatorischen Überwindung der bestehenden Verhältnisse und formulierte Entwürfe für eine Neubegründung des Marxismus als „Philosophie der Praxis“.

Der zweitägige Workshop soll in zentrale Begriffe und Konzepte der politisch-philosophischen Theorie Antonio Gramscis einführen. In gemeinsamer Lesearbeit geht es dabei um die dialogische Aneignung Gramscianischer Kategorien und Denkansätze. Wir diskutieren ausgewählte Passagen aus den Gefängnisheften, lernen zentrale Begriffe wie Hegemonie, Staat und Zivilgesellschaft, Alltagsverstand und Intellektuelle kennen und nehmen Gramscis Überlegungen zur Re-Interpretation des Marxismus als „Philosophie der Praxis“ auf. Neben der Lese- und Begriffsarbeit wird es auch darum gehen, den politisch-praktischen Gebrauchswert von Gramscis Denken für die Analyse gegenwärtiger politischer Entwicklungen zu erkunden.

Zeit zum Fragen und Diskutieren
Wie entsteht freiwillige Unterwerfung und Zustimmung in Herrschaftsverhältnisse? Welche Grabenkämpfe werden in der  Zivilgesellschaft ausgetragen? Wie verändert sich in Krisenzeiten das Verhältnis von Zwang und Konsens? Wie  vollzieht  sich Die ideologische und kulturelle Erneuerung  des Kapitalismus? Inwiefern ist Religion mehr als das Opium des Volkes? Welche Bedeutung haben Erziehung und Bildung für die Festigung aber auch die Überwindung von Herrschaft? Wie kann grundlegende Veränderung von Unten Gelingen?

Teilnahmebetrag: 40 Euro (incl. einer Übernachtung, Verpflegung und Seminarmaterial= Anmeldung bis zum 01.November 2014, unter: anmeldung@rls-hamburg.de

Anreise mit der Bahn bis zur Bahnstation „Buchholz in der Nordheide“, dann Abholung am Bahnhof. Anreise mit dem Auto siehe: www.heideruh.de/kontakt.html

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg / Niedersachsen  / Bremen

Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie. Das Kapital Band 2-3

Wochenendseminar am 6.-7. Dezember 2014 mit Michael Heinrich (Berlin) Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Mit dem Wochenendseminar soll ein Überblick über den Inhalt des zweiten und dritten Bandes des Kapitals. Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx gegeben werden. Dabei werden einleitend die Marxschen Ausführungen zum Produktionsprozess aus dem ersten Band des Kapitals skizzenhaft wiederholt werden. Anschließend werden die Überlegungen zum Zirkulationsprozess und zum Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion präsentiert und wichtige Begriffe wie Kredit, Zins, Rente und Profit vorgestellt. Kenntnisse des ersten Bands des Kapitals sind für die Teilnahme empfehlenswert. Das Seminar versteht sich als ein Angebot an alle, die Interesse haben, ihre Kenntnisse der Marxschen Ökonomiekritik zu vertiefen. Desweiteren dient es als Ergänzung zum Lektürekurs 2014 zum ersten Band des Kapitals sowie als Vertiefung für den Lektürekurs 2014 zum zweiten und dritten Band.

Michael Heinrich ist Mathematiker und Politikwissenschaftler. Er ist Mitglied in der Redaktion von Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft und Autor unter anderem von: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart 2004; Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition, Münster 2003.

Das Wochenendseminar wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen. Anmeldung bitte unter talpe@gmx.net

Making anarchism a threat again? Eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen anarchistischen Debatten.

Vortrag und Diskussion mit Peter Bierl (Diessen am Ammersee)
Dienstag, 3. Juni 2014, um 19:00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Nachdem Anarchismus jahrzehntelang nur auf Punker-Lederjacken stattgefunden hat, ist er heute im Feuilleton angekommen. Vor Allem die Broschüre Der kommende Aufstand des unsichtbaren Komitees und David Graebers Buch Schulden wurden wohlwollend diskutiert. In linken Bewegungen bildet der Anarchismus bereits seit dem zapatistischen Aufstand in Mexiko 1994 ein zunehmend präsenteres Gegengewicht zu sozialdemokratischen und leninistischen Strömungen. Dieses anarchistische Revival fand seinen letzten Höhepunkt in den Occupy-Protesten.

Für eine radikale Linke im 21. Jahrhundert bietet der Anarchismus in der Tat einige Anknüpfungspunkte wie bspw. eine Staats- und Parlamentarismuskritik oder die Ablehnung autoritärer Organisationsmodelle. Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den ökonomischen Verhältnissen kann der Anarchismus allerdings wenig beitragen. Anstelle einer systematischen Analyse favorisieren viele Anarchist_innen antisemitische „Zinstheorien“ und Stammtischparolen gegen „die 1 Prozent“. Ebenfalls bedenklich sind der Militanz- und Aufstandsfetischismus, der von Bakunin bis CrimethInc reicht.

Peter Bierl wird sich in seinem Vortrag mit einigen aktuellen anarchistischen Debatten kritisch auseinandersetzen. Neben David Graeber und dem Unsichtbaren Komitee wird er sich dabei auch mit dem vor Kurzem erschienenen Buch Schwarze Flamme von Lucien van der Walt und Michael Schmidt beschäftigen. In diesem legen die beiden Autoren einen Schwerpunkt auf sozialistischen Anarchismus und Anarchosyndikalismus.

Peter Bierl kommt aus Süddeutschland und arbeitet als Journalist, vor allem zu diversen Formen von Aberglaube, Esoterik und pseudowissenschaftlichem Unfug, auch in linken Diskursen. Veröffentlichungen unter anderem: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Antroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Hamburg 2005; Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012; Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts, Münster 2014.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Die deutsche Linke und der Nahostkonflikt

Tagesseminar »Linke Perspektiven auf den Nahostkonflikt« III

Die deutsche Linke und der Nahostkonflikt
Mit Angelika Timm, Elfriede Müller, Peter Ullrich, Gerhard Hanloser, Wenke Christoph und Norbert Schepers
3. Workshop im Rahmen des Bildungsmoduls »Linke Perspektiven auf den Nahostkonflikt« der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Termin: Samstag, 10. Mai 2014, 10 bis 18:30 Uhr
Ort: Bremen-Stadt (der genaue Ort wird mit der Anmeldebestätigung mitgeteilt, Anmeldefrist endet 09. Mai)
Veranstalterin: Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen

Nachdem im ersten Workshop des Bildungsmoduls „Linke Perspektiven auf den Nahostkonflikt“ sowohl palästinensische, als auch israelische Masternarrative untersucht wurden und im zweiten Workshop der Blick auf die zivilgesellschaftlichen AkteurInnen der Region im Mittelpunkt stand, wollen wir uns nun mit der deutschen Debatte zum Konflikt beschäftigen. Ziel des Workshops ist es, Linien sowie Brüche in der Beschäftigung der deutschen Linken mit dem Nahostkonflikt nachzuzeichnen, d.h. versteh- und diskutierbar zu machen. Unterschiedliche Diskursbedingungen sollen dabei ebenfalls skizziert werden. Die Befassung der deutschen Linken mit dem Konflikt im Nahen Osten findet immer auch – gleich welche Position im Ergebnis eingenommen wird oder wurde – vor der Folie der deutschen Geschichte und der Shoah statt. Welche Rollen spielen diese Bedingungen für unsere Debatte zur Nahost-Thematik?

Als weitere wichtige Bedingungen erweisen sich deutsche Teilung und Blockkonfrontation im Kalten Krieg. Für die deutsche Linke seit 1989/90 spielen nun sowohl die ost- wie die westdeutsche Geschichte der Konfliktrezeption eine Rolle. In diesem Workshop sollen diese unterschiedlichen Diskursbedingungen einer stets zumeist höchst emotional geführten – auch innerlinken – Auseinandersetzung nachgezeichnet und diskutiert werden.

Hier finden sich Informationen zu den bisherigen Veranstaltungen in unserer Reihe »Linke Perspektiven auf den Nahostkonflikt«. Die Teilnahme an den bisherigen Workshops ist keine Voraussetzung für den Besuch dieser Veranstaltung. Wir bitten allerdings um verbindliche Anmeldung bis zum Vortag, siehe unten!

Ablauf

Eintreffen 09:45 bis 10 Uhr

Vormittag (10:00 Uhr bis 12:30 Uhr)

Input der VeranstalterInnen und kurze Vorstellungsrunde.

10:15 Uhr bis 11:00 Uhr
Peter Ullrich: Antisemitismus, Shoah & „deutsche Verantwortung“. Auswirkungen der NS-Vergangenheit auf den deutschen Nahostdiskurs.

Der Slogan der besonderen Verantwortung der Deutschen gegenüber Israel mutet in den letzten Jahren wie ein anti-rassistisches Mantra des gesellschaftlich kleinsten gemeinsamen Nenners an. Manchmal wird es um die Verantwortung für die Misere der PalästinenserInnen erweitert. Wie historisch ist die Verbindung zwischen Shoah und Zionismus? Wie prägt der Umgang mit der NS-Vergangenheit die politische Kultur der Bundesrepublik? Wie haben sich deutsche Wahrnehmungen des Nahost-Konflikts und der Shoah in den letzten Jahrzehnten gewandelt? Kurz: von welchem Sprechort reden wir hier?

11:00 Uhr bis 11:45 Uhr
Elfriede Müller: Antisemitismus: Bemerkungen zur Definition von Antisemitismus. Antisemitismus und Antizionismus. Abgrenzungen – Gemeinsamkeiten. Definitorische Kriterien für Antisemitismus.

12:00 Uhr bis 12:30 Uhr
Allgemeiner, von den Einzelvorträgen abgelöster Diskussionsteil, gegebenenfalls in kleineren Gruppen: Zielstellung: Abfrage, was von dem Vorgelegten verstanden wurde, wo man Begriffe anders verwendet, Versuch der Herstellung einer gemeinsamen Arbeitsgrundlage und der Formulierung von Zielstellungen der weiteren Diskussion.

Mittagspause von 12:30 bis 13:30 Uhr

Nachmittag (13:30 Uhr bis 17:00 Uhr)

13:30 bis 14:45 Uhr
Der Blick auf den Nahost-Konflikt aus zwei deutschen Staaten
Angelika Timm: Rezeption des Nahostkonfliktes aus dem Fokus der DDR
Gerhard Hanloser: Westdeutsche Sichten auf den Nahostkonflikt unter den Bedingungen der deutschen Teilung
Als Podiumsgespräch.

15:00 bis 15:45 Uhr
Bemerkungen zur Entwicklung des Konflikts in der deutschen Linken seit 1990
Elfriede Müller: Diskurskontexte – Debatten in der deutschen Linken nach 1990
Peter Ullrich: Die Deutsche Linke und der Nahostkonflikt – Lernprozesse und blinde Flecken
Kurzreferate mit Nachfragen zum Verständnis, Diskussion dann in den Arbeitsgruppen.

15:45 bis 16:45 Uhr
Zwei bis drei Arbeitsgruppen mit Materialien zu a) Antisemitismus von Links, b) Kennzeichnung des innerlinken deutschen Konflikts seit 1990. Die Arbeitsgruppen können thematisch ähnlich ausgelegt sein. Es werden konkrete Themenvorschläge gemacht, nähere Auswahl durch die Teilnehmenden.

Abschluss (17:00 bis max. 18:30 Uhr)
Präsentation der Arbeitsergebnisse durch BerichterstatterInnen aus den Gruppen, Übergang in eine Abschlussdiskussion des Tages, Feedbackrunde.

Workshopleitung
Wenke Christoph und Norbert Schepers

Anmeldung
Eine verbindliche Anmeldung ist wegen begrenzter Platzzahl erforderlich.
Wir bitten um verbindliche Anmeldung per Mail bis zum 09. Mai um 13 Uhr an anmeldung@rosa-luxemburg.com (oder an unser Büro). Wir versenden per Mail eine Anmeldebestätigung, oder eine Absage, falls bereits alle Plätze belegt sind. – Falls es mehr Interessierte als freie Plätze gibt, losen wir notfalls aus. – Der Veranstaltungsort in der Bremer City wird mit der Anmeldebestätigung mitgeteilt.

Es werden keine Teilnahmegebühren erhoben.

Kontakt und weitere Informationen
Norbert Schepers
Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen

Informationen zu den Mitwirkenden

Dr. Angelika Timm, Nahostwissenschaftlerin und Hochschullehrerin, leitet seit 2009 das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv, Israel.
Sie hat Geschichte und Politik Israels an der Humboldt-Universität Berlin (1988 – 1998) und an der Freien Universität Berlin (1999 – 2002) gelehrt. Von 2002 – 2009 war sie DAAD-Gastprofessorin an der Bar-Ilan University in Ramat Gan. Ausgewählte Buchpublikationen: Hammer, Zirkel, Davidstern – Das gestörte Verhältnis der DDR zu Zionismus und Staat Israel, Bonn 1997; Israel – Gesellschaft im Wandel, Opladen 2003.

Dr. Elfriede Müller, Historikerin und Literaturwissenschaftlerin, seit 1994 Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum beim Berufsverband Bildender Künstler Berlin (bbk e.V.) mit dem Schwerpunkt Erinnerungs- und Gedenkpolitik, Forschungs- und Veröffentlichungsschwerpunkte: Kritische Theorie, Poststrukturalismus, Ideengeschichte der Linken, Geschichtsschreibung, Erinnerungspolitik, Kriminalromane.

Dr. Dr. Peter Ullrich, Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Jüngste Veröffentlichung zum Thema: Deutsche, Linke und der Nahostkonflikt – Politik im Antisemitismus- und Erinnerungsdiskurs (unter Mitarbeit von Daniel Bartel, Moritz Sommer und Alban Werner), Wallstein Verlag 2013.

Gerhard Hanloser ist ein Sozialwissenschaftler aus Freiburg im Breisgau und schreibt u.a. zu den Themenbereichen marxistische und Kritische Theorie.

Wenke Christoph ist seit 2013 im Zentrum für Internationalen Dialog der Rosa-Luxemburg-Stiftung tätig, zuvor einige Jahre als Trainerin in der Jugend- und Erwachsenenbildung.

Norbert Schepers, Politikwissenschaftler, leitet das Bremer Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Mehr an dieser Stelle auf unserer Website.

„Ich bin immer noch militant“

Klaus Rózsa und Wolfgang Seibert im Gespräch über ihr jüdisches und linkes Selbstverständnis
Samstag, 15. März 2014, um 19 Uhr

Kulturzentrum Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

Klaus Rózsa, Jahrgang 1954, und Wolfgang Seibert, Jahrgang 1947, vereint eine aktivistische, linksradikale wie auch jüdische Biografie. Passt das gut zusammen?

Der Fotograf Klaus Rózsa lebte lange Zeit in der Schweiz, war Teil der linken und antiimperialistischen Szene und wurde dort jahrelang von der Bundespolizei überwacht. In den 1990er Jahren wendet er sich, ausgelöst von einem reflektierenden Treffen mit alten Gefährt_innen, entschieden von der Unterstützung von nationalen Befreiungsbewegungen ab. Es kommt zu einer Revision von bis dahin unhinterfragten Selbstverständlichkeiten der Linken. Wie es Rósza ausdrückte: „Unsere Bilanz fiel verheerend aus.“ Heute lebt er in Budapest.

Wolfgang Seibert ist der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg und macht die Sendung „Shalom Libertad“ im Hamburger Freien Sender-Kombinat (FSK). Ende der 1960er Jahre wandte er sich, entsetzt über den Hass auf Israel, enttäuscht von der radikalen Linken ab. Sein antifaschistisches Engagement sowie positive Erlebnisse mit linken Gruppen brachten ihn zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder zurück zur Politik.

Wir sprechen mit Rózsa und Seibert über ihr jüdisches und ihr linkes Selbstverständnis, ihre Enttäuschungen, Resignation, neue Hoffnungen, über Antisemitismus und die Linke.

Eine gemeinsame Veranstaltung der Bremer Gruppe ARA, von preposition.de und der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung, des ASTA der TU Berlin und der ASH Berlin.

Weitere Informationen:
Christof Nüssli/Christoph Oeschger: Miklós Klaus Rózsa, Leipzig/Zürich: Spectorbooks/cpress 2014, Deutsch/Englisch, 600 S.
Wolfgang Seibert über linken Antisemitismus: „Ich bin immer noch militant“, in: taznord 26./27. Oktober 2013.
Siehe auch www.preposition.de.

Hass auf Vermittlung und Lückenphobie – Zur Aktualität der Psychoanalyse

Vortrag und Diskussion mit Christine Kirchhoff (Berlin)
Freitag, 23. Mai 2014, um 20.00 Uhr
Galerie K – Zentrum Aktuelle Kunst, Alexanderstr. 9b, 28203 Bremen

Theodor W. Adorno bezeichnete die Psychoanalyse als die einzige Psychologie, „die im Ernst den subjektiven Bedingungen der objektiven Irrationalität nachforscht“. Im Vortrag soll es darum gehen, diese Feststellung zu entfalten und damit auf ihre Voraussetzungen und Konsequenzen zu befragen: Was heißt hier objektiv? Warum ist die Objektivität irrational? Was wäre demgegenüber rational? Ist Gesellschaftskritik auf Psychoanalyse verwiesen und wenn, warum? Warum ist es überhaupt wichtig, sich auch mit der individuellen Ver- und Bearbeitung gesellschaftlicher Verhältnisse zu befassen? Warum ist die Psychoanalyse – zumindest der Möglichkeit nach – eine kritische Theorie? Zunächst wird es also mit Rekurs auf Marx und die kritische Theorie v.a. Adornos um die Frage gehen, was unter gesellschaftlicher Objektivität zu verstehen ist. Ausgehend von diesen Bestimmungen soll es im zweiten Teil des Vortrages um die subjektiven Bedingungen gehen und damit um die Psychoanalyse als kritische Theorie des Subjekts, um das Verhältnis von Natur und Kultur im Menschen, um Sexualität und Triebe, um die Freudsche Metapsychologie und wiederum darum, warum das alles gerade weil es so ungesellschaftlich daher kommt, eine Menge mit Gesellschaftskritik zu tun hat.

Prof. Dr. Christine Kirchhoff, Berlin, promovierte an der Universität Bremen im Fach Psychologie unter dem Titel „Zeit und Bedeutung: Zur Aufschlusskraft des psychoanalytischen Konzepts der Nachträglichkeit“ und arbeitet als Juniorprofessorin für Psychologie an der International Psychoanalytic University in Berlin.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

 

Lektürekurs zu Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1

Einjähriger Lektürekurs mit Oliver Barth & Moritz Zeiler
Kursbeginn 3. Februar 2014
Jeweils Montag / 19.30 – 21.30 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Mit der aktuellen Krise wird vermehrt Kritik am Kapitalismus laut. Dabei überwiegt meist ein undeutliches Verständnis der kapitalistischen Verhältnisse sowie Ressentiments gegen Banken, Management und „die da oben“. Doch Empörung und Anklage Einzelner allein haben die gesellschaftlichen Verhältnisse noch nie zum Besseren verändert, sondern im Gegenteil eher zu Rückschritt und Barbarei geführt. Kritische Untersuchung ökonomischer und politischer Zusammenhänge ist für gesellschaftliche Emanzipation daher unverzichtbar. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie wurde zwar im 19. Jahrhundert veröffentlicht, bietet aber nach wie vor eine der profundesten Analysen des Kapitalismus. Mit dem Lektürekurs wird in zentrale Begriffe von Marx eingeführt. Unter anderem interessieren folgende Fragen: Was unterscheidet Kapitalismus von früheren Gesellschaftsepochen? Was versteht Marx unter Ware, Wert, Geld und Kapital? Welche Bedeutung haben bei ihm Fetischismus, Klasse und Staat?

Ab Anfang Februar 2014 wird einmal wöchentlich der erste Band des Marx’schen Kapital gelesen und diskutiert und so bis Anfang Dezember insgesamt erarbeitet. Der Kurs wendet sich vor allem an diejenigen, die in eine kollektive Auseinandersetzung mit der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie einsteigen möchten und keine größeren Vorkenntnisse haben. Dabei sollen alle Fragen erlaubt sein und Expert_innendebatten vermieden werden. Die Referenten werden moderieren und einen Überblick über verschiedene Lesarten geben, jedoch keine allgemeingültige Interpretation präsentieren. Gewünscht ist gemeinsame Textaneigung und Diskussion. Darüber hinaus sind Begleitveranstaltungen zu Lektürethemen geplant.

Oliver Barth ist Soziologe aus Oldenburg. Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler aus Bremen sowie Mitarbeiter des Regionalbüros der Rosa Luxemburg Stiftung in Bremen. Beide sind Mitglieder der Gruppe associazione delle talpe.

Der Lektürekurs wird in Kooperation organisiert von Rosa Luxemburg Initiative – Die Rosa Luxemburg Stiftung in Bremen, associazione delle talpe und Rosa Luxemburg Stiftung – Akademie für politische Bildung Berlin.

Anmeldung bitte unter zeiler@rosalux.de //  Infos unter: rosa-luxemburg.com // associazione.wordpress.com // das-kapital-lesen.de  / Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.

 

Antisemitismus und Geschlecht

Vortrag und Diskussion
Donnerstag, 23. Januar 2014, 19.00 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

 

Um 1900 zirkulierte eine Vielzahl antisemitischer Bilder, Pamphlete und „wissenschaftlicher“ Abhandlungen. Besonders bekannt sind die Steroetype der „jüdischen Weltverschwörung“ oder des „jüdischen Kapitalismus“. Doch auch Geschlecht und Körper spielen im Antisemitismus des Kaiserreichs eine zentrale Rolle. Der Jude wird zum Beispiel als „verweiblicht“ gezeichnet, als unproduktiv und schwächlich. Die Jüdin dagegen wird als „vermännlicht“ dargestellt, unfähig sich in die (zeitgenössische) Frauenrolle einzufügen. In dem Vortrag soll es um sexualisierte und vergeschlechtlichte antisemitische Stereotype und deren Entstehungskontext gehen. Es soll aufgezeigt werden, welche Stereotype es gab und welche Funktion sie im Zusammenhang mit der Festigung von Nationalstaat und Zweigeschlechtlichkeit erfüllten. So werden im Vortrag die sexualisierten antisemitischen Motive analysiert, ihr Ursprung und ihre Funktion aufgezeigt und auch der Zusammenhang von Geschlecht und Arbeit im Antisemitismus des Deutschen Kaiserreichs beleuchtet.

Leider ist der Infoladen zur Zeit nicht barrierefrei zugänglich.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der der Bremer Gruppe c3.

Koloniale Moderne, arabischer Nationalismus und Antisemitismus

Vortrag und Diskussion mit Hannes Bode
Mittwoch, 8. Januar 2014, 20.00 Uhr

Infoladen Bremen, St. Pauli Str. 10-12, 28203 Bremen

Wie in Europa, sind auch im Nahen Osten die Nationen nichts als vorgestellte Gemeinschaften mit erfundenen Traditionen. Doch welche Akteur_innen fanden vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund zur Idee der Nation, was für eine Gemeinschaft stellten sie sich vor und was für Traditionen konstruierten sie zu deren identitärer Legitimation? Nationalismus und Antisemitismus als moderne Denkformen bilden sich im Nahen Osten sowohl im Zuge der Einbindung in das globale kapitalistische System als auch der kolonialen Durchdringung der Region und den damit verbundenen rasanten gesellschaftlichen Umbruchprozessen heraus. Doch wo finden sich im Nahen Osten Parallelen, und wo Unterschiede zur europäischen Krise der Moderne und den mit ihr verbundenen faschistischen und antisemitischen Krisenbewältigungsideologien? Um welche Kernfragen beschäftigte sich die politische Öffentlichkeit der Region? Und welche Rolle spielten schließlich Deutschland und die nationalsozialistische Auslandspropaganda bei der Verbreitung des modernen Antisemitismus?

Leider ist der Infoladen zur Zeit nicht barrierefrei zugänglich.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der der Bremer Gruppe c3.