Arbeit & Ökonomie - Archiv


Solidarische Ökonomie und Selbstverwaltungsgesellschaft

Fr. 30.3. – So. 1.4. 2012, Gewerkschaftshaus / Bahnhofsplatz 22 / 28195 Bremen

22. Jahrestagung der Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen

Konferenzbericht im ND vom 7. April 2012

Programm

Freitag, 30.03.2012

18:00 Michael Krätke (Lancaster): Die aktuelle Krise des Kapitalismus und seine demokratischen Alternativen

Samstag, 31.03.2012

10:00 – 13:00 Erfolgsbedingungen selbstverwalteter Ökonomien mit Einstiegsstatements von
Gisela Notz (Berlin): Erfahrungen mit alternativen Betrieben in Deutschland
Clarita Müller-Plantenberg (Kassel): Selbstverwaltete Produktions- und Verbrauchsketten und universitäre Unterstützungsstrukturen
Dagmar Embshoff (Verden): Aktuelle Entwicklung solidarischer Ökonomien und ihre Vernetzung
13:00 – 14:00 Mittagspause

14:00 – 16:30 Ökonomie mit Inputs von
Gariele Herbert (Frankfurt): Organisation einer selbstverwalteten Gesellschaft zwischen Markt und demokratischer Planung
Alex Demirović (Berlin): Wirtschaftsdemokratie – Konzepte und aktuelle Diskussion

16:30 – 17:00 Kaffeepause

17:00 – 19:00 Workshop 3: Bedürfnisse mit Inputs vom
Friederike Habermann: „…will nicht so, wie ich wohl will“ – Bedürfnisse
jenseits von Askese, Ausbeutung und autoritärem Staat
Stefan Meretz (Berlin): (V)ermittelt – Bedürfnisse in der gesellschaftlichen Produktion

19:30 Gemeinsames Abendessen im Ratskeller

Sonntag, 01.04.2012

10:00 – 12:00 Recht und Politik mit Inputs von
Michael Buckmiller (Hannover): Zum Verhältnis von parlamentarischer und Rätedemokratie
Andreas Fisahn (Bielefeld): (Verfassungs-)rechtliche Voraussetzungen einer selbstverwalteten Gesellschaft

12:00 – 13:00 Abschlussdiskussion: Weiterarbeit der Loccumer Initiative u. a. zu den Perspektiven einer Selbstverwaltungsdemokratie

Die Zahlung des Tagungsbeitrages (incl. Imbiss am Freitagabend, Mittag- und Abendessen am Samstag sowie Mittagessen am Sonntag) von 40,– € (ermäßigt 20,– € ) erfolgt zu Beginn der Tagung. Die Unterkunft bitten wir, individuell zu organisieren

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Loccumer Initiative Kritischer WissenschaftlerInnen und dem DGB Bremen/Elbe-Weser.

Anmeldung unter huettner(AT)rosalux.de notwendig.

Eine ausführliche Ankündigung hier in der Einladung zur Tagung als PDF.

Krise und Widerstand in den USA

Dienstag, 31. Januar 2012, 19.30 Uhr, Paradox, Bernhardstraße 10-12, 28203 Bremen

mit Matt Kearney (Wisconsin/USA)

Zeitgleich zum ägyptischen Aufbruch auf dem Tahrir-Platz in Kairo, kam es im März 2011 im US-amerikanischen Bundesstaat Wisconsin zu Protesten gegen ein Gesetzespaket, das die Rechte der Gewerkschaften drastisch beschneiden sollte (Verlust der Tarifautonomie) und höhere Beiträge zu den Sozialversicherungen sowie massive Einsparungen zu Lasten der unteren und Mittelschichten beinhaltete. Auf dem Höhepunkt der Proteste gegen diesen Angriff der republikanischen Regierung stürmten mehrere tausend Menschen das Parlamentsgebäude und hielten es über zwei Wochen lang besetzt. Im September kam es dann mit „Occupy Wall Street“ zu einer Massenbewegung, die sich von New York aus international ausbreitete.

Matt Kearney, der bei der Parlamentsbesetzung in Wisconsin dabei war, wird auf der Veranstaltung über die Auswirkungen der Krise in den USA, die bisherigen Proteste und die Perspektiven der dortigen Occupy-Bewegung berichten.

Matt Kearney forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter der University of Wisconsin zu sozialer Bewegung und Protest und war als Aktivist bei der Parlamentsbesetzung in Wisconsin dabei.

Veranstaltet in Kooperation mit Avanti – Projekt undogmatische Linke.

Karl Marx: Das Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie. Band 1 (Lektürekurs)

Jeweils am Montag 19 Uhr // Infoladen // St. Pauli-Str. 10-12 // 28203 Bremen

mit Oliver Barth und Moritz Zeiler

Im Kontext der aktuellen Krise wird wieder vermehrt Kritik am Kapitalismus artikuliert. Dabei dominieren meist ein diffuses Verständnis der kapitalistischen Verhältnisse sowie Ressentiments gegen Banken, Management und „die da oben“. Doch Empörung und Unzufriedenheit allein haben die gesellschaftlichen Verhältnisse noch nie zum Besseren verändert. Voraussetzung für gesellschaftliche Emanzipation ist daher stets eine kritische Analyse der ökonomischen und politischen Verhältnisse, ansonsten führen die kommenden Aufstände eher zu Regression und Barbarei. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie wurde zwar im 19. Jahrhundert veröffentlicht, bietet aber nach wie vor eine der profundesten Analysen des Kapitalismus.
Mit dem Lektürekurs wird in die zentralen Begriffe und Thesen von Marx eingeführt. Es sollen unter anderem folgenden Fragen diskutiert werden: Was unterscheidet Kapitalismus von früheren gesellschaftlichen Verhältnissen? Was versteht Marx unter Ware, Wert, Geld und Kapital? Welche Bedeu- tung haben die Begriffe Fetischismus, Klasse und Staat bei Marx?
Ab Mitte Februar 2012 wird einmal wöchentlich der erste Band des Marxschen Kapital gelesen und diskutiert. Der Kurs sich wendet vor allem an diejenigen, die in eine kollektive Auseinandersetzung mit der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie einsteigen möchten und noch keine größeren Vorkenntnisse haben. Dabei sollen alle Fragen erlaubt sein und Expert_innendebatten vermieden werden. Die Referenten werden den Kurs moderieren und einen Überblick über die historische und aktuelle Lesarten geben, jedoch keine allgemeingültige Interpretationsweise präsentieren. Gewünscht ist eine gemeinsame Textaneigung und Diskussion.

Oliver Barth ist Soziologe aus Oldenburg und promoviert an der Universität Hannover zu Islamic Banking. Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler sowie Mitarbeiter des Regionalbüros der Rosa Luxemburg Initiative Bremen. Beide sind Mitglieder der Gruppe associazione delle talpe Bremen.

Flyer Lektürekurs 2012 als PDF

Der Lektürekurs wird in Kooperation organisiert von associazione delle talpe, Rosa Luxemburg Initiative Bremen und Rosa Luxemburg Stiftung – Akademie für politische Bildung Berlin.
Anmeldung bitte unter talpe(ädd)@gmx.net
Infos unter: das-kapital-lesen.de / associazione.wordpress.com

Spar-Haushalte oder kostenlose Gemeingüter?

Viertes wissenschaftlich-politisches Symposium der ALSO (Arbeitslosen-Selbsthilfe Oldenburg)

Samstag, 3.12.2011, 11:00 Uhr, BIS-Saal, Universitätsbibliothek, Uhlhornsweg 49-55, Oldenburg

mit Alex Demirovic, Iris Nowak, Elke Hannack, Luigi Wolf, Christian Frings, Kalle Kunkel, Alte Bäckerei Leipzig, Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg- Hamburg, u.a.

In den westlichen Industrieländern gibt es nach den staatlichen Rettungspaketen für Banken und Konzerne eine hohe Verschuldung der öffentlichen Haushalte, mit der drastische Sparmaßnahmen im öffentlichen
Sektor begründet werden. Gleichzeitig steigt der Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen, die Prekarisierung der Arbeit wird vorangetrieben und die Privatisierung öffentlicher Aufgaben steht weiter auf der
Tagesordnung.
Eine Veranstaltung der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg e.V. (ALSO) in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V., der Fakultät für Human- und Gesellschaftswissenschaften der Universität
Oldenburg, dem AstA der Universität Oldenburg und der Kooperationsstelle Hochschule–Gewerkschaften an der Universität Oldenburg.
http://www.nds.rosalux.de/event/44662

Staat und Geschlecht. Eine Einführung in die zentralen Debatten einer feministisch-gesellschaftstheoretischen Staatstheorie

Freitag, 2. Dezember 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Anita Fischer (Frankfurt am Main)

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Zentrale Widerspruchs- und Konfliktachse des staatskritischen „Malestreams“ ist die Reduktion des Staates auf den Schutz der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse und die Garantie allgemeiner Rechte. In dieser Verfasstheit wird der bürgerlich kapitalistische Nationalstaat als geschlechtsloser bzw. geschlechtsneutraler konzipiert. Die Interventionen von geschlechtertheoretischen bzw. feministischen Staatstheoretiker_innen zielen zunächst darauf, das Geschlecht des Staates offenzulegen und die bestehenden Konzepte einer kritischen Revison zu unterwerfen. Dies hat spezifische empirische und theoretische Konsequenzen für eine geschlechtertheoretische Konzeptualisierung des Staates. Die Veranstaltung möchte daher in die verschiedenen marxistischen und feministischen Interpretationen des Zusammenhangs von Staat und Geschlechterverhältnissen einführen. Dabei sollen zentrale theoretische Überlegungen, wie beispielsweise zur Bedeutung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung oder der Trennung von öffentlicher und privater Sphäre diskutiert werden. Darüber hinaus gilt es die Potentiale und Grenzen einer Einforderung von Rechten wie Recht auf Scheidung, selbstbestimmte Reproduktion und Schutz vor Diskriminierung für die Konstitution des Staates zu erörtern.

Anita Fischer (Frankfurt am Main) promoviert im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe Bremen.

Vielen Dank für die Blumen! Workshoptag zu Integration und Ausgrenzung

Samstag, 19. November 2011, Bremen

„Die Integration ist gescheitert“ heißt es der Tage immer häufiger in Politik und Medien. Parallelgesellschaften hätten sich gebildet, die Politik hätte es verfehlt die ausländischen Mitbürger in die deutsche Kultur einzugliedern und Sozialchauvinist_innen attestieren die Integrationsunwilligkeit von Migrant_innen. Aber ist das Projekt Integration wirklich gescheitert oder wird es momentan einfach genauso wenig benötigt wie diejenigen, die es zu integrieren gilt?

„Was tragen Sie zum Erfolg des Standorts bei?“ Die Frage muss sich heute jede_r gefallen lassen. Mit der anhaltenden Krise wird deutlich: Auch in den kapitalistischen Zentren ist der Wohlstand nicht sicher, sondern muss gegen andere Nationalökonomien verteidigt werden. Kapitalismus ist ein endloser Wettlauf um maximale Verwertung. Den Menschen bleibt nichts, als ihre Lebenszeit auf immer engeren Arbeitsmärkten zu verkaufen. Sie müssen froh sein, überhaupt eine Lohnarbeit zu ergattern, und jedes noch so miese Angebot annehmen. Auch die bürgerlichen Staaten bringen ihr „Humankapital“, also die ihnen unterstellten Menschen, gnadenlos auf Trab. Sie biegen jede_n zurecht, um in ihrem Herrschaftsbereich optimale Verwertungsbedingungen zu schaffen. Das ist der offen ausgesprochene Konsens aller politischen Lager, gestritten wird nur über die bestmögliche Umsetzung. Mit staatlicher Gängelung und sozialer Diskriminierung werden alle gezwungen, den ständig wechselnden Trends auf dem Arbeitsmarkt hinterherzulaufen. Die Stammtischparole der Volkswirtschaft lautet: „Wer sich genug anstrengt, bekommt auch einen Job.“ Aber in Wahrheit werden die Letzten immer von den Hunden gebissen, egal wie sehr sie sich anstrengen.

Die meisten Bürger_innen stimmen dieser Politik auch noch zu, und beteiligen sich an ihrer eigenen Zurichtung. Sozialchauvinismus macht sich breit, von der BILD-Zeitung bis ins Philosophieseminar. Schuld an der Misere ist nicht das kapitalistische System, schuld sind „die Anderen“, die „Sozialschmarotzer“ und „Integrationsverweigerer“ – so lautet die Botschaft. Dem Staat aber genügt diese vorauseilende Hetze nicht. Er stellt seiner Bevölkerung eine schonungslose Mängelliste aus: zu alt, zu unflexibel, nicht bereit zum „lebenslangen Lernen“, und bitte weniger Kinder aus den „bildungsfernen Schichten“.

In einem Workshoptag wollen wir uns deshalb nicht nur intensiv mit den Erscheinungsformen der Integrationspolitik, mit Ausgrenzung und Sozialchauvinismus auseinandersetzen, sondern auch den gesellschaftlichen Ursachen dieser nachspüren und gemeinsam überlegen was Möglichkeiten emanzipatorischer Gegenstrategien sein könnten.

Anmeldung notwendig unter kontakt(ÄT)basisgruppe-antifa.de bzw. huettner@rosalux.de.

In Kooperation mit der Basisgruppe Antifaschismus (Bremen).

Linke Programmatik: Wie wird der ökologische Umbau sozial?

1. Teil einer Workshop-Reihe, Tagungshaus Bredbeck, An der Wassermühle 30, 27711 Osterholz-Scharmbeck

Die Notwendigkeit eines ökologischen Umbaus ist spätestens nach dem GAU von Fukushima in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Für mehr Windräder, Solaranlagen und jede Menge Ökotechnik sind inzwischen alle. Dieser Umbau verspricht neue, qualifizierte Arbeitsplätze und wird daher von vielen auch automatisch als sozial betrachtet: Ein solcher „Green New Deal“, ein grüner Kapitalismus auf der Basis eines erneuerten gesellschaftlichen Konsenses, erscheint als Ausweg aus der ökologischen Krise, der Vorteile für alle bringt. Die gesellschaftliche Linke meldet hieran einige Zweifel an, wie z.B.

– Der Umbau muss bezahlt werden. Was bedeutet der zu erwartende Preisanstieg für Energie und Rohstoffe für ärmere Bevölkerungsschichten?

– Erfordert das Profitprinzip nicht immer wieder neues Wachstum, was trotz erhöhter Energie- und Ressourceneffizienz zur weiteren Beschleunigung der Ausbeutung natürlicher Ressourcen führt?

– Springen jetzt die großen Konzerne auf den grünen Zug, um ihre Vorherrschaft zu sichern?

– Muss eine ökologische Wende nicht an der täglichen Konsumhaltung und unserem Lebensstil ansetzen und weniger an der Technik?

In der Workshop-Reihe wollen wir uns mit diesen und anderen Fragen grundlegend beschäftigen. Basis wird die Arbeit mit ausgewählten kürzeren Texten sein. Auch zunächst kompliziert erscheinende wissenschaftliche Inhalte werden zusammen besprochen. Der Workshop ist ausdrücklich für EinsteigerInnen geeignet.

Im ersten Teil geht es um die Nachzeichnung der sozial-ökologischen Debatte (bzw. der Nachhaltigkeits-Debatte) seit den 1990er Jahren. Im zweiten Teil werden wir uns ansehen, auf welche Weise die Verbindung von Sozialem und Ökologischem bei Linkspartei, Grünen, SPD sowie bei Bewegungen wie Attac, Umweltverbänden, autonomen Gruppen u.a. konzipiert wird. Abschließend werden wir eigene Ansprüche an einen sozialen ökologischen Umbau formulieren.

Selbstverständlich können eigene Schwerpunkte und Interessen eingebracht werden.

Flyer Workshop Linke Programmatik Soz-Ök Umbau als PDF.

Leitung: Dr. Ulrich Schachtschneider (Energieberater, Autor, freier Sozialwissenschaftler, Bildungsarbeiter Gesprächskreis Nachhaltigkeit der rls)

Die Workshop-Reihe ist auf 8 Termine mit jeweils 6-8 Std., jeweils am Sonnabend konzipiert. Die Bereitschaft zur (weitgehend) regelmäßigen Teilnahme und zum vorherigen Lesen der Texte ist Voraussetzung.

Das Tagungshaus Bredback liegt in Osterholz-Scharmbeck, 12 min Zug vom Bremer HBF, so dass Leute aus ganz Nds./HH/HB teilnehmen können.

Teilnehmerbeitrag: 10 €/Sitzung, dafür gibt es Vollverpflegung: Kaffee/Mittagessen/Kuchen, Fahrtkosten (für Bedürftige auf Antrag erstattet)

Die ersten Termine:
05.11.2011
03.12.2011
jeweils von 10.00-18.00, mit Mittagspause
Die weiteren Termine liegen im ersten Halbjahr 2012 und werden beim ersten Treffen gemeinsam festgelegt

Anmeldung und Rückfragen an: ulrich.schachtschneider(ädd)gmx.de

Anmeldeschluss: 14. Oktober 2011

Veranstalter: RLS Niedersachsen

Rassismus in der Leistungsgesellschaft

Mittwoch, 19.10. 2011, 20 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Vortrag von Sebastian Friedrich (Berlin)

Das mediale Ereignis der „Sarrazindebatte“ führte zu einer breiten gesellschaftlichen Verschiebung nach rechts, enttabuisierte rassistisches Denken und verband in besonderer Weise Rassismus mit Elite- und Nützlichkeitsdenken. Dieses komplexes Ereignis wird dem Ende August 2011 ernscheinenden Sammelband „Rassismus in der Leistungsgesellschaft“ in 15 Beiträgen mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven kritisch analysiert (mehr zum Buch). Der Sammelband gibt Anstöße für den Alltag, die politische Praxis und die kritische Auseinandersetzung.

Die Veranstaltung richtet sich nicht (nur) an akademisches Fachpublikum, sondern soll insbesondere Interessierte aus der Praxis und dem Bildungsbereich als Anregung dienen. Nach der Vorstellung des Buchs kann gemeinsam über das Vorgestellte und Handlungsmöglichkeiten diskutiert werden.

Flyer zur VA_Reihe_Sozialchauvinismus als PDF.

Veranstaltet in Kooperation mit Avanti, DGB-Jugend Bremen, Antifaschistisches Komitee, Grüne Jugend Bremen und Initiative „Kritisch Lesen“.

Krise, Krisenmanagment und Protest in Griechenland

Diskussionsveranstaltung mit Magarita Tsoumou (Berlin)
Freitag, 14. Oktober 2011, 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

„Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleitegriechen!“ betitelte die Bildzeitung im Sommer ihre Empfehlung zur Krisenlösung in Griechenland. Doch so überzeugt wie der deutsche Boulevard und Stammtisch Faulheit, Misswirtschaft und Korruption als Krisenursache ansehen und vehement strengere Auflagen fordern, so gering sind meist die Kenntnisse über die jüngsten ökonomischen, politischen und sozialen Entwicklungen in Griechenland. Dies gilt größtenteils auch für die deutsche Linke, trotz ihrem Schwärmen für die dortigen Generalstreiks oder militanten Demonstrationen.
Die Veranstaltung möchte daher einen Überblick über den bisherigen Verlauf der Krise, das Krisenmanagment von griechischer Regierung und Europäischer Union geben sowie die sich dagegen organisierenden Proteste vorstellen. Anhand von Berichten, Fotos und Videoclips wird sich unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigt: Wer sind die Protagonist_innen der sozialen Kämpfe und Besetzungen? Was sind ihre Organisationsformen und Forderungen? Welche Bezüge haben sie zu den nordafrikanischen Revolutionen und Platzbesetzungen in Spanien?

Magarita Tsoumou lebt in Berlin. Sie ist Herausgeberin des Missy Magazines, freie Journalistin und Dokumentaristin der Griechenlandkrise.

Siehe auch: «Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen!» 20 beliebte Irrtümer in der Schuldenkrise (Broschüre der RLS, aktualisierte Neuauflage, August 2011) (mehr)

Gewerkschaften und Grundeinkommen – Widerspruch oder Chance?

Montag, 14. November 2011 um 19:30 Uhr, DGB-Haus, Großer Saal, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen

mit Mathias Schweitzer, Vorsitzender des Verdi Ortsvereins Magdeburg
im Fachbereich 9 und Ronald Blaschke, Berlin, Netzwerk Grundeinkommen

In der Veranstaltung mit Mathias Schweitzer und Ronald Blaschke wird der scheinbare Widerspruch zwischen Gewerkschaften und Grundeinkommen aufgegriffen. Viele Gewerkschafter/innen stehen dem bedingungslosen Grundeinkommen skeptisch gegenüber und sehen in der Vollbeschäftigung die einzige Antwort auf die Krise der Erwerbsarbeitsgesellschaft. Darauf erwidern die Grundeinkommensbefürworter/innen, dass Lohnzurückhaltung und Arbeitszeitverkürzung bisher in keinem EU-Land Vollbeschäftigung gebracht hätten und kritisieren, dass sich der Wert der menschlichen Tätigkeit und sehr häufig der Wert eines Menschen daran bemisst, ob die Arbeit gegen ein Einkommen ausgeführt wird.

Die Referenten wollen zeigen, dass die sozial- und gesellschaftspolitischen Ziele von Gewerkschaften nicht im Widerspruch zu denen der Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens stehen. Vielmehr werden Synergieeffekte erwartet, denn mit der Erweiterung des Arbeitsbegriffs und der stärkeren Verhandlungsmacht können abhängig Beschäftigte und ihre Interessensvertretungen Verbesserungen von Arbeitsbedingungen und Einkommen erreichen. Die Referenten werden auch auf Gemeinsamkeiten von Argumenten der Gewerkschaften und Grundeinkommensbefürworter/innen in der Hartz IV-Debatte eingehen.

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Frankfurt Bahnhofsviertel – Strategien für ein stigmatisiertes Stadtquartier

Donnerstag / 27. Oktober, 19:30 Uhr, Glaskasten / Contrescarpe 73 / 28195 Bremen

Vortrag von Felix Nowak (Frankfurt)

Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist ob seiner Drogen- und Rotlichszene, sozialer und städtebaulicher Probleme berühmt-berüchtigt. Als no-go Area verschrien, haben sich hier in den vergangenen Jahren verschiedene Ansätze auf sozialer und städtebaulicher Ebene entwickelt.
Felix Nowak wird Beispiele aus seiner Praxis im Frankfurter Bahnhofsviertel sowie die Leitlinien städtischer Planung in diesem Quartier darlegen.

Felix Nowak ist Mitglied der Bürogemeinschaft bb22 in Frankfurt.

In Kooperation mit Autonomes Architektur Atelier Bremen.

Der Flyer zur Veranstaltungsreihe als PDF.

Kennen Sie Marx? Marxsche Theorie und der Verlust marxistischer Gewissheiten

31.Oktober, 20 Uhr im Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit Ingo Elbe

Lange Zeit hindurch konnten die Diskurse des partei-, später staatsoffiziellen Marxismus sowie des “westlichen” Antikommunismus die nahezu uneingeschränkte Definitionshoheit über das beanspruchen, was gemeinhin als “Marxscher” oder “wissenschaftlicher Sozialismus” galt.
Beide, parteioffizielle Vertreter wie bürgerliche Kritiker_innen, kleisterten – vor allem vermittelt über die Interpretationen Friedrich Engels – gerade aus den der klassischen politischen Ökonomie und bürgerlichen Geschichtsphilosophie verhafteten Restbeständen in Marx Schriften ein absurdes System “eherner Notwendigkeiten” des geschichtlichen Fortschritts sowie einer “historischen Mission” des Proletariats zusammen. Unterfüttert wurde das Ganze von einer zur alternativen Volkswirtschaftslehre pervertierten Deutung der Kritik der politischen Ökonomie. Im zwanzigsten Jahrhundert entstanden aber auch oppositionelle Formen der Marx-Deutung, die mit dem Label “westlicher Marxismus” und “neue Marx-Lektüre” versehen werden.

Der Vortrag bietet eine verständliche Einführung in die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation sowohl des traditionellen Marxismus als auch der kritischen Marxismen. Durch die lange Rezeptionsgeschichte des letzten Jahrhunderts hindurch soll ein Bild von Marx erkennbar werden, das die eine oder andere überraschen wird…

mit Ingo Elbe, Philosoph an der Universität Oldenburg und aktiv bei der Roten Ruhr Uni Eintrag zu Elbe bei wikipedia.

In Kooperation mit der Basisgruppe Antifaschismus.

Lebensmitteltafeln als Reparaturbetrieb der Gesellschaft? Existenzunterstützende Freiwilligenangebote als Sackgasse der sozialen Frage

Freitag, 23. September 2011, 19:30 Uhr, St. Michaelis Gemeindehaus, Doventorsteinweg 51, 28195 Bremen

Mit Prof. Dr. phil. Stefan Selke, Hochschule Furtwangen University.

Anschließend Diskussion: „Kann das Bedingungslose Grundeinkommen ein Ausweg sein?“

In seinem Vortrag setzt sich Prof. Dr. Stefan Selke kritisch mit den Lebensmitteltafeln und ähnlichen existenzunterstützenden Angeboten in Deutschland auseinander. Zwei seiner Hauptthesen lauten, dass durch die Tafeln – im Namen der Barmherzigkeit – Armut verstetigt und mit ihr das Geschäft der privaten Fürsorge-Industrie größer wird. Die Analyse der Tafellandschaft und deren Entwicklung zeigen, dass die soziale Absicherung vieler Menschen immer mehr aus dem Aufgabenbereich der Gesellschaft bzw. des Staates in den Bereich des Privaten und des Ehrenamts gedrängt wird. Im Feld der Tafeln existieren Interessenskonflikte und Grenzen der guten Tat. Brauchen wir neue Leitbilder für die soziale Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit? Kann das BGE eine Antwort sein und die Armut wirkungsvoll bekämpfen?

Grundlage der Arbeit von Prof. Selke ist die Frage nach den Chancen und Risiken menschlicher, insbesondere menschenwürdiger Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Seit 2006 ist sein zentrales Arbeitsfeld die gesellschaftskritische Begleitung der Tafelbewegung in Deutschland. Seine Sozialreportage über die Tafelbewegung, ,,Fast ganz unten“, löste einen umfassenden Diskurs über Seiteneffekte der Tafelbewegung aus. Dies führte zu einem Paradigmenwechsel in der öffentlichen Wahrnehmung der Tafeln sowie einer umfassenden Kritik an der privatisierten Sozialindustrie. Aktuell arbeitet Prof. Selke am Forschungsprojekt ,,Tafel-Monitor: Transformation der Lebensmitteltafeln und ähnlicher existenzunterstützender Angebote im institutionellen Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage“. Für dieses Projekt werden auch in Bremen Interviews durchgeführt.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.tafelforum.de

Link zur ersten kritischen Analyse von Tafeln: „Fast ganz unten. Wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird“: http://www.dampfboot-verlag.de/buecher/754-6.html

Link zu den kritischen Tafel-Sammelbänden (wissenschaftliche Anthologien): http://www.vs-verlag.de/Autor/a_20649/Selke.html

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Genug für alle in Europa und weltweit – mit dem emanzipatorischen Grundeinkommen zu einer Gesellschaft für alle

Donnerstag, 22. September 2011, 19:30 Uhr, St. Stephani Gemeindehaus, Faulenstr. 108, 28195 Bremen (Eingang über Stephanikirchhof)

Werner Rätz, Bonn, Attac-AG Genug für alle

Erwerbsarbeit wird allgemein als Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum angesehen. Aber vielen Menschen verhilft selbst in reichen Ländern ein Erwerbsarbeitsplatz nicht mehr zu einem Einkommen, das die Existenz sichert und ein würdiges Leben ermöglicht. Und die Produkte und Arbeitsformen gehen immer mehr an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Die Weltwirtschaftskrise ist noch lange nicht vorbei und Wirtschaftswachstum wird als einzig möglicher Weg aus der Krise verherrlicht. Wer ernsthaft eine nachhaltige, sozial- und umweltverträgliche Wirtschaft will, wird zuerst sicherstellen müssen, dass die Menschen sich um ihr materielles Überleben keine Sorgen machen. Und dazu brauchen alle ein bedingungsloses Grundeinkommen.

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Willkommen, Grundeinkommen!!?? Das bedingungslose Grundeinkommen auf dem Weg nach Europa

Montag, 19. September 2011, 18 Uhr, Stadtbibliothek Bremen – Zentralbibliothek, Am Wall 201, 28195 Bremen / Wall-Saal (Zugang von außen über Am Wall)

Mit Ronald Blaschke, Berlin, Netzwerk Grundeinkommen

Ronald Blaschke spannt den Bogen von der Geschichte der Idee bis zum aktuellen Diskussionsstand des Themas „Grundeinkommen“ in Europa. Der Referent geht zudem auf Perspektiven für die Einführung von Existenz und gesellschaftliche Teilhabe sichernder Modelle ein und greift dabei auf EU-Berichte (z. B. den „Bericht über den Bedeutung des Mindesteinkommens“) und Initiativen von Parteien und Verbänden zurück.

Roland Blaschke studierte Philosophie, Soziologie und Erziehungswissenschaften (Dipl. Phil., Dipl. Päd.), arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Katja Kipping, DIE LINKE. Er war jahrelang in der Erwerbslosenbewegung aktiv und ist Mitbegründer des bundesweiten Netzwerks Grundeinkommen. Derzeit ist er Mitglied im Netzwerkrat. Er hatte Lehraufträge und publiziert zum Thema Armut, Arbeitsgesellschaft, bürgerliches Engagement und Grundeinkommen. (Siehe auch: www.archiv-grundeinkommen.de/blaschke/)

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen und attac Bremen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen und die Stadtbibliothek West.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Eröffnung attac Wander-Ausstellung „Bedingungsloses Grundeinkommen“

Samstag, 10.09.2011, von 11 bis 13 Uhr, Stadtbibliothek West, Bremen – Gröpelingen, Lindenhofstr. 53, 28237 Bremen

Die Ausstellung wird vom 10.09. – 30.09.2011 gezeigt. Sie ist während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek West zu sehen (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: von 11 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis 13 Uhr, Mittwoch: geschlossen)

Die Ausstellung wurde von Werner Rätz und Hardy Krampertz (beide Attac-AG Genug für Alle) konzipiert und inhaltlich und grafisch erarbeitet. Sie gliedert sich in vier thematische Bereiche:
– Einführung (Kriterien, Funktionsweise, philosophische Wurzeln, Modelle, Beispiele)
– Erste Anfänge (erste Schritte zur Verwirklichung der Grundeinkommensidee)
– Auswirkungen (kritische Fragen und unsere Antworten darauf)
– Zukunft (günstige Wirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens)

Ausstellungseröffnung am Samstag 10.09.2011, von 11 bis 13 Uhr mit Vorführung des Films „12 Lektionen zum Grundeinkommen“ von Matthias Dilthey und Jörg Drescher mit anschließender Diskussion

In Kooperation mit dem Bremer Initiativkreis Grundeinkommen. An der Bremer Woche des Grundeinkommens beteiligen sich u.a. ver.di Bremen/Niedersachsen, die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF), die Evangelische Kirche Bremen/ St.-Stephani-Kirche, die Zentralbibliothek Bremen, die Stadtbibliothek West und attac Bremen.

Flyer Woche des Grundeinkommens 2011 als PDF.

Buch „Die globale Ökonomie des Autos“ erschienen

Ein neu erschienener Sammelband untersucht Entwicklungen, Strategien und Widersprüche der globalen Automobilproduktion. Vom 28.-30. Oktober 2010 fand in der Autostadt Stuttgart die internationale Konferenz »Auto.Mobil.Krise.« der Rosa Luxemburg Stiftung und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag statt. Die Konferenz wurde in Kooperation mit der Fraktion SÖS/DIE LINKE im Gemeinderat Stuttgart, dem Wissenschaftlichen Beirat von ATTAC und TIE/Netzwerk Auto durchgeführt (mehr siehe www.auto-mobil-krise.de und die Dokumentation auf http://www.rosalux.de/documentation/41066). Im Anschluss an diese Konferenz versucht der vorliegende Band Entwicklungen, Strategien und Widersprüche der globalen Automobilproduktion zu analysieren. Details zur Publikation hier (incl. Leseprobe).

Die neue Ausgabe der «RosaLux» hat das Titelthema «Globale Kernfrage». Das Heft 2/2011 zum Thema «Nach der Atomkatastrophe von Fukushima» enthält Beiträge von . http://www.rosalux.de/publication/37682 von Ulrich Schachtschneider, Michèle Rivasi, Bernd Brouns, Kristina Dietz, Markus Mohr u.a.
-> Das komplette Heft ist hier online. RosaLux kann kostenfrei als Print abonniert werden. Bitte wenden an Karin Malingriaux, Tel. 030 44310-123, oder mail: malingriaux(ätt)rosalux(dot)de.

Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

17.-18. September 2011, Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Wochenendseminar mit Valeria Bruschi und Antonella Muzzupappa (beide Berlin)

Was bedeutet Kritik der politischen Ökonomie? Worin liegt das kritische Potential der Marxschen Theorie? Inwiefern ist sie auch heute noch relevant? Indem ein erster Überblick über die Marxsche Ökonomiekritik gegeben wird, soll im Wochenendseminar über diese und weitere Fragen diskutiert werden. Anhand einer exemplarischen Textauswahl aus dem ersten Band des Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie wollen die beiden Referentinnen sich mit dem Kern der Marxschen Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse im Kapitalismus auseinandersetzen. Darüber hinaus werden die zentralen Kategorien und Zusammenhänge vorgestellt und diskutiert.

Valeria Bruschi arbeitet im Bereich Politische Bildung. Antonella Muzzupappa ist Referentin der RLS zum Thema Kritik der politischen Ökonomie. Beide teamen den Kapital-Lektürekurs der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin.

Das Wochenendseminar wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Anmeldung bitte unter talpe(ätt)gmx.net

In der Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der (radikalen) Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

Offener linker Jugendkongress (Bremen, 25./26. Juni 2011)

25./26. Juni 2011, Jugendzentrum Friese (Friesenstraße 110), bzw. Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr., 28203 Bremen

Ägypten, Tunesien, Spanien – überall auf der Welt gehen Menschen, vorallem Jugendliche auf die Straße. Aktuell in Spanien organisieren sich Jugendliche über Facebook und Twitter und fangen an, öffentliche Plätze zu besetzen und Versammlungen abzuhalten. Doch warum läuft hier nichts?
Als Jugendliche müssen wir uns doch alle mit dem gleichen Mist rumschlagen! Zwar geht es uns eigentlich relativ gut, trotzdem haben wir manchmal nicht genügend Kohle, sind ständig gestresst usw. Und das auf der Welt nicht alles in Ordnung ist, wissen wir alle.Hunger,
Krieg auf der Welt, aber auch in Deutschland gilt: Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder sexueller Orientierung systematisch ausgegrenzt und diskriminiert. Der deutsche Staat schiebt routiniert Menschen in menschenunwürdige Lebensbedingungen ab und lässt Akws betreiben, die eine ständige Bedrohung für unser Leben darstellen. Doch das ist nicht alternativlos!
Wir laden alle Jugendlichen, denen wie uns geht die empört, enttäuscht oder einfach interessiert sind und für die Vision einer anderen Gesellschaft eintreten wollen, herzlich zu unserem linken Jugendkongress ein. Dort wollen wir selbstbestimmt lernen, einen kritischen Blick auf die Gesellschaft in der wir leben werfen, und gemeinsam Alternativen diskutieren. Dafür braucht es weder großes Vorwissen noch politische Erfahrungen – alle sind herzlich willkommen.
Wie können wir uns Freiräume erkämpfen, in denen wir uns frei von Konkurrenz ausleben und entfalten können? Wie können wir Rassismus und Neonazismus entschlossen entgegentreten? Wie können wir den Atomaustieg selbst in die Hand nehmen? Wie schaffen wir ein besseres Leben für alle Menschen auf der Welt?
Wir freuen uns darauf, diese Fragen mit euch zu diskutieren und vor allem mit euch aktiv zu werden!

Um dich beim Kongress anzumelden schicke bitte eine E-Mail an:
anmeldung.juko(ätd)gmx.de. Bitte teile uns in der E-Mail folgende Daten mit:Mit wievielen Leuten du/ihr kommt und ob du/ihr einen Schlafplatz braucht.

Watch out: http://www.facebook.com/jukobremen

24. Juni, Freitag, 21:00 Uhr: Kongresseröffnung mit Filmabend und Kneipe, JuZe Friesenstrasse

Kongressablaufplan:

Samstag, 10:00 Uhr: Begrüßung, Ablaufplan, Kioto im Lagerhaus (Schildstraße 12)
11-14:00 Uhr: Workshopphase 1
15-18:00 Uhr: Workshopphase 2
20-22:00 Uhr: Praktische Aktionen, Kneipe
ab 22:00 Uhr: Party

Sonntag: 11:00 Uhr: Frühstück
12-15:00 Uhr: Workshopphase 3
15:00 Uhr: Abschluss

Eine Veranstaltung in Kooperation mit À Gauche und Avanti Bremen.

Wege zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit

30. Juni und 1. Juli 2011, Hannover
Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, die attac AG ArbeitFairTeilen, die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. und der ver.di-Landesbezirk Niedersachsen/Bremen veranstalten eine Konferenz zum Thema: „Wege zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit – Arbeitszeitverkürzung auf die Tagesordnung?!“
Zum Programm der Konferenz: http://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/termine/event_19080.html

Wir sitzen im Süden (Dokumentarfilm)

Mittwoch 22. Juni, 18.45 Uhr im Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen

Einführung und Nachgespräch mit der Filmemacherin Martina Priessner

Sie melden sich mit Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. »Wir sitzen im Süden« lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenter-»Agents«, die fränkisch, badenserisch oder auch hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Großraumbüros mitten in Istanbul. Deutsche Firmen von Lufthansa bis Neckermann finden hier für wenig Lohn qualifizierte Arbeitskräfte. Was Bülent (30), Murat (39), Fatoş (43) und Çiğdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çiğdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde vor fünf Jahren abgeschoben. Fatoş und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem »Ersatz-Deutschland« eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob es eine Möglichkeit für sie gibt, nach Deutschland zurückzukehren.

Wir sitzen im Süden. Ein Dokumentarfilm von Martina Priessner; Deutschland/Türkei, 2010, 88 min

Von Staats wegen. Konferenz zu Debatten materialistischer Staatskritik

Samstag, 11. Juni 2011, KIOTO im Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen

Materialistische Staatskritik hat sich in den letzten Jahren einer bescheidenen Renaissance erfreut. So sind einige Klassiker wie die Werke von Eugen Paschukanis und Nicos Poulantzas erneut verlegt und Sammelbände zu staatstheoretischen Überlegungen von weiteren wichtigen Theoretikern wie Karl Marx und Antonio Gramsci veröffentlicht worden. Anknüpfend an die Diskussionen um diese materialistischen Theorien des Staates wird sich die Konferenz unter anderem mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Wie lässt sich das Verhältnis von Staat und weiteren gesellschaftlich relevanten Kategorien wie Geschlecht, Nation und Globalisierung begreifen? Wie vollzieht sich die staatliche Regulation von Migration und Krise? Welche Konsequenzen ergeben sich aus staatstheoretischen Überlegungen für eine emanzipatorische linke Praxis? Was sind die jeweiligen Möglichkeiten, aber auch Grenzen beispielsweise von Kämpfen um Rechte?
Die einzelnen Veranstaltungen werden in theoretische Diskussionen einführen und ihre zentralen Begriffe und Thesen vorstellen, aber auch historische und aktuelle Entwicklungen skizzieren. Die Konferenz möchte zu Diskussionen über die aktuellen Bedingungen einer Emanzipation von Zwangsverhältnissen, zu denen sich auch der Staat rechnen lässt, einladen. Denn soziale Bewegungen und Kämpfe sind in ihrer Praxis immer mit dem Staat konfrontiert, sei es dass sie Rechte einfordern oder sich autonom in „Distanz zum Staat“ (Nicos Poulantzas) organisieren, wie beispielsweise Besetzungsbewegungen oder unkontrollierte Migration. Doch da Unzufriedenheit und Wut alleine die Verhältnisse noch nie zum besseren verändert haben, bedarf es einer kritischen Analyse. Debatte und die „Arbeit des Begriffs“ im Sinne von Johannes Agnoli sind daher wichtige Voraussetzungen für eine emanzipatorische Transformation der gesellschaftlichen Verhältnisse. Hoffnungen auf Patentrezepte und Lösungsangebote werden bei der Konferenz allerdings enttäuscht werden, denn die Intention der einzelnen Veranstaltungen ist vielmehr das Aufzeigen von Problemen und ihrer kritischen Erörterung. Es geht erst einmal um die gemeinsame Aneignung und Diskussion kritischen Wissens. Die Waffen der Kritik sollen also für aktuelle wie kommende gesellschaftliche Auseinandersetzungen geschärft werden …

Programm RLI_Staatskritik_Kongress als PDF

9.30 – 10.00 Konferenzbegrüßung

10.00 – 11.30
Oliver Barth (Bremen): Staat und Nation – Einführung in materialistische Verhältnisbestimmungen

Der moderne Nationenbegriff existiert erst seit der französischen Revolution, der Nationalismusbegriff war vor dieser unbekannt. Beide Begriffe verbreiteten sich mit Napoleon über Europa, mit dem Kolonialsystem über die ganze Welt und bildeten die Voraussetzung des zwanzigsten Jahrhunderts als „Jahrhundert der Extreme“ (Eric Hobsbawm). Anfangs noch als Ausdruck einer Wahlgemeinschaft mit republikanisch-aufklärerischen Forderungen verwendet, wandelten sich die Begriffe Nation und Nationalismus rasch zur Rede von der Blutsgemeinschaft. Von den in ihren Namen geführten Kriegen und Ausschlüssen ist zweifellos noch heute „das Schicksal aller abhängig“, wie dies der Anarchist Rudolf Rocker nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ausdrückte. Undenkbar ist jedoch die Gliederung der Welt in Nationalstaaten ohne die Geschichte des Kapitalismus – ein Zusammenhang, den schon Karl Marx erkannte, ihn aber nicht mehr ausformulierte. Seither existieren unterschiedliche materialistische Bestimmungs-versuche des Verhältnisses Staat – Nation, die von der Kritischen Theorie, Staatsableitungsdebatte und Zivilgesellschaftstheorien bis hin zu Historikern wie Benedict Anderson und Eric Hobsbawn reichen.
Die Veranstaltung soll in diesen Zusammenhang einführen und Fragen aufgewerfen wie: Was eint den republikanischen und den völkischen Nationalismus, was unterscheidet sie? Sind nationale Mentalitäten kontinuierlich oder sind sie durch Wertverwertung in ständiger Umwälzung? Welche Auswirkungen haben Trends zu Einwanderungsgesellschaften und zur Internationalisierung von Staatlichkeit?

Oliver Barth promoviert an der Leibniz Universität Hannover und veröffentlicht unter anderem in jungle world und Phase2.

12.00 – 13.30
Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main): Staat und Krise. Eine Einführung zu Keynes, Keynesianismus und marxistischer Keyneskritik

Krisen im Kapitalismus haben immer wieder Debatten um Krisenlösungsstrategien ausgelöst. Durch die aktuelle globale Krise erlebt gerade ein Theoretiker seine Renaissance, welcher sich infolge der Weltwirtschaftkrise Ende der 1920er als Ökonom einen Namen gemacht hatte: John Maynard Keynes. Obwohl Keynes seinerzeit die kapitalistischen Verhältnisse gegen den Sozialismus verteidigen wollte, galt und gilt er trotzdem vor allem in sozialdemokratischen Kreisen als Referenz für einen reformistischen Antikapitalismus. Besonders seine Vorstellung von Krisenlösung und Krisenvermeidung durch staatliche Regulation und Investition inspirierte linke Bemühungen um eine Harmonisierung kapitalistischer Widersprüche und daraus folgender Krisen. Die Überlegungen von Keynes und seinen Anhänger_innen provozierten aber auch massive Kritik: An der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie orientierte Einwände richteten sich einerseits gegen theoretische Defizite bei Keynes, andererseits gegen die politischen Konsequenzen seiner Überlegungen, etwa die Notwendigkeit eines starken und autoritären Staates sowie eines bürokratischen und technokratischen Politikstils. Zu kritisieren ist zum Beispiel die Vorstellung, dass der Kapitalismus generell krisenfrei funktionieren könne, aber auch die Keynessche Reduzierung der „Kapitalisten“ auf die „Rentiers“ und seine Hoffnung auf einen Kapitalismus ohne Zinsen und den „sanften Tod des Rentiers“.
Die Veranstaltung soll in die zentralen Thesen des Werkes von Keynes und des Keynesianismus einführen sowie eine Kritik an Keynes und Keynesianismus aus marxistischer Perspektive skizzieren.

Nadja Rakowitz (Frankfurt am Main) ist Soziologin, Mitglied der Marx-Gesellschaft und unter anderem Autorin des Buches „Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie“, Freiburg 2000.

14.00 – 15.00 Mittagspause

15.00 – 16.30
Anita Fischer (Frankfurt am Main): Staat und Geschlecht. Eine Einführung in die zentralen Debatten
einer feministisch-gesellschaftstheoretischen Staatstheorie

Zentrale Widerspruchs- und Konfliktachse des staatskritischen „Malestreams“ ist die Reduktion des Staates auf den Schutz der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse und die Garantie allgemeiner Rechte. In dieser Verfasstheit wird der bürgerlich kapitalistische Nationalstaat als geschlechtsloser bzw. geschlechtsneutraler konzipiert. Die Interventionen von geschlechtertheoretischen bzw. feministischen Staatstheortiker_innen zielen zunächst darauf, das Geschlecht des Staates offenzulegen und die bestehenden Konzepte einer kritischen Revison zu unterwerfen. Dies hat spezifische empirische und theoretische Konsequenzen für eine geschlechtertheoretische Konzeptualisierung des Staates. Die Veranstaltung möchte daher in die verschiedenen marxistischen und feministischen Interpretationen des Zusammenhangs von Staat und Geschlechterverhältnissen einführen. Dabei sollen zentrale theoretische Überlegungen, wie beispielsweise zur Bedeutung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung oder der Trennung von öffentlicher und privater Sphäre diskutiert werden. Darüber hinaus gilt es die Potentiale und Grenzen einer Einforderung von Rechten wie Recht auf Scheidung, selbstbestimmte Reproduktion und Schutz vor Diskriminierung für die Konstitution des Staates zu erörtern.

Anita Fischer (Frankfurt am Main) promoviert im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt.

17.00 – 18.30
Bernd Kasparek (München): Staat und Migration

Migration ist kein neues Phänomen, doch insbesondere die kapitalistische Globalisierung hat zu einer quantitativen und qualitativen Veränderung von Migration geführt. Migrationsbewegungen fordern die europäischen Nationalstaaten in vielfacher Weise heraus, Konfrontationen finden in vielen Arenen statt: Staatsbürger_innenschaft, Integrationsimperative, die Praxis des border crossings; allgemein Fragen gesellschaftlicher Inklusion und Exklusion. In Kombination mit der Herausbildung einer neuen Staatlichkeit in Europa ergeben sich so Prozesse, deren Ergebnisse noch offen sind.
Mit der Veranstaltung sollen die Herausbildung von neuen Akteur_innen und Institutionen der Migrationskontrolle in Europa sowie sich verschiebende Diskurse und Praktiken vorgestellt werden. Desweiteren werden die daraus resultierenden Probleme für antirassistische Praktiken erörtert und ihre Perspektiven im Kontext einer sich wandelnden europäischen Souveränität diskutiert. Ändern sich lediglich die Institutionen der Migrationskontrolle, oder auch deren Funktionsweise? Wie lassen sich in diesem Zusammenhang institutionelle Verselbständigungstendenzen wie Frontex bewerten? Welche Auswirkungen ergeben sich für das Staatsbürger_innenrecht?

Bernd Kasparek ist Mitglied der Karawane München und aktiv im Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung sowie Mitherausgeber von „Grenzregime – Diskurse, Praktiken, Institutionen in Europa„, Berlin 2010.

19.00 – 20.30
John Kannankulam (Marburg/Frankfurt am Main): Staat und Globalisierung aus materialistischer Perspektive

Die Debatte darum, ob als Folge der sogenannten “Globalisierung” der Nationalstaat verschwindet hat angesichts staatlicher Rettungsprogramme etc. im Zuge der Finanzkrise einigermaßen an Schwung und Relevanz verloren. Trotzdem sind die mit den Debatten um die Entstehung eines globalen “Empire” (Hardt/Negri) oder eines “Western Conglomerate of States” (Shaw) verbundenen Probleme nicht erledigt. Denn kaum eine_r würde bestreiten, dass sich seit der Krise des Fordimus in den 1970er Jahren die Nationalstaaten merklich gewandelt, sowie Inter- und Transnationalisierungsprozesse einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren haben.
Angesichts dieser Problemstellung will der Beitrag versuchen, einen knappen Überblick über die verschiedenen vorhandenen kritisch-materialistischen Positionen geben (mit Rekurs beispielsweise auf den sogenannten “Neo-Gramscianismus”, “Neo-Poulantzasianismus” und Hardt/Negri) und dabei deren Vorteile und kritisierbare Aspekte herausarbeiten. Davon ausgehend soll gezeigt werden, wie sich multiskalare und transnationale Kräfteverhältnisse im europäischen Kontext aus der Perspektive des “Staatsprojekt Europa” (www.staatsprojekt-europa.eu) empirisch operationalisieren lassen.

John Kannankulam ist Juniorprofessor für Politische Ökonomie und Europäische Integration an der Universität Marburg und neben Sonja Buckel und Jens Wissel Projektleiter des DFG-Projektes am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main mit dem Kurztitel “Staatsprojekt” Europa, das sich mit der Europäisierung der Migrationskontrollpolitiken in Europa befasst. Veröffentlichungen unter anderem: Autoritärer Etatismus im Neoliberalismus. Hamburg: VSA 2008; „Staat, Nation und Hegemonie“ (gem. mit Robin Mohan), in: Projektgruppe Nationalismuskritik (Hg.): Irrsinn der Normalität, Aspekte der Reartikulation des deutschen Nationalismus. Münster: Westfälisches Dampfboot 2009.

Die Konferenz wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe und mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg.
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Für auswärtige Konferenzteilnehmer_innen wird versucht, Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren. Anmeldung von Übernachtungswünschen bitte an talpe(ätt)gmx.net.

Frühschicht. Linke Fabrikintervention in den 1970er Jahren

Mittwoch, 4. Mai 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen
Buchvorstellung mit Jan Ole Arps (Berlin)
Klaus Franz hat es getan, Berthold Huber hat es getan, Joschka Fischer hat es getan.
»Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ohne die Arbeiterklasse hatten wir keine Chance, die Welt zu verändern, so viel war klar.« Das schreibt Harry Oberländer 1977, einige Jahre nachdem er als revolutionärer Aktivist bei Opel in Rüsselsheim angeheuert hatte. Vom Studenten zum Arbeiter.
Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 70er Jahre weit verbreitet. Auf die antiautoritäre Revolte von 1968 folgte für viele der Schritt in die Produktion; einige Tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank ein, um die Arbeiterklasse für Revolution und Kommunismus zu begeistern.
Inzwischen ist Klaus Franz (ehemals Mitglied der maoistischen KPD/AO) Betriebsratsvorsitzender bei Opel, Berthold Huber (ehemals Mitglied in der Vorgängerorganisation der MLPD) Vorsitzender der IG Metall, und Joschka Fischer (ehemals Revolutionärer Kampf, Frankfurt) war der erste grüne Außenminister und berät nun deutsche Unternehmen aller Sparten.
Über die bunte Vielfalt der linken »Betriebsintervention« ist hingegen kaum noch etwas bekannt. Ebenso fast vergessen: Auch in bundesdeutschen Fabriken herrschten in jenen Jahren keineswegs nur Ordnung, Fleiß und Disziplin. Zwar ließen sich die westdeutschen ArbeiterInnen anders als in Frankreich oder Italien nicht von der revolutionären Begeisterung mitreißen, die die Universitäten erfasst hatte, doch wilde Streiks waren häufig und hohe Lohnabschlüsse die Regel.
Das Buch geht der Faszination nach, die diese Ereignisse auf die rebellischen StudentInnen hatte. Es behandelt die K-Gruppen, die sich an Lenins Modell der Kaderpartei orientierten, ebenso wie die Spontis, deren Schlachtruf »Wir wollen alles« lautete und die die These von der Autonomie der Arbeiterkämpfe in der Fabrik erproben wollten. Es zeichnet den Weg junger Linker in die Betriebe nach und schildert, welche Erfahrungen sie dort machten. Damit handelt es vom Konflikt zwischen revolutionären Wünschen und den Mühen des Alltags, von Begeisterung und Ernüchterung über die Arbeiterklasse und von der Krise der autoritären Disziplin, die zur Krise der Großfabrik und der an ihr orientierten politischen Ansätze beitrug.
Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der ProtagonistInnen dieses Experiments, die mal nur einige Monate, manchmal ein ganzes Leben in der Fabrik geblieben sind.

Jan Ole Arps, Jahrgang 1978, hat Politikwissenschaft studiert. Er lebt in Berlin, ist Redakteur bei »ak – analyse & kritik«, in der Gruppe FelS (Für eine linke Strömung) und dem Euromayday Netzwerk aktiv und arbeitet – wenn möglich – als freier Autor. Sein Buch ist soeben beim Verlag assoziation a erschienen.
Link zu einer sachkundigen Rezension des Buches im Neuen Deutschland vom 9. März 2011 und hier einer zu einer weitere aus analyse und kritik.

Antizipierte Autonomie. Zur Theorie und Praxis der Gruppe »Socialisme ou Barbarie« (1949-1967)

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen, Dienstag, 10. Mai 2011 / 20 Uhr

Buchvorstellung mit Andrea Gabler

Noch bis vor kurzem galt die politische Gruppe um die Zeitschrift »Socialisme ou Barbarie« (1949-1967) in Deutschland als Geheimtip. In Frankreich hingegen war sie längst als wichtige Anregerin der Neuen Linken und des Mai ‘68 anerkannt. Im angespannten Klima des Kalten Krieges zwischen den Apologeten des westlichen Kapitalismus und den Anhängern des Stalinismus entwickelte die linkslibertäre Gruppe um Cornelius Castoriadis, Claude Lefort, Jean-François Lyotard, Henri Simon, Yvon Bourdet, Benno Sarel, Daniel Mothé und andere ihre undogmatischen marxistischen Positionen weiter zur radikalen Kritik am Marxismus selbst. In revolutionärer Absicht knüpfte sie an rätedemokratische Traditionen an und entdeckte das kreative Potential und die Selbsttätigkeit der Menschen als wichtigste Quelle der angestrebten Emanzipationsprozesse zu einer selbstbestimmten radikaldemokratischen Gesellschaft. Dieses Buch ist die erste ausführliche deutschsprachige Rekonstruktion der Geschichte von »Socialisme ou Barbarie«. Es basiert neben der kritischen Auswertung der Zeitschrift auch auf einer Befragung ehemaliger Mitglieder der Gruppe. Ins Zentrum ihrer Darstellung rückt Andrea Gabler eine Analyse des Projekts einer »revolutionären Arbeitsforschung«. Mit den »témoignages« – den authentischen Selbstzeugnissen der Arbeitenden aus ihrem Arbeitsalltag in Industrie und Verwaltung – begründete »Socialisme ou Barbarie« eine eigene Form von Aktionsforschung mit dem Ziel, die entfremdeten Arbeitsverhältnisse durch Selbstinterpretation der Alltagserfahrungen zu artikulieren, um sie verändern zu können.
Diese »témoignages« beleuchten detailliert den Despotismus bürokratisch-kapitalistischer Unternehmensorganisation. Auf dieser empirischen Basis entwickelt v.a. C. Castoriadis die Theorie der Gleichzeitigkeit von Einschluß und Ausschluß der Arbeitenden. Dieses Nebeneinander von Selbsttätigkeit (Autonomie) und betrieblicher Fremdbestimmung (Heteronomie) macht soziale Prozesse doppeldeutig und eröffnet neue Perspektiven emanzipatorischer politischer Praxis. Dieser theoretische Zugang kann aktuell die Diskussionen über Organisationswandel, neue Managementmethoden und die »Entgrenzung« von Arbeit, aber auch die Debatte um die Möglichkeit einer »anders organisierten Welt« kritisch anregen und konstruktiv weiterführen. Andrea Gabler zeigt, daß auch in den kleinen Konflikten und Widersprüchen des (Arbeits)- Alltags die Idee der Autonomie immer wieder als unabgegoltene Forderung aufscheint und zu neuen Aktionsformen anregt.

Dr. Andrea Gabler hat Soziologie, Ethnologie und Politische Wissenschaft studiert und ist Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaft der Universität Braunschweig; Veröffentlichungen zur Soziologie der Arbeit und zur Geschichte der radikalen Linken. Sie ist Autorin des Buches „Antizipierte Autonomie“ (Offizin Verlag, Hannover)

Link zu einer Besprechung des Buches von Andrea Gabler – auf der Themenseite Geschichte der RLS.

Hartz IV – Ein Bürgerkrieg der politischen Klasse gegen die arm Gemachten

Donnerstag, 10. März 2011, 19.30 Uhr, Willehad Saal, Alte Post, Domsheide 15, 28195 Bremen
Vortrag Pater Dr. Friedhelm Hengsbach SJ
Update: Der Vortrag von Herrn Hengsbach ist hier online nachzulesen.
In der Veranstaltungsreihe „Aus (welcher) Geschichte Lernen? „1932Heute!“ der Georg-Elser-Initiative Bremen e.V. (Flyer zur Reihe als PDF)

Begrüßung und Moderation: Propst Dr. Martin Schomaker
Der Eintritt ist frei!
Referent: Pater Dr. Friedhelm Hengsbach SJ Dr. oec., Professor em. für christliche Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, bis 2006 Leiter des Oswald von
Nell-Breuning-Instituts.

Arbeitslosigkeit und Armut abschaffen! Eine realistisch – unrealistische Utopie

Donnerstag, 24. März 2011, 19.30 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen
Vortrag von und mit Prof. Dr. Peter Grottian
Die provozierende These wendet sich gegen die Vorstellung, dass ein hoher Sockel von Erwerbslosigkeit und Armut strukturell unvermeidbar und kapitalistisch vorgegeben ist. Mit einem anderen Verständnis von Grundsicherung und Arbeit wäre konzeptionell ein Rahmen von Grundsicherung, Arbeitsumverteilung, gesellschaftsspezifischer Arbeitsteilung, selbstbestimmter Arbeit und gesellschaftlichen Mindestlohn möglich, der eine weitgehende Abschaffung der Arbeitslosigkeit zur Folge hätte. Deshalb sind die Machtkonstellationen zu erörtern, wie die Abschaffung von Arbeitslosigkeit und Armut durchgesetzt werden kann.
in der Reihe „Aus (welcher) Geschichte Lernen? „1932Heute!“ der Georg-Elser-Initiative Bremen e.V.“ flyer zur Reihe als PDF

Begrüßung und Moderation: Norbert Schepers, Rosa Luxemburg Initiative. Bremer Forum für Bildung, Gesellschaftsanalyse und -kritik e.V.

Der Eintritt ist frei!

Referent: Prof. Dr. Peter Grottian, emeritierter Hochschullehrer für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und wissenschaftlicher Beirat von Attac. Mitorganisator im Bildungsstreik, Bankenaktionstag, Stuttgarter Demokratiekongress 2011 und diversen Sozialprotesten.

Vom protestantischen Arbeitsethos zu einer neuen Arbeitsethik: Überlegungen zu Würde und Wert der Arbeit

Dienstag, 8. Februar 2011, 19.30 Uhr
Gemeindehaus St. Stephani,
Faulenstraße 108, 28195 Bremen (Wegbeschreibung)

Vortrag und Diskussion mit Prof. Franz Segbers

Vollbeschäftigung im herkömmlichen Sinne wird es nicht mehr geben können. Es braucht sie auch nicht mehr zu geben. Wer sie fordert, der bleibt deshalb hinter den ökonomischen und technologischen Möglichkeiten der entwickelten Moderne zurück.
Nicht Arbeit um jeden Preis und zu jedem Preis, wie das Motto von Hartz IV lautet, führt aus der Krise der Arbeitslosigkeit heraus. Es steht eine gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit und eine Aufwertung der anderen Arbeiten an, die eine Gesellschaft braucht. Kehrt man zur Grundintention Luthers zurück und löst den Begriff des Berufs von seiner einseitigen Dominanz der Erwerbsarbeit, dann zeigt sich ein umfassendes Verständnis menschlicher Arbeit, das heute an der Zeit ist. Doch dazu muss es eine materielle Grundlage geben – ein Grundeinkommen.

Franz Segbers: Habilitation in Evangelischer Sozialethik an der Universität Marburg, 2004, Berufung zum außerplanmäßigen Professor für Sozialethik, Universität Marburg
2005/2006 Vorsitzender der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände in Rheinlandpfalz, Geschäftsführer Bündnis soziale Gerechtigkeit in Hessen, Mitorganisator des 1. und des 2. Hessischen Sozialforums, Referent für Ethik im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau / Frankfurt. Sprecher der Landesarmutskonferenz Rheinland-Pfalz.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit: Bremer Initiativkreis Grundeinkommen, Diakonisches Werk Bremen, Evangelisches Bildungswerk Bremen, St. Stephani-Gemeinde Bremen.

37-seitiger Text „Bürgerrechte, soziale Rechte und Autonomie. Weiterentwicklung des Sozialstaates durch ein Grundeinkommen“ von Segbers als PDF

Abschied oder Update – Was tun mit dem Klassenbegriff?

Dienstag, 18. Januar 2011 / 19.30 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Lothar Peter und Sven Ellmers

Die Klasse ist beständig ein zentraler Begriff materialistischer Gesellschaftstheorie und -kritik gewesen, genauso wie sie in der sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Politik über lange Zeit eine bedeutende Rolle gespielt hat. Marx und Engels haben die Klassenstruktur als Bedingung der kapitalistischen Ausbeutung identifiziert und den Klassenkämpfen eine Schrittmacherfunktion für den gesellschaftlichen Wandel attestiert. Ihnen folgend hat sich der theoretische und politische Bezug auf die sozialen Klassen sowie gar der Glaube an die Arbeiter_innenklasse als revolutionäres Subjekt allerdings immer weiter reduziert. So haben auch gesellschaftskritische Ansätze in den letzten Jahrzehnten vermehrt den Klassenkonfikt als vorrangiges gesellschaftliches Problem für überholt erklärt und sich der Analyse anderer gesellschaftlicher Widersprüche verschrieben. Von vielen totgesagt, ist der Klassenbegriff in all seinen Dimensionen hochgradig unklar, ganz zu schweigen von seinem politischen Potential. Auch die materialistische Gesellschaftstheorie muss sich damit auseinandersetzen, wo sie denn nun sind, die Klassen! Lothar Peter und Sven Ellmers werden sich den Fragen nach der Aktualität und der Relevanz des Klassenbegriffs zuwenden. Dabei wird es sowohl um die konkrete Gestalt der Klassenverhältnisse im 21. Jahrhundert, ihren gesellschaftspolitischen Stellenwert, als auch die gesellschaftstheoretischen Zusammenhänge der Marx- schen Klassentheorie gehen: Gibt es noch (soziale) Klassen? Welche gesellschaftlichen Veränderungen haben zum Wandel der Klassenstruktur beigetragen? Hat die Arbeiter_innenklasse (noch) revolutionäres Potential? Wie ist das Verhältnis zwischen ökonomischen und sozialen Klassen zu beurteilen? Welche Momente der Marxschen Klassentheorie sind noch gültig? Zu diesen und weiteren Problemen werden Lothar Peter und Sven Ellmers Antworten präsentieren und diskutieren.

Lothar Peter war Professor für Soziologie an der Universität Bremen und hat zuletzt zum Thema veröffentlicht: Was machen wir mit dem Klassenbegriff?, in: Z – Zeitschrift für marxistische Erneuerung Nr. 81, 2010.

Sven Ellmers ist Mitglied der Roten Ruhr Uni Bochum und Mentor für Praktische Philosophie an der Fernuniversität Hagen. Er hat zumThema veröffentlicht: Die formanalytische Klassentheorie von Karl Marx, Duisburg 2009.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe Bremen.

Die demografische Zeitbombe – Europäische Visionen von Bevölkerungspolitik und globaler Macht

30. November 2010, 20.00 Uhr, Kommunikationszentrum paradox
Bernhardstraße 12, 28203 Bremen (Saal | Erdgeschoss)

Moderation: Kai Kaschinski

Die Thilo-Sarrazin-Debatte ist nur ein Aspekt der Ausweitung biopolitischer Konzepte in der deutschen Politik. Im Kontext einer Globalisierung der Biopolitik erfahren in Europa insgesamt bevölkerungspolitische Denkmuster und Strategien eine Modernisierung. Unter Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung in Europa, den als Kostenexplosion im Gesundheitswesen bezeichneten Abbau medizinischer Versorgung und die Migrationspolitik werden Konzepte zur Regulierung und Kontrolle der Bevölkerung entworfen. Der Fernsehsender Arte hat eine sehr aufschlussreiche Dokumentation zu dieser Thematik erstellt, die wir an diesem Abend in Teilen sehen und diskutieren werden. Anhand verschiedener Länderbeispiele wird dort – kommentiert von verschiedenen WissenschaftlerInnen und Politikern – dargestellt welche machtpolitischen Auswirkungen die jeweiligen Bevölkerungsentwicklungen auf Europa und seine Position in der Welt im Jahr 2030 haben könnten.

Film- und Diskussionsveranstaltung des Clubs der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit lifeKritik und dem Verein für Internationalismus und Kommunikation.

Heide Gerstenberger: Arbeitsverhältnisse im Kapitalismus

Freitag, 10. Dezember 2010 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie
Karl Marx beschrieb die historische Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise mit dem Begriff der „ursprünglichen Akkumulation“. In diesem gewaltsamen Prozess entstanden nach Marx die „doppelt freien“ Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter: Frei von der direkten Gewalt personaler Abhängigkeitsverhältnisse wie zuvor unter feudaler Herrschaft, aber auch frei vom Eigentum an Produktionsmitteln. Anhand der marxschen Thesen erläutert die Referentin die wesentlichen Merkmale kapitalistischer Arbeitsverhältnisse. Diese sind im Kontrast zur direkten Gewalt der vorkapitalistischen Verhältnisse vermittelt durch die strukturelle Gewalt von Recht und Vertrag. Doch dies entsprang nicht ökonomischer Rationalität oder unternehmerischer Güte, sondern war Ergebnis langer und harter politischer Kämpfe. Nach Ansicht vieler liberaler wie auch marxistischer Analysen verschwand direkte Gewalt mit der historischen Etablierung des Kapitalismus aus der Sphäre der Lohnarbeit bzw. blieb eine vernachlässigbare Größe. Nach Heide Gerstenberger gehört direkte Gewalt jedoch nicht nur zur Entstehungs-geschichte und zu Krisenperioden des Kapitalismus, sondern prinzipiell zur kapitalistischen Realität. Wie sich das Verhältnis von Gewalt und Recht gestaltet und historisch verändert, soll mit der Veranstaltung dargelegt werden.

Heide Gerstenberger ist pensionierte Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen und Mitherausgeberin der Reihe Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft im Verlag Westfälisches Dampfboot. Veröffentlichungen unter anderem: Die subjektlose Gewalt. Theorie und Entstehung bürgerlicher Staatsgewalt, Münster 2006.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.