Antirassismus - Archiv


Recht zu bleiben, Recht zu gehen: Soziale Kämpfe in Mali

Rundreise mit drei malischen AktivistInnen von Afrique-Europe-Interact

Sonntag, 13. November, 16 Uhr, in: Etage 3/Mediencoop Kulturzentrum (Lagerhaus, Schildstrasse 12-19, 28203 Bremen)

Bereits 1991 wurde in Mali der langjährige Diktator General Traoré in einem vor allem von SchülerInnen und StudentInnen initiierten Volksaufstand gestürzt. Seitdem sind zwar demokratische Grundrechte weitgehend garantiert, dennoch gehört das westafrikanische Land zu einem der ärmsten bzw. am ärmsten gemachten Länder der Welt. Neben korrupten Eliten sind vor allem die Agrarpolitik der USA und EU sowie die durch IWF, Weltbank & Co. aufgezwungenen Strukturanpassungsprogramme als Gründe zu nennen, hinzu kommen in jüngerer Zeit der massive Ausverkauf von fruchtbarem Ackerland an global operierende Investmentfonds („Landgrabbing“) und die bereits jetzt dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. Die ReferentInnen gehören zum afrikanischen Flügel von Afrique-Europe-Interact – einem transnationalen Netzwerk, das Anfang 2011 eine dreiwöchige Karawane „für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar/Senegal organisiert hat. Sie werden in der Veranstaltung über soziale Kämpfe in Mali bzw. Westafrika berichten. Dabei wird es nicht zuletzt um die Situation von (selbstorganisierten) Abgeschobenen, TransitmigrantInnen und RückkehrerInnen gehen – auch vor dem Hintergrund, dass durch die Konflikte in Libyen und der Elfenbeinküste mehrere Hundertausend ArbeitsmigrantInnen ihre Existenzgrundlage verloren haben und nach Mali zurückkehren mussten.

Mit: Rokia Diarra (Föderation der Vereine der MigrantInnen aus Mali), Alassane Dicko (Assoziation der Abgeschobenen Malis) und Hamada Dicko (Assoziation der jungen Abgeschobenen)

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit Afrique-Europe-Interact (Bremen).

Anti-Bias Aufbauseminar

Sa/So 17./18.12.2011, Bremen
(Samstag 10-18 Uhr, Sonntag 12-17 Uhr)

Inhalte:
Verinnerlichung (Internalisierung) von Machtstrukturen und Übergang zu Handlungsmöglichkeiten

Ausgangspunkt:
Bisher haben wir in Seminaren immer wieder festgestellt, dass es für den Aspekt der Verinnerlichung von Machtverhältnissen und diskriminierenden Strukturen sowie der Arbeit mit Handlungsmöglichkeiten zu wenig Zeit und Methoden gibt. Deshalb wollen wir hierzu ein Vertiefungsseminar anbieten, bei dem wir uns explizit auf das erarbeiten nicht-diskriminierender Handlungsweisen konzentrieren.
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit verinnerlichten Formen von Dominanz und Unterdrückung wird die eigene Verstricktheit in gesellschaftlichen Machtverhältnisse deutlich. Dies wird als Basis genutzt, um jeweils individuell herauszufinden, in welchem Bereich mit der ntwicklung und Erprobung von alternativen Handlungsmöglichkeiten angesetzt werden kann. Es wird die Möglichkeit geben, sich bei diesen Prozessen gegenseitig zu beraten und zu unterstützen.
Methodisch steht erneut der Erfahrungsaustausch im Zentrum, z.B. in Form von kollegialer Beratung. Gemeinsam soll der ermittelt werden, was für die eigene Handlungsfähigkeit gebraucht wird. Daraufhin kann z.B. mit der Methode des Forumtheaters an konkreten Situationen gearbeitet werden um nicht-diskriminierende Handlungsweisen und neue Handlungsansätze gegen Diskriminierung aufgrund von strukturellen Machtverhältnissen zu erproben.

Organisatorisches:
Team: Bettina Schmidt, Rosa Brudereck
Kosten: 10-20 € nach Selbsteinschätzung. Der Teilnehmer_innenbeitrag ist vor Beginn des Seminars auf ein Konto, das nach Anmeldung mitgeteilt wird, zu überweisen. Der Seminarort liegt in der Bremer Innenstadt und wird den Teilnehmer_innen bekanntgegeben.

Das Aufbauseminar richtet sich an diejenigen, die schon einmal an einem – nicht zwingend dem von der RLI am Wochenende 11. bis 13.11. 2011 angebotenen – Anti-Bias Einführungsseminar teilgenommen haben.

(Verbindliche) Anmeldung bitte direkt unter: r.brudereck@anti-bias-werkstatt.de
Anmeldeschluss: 4. November 2011 (für beide Seminare). Max. 15 Teilnehmer_innen.

Anti-Bias Einführungsseminar

Fr. 11. bis So. 13.11.2011, Bremen
(Freitag 17-21 Uhr, Samstag 10-18 Uhr, Sonntag 12-17 Uhr)

Der Anti-Bias-Ansatz ist ein Ansatz der Antidiskriminierungsarbeit. Das englische Wort ‚Bias’ wird mit Voreingenommenheit oder Schieflage ins Deutsche übersetzt. Der in den USA und Südafrika entwickelte Ansatz ermöglicht eine Sensibilisierung für Diskriminierungsmechanismen und ermutigt zu einem solidarischen Handeln gegen Diskriminierung mit dem Ziel, gesellschaftliche Schieflagen ins Gleichgewicht zu bringen.
Der Ansatz ist dadurch gekennzeichnet, dass er vielfältige Formen von Diskriminierung in den Blick nimmt. Auf diese Weise ist es möglich, deren Verstrickungen und Abhängigkeiten ebenso zu thematisieren wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede – z.B. durch ihre jeweilige Geschichte und ein unterschiedliches Maß an struktureller Verankerung. Diskriminierung wird dabei nicht als Resultat von Vorurteilen oder „Problem“ Einzelner verstanden, sondern die je eigenen Wahrnehmungs- und Handlungsmuster werden immer im Kontext von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und den vorherrschenden Bildern, Stereotypen, Bedeutungen und Bewertungen betrachtet.
Anti-Bias-Seminare eröffnen einen Raum für eine intensive erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit der eigenen Verstrickung in gesellschaftliche Machtverhältnisse und zielen auf die Entwicklung von Handlungsalternativen zu diskriminierenden Kommunikations- und Interaktionsformen. Dabei stellt der Prozess in der Gruppe ein zentrales Lernfeld dar.

Inhalte:
Sensibilisierung im Themenfeld Macht, Differenz_ierungen, Diskriminierung und Vorurteile

Ausgangspunkt:
Anhand der eigenen Positionierungen und Erfahrungen der Teilnehmer_innen möchten wir einen Raum öffnen, in dem ein Reflektieren und Verstehen der Zusammenhänge von gesellschaftlichen Machtstrukturen und der eigenen Positionierung in diesen möglich wird. Auch die Entwicklung eines Verständnis von Funktionen und Wirkungsweisen von Vorurteilen und Diskriminierungen wird Teil des Seminars sein. Durch die erfahrungsorientierte Sensibilisierung mit den Seminarinhalten Differenz_ierungen, Zuschreibungen, Diskriminierung und Macht können Ansatzpunkte für Veränderungen – auf gesellschaftlicher wie persönlicher Ebene – sichtbar werden. Ein Repertoire an vielfältigen Methoden (für Einzelarbeit, in Kleingruppen oder in der gesamten Gruppe) unterstützt die Einzelnen und die Gruppe in ihren Reflektionsprozessen.

Organisatorisches:

Team: Bettina Schmidt, Rosa Brudereck
Kosten: 10-20 € nach Selbsteinschätzung. Der Teilnehmer_innenbeitrag ist vor Beginn des Seminars auf ein Konto, das nach Anmeldung mitgeteilt wird, zu überweisen. Der Ort liegt in der Bremer Innenstadt und wird den Teilnehmer_innen dann bekanntgegeben.

Hinweis: Am 17./18.12. 2011 findet ein Aufbau-Seminar statt. Die Seminare können unabhängig voneinander besucht werden, wobei sich das Aufbauseminar an diejenigen richtet, die schon einmal an einem – nicht zwingend dem hier angebotenen – Anti-Bias Einführungsseminar teilgenommen haben.

(Verbindliche) Anmeldung bitte direkt unter: r.brudereck@anti-bias-werkstatt.de
Anmeldeschluss: 4. November 2011
(für beide Seminare). Das Einführungsseminar ist bereits ausgebucht.

Rassismus in der Leistungsgesellschaft

Mittwoch, 19.10. 2011, 20 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Vortrag von Sebastian Friedrich (Berlin)

Das mediale Ereignis der „Sarrazindebatte“ führte zu einer breiten gesellschaftlichen Verschiebung nach rechts, enttabuisierte rassistisches Denken und verband in besonderer Weise Rassismus mit Elite- und Nützlichkeitsdenken. Dieses komplexes Ereignis wird dem Ende August 2011 ernscheinenden Sammelband „Rassismus in der Leistungsgesellschaft“ in 15 Beiträgen mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven kritisch analysiert (mehr zum Buch). Der Sammelband gibt Anstöße für den Alltag, die politische Praxis und die kritische Auseinandersetzung.

Die Veranstaltung richtet sich nicht (nur) an akademisches Fachpublikum, sondern soll insbesondere Interessierte aus der Praxis und dem Bildungsbereich als Anregung dienen. Nach der Vorstellung des Buchs kann gemeinsam über das Vorgestellte und Handlungsmöglichkeiten diskutiert werden.

Flyer zur VA_Reihe_Sozialchauvinismus als PDF.

Veranstaltet in Kooperation mit Avanti, DGB-Jugend Bremen, Antifaschistisches Komitee, Grüne Jugend Bremen und Initiative „Kritisch Lesen“.

Mord, Entrechtung, Diskriminierung. Zu 223 Jahren anti-indigenem Rassismus in Australien

Mittwoch 5. Oktober 2011 , 20.00 Uhr, Infoladen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit C. Jung (Anti-Intervention-Collective Melbourne)


Der Vortrag gibt einen Überblick über die indigenen Kulturen Australiens und die koloniale Geschichte ihrer Entrechtung. Insbesondere werden rassistische Strukturen wie die „Stolen Generation“, Polizeigewalt am Beispiel des Todes von Mulrunji, den daraus resultierenden Krawallen auf Palm Island und die Intervention im Northern Territory näher beleuchtet. Überdies wird die Relevanz bzw. Irrelevanz von „Native Title“ als Konzept der Sicherung selbstbestimmter geographischer und rechtlicher Räume diskutiert.

Der Referent C. Jung lebt seit acht Jahren in Australien und hat u.a. in indigenen Communities gelebt und dort in Projekten gearbeitet.

Das transnationale Netzwerk „Welcome to Europe“

Dienstag, den 18. Oktober 2011, 19.30 Uhr, Kulturzentrum paradox, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen

Über Zäune, Landgrenzen, Lager und einen praktischen Webguide für Flüchtlinge und MigrantInnen auf dem Weg durch Europa (http://w2eu.info).

Zwei AktivistInnen von Welcome to Europe berichten von ihrer Arbeit und stellen ihren Webguide für Flüchtlinge und MigrantInnen auf dem Weg durch Europa vor.

Das Netzwerk Welcome To Europe entstand aus der Erfahrung des Nobordercamps im Sommer 2009 auf der griechischen Insel Lesbos. Zum ersten Mal in der Geschichte der Nobordercamps gelang an einem der umkämpften Hotspots im Mittelmeer das Zusammenkommen von MigrantInnen im Transit und antirassistischen AktivistInnen aus ganz Europa im großen Stil. Ein konkretes Folgeprojekt ist das Info-Mobil, das
seit Sommer 2010 als mobiler Infopunkt durch griechische Orte tourt.

Auftakt-Veranstaltung „Welcome to Europe!“

Schiffe der Solidarität gegen das EU-Grenzregime – antirassistische Interventionen im Krieg gegen Flüchtlinge.

Sonntag, 18. September, 15 – 18.00 Uhr, Wiese am Osterdeich, Höhe Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70b, 28205 Bremen.

Über 2.000 Flüchtlinge, die von nordafrikanischen Ländern aus versucht haben, Europa zu erreichen, sind seit dem Frühjahr ums Leben gekommen. Dies ist das Ergebnis der unerbittlichen EU-Flüchtlingsabwehr, die seit jeher auf Abschreckung und Kriminalisierung beruht. Lange Jahre haben EU-Regierungen die nordafrikanischen Machthaber hofiert und gestützt; auf die revolutionären Prozesse in Nordafrika reagiert man nun mit warmen Worten und einer Ausweitung des Mandats für die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX. Diese darf sich ihr Einsatzgebiet zukünftig selbst aussuchen und ihr Personal und ihre Ausrüstung selbst zusammenstellen. Zur Ausrüstung gehört auch der Zugriff auf Daten von Satelliten, die unter anderem in Bremen gebaut werden. Direkte Folge der Arbeit von FRONTEX im Auftrag der EU wird sein, dass weiter viele Menschen auf ihrem Weg nach Europa sterben.

Antirassistische Flotilla gegen FRONTEX
Eine neue Aktionsform gibt ein wenig Hoffnung, dieser unerträglichen Situation etwas entgegensetzen zu können. In den letzten Wochen hat sich eine transnationale Initiative aus europäischen wie afrikanischen Netzwerken zusammengefunden. Mit einer eigenen Flotte kleiner Schiffe, wollen die AktivistInnen Monitoring und öffentliche Anklage, Begleitung und im Notfall auch Rettungsinterventionen kombinieren. Erklärtes politisches Ziel ist darüber hinaus, alles dafür zu tun, dass die nordafrikanischen Länder nach den Umwälzungen nicht wieder ihre alte Wachhund-Funktion für die Europäische Union übernehmen.

Einige der direkt am Projekt „Schiffe der Solidarität“ beteiligten AktivistInnen werden anwesend sein und vom Stand der Planungen berichten. Die Veranstaltung findet draußen statt, im Beiprogramm gibt es auch Musik und Kuchen. Bei schlechtem Wetter im Bürgerhaus Weserterassen.

Nähere Infos zum Projekt „Schiffe der Solidarität“ unter: www.afrique-europe-interact.net.

Anti-Bias-Tage Oldenburg

Fr. 7.10.2011, 13:00 bis So. 9.10.2011, 13:00 Uhr
Campus Haarentor, Universität, Ammerländer Heerstraße 114-118, Oldenburg

Die Anti-Bias-Tage widmen sich dem Anti-Bias-Ansatz und damit allen Menschen, die gegen Diskriminierung und gesellschaftliche Schieflagen (weiter) aktiv werden wollen. Im Rahmen der Tagung wollen wir eine Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Zugängen zum Ansatz ermöglichen. Wir wollen Projekte und Handlungsfelder der Anti-Bias-Arbeit sichtbar werden lassen und den Ansatz erlebbar und bekannter machen. Dies beinhaltet das Angebot, sich über Austausch, Solidarisierung und gemeinsame Perspektivarbeit in der Handlungsfähigkeit gegen Diskriminierung zu stärken. Dabei ist die leitende Idee der Tagung, die Anti-Diskriminierungsarbeit in diversen pädagogischen und politischen Arbeitsfeldern zu stärken, Mitstreiter_innen zu gewinnen und Akteur_innen zu vernetzen.

Veranstalter: Vorbereitungsteam Anti-Bias-Tage und viele KooperationspartnerInnen, darunter Rosa Luxemburg Stiftung und Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen

Details: http://www.anti-bias-tage.de

*Überbrückungen* Über individuelle und kollektive Konfliktbewegungen.

Interkulturelles Forschungsprojekt zur Integrationsdebatte, durchgeführt in Kosovska Mitrovice.
Mittwoch, 29.06.2011, 18:00 Uhr, Aula FH Ottersberg (Altbau), Am Wiestebruch 68, Ottersberg

Vortrag und Film im Studium Generale der Fachhochschule Ottersberg mit Ellinor Balbach (Stipendiatin der RLS)

Gefördert durch AStA der Fachhochschule Ottersberg und Fachhochschule Ottersberg, in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V.
http://www.nds.rosalux.de/event/43857/ueberbrueckungen.html

Wir sitzen im Süden (Dokumentarfilm)

Mittwoch 22. Juni, 18.45 Uhr im Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen

Einführung und Nachgespräch mit der Filmemacherin Martina Priessner

Sie melden sich mit Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. »Wir sitzen im Süden« lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenter-»Agents«, die fränkisch, badenserisch oder auch hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Großraumbüros mitten in Istanbul. Deutsche Firmen von Lufthansa bis Neckermann finden hier für wenig Lohn qualifizierte Arbeitskräfte. Was Bülent (30), Murat (39), Fatoş (43) und Çiğdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çiğdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde vor fünf Jahren abgeschoben. Fatoş und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem »Ersatz-Deutschland« eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob es eine Möglichkeit für sie gibt, nach Deutschland zurückzukehren.

Wir sitzen im Süden. Ein Dokumentarfilm von Martina Priessner; Deutschland/Türkei, 2010, 88 min

Emanzipation der Roma. Über Kultur, Geschichte und Kampf für gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung der Roma.

6. Mai, 19 Uhr – Villa Ichon, Goetheplatz, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit dem Schriftsteller Jovan Nikolic (Mitarbeiter von Rom e.V., Köln)

Der Rom e.V wurde 1988 gegründet und hat als interkultureller Verein drei politische Hauptziele: Bekämpfung des Rassismus in der Mehrheitsgesellschaft und Förderung der Verständigung zwischen Roma/Sinti und der Mehrheit; Durchsetzung des Bleiberechts für Roma-Flüchtlinge; Erhaltung und Förderung der Romakultur.

Jovan Nikolic
Geboren 1955 in Belgrad. Er lebte bis 1981 in einem Romaviertel in der Stadt Čačak (Serbien) und ist einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Serbischen und Romaliteratur. Als Lyriker, Dramatiker, Journalist und Songtexter (unter anderem für Kusturicas Film „Schwarze Katze, weißer Kater“) kommt Jovan Nikolic zu literarischen Ehren und einer bemerkenswerten Popularität. Seit 1999 lebt er in Deutschland, zurzeit in Köln.

Bamako-Dakar-Karawane: Reisebericht

Donnerstag, 19. Mai 2011/20 Uhr im Kulturzentrum Lagerhaus, Etage 3, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
Reisebericht, Film & Debatte mit AktivistInnen von NoLager Bremen.

Unter dem Motto „Für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ sind zwischen dem 25. Januar und dem 11. Februar bis zu 500 AktivistInnen von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar gezogen. Mit Blick auf den Film wird es darum gehen, wie in Afrika das Spannungsverhältnis zwischen Migration und Entwicklung diskutiert wird. Zudem soll darüber berichtet werden, wie innerhalb der Karawane mit dem extremen Ressourcengefälle verfahren wurde, das zwischen afrikanischen und europäischen AktivistInnen unweigerlich existiert.

Mehr Informationen zur Karawane: www.afrique-europe-interact.net

Beschreibung zum Dokumentarfilm:
Unter dem Motto „Für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ sind zwischen dem 25. Januar und dem 11. Februar 2011 bis zu 500 AktivistInnen von der malischen Hauptstadt Bamako zum 11. Weltsozialforum in Dakar/Senegal gezogen. Organisiert wurde die Karawane von Afrique-Europe-Interact, einem afrikanisch-europäischen Netzwerk, an dem vor allem Basisinitiativen aus Mali, Burkina Faso, Deutschland, Österreich und den Niederlanden beteiligt sind. Die beiden Dokumentarfilmerinnen Andrea Plöger und Sabine Weber haben die Karawane begleitet. Ihr Film zeigt nicht nur die Aktivitäten an den unterschiedlichen Stationen der Karawane, in zahlreichen Interviews mit TeilnehmerInnen werden auch die strukturellen Hintergründe von Flucht und Migration näher beleuchtet – zudem berichten mehrere Abgeschobene von den massiven Menschenrechtsverletzungen, die sie insbesondere in der Wüste erlebt haben. Weitere Informationen zur Karawane und zum Netzwerk sind in einem beiliegenden Booklet dokumentiert – ebenfalls zweisprachig französisch-deutsch.
„…denn wir leben von der gleichen Luft“: DVD, 45 min. OmU: deutsch/französisch – Deutschland 2011. Produktion: Andrea
Plöger/Sabine Weber, www.timecode-ev.org.

Antimuslimischer Rassismus

Dienstag, 12.4. 2011 um 19 Uhr, Bistro im Stadtteilhaus, Jorker Str. 4a (Altländer Viertel), Stade

Referentin: Angelika Königseder

Die etwa 4 Millionen in Deutschland lebenden Muslime sind seit einigen Jahren verstärkt rassistischen Vorurteilen und Angriffen ausgesetzt. Sogenannte „Islamkritiker“ versuchen ihren gegen Muslime gerichteten Rassismus zu tarnen, indem sie die Verteidigung von Menschenrechten,
des Grundgesetzes und liberaler Werte, wie die Akzeptanz von Homosexualität oder Gleichberechtigung von Mann und Frau als Vorwand nehmen.
Reizthemen sind dabei Terroristen mit muslimischem Hintergrund, „Ehrenmorde“, Zwangsehen, das Kopftuch oder repräsentative Moscheebauten.

Dr. Angelika Königseder ist Historikerin. Sie lebt in Berlin.

Veransatlter: ROSA LUXEMBURG CLUB NIEDERELBE / RLS Niedersachsen.

Denis Goldberg – Anti-Apartheidkämpfer (Lesung)

Montag 16.5. 2011 / 19 Uhr / Kinder- und Jugendtheater moks am Bremer Theater, Goetheplatz 1-3, 28203 Bremen

Lesung und Gespräch mit Denis Goldberg

Denis Goldberg wurde 1933 als Sohn jüdischer Einwanderer in Kapstadt geboren. In seinem Elternhaus wurde er in säkularem Sinne und sozialistischen Idealen folgend erzogen. Als die Befreiungsbewegung ANC 1961 nach Jahren des gewaltfreien Widerstands einen bewaffneten Arm gründete, schloss sich ihm der junge Bauingenieur als technischer Offizier an. Nur zwei Jahre später wurde die Führungsspitze der Untergrundorganisation auf einer Farm nahe Rivonia verhaftet. Im folgenden Prozess wurde Denis Goldberg 1964 als Angeklagter Nummer 3 gemeinsam mit Nelson Mandela und anderen zu vier Mal lebenslänglich verurteilt. Als einziger Weißer unter den Verurteilten verbrachte Goldberg 22 Jahre im Zentralgefängnis von Pretoria. 1985 kam er zu Beginn der Verhandlungen um die Beendigung des Apartheidsystems als Erster der acht Rivonia-Gefangenen frei. Nach einem kurzen Aufenthalt in Israel zog er zu seiner Familie nach London und engagierte sich als ANC-Vertreter weiter für den Sturz des Apartheidregimes. 2002 kehrte er nach Südafrika zurück.
In seiner Autobiografie »Der Auftrag. Ein Leben für die Freiheit in Südafrika« erzählt der unverbesserliche Optimist die Geschichte seines außergewöhnlichen Lebens, die zugleich ein Spiegel des langen, schwierigen und oftmals schmerzhaften Weges Südafrikas in die Freiheit ist.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Was ist Rassismus? Geschichte und Diskussion um ein Herrschaftsphänomen

Mittwoch 11. Mai 2011 / 19 Uhr / Bremer Presseclub, Schnoor, 28195 Bremen

mit Rosa Fava

Viele vollkommen verschiedene Phänomene gelten als Rassismus: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von »Migrantenkindern« auf Haupt- und
Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …
Es handelt sich dabei um unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs und zur Hierarchisierung von biologisch und/oder kulturell bestimmten Gruppen. Dies überschneidet sich mit Antiziganismus, Antisemitismus und Nationalismus.
In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in der politischen Öffentlichkeit und der Wissenschaft in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder
Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung.
In dem Vortrag geht darum, verschiedene Begriffe, Zugänge und ihre Überschneidungen vorzustellen sowie einen Einblick in die differenzierenden Wirkungen von Rassismus auf die Subjekte, die sich zur unmarkierten Norm oder zur rassifizierten Abweichung entwickeln, zu geben.

Rosa Fava (Hamburg), ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv und schreibt an einer Promotion: Die Neuausrichtung der ›Erziehung nach Auschwitz‹ im Einwanderungsland. Eine rassismuskritische Diskursanalyse.

Veranstaltet im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Nix da mit raus hier – Alle Roma bleiben!

Samstag, 2. 4. 2011, 18:00 Uhr, Kulturkirche St. Stephani, Stephanikirchhof, 28195 Bremen

Vortrag mit Diskussion

Mit Claudia Jacob, Jannis Tanner

„Nix da mit raus hier“ soll das Motto dieses Abends sein, an dem wir mit Musik, Gesprächen und Informationen über die Abschiebung von Roma aus Bremen aufklären wollen.
Die ReferentInnen sind ehrenamtliche Mitglieder des Flüchtlingsrat Bremen e.V. und Roma-UnterstützerInnen, Jannis Tanner macht sein Freiwilliges Soziales Jahr beim Kulturreferat des AStA der Universität Bremen

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen in Kooperation mit Sozialer Friedensdienst Bremen (SFD)

Antimuslimischer Rassismus – Eine neue Form der Ausgrenzung in Deutschland

Freitag, 8. April bis Sonntag, 10. April 2011, DGB Haus, Bahnhofsvorplatz 22-28, 28195 Bremen

Freitag: Anti-muslimischer Rassismus in den Medien
Vortrag und Diskussion, Referentin: Dr. Sabine Schiffer
18:00 – 20:00 Uhr (öffentliche Veranstaltung)

Seminar am Samstag und Sonntag: Anmeldung erforderlich

Samstag: Begriffserklärung: Islamophobie, Islamfeindlichkeit oder anti-muslimischer Rassismus?
Seminar, Referentin: Nahed Samour
Analyse empirischer Studien und ihrer Begriffsverwendung, Gruppenarbeit
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Islamfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus
Theoriedebatte in Deutschland
9:00 – 16:00 Uhr

Sonntag:
KritikerInnen und der Gewalts-, Patriarchats-, und Islamisierungsvorwurfs
Formen- und Protagonisten des antimuslimischen Rassismus
Seminar, Referentin: Nahed Samour
9:00-13:00 Uhr
Und: Engagement gegen Antimuslimischen Rassismus

Anmeldung und Information:
Arbeit und Leben Bremen, Willi Derbogen, Tel.: 96089 12
Anmeldungen per Fax: 0421 96089 20 per Email: info(ädd)aulbremen.de
Veranstaltungsnummer: 100.426/FS 2011 (bitte bei Anmeldung für das Seminar angeben)

Das Seminar am Samstag und Sonntag kostet 10 Euro (Mittagessen am Samstag + Tee und Kaffee). Die Veranstaltung am Freitagabend ist kostenlos.

VeranstalterInnen: Arbeit und Leben (DGB/VHS) e.V. Bremen und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin

Dienstag, 12. April 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Buchvorstellung mit Volker Weiß (Hamburg)

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Die Forderung nach »Elite« hat Konjunktur. Dabei wohnt der Debatte die Tendenz inne, vom Bestehen gesellschaftlicher Funktionseliten auf die Existenz einer generell höher begabten Menschengruppe zu schließen. Die Befähigung zur »Elite« wird schließlich auf die biologische Disposition einer privilegierten Gruppe zurückgeführt: ihre »Rasse«, vererbte Intelligenz oder genetische Veranlagung.
Volker Weiß analysiert, wie sich das Bedürfnis nach Abgrenzung einer Elite in Deutschlands jüngerer Vergangenheit äußerte: von Ortega y Gasset und Friedrich Sieburg über Botho Strauß bis hin zu Peter Sloterdijk und Thilo Sarrazin. Er weist nach, dass dieses Bedürfnis nach »Elite« in direkter Tradition der republikfeindlichen Theoretiker der Weimarer Zeit steht und heute von einer »neuen« Rechten befeuert wird, der an einer konservativen Revolution gelegen ist. Ihr Ziel ist die Revision gesellschaftlicher Liberalisierungen seit dem Ende der sechziger Jahre. Neu ist, dass sich diese Strömung nicht nur mit dem Gestus der Opfer und Tabubrecher präsentiert, sondern dass sie mit dieser Strategie Erfolg hat.

Volker Weiß ist Historiker aus Hamburg und schreibt unter anderem für jungle world und Phase 2.
Sein Buch Deutschlands Neue Rechte Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin ist 2011 im Schöningh Verlag erschienen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe.

Zur Reihe INTROS – Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der (radikalen) Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

Kritik des Antiamerikanismus

fällt wegen Krankeit der Referentin leider aus

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 13. April 2012 / 20 Uhr
Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Barbara Fried (Berlin)

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Seit dem Regierungswechsel in den USA von Bush zu Obama ist es um das Thema Antiamerikanismus ruhiger geworden. Dennoch sind antiamerikanische Argumentationen weiterhin verbreitet und ermöglichen teils antisemitische Anschlüsse. Da immer wieder Stereotype aus den 1920er Jahren oder der Zeit des Nationalsozialismus bemüht werden, verleitet dies die meisten Kritiker_innen, den Antiamerikanismus als „beständiges Ressentiment“ zu interpretieren. Indem vorrangig die Gleichförmigkeit der Bilder über Jahrhunderte skandalisiert wird, laufen auch kritisch beabsichtigte Analysen – wie solche in antifaschistischen und antideutschen Kreisen – Gefahr, Antiamerikanismus nicht mehr materialistisch zu analysieren, sondern als „deutsche Mentalität“ essentialistisch zu beschreiben. Statt die Kontinuität der Motive zu fokussieren, gilt es, Antiamerikanismus anhand seiner gesellschaftlichen Funktionen und der Dimensionen sozialen Wandels zu entschlüsseln.
Die Veranstaltung wird Grundzüge des Antiamerikanismus vorstellen, Leitlinien des Diskurses über ihn nachzeichnen und beides anhand von Aspekten des Zusammenhangs von Antiamerikanismus und gesellschaftlicher Transformation in Deutschland nach 1990 verdeutlichen. Dabei sollen Fragen aufgeworfen wie: Was sind bestimmende Momente des aktuellen Antiamerikanismus? Wie lässt sich dabei das Verhältnis von Kontinuität und gesellschaftlichem Wandel fassen? Wie ist vor diesem Hintergrund der Ideologiebegriff und wie das Verhältnis von Antisemitismus und Antiamerikanismus zu fassen?

Barbara Fried ist Sozialwissenschaftlerin und Psychologin. Sie arbeitet am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ist Mitherausgeberin der Textsammlung von Moishe Postone: Deutschland, die Linke und der Holocaust, Freiburg 2005. Ihre Promotionsarbeit über Antiamerikanismus in Deutschland nach 1990 wird demnächst erscheinen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit „associazione delle talpe“ Bremen.

Antifaschistische Nordkonferenz 2011

Samstag, 26.02.2011, 9:30 – 18:00 Uhr, Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, Ahornweg 45, Buchholz/Nordheide
Mit Beiträgen zu
„Konservatismus in der BRD – Gestern – heute – morgen“ (Referent: Ludwig Elm, Thüringen) und
„Antiislamischer Rassismus“ (Dr. Angelika Königseder, Zentralinstitut f. Antisemitismusforschung, Berlin)

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen in Kooperation mit Heideruh e.V. – Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte und der Neofaschismuskommission Küste der VVN-BdA.

Böse Rasse – Gute Kultur? Einführung in die Kritik von Rassismus und Kulturalismus

Samstag, 5. Februar 2011 / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Tagesseminar mit Florian Eisheuer

Kaum ein Begriff ist im Diskurs des postnazistischen Deutschland so verpönt wie der der Rasse. Sei es aus scheinbarer Einsicht in die wissenschaftliche Unhaltbarkeit von Rassentheorien oder aus eher taktischem Abgrenzungswillen gegenüber dem Nationalsozialismus und dessen Stichwortgebern: Vertreter_innen eines offen biologischen Rassismus finden sich nur noch wenige. Nun bedeutet dies aber nicht, dass die dem Rassismus zugrunde liegenden Ressentiments nicht mehr wirkmächtig wären, vielmehr haben sie sich zu einer vermeintlich unverfänglicheren Argumentations- und Darstellungsweise transformiert. So wird Rasse heute als Kultur kodiert, wobei auch hier ein im Widerspruch zum eigenen Ich beziehungsweise der eigenen Gruppe stehendes „Anderes“ geschaffen wird. Diesem werden bestimmte Eigenschaften und Rangordnungen zugeordnet, welche durch eine angebliche Natürlichkeit zementiert werden. Durch diese „Natürlichkeit“ wird auch ein Ausbrechen der Individuen aus der ihnen zugeschriebenen Gruppe und deren Eigenschaften unmöglich. Dies ist eine Denkweise, in der sich (wenn natürlich auch mit zumeist konträren Motivationen) rechter Ethnopluralismus und zivilgesellschaftlicher Multikulturalismus teilweise ziemlich ähnlich sind. Für eine emanzipatorische Linke gilt es also einen Antirassismus zu entwickeln, der auf materialistischer Kritik fußt, statt in kulturalistische Fallen zu tappen. Einen Anstoß dazu möchte Florian Eisheuer mit diesem Seminar bieten.

Florian Eisheuer ist Ethnologe am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und veröffentlicht u.a. in der Zeitschrift blätter des iz3w.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Anmeldung für das Seminar bitte direkt unter talpe(ädt)gmx.net.

Enthemmte Integrationsdebatten. Wie eine neue rassistische Mitte entsteht

Mittwoch, 9. Februar 2011, 19.00 Uhr, DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22, Tivoli-Saal, 28195 Bremen

Vortrag von Eberhard Seidel, Journalist, Berlin

Seit zehn Jahren wird hyperventiliert über den Islam in Deutschland debattiert. Muslime dienen der verunsicherten gesellschaftlichen Mitte als Sündenbock. Unter dem Deckmantel der Verteidigung demokratischer Errungenschaften gegenüber vormodernen Neubürgern werden kulturalistische und rassistische Stereotype konstruiert. Der Journalist nennt die Akteure des neuen bürgerlichen Ressentiments
und analysiert den dramatischen Rechtsruck, der von der »kritischen Integrationsdebatte« ausgelöst wurde.

Veranstalter: VVN-BdA, DGB, GEW, IGM, ver.di, Arbeit und Leben, Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen und Landeskoordination Bremen von „Schule Ohne Rassismus – Schule mit Courage“

Flyer zu Neofaschismus-Ausstellung und Rahmenprogramm

Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung

Tagesseminar für Multiplikator_innen von Flüchtlings(selbst)organisationen

Ort: Veranstaltungsetage Bonboncafe, Hardenbergstr. 54, 28201 Bremen
Datum: Samstag, 18.12.2010
Zeit: 10.00 bis 18.00 Uhr

Das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact verbindet Basisinitiativen aus Deutschland, Mali, den Niederlanden und Österreich. Ziel des Zusammenschlusses ist es zivile, politische und soziale Rechte von Flüchtlingen durchzusetzen. In diesem Tagesseminar, das von Aktiven des Netzwerkes ausgetragen wird, werden in drei Blöcken politisch-theoretische Debatten, praktische Arbeitsansätze und Networkingstrategien vermittelt.
Im Teil eins geht es um aktuelle Thesen und Einschätzungen zu Postkolonialismus und Migration, im zweiten Teil werden Initiativen vorgestellt und diskutiert, die an praktischen Formen der Teilhabe von Flüchtlingen arbeiten (medizinische Versorgung, Spracherwerb etc.). Im dritten Teil wird die Entwicklung der Weltsozialforen in Bezug auf Migration, globaler Süden und neokoloniale Ausbeutungsverhältnisse nachgezeichnet und in Vorbereitung des Treffens in Bamako im Februar 2011 zur Diskussion gestellt.
Das Seminar richtet sich an Aktive aus Flüchtlings(selbst)organisationen.
Die Teilnehmer_innenanzahl ist begrenzt! Bitte anmelden unter k.herold(ätt)rosa-luxemburg.com.

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Initaitive Bremen in Kooperation mit Nolager Bremen und dem Netzwerk Afrique-Europe-Interact.

Völkisches Denken in Ungarn: „Ein irrsinniges Gewaltpotenzial“

Freitag, 3.12. 2010, 20.00 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli Str. 10, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Magdalena Marsovszky

Bei den ungarischen Wahlen im April 2010 konnte die völkische Partei ‚Fidesz-Bürgerliche Union‘ 53 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und hat bei den Kommunalwahlen am 3. Oktober einen weiteren erdrutschartigen Sieg erzielt. Ihr Vorsitzender Viktor Orbán mischt geschickt rechtspopulistische mit extrem rechten Positionen. Dass die rechtsradikale, offen antisemitische und antiziganistische Partei „Jobbik“ bei den letzten Parlamentswahlen als drittstärkste Kraft mit knapp 17 Prozent ins Parlament kam, ist alles andere als Zufall, ist doch Orbán sozusagen der ideologische Ziehvater des Chefs von Jobbik, Gábor Vona. Ihre Ideologien liegen nicht weit voneinander entfernt,beide erheben Forderungen für eine ‚Volksgemeinschaft des Magyaretums‘ in einem ‚Großungarn‘. Zum System Jobbik gehören zudem gewaltbereite Milizen, eine Gewerkschaft im Innern der Polizei, eine eigene Volkshochschule, in dem entgegen des ‚judeobolschewistischen Lehrmaterials wahre magyarische Geschichte‘ gelehrt wird.Verbale und offensive Attacken gegen Jüd_innen, Linke und Homosexuelle prägen mittlerweile den Alltag. Allein 2008 und 2009 wurden 9 Roma von Neonazis ermordet. Ursachen für diesen Rechtsschub, Hintergründe für die breite Akzeptanz menschenfeindlicher Ideologien in Ungarn, die Bilder und Mythen die bedient werden, aber ebenso demokratische Gegenstrategien sollen Thema der Veranstaltung sein.

Die Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky ist im Vorstand des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V. (forschungsforum.net), arbeitet zu Antisemitismus und völkische Ideologien und lebt in Budapest und München.

Eine veranstaltung in Kooperation mit dem Antifaschistisches Komitee und Avanti Bremen.

Die demografische Zeitbombe – Europäische Visionen von Bevölkerungspolitik und globaler Macht

30. November 2010, 20.00 Uhr, Kommunikationszentrum paradox
Bernhardstraße 12, 28203 Bremen (Saal | Erdgeschoss)

Moderation: Kai Kaschinski

Die Thilo-Sarrazin-Debatte ist nur ein Aspekt der Ausweitung biopolitischer Konzepte in der deutschen Politik. Im Kontext einer Globalisierung der Biopolitik erfahren in Europa insgesamt bevölkerungspolitische Denkmuster und Strategien eine Modernisierung. Unter Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung in Europa, den als Kostenexplosion im Gesundheitswesen bezeichneten Abbau medizinischer Versorgung und die Migrationspolitik werden Konzepte zur Regulierung und Kontrolle der Bevölkerung entworfen. Der Fernsehsender Arte hat eine sehr aufschlussreiche Dokumentation zu dieser Thematik erstellt, die wir an diesem Abend in Teilen sehen und diskutieren werden. Anhand verschiedener Länderbeispiele wird dort – kommentiert von verschiedenen WissenschaftlerInnen und Politikern – dargestellt welche machtpolitischen Auswirkungen die jeweiligen Bevölkerungsentwicklungen auf Europa und seine Position in der Welt im Jahr 2030 haben könnten.

Film- und Diskussionsveranstaltung des Clubs der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit lifeKritik und dem Verein für Internationalismus und Kommunikation.

Das modernste Land der Welt: Rassismus und Antisemitismus in Schweden

Sonntag 12.12. 2010, 17 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Strasse 10/12, 28203 Bremen
mit Cordelia Hess
Schweden gilt noch immer weithin als das wohlfahrtsstaatliche Paradies von Gleichstellung, Minderheitenrechten und Demokratie. Dabei gibt es seit langem Risse in der Fassade: militante Neonazis haben Gewerkschafter ermordet und ein linkes Kulturzentrum angezündet, die Partei „Sverigedemokraterna“ versuchte 2010 mit einem konsequent rassistischen Wahlkampf, Ängste vor „Islamisierung“ zu schüren, und eine der größten Tageszeitungen löste mit einem offen antisemitischen Artikel einen diplomatischen Skandal aus. Wie Mehrheitsgesellschaft und Medienlandschaft im liberalen Schweden mit diesen Phänomenen umgehen, soll in der Veranstaltung beleuchtet werden.

Cordelia Hess (Historikerin und Mediävistin) ist Dozentin an der Universität Stockholm und Autorin vieler Artikel und Bücher zu rechten Strukturen in Europa.

In Kooperation mit Antifaschistischem Komitee Bremen.

Abschiebungen von Roma aus Westeuropa und Antiziganismus in Rumänien

– nicht nur aktuelle Debatten hier und dort
Eine Diskussionsveranstaltung mit Anda Nicolae Vladu (Oldenburg)

Donnerstag, 21.10.2010, 19.00 Uhr, Galerie FLUT, Hochschule für Künste, Speicher XI 8, Bremen

Vom 13. bis 22. Oktober präsentieren Student_innen der HfK Bremen und das Balkan Cinema Filmfest (www.balkancinema.wordpress.de) die Ausstellung NEW ID des rumänischen Fotografen Bogdan Mesesan. Die Öffnungszeiten sind Mi bis So, 15 bis 18 Uhr. Finissage ist am 22.10. um 18 Uhr – der Künstler ist anwesend.
Der Auslöser zu dieser Portraitfotoserie mit über die Köpfe gezogenen Feinstrümpfen war ein Aushang in den Zügen der französischen Bahn SNCF im Januar 2010: „Die Begegnungen mit Rumänen haben uns in den letzten Wochen Sorgen bereitet. Tatsächlich wurden zahlreiche Diebstähle von Gepäckstücken festgestellt. Wir bitten Sie daher Ihre Wachsamkeit zu erhöhen. Alle Fälle, Daten und Fakten in Bezug auf Rumänen sind dem PCNS mitzuteilen.“ Alle „Rumänen“ werden hier als Diebe stigmatisiert.
Die verbreitete Gleichsetzung von Rumän_innen mit Roma bedient weitere Ressentiments. Kaum überraschend bildet wiederum diese von außen erfahrene „Verwechslung“ ein spezielles Muster der Abwehr von Roma in Rumänien, ist ein Ausdruck des rumänischen Antiziganismus.
Antiziganismus, das bedeutet Sprache, Bilder und Gewalt gegen Roma, ist der Antrieb für Kriminalisierung und Abschiebungen, Hetze in den Medien und immer wieder Ausgrenzung und Nichtteilhabe an gesellschaftlichen Zugängen. Sei es in Frankreich, in Deutschland, aber auch in Rumänien.
Der Diskussionsabend dient als Anregung und Einladung über die Verstrickungen eines europaweiten Phänomens nachzudenken. Woher kommt der Hass gegen diese an den Rand gedrängte Gruppe? Inwiefern hat die Erfindung nationaler Identität in Rumänien einen speziellen Antiziganismus produziert? Anda Nicolae Vladu wird aktuelle Debatten zwischen Frankreich und Rumänien aufzeigen und ebenso auf geschichtliche Hintergründe eingehen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Roma Solidaritätsgruppe Bremen.

Film- und Informationsveranstaltung zum bevorstehenden Revisionsprozess im Fall Oury Jalloh

Brecht das Schweigen – für Wahrheit und Gerechtigkeit!

Mit N.N., Initiative in Gedenken an Oury Jalloh (Dessau-Berlin)

Mittwoch, 6. Oktober, 20:00 Uhr, Bonbonfabrik, Hardenbergstr. 50-54, 28201 Bremen

Am 7. Januar 2005 ist Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau bei lebendigem Leib verbrannt. Bis heute weiß die Öffentlichkeit nicht, was an diesem Tag in Zelle Nr. 5 tatsächlich geschehen ist. Während Verwandte, FreundInnen und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh von Mord sprechen, wurde im ersten Prozess gegen zwei Polizisten lediglich Anklage wegen „Körperverletzung mit Todesfolge“ bzw. „fahrlässiger Tötung“ erhoben. Der Prozess endete mit einem Freispruch. Das Lügengestrüpp der ZeugInnen war einfach zu dicht, zumindest für einen Richter, der weder willens noch in der Lage war, das Verfahren mit aller Entschiedenheit durchzuführen – was auch in seinen abschließenden Worten bei der Urteilsverkündung deutlich wurde: „All diese Beamten, die uns hier belogen haben, sind einzelne Beamte, die als Polizisten in diesem Land nichts zu suchen haben. (…) Ich habe keinen Bock, zu diesem Scheiß noch irgendwas zu sagen.“
Am 7. Januar kassierte der Bundesgerichtshof in einer spektakulären Entscheidung das Urteil des Dessauer Landgerichts. Der Fall wird nun vorm Landgericht Magdeburg neu aufgerollt – voraussichtlich ab dem 25. Oktober. Erneut wird die von der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft vertretene Behauptung auf dem Prüfstand stehen, wonach Oury Jalloh die feuerfeste Matratze selbst angezündet haben soll – und das, obwohl er an Händen und Füßen fixiert war. Oder es wird zu klären sein, weshalb der diensthabende Polizeibeamte mehrfach den Rauchmelder aus dem Zellentrakt ausgeschaltet hat. Hinzu kommen neue Widersprüche und Indizien, die erst jüngst bekannt geworden sind.
In der Veranstaltung werden Mitglieder der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh nicht nur vom bevorstehenden Prozess berichten, es soll auch um den ersten Prozess gehen – hierfür wird eine aktuelle Version des mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilms „Tod in der Zelle“ gezeigt werden. Zudem soll zur Sprache kommen, dass Oury Jalloh kein Einzelfall ist: Ebenfalls vor 5 Jahren ist Laye Conde in Bremen durch die zwangsweise Vergabe von Brechmittelen ums Leben gekommen. Ein weiteres, zum Glück weniger dramatisch verlaufenes Beispiel war die homophobe Polizeigewalt gegen zwei Aktivist_innen anlässlich der Proteste gegen das „Christival“ im Jahr 2008.

Weitere Infos unter: http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen und NoLager Bremen

Deutschland und sein Ethnonationalismus: 1989 bis heute (Veranstaltung mit Detlev Claussen)

Dienstag, 28.9., 19.30 Uhr, Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

Im Rausch von 1989 feierten die Deutschen mit „Wir sind ein Volk“ das Verschmelzen von Ost und West und wiesen die Kritik an deutschem Nationalismus zurück. Der verhängnisvolle völkische Nationalismus sollte und soll unter der Umtaufe zum Patriotismus verschwinden. So hat sich die Parole geändert und man beruft sich gegenwärtig darauf, „endlich mal wieder“, „einfach ganz normal“ national zu sein.
Detlev Claussen schreibt 2002: „Deutschland wirkt wieder deutscher.“ Er verweist damit auf den Ethnonationalismus, mit dem man nicht nur in postkommunistischen Ländern nach 1989 zu kämpfen hat. Dieser zeigt sich darin, dass die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung geleugnet wird, während gleichzeitig Multikulti unterm Zwang zur Integration gehuldigt und von nationaler Befreiung schwadroniert wird. Ethnonationalist_innen setzen an die Stelle des melting pot-Modells aus den USA, welches Farbenblindheit und Religionsneutralität versprach, eine Vorstellung von salad bowl, bei der die ethnische Herkunft zu einem Punkt gegenseitiger Anerkennung werden soll. Zwar bezieht man sich in Deutschland auf die US-Diskurse, doch die Kritik am melting pot bekommt eine reaktionäre Wendung im illusorischen Ideal einer ethnohomogenen Gesellschaft, in die sich Minderheiten zu integrieren haben.
In seinem Vortrag wird es Detlev Claussen um eine Kritik des deutschen Ethnonationalismus nach 1989 gehen. Wie können dadurch die heutigen Äußerungen deutschen Nationalismus´ von offizieller Seite her, bspw. in den Einheitsfeierlichkeiten, oder das Lena- und WM-Deutschlandfieber der breiten Bevölkerung verstanden werden? Und welche Bedeutung kommt der Debatte um Leitkultur, Multikulti und Integration im Einwanderungsland Deutschland zu, wie sie beispielsweise aktuell von und über Thilo Sarazzin geführt wird?

Detlev Claussen ist Professor für Soziologie an der Universität Hannover und Autor von zahlreichen Schriften zu Ethnonationalismus, Antisemitismus und Kritischer Theorie.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit associazione delle talpe.

Die Thilo-Sarrazin-Debatte – Über die Popularisierung von Sozialrassismus und biologistischem Denken

Dienstag, 23. November 2010, 20.00 Uhr; Kommunikationszentrum paradox, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen, Saal | Erdgeschoss
(Diese Veranstaltung war bereits für den 14.10. angekündigt, musste aber leider wegen Krankheit ausfallen).
Thilo Sarrazin hat mit seinen Kommentaren zur Migrationspolitik und seinem Buch „Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ völlig berechtigt scharfe Kritik hervorgerufen. Mit seinen Argumentationen bedient er sowohl aktuelle rassistische Vorstellungen von kultureller Differenz als auch alte Denkmuster des Biologismus, die sich auf angebliche Erkenntnisse der Genetik und Sozialforschung berufen. Den unerwünschten Anderen werden hierbei negative genetische und kulturelle Merkmale zugeschrieben um deren Ausgrenzung und eine eugenische Bevölkerungspolitik zu legitimieren. Es ist dies ein Denken, das sich mittlerweile in vielen öffentlichen Kontroversen zeigt – wie schon in der Debatte um den Gastbeitrag von Gunnar Heinsohn in der FAZ im März diesen Jahres – und seinen Niederschlag unter anderem in einer zunehmend autoritärer werdenen Sozialpolitik findet. Die Veranstaltung wird die Debatte rund um die Äusserungen Sarrazins referieren und dessen Argumente im Kontext einer sich national und global formierenden Biopolitik und deren deutscher Vorgeschichte verorten.

Diskussionsveranstaltung des Clubs der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit lifeKritik.
Moderation: Kai Kaschinski