Veranstaltung - Archiv


Täter_innen, Mitläufer_innen, Zuschauer_innen, Opfer in der Familie? (SEMINAR)

28. Mai 2011 / 15 Uhr / Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

»Alle, die nach Auschwitz in westlichen Ländern leben, haben Auschwitz in ihrer Geschichte.« Ruth Klüger
Der Nationalsozialismus ist auch über 65 Jahre nach seiner militärischen Niederlage alles andere als »lange her«. Auch existieren in der postnazistischen Bundesrepublik personelle und ideologische Kontinuitäten weiter. Noch heute haben viele Menschen sehr direkte biografische Verbindungen zur Generation der Täter_innen wie auch der Verfolgten und Ermordeten. Die verschiedenen familiären Tradierungsmuster und Umgangsweisen in den Familien haben ihre vielfältigen Effekte auch auf heutige Generationen. Die Tradition des Verschweigens von NS-Taten und damit verbundene Emotionen prägen zahlreiche Familien von Täter_innen, aber auch von
Opfern des Nationalsozialismus. Die Überwindung des Schweigens über die Zeit des NS ist häufig ein schwieriges Unterfangen, das nicht wenige maßgeblich (bewusst oder affektiv) beeinträchtigt. In der dritten und mittlerweile vierten Generation verändern sich die Voraussetzungen für das Sprechen über den NS. Doch noch immer wissen die wenigsten Konkretes über die Rolle eigener Verwandter. Wir wollen einige Anregungen zur eigenen Recherche und zur Thematisierung von Schuld und Verdrängung in Familien und darüber hinaus geben.

Anmeldung erwünscht (aber nicht Bedingung) per Mail unter: huettner(ädd)rosa-luxemburg.com.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Denis Goldberg – Anti-Apartheidkämpfer (Lesung)

Montag 16.5. 2011 / 19 Uhr / Kinder- und Jugendtheater moks am Bremer Theater, Goetheplatz 1-3, 28203 Bremen

Lesung und Gespräch mit Denis Goldberg

Denis Goldberg wurde 1933 als Sohn jüdischer Einwanderer in Kapstadt geboren. In seinem Elternhaus wurde er in säkularem Sinne und sozialistischen Idealen folgend erzogen. Als die Befreiungsbewegung ANC 1961 nach Jahren des gewaltfreien Widerstands einen bewaffneten Arm gründete, schloss sich ihm der junge Bauingenieur als technischer Offizier an. Nur zwei Jahre später wurde die Führungsspitze der Untergrundorganisation auf einer Farm nahe Rivonia verhaftet. Im folgenden Prozess wurde Denis Goldberg 1964 als Angeklagter Nummer 3 gemeinsam mit Nelson Mandela und anderen zu vier Mal lebenslänglich verurteilt. Als einziger Weißer unter den Verurteilten verbrachte Goldberg 22 Jahre im Zentralgefängnis von Pretoria. 1985 kam er zu Beginn der Verhandlungen um die Beendigung des Apartheidsystems als Erster der acht Rivonia-Gefangenen frei. Nach einem kurzen Aufenthalt in Israel zog er zu seiner Familie nach London und engagierte sich als ANC-Vertreter weiter für den Sturz des Apartheidregimes. 2002 kehrte er nach Südafrika zurück.
In seiner Autobiografie »Der Auftrag. Ein Leben für die Freiheit in Südafrika« erzählt der unverbesserliche Optimist die Geschichte seines außergewöhnlichen Lebens, die zugleich ein Spiegel des langen, schwierigen und oftmals schmerzhaften Weges Südafrikas in die Freiheit ist.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Was ist Rassismus? Geschichte und Diskussion um ein Herrschaftsphänomen

Mittwoch 11. Mai 2011 / 19 Uhr / Bremer Presseclub, Schnoor, 28195 Bremen

mit Rosa Fava

Viele vollkommen verschiedene Phänomene gelten als Rassismus: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von »Migrantenkindern« auf Haupt- und
Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …
Es handelt sich dabei um unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs und zur Hierarchisierung von biologisch und/oder kulturell bestimmten Gruppen. Dies überschneidet sich mit Antiziganismus, Antisemitismus und Nationalismus.
In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in der politischen Öffentlichkeit und der Wissenschaft in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder
Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung.
In dem Vortrag geht darum, verschiedene Begriffe, Zugänge und ihre Überschneidungen vorzustellen sowie einen Einblick in die differenzierenden Wirkungen von Rassismus auf die Subjekte, die sich zur unmarkierten Norm oder zur rassifizierten Abweichung entwickeln, zu geben.

Rosa Fava (Hamburg), ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv und schreibt an einer Promotion: Die Neuausrichtung der ›Erziehung nach Auschwitz‹ im Einwanderungsland. Eine rassismuskritische Diskursanalyse.

Veranstaltet im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Neonazistinnen – Frauen in der Neonaziszene

Donnerstag 9. Juni 2011 um 19.30 Uhr in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Das öffentliche Bild von Neonazis ist in fast ausnahmslos allen Fällen männlich konnotiert. Männer in Führungspositionen haben die wichtigen Ämter inne, Männer aus S/W-Fotografien liefern das ideologische Futter, Männer im Springerstiefeln hetzen Migrant_innen durch die Straßen. Auch wenn dieser Eindruck von den Neofaschisten selbst so beabsichtigt ist, organisieren sich selbstverständlich auch zahlreiche Frauen in ihren Bewegungen und übernehmen bei deren Entwicklung eine wichtige Funktion. Wer diese Neonazistinnen sind, wo wir sie finden und welches Geschlechterrollenbild dem ganzen eigentlich zu Grunde liegt – diesen Fragen versucht die Veranstaltung nachzugehen.

In Kooperation mit recherche-nord.

Chiapas 2010- »Autonomie ist unser Widerstand« Bericht über die Europäische Solidaritätsbrigade im zapatistischen Aufstandsgebiet

Vortrag und Diskussion

Mittwoch, 18. Mai 2011 | Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen | 20.00Uhr

Im Juli 2010 reiste eine Solidaritätsbrigade europäischer Kollektive nach Chiapas, Mexiko,um die fünf rebellischen Zonen der zapatistischen Befreiungsbewegung zu besuchen. Seit Mitte des Jahres 2009 häufen sich die Meldungen der zapatistischen Räte der Guten Regierung und verschiedener Menschenrechtsorganisationen über die Repression seitens des mexikanischen Staates, die Vertreibungen ganzer Gemeinden, die Militärpräsenz, das Einsetzen paramilitärischer Gruppen, körperliche Übergriffe bis hin zu Morden, Drohungen oder die Durchsetzung von Regierungsprogrammen zur Spaltung der indigenen Gemeinden umfasst.Die Strategien der Aufstandsbekämpfung gegen die autonomen Strukturen sind vielfältig. Ein Ziel der Brigade bestand daher in der Dokumentation der aktuellen Menschenrechtsverletzungen, die sich nicht nur auf zapatistischem Gebiet zutragen.
»Der kontinuierliche Aufbau unserer Autonomie ist unsere Widerstandsstrategie gegen die Repression seitens des mexikanischen Staates«, so der Rat der Guten Regierung in Oventik auf die Frage,wie sich die Zapatistas gegenüber den Provokationen verhalten.Angesichts des enormen ökonomischen und politischen Druckes, dem die rebellischen autonomen Gemeinden alltäglich ausgesetzt sind, haben sie in den 16 Jahren ihres Aufstandes eine erstaunliche Infrastruktur aufgebaut. Wie sich die Brigade überzeugen konnte, existieren in jedem der fünf Caracoles autonome Bildungs-, Gesundheits-, Justiz- sowie agrarökologische Strukturen, die auch von zahlreichen nicht-zapatistischen Personen konsultiert werden.
Ein beeindruckendes Beispiel ist die Frauenklinik für reproduktive und sexuelle Gesundheit in La Garrucha,die teilweise über moderne Technik verfügt und sich zugleich traditioneller indigener Heilmethoden bedient. Die Klinik stellt eine Referenz zu den Forderungen nach Anerkennung und Respekt dar, die die zapatistischen Frauen 1993 im revolutionären Frauengesetz formuliert hatten. Dank der Arbeit der Gesundheitspromotorinnen konnte die Mütter-und Kindersterblichkeitsrate in der Region enorm gesenkt werden.
Neben der Dokumentation der jüngsten jüngsten Fortschritte in dem indigen geprägten Aufstandsgebiet bestand ein weiteres Ziel der Brigade in der Vermittlung einer horizontalen Solidarität aus Europa und im Austausch über gemeinsame Widerstandsstrategien.
Zum Austausch, Verlauf und den Ergebnissen der Rundreise hält die Gruppe B.A.S.T.A., die auf der Brigade vertreten war, einen reich bebilderten Vortrag.
Zentrale Themen des Vortrags sind die aktuelle Situation der Zapatistas in Südmexiko, die Schwierigkeiten mit denen die indigene Bewegung konfrontiert ist, Fortschritte, die die Bewegung erreichen konnte und die Perspektiven, die sich abzeichnen.

Anschießend ist Raum für eine offene Diskussion.

Die Referent_innen:
Miriam Trzeciak, geb. 1982, hat Politikwissenschaft, Soziologie und Spanische Philologie studiert. Ihre Themenschwerpunkte sind: Queer und Gender Studies, Soziale Bewegungen in Lateinamerika und qualitative Forschungsmethoden. Sie hat im Rahmen ihrer Magisterarbeit eine qualitative Erhebung über die Situation von Maquiladora-Arbeiterinnen an der mexikanischen Nordgrenze verfasst.
Nach ihrem Studium hat sie ein Jahr bei der südmexikanischen Frauenorganisation CIAM A.C. mit Sitz in San Cristobal de las Casas/Mexiko ein Arbeitspraktikum realisiert.
Miriam Trzeciak war mehrere Male als Menschenrechtsbeobachterin in den zivilen Friedenscamps in Chiapas tätig und ist ehrenamtlich bei der Gruppe B.A.S.T.A. und dem Verein Carea e.V. aktiv.
Luz Kerkeling, geb 1972, Soziologe, arbeitet als freier Journalist, Lehrbeauftragter, Filmemacher und in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitarbeiter der Gruppe B.A.S.T.A. und des alternativen Forschungs- und Bildungsvereins Zwischenzeit e.V. Zur Zeit promoviert er zum Thema Umweltzerstörung, Marginalisierung und indigener Widerstand in Südmexiko.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen.

Nix da mit raus hier – Alle Roma bleiben!

Samstag, 2. 4. 2011, 18:00 Uhr, Kulturkirche St. Stephani, Stephanikirchhof, 28195 Bremen

Vortrag mit Diskussion

Mit Claudia Jacob, Jannis Tanner

„Nix da mit raus hier“ soll das Motto dieses Abends sein, an dem wir mit Musik, Gesprächen und Informationen über die Abschiebung von Roma aus Bremen aufklären wollen.
Die ReferentInnen sind ehrenamtliche Mitglieder des Flüchtlingsrat Bremen e.V. und Roma-UnterstützerInnen, Jannis Tanner macht sein Freiwilliges Soziales Jahr beim Kulturreferat des AStA der Universität Bremen

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen in Kooperation mit Sozialer Friedensdienst Bremen (SFD)

Peggy Parnass – Rebellin und Legende (Lesung)

Mittwoch, 20. April 2011 / 20 Uhr / Villa Ichon / Goetheplatz 4, 28203 Bremen

mit Peggy Parnass

Niemand sonst hat mit soviel Vehemenz und Radikalität die Prozesse der Bundesrepublik Deutschland zu den Verbrechern des nationalsozialistischen Regimes beschrieben und kommentiert. Ihre berühmten Gerichtsreportagen reichen bis zu den RAF-Prozessen der 80er Jahre. Sie veröffentlichte u.a. in Konkret,
Stern, TransAtlantik und taz.
»Sie ist unverwechselbar, total und restlos und so ist auch alles, was sie geschrieben hat.« (Ralph Giordano) »Sie hat Wut im Bauch. Im Kopf. Im Herzen. In der Seele. Und genauso schreibt sie – leidenschaftlich, rücksichtslos und zugleich zärtlich, mitfühlend.« (Klaus Bednarz) »Natürlich ist sie wunderbar.« (ZEIT)
Sie hat sich immer für unterdrückte Minderheiten stark gemacht: »Muss ja. Wenn wir für die unterprivilegierte Mehrheit was erreichen wollen.« Peggy Parnass , unbequem und unbestechlich, ist eine Zeitzeugin der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft von großer Kenntnis und Sensibilität.

Karten: VVK 5€, AK 7€; Kulturticket an der AK / VVK-Stellen u.a. Uni-Buchhandlung, Buchladen Ostertor, Golden Shop
Veranstaltet in Kooperation mit unerhoert / Literaturkontor / Heinrich-Böll-Stiftung Bremen.
Unterstützt vom Kulturzentrum Schlachthof und der Stiftung für Sozialgeschichte Bremen.

»Der Holocaust und die Linke«. Welche Relevanz hat die Auseinandersetzung mit dem Holocaust für antifaschistische und emanzipatorische Politik?

Freitag 6. Mai 2011 / 20 Uhr / Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

»Angesichts der Tatsache, dass uns die letzten überlebenden Opfer des Nationalsozialismus verlassen, ist es umso dringlicher deren Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen zu bewahren und weiter zu erzählen. Eine Aufgabe, die Empathie und Beharrlichkeit erfordert, die sich verbalradikaler Phrasendrescherei ebenso verschließen muss, wie geschichtsblindem Aktionismus. Diese Aufgabe mag mühselig sein und alles andere als revolutionär. Für eine Linke, die ihren Antifaschismus nicht nur als Attitüde begreift, ist sie jedoch unverzichtbar.« (Antifaschistisches Infoblatt, Sonderheft Erinnerungskultur in Deutschland, April 2005)

Wir sind die Guten?
Der gesellschaftliche Umgang mit dem Nationalsozialismus
hat sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Mittlerweile wird ihm ein herausragender Stellenwert in der hegemonialen Gedenk- und Erinnerungskultur der BRD zugedacht. Die verschiedenen Facetten der Jahrzehnte des Schweigens und Verdrängens bis hin zur offensiven Thematisierung hätten bis heute Interventionen einer kritischen Linken erfordert. Doch linke Bewegungen konnten sich in allen Nachkriegsjahr-zehnten nicht durch einen ruhmreichen Umgang mit dem Nationalsozialismus hervorheben. Stattdessen wurde das Bestehen auf eine Auseinandersetzung mit der Besonderheit des Nationalsozialismus und des Holocaust häufig als eine Anklage verstanden. Aktuelle linke und antifaschistische Aktivitäten lassen eine explizite Thematisierung des NS oft vermissen, erinnerungs- und geschichtspolitische Initiativen sind kaum wahrnehmbar. Das gefühlte Ausbleiben einer öffentlichen Auseinandersetzung lässt vermuten, dass die im sogenannten »Historikerstreit« in den 1980er Jahren geforderte »Historisierung des Nationalsozialismus« (Martin Broszat) in der Linken längst Realität geworden ist und dem Thema kein expliziter Raum zugedacht wird. Wir wollen mit dieser Veranstaltungsreihe die Fragen aufwerfen, warum das so ist und ob es so bleiben soll. Ist es überhaupt notwendig, sich explizit mit Nationalsozialismus und Holocaust zu beschäftigen? Wofür und wie? Ist es für aktuelle Gesellschaftskritik und eine Begründung von radikaler Opposition notwendig oder überhaupt möglich, »aus der Vergangenheit zu lernen«? Gibt es eine Besonderheit des Holocaust und wie hängt das mit dem modernen Antisemitismus zusammen?

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Der DGB und der Standort Deutschland

Donnerstag 14. April 2011 / 19 Uhr / Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

mit Christian Frings, Köln

»Gerechter Lohn für gute Arbeit« ist eine von vielen Parolen des DGB, die einer/m zum Beispiel am 1. Mai immer wieder begegnen. Doch welche Rolle hat der DGB als Institution im Standort Deutschland?
Unter anderem dieser Frage soll in dem Vortrag nachgegangen werden.

Christian Frings lebt als Autor und Übersetzer in Köln.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Völkischer Antikapitalismus. Zur Analyse und Kritik eines zentralen Strategie- und Ideologieelements des modernen Neonazismus

Dienstag, 29. März 2011 / 19 Uhr / Infoladen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen
mit Richard Gebhardt (Aachen)

Am 1. Mai 2011 will die NPD unter dem Slogan »Soziale Sicherheit statt Raubtierkapitalismus« ihre zentrale Demonstration in Bremen durchführen. Dabei kopieren die Nazis nicht eine vermeintlich linke Parole, sondern verweisen damit auf ihre völkisch argumentierende Kritik am Kapitalismus.
Richard Gebhardt wird in seinem Vortrag aufzeigen, wie die NPD dabei auf Theorien und Propaganda des Nationalsozialismus zurückgreift.

Richard Gebhardt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für politische Wissenschaft, Technische Hochschule Aachen.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Mirjam Ohringer, Widerstandskämpferin aus Amsterdam

Donnerstag 24. März 2011 / 19 Uhr / Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
mit Mirjam Ohringer (Amsterdam)
»Alle Menschen haben denselben Wert. Was Sie als Erwachsene dann wert sind, hängt davon ab, was sie selbst daraus machen. Diese Erkenntnis der Gleichheit ist meiner Meinung nach die Grundlage für eine gute Gesellschaft, für ein gutes Zusammenleben. Das gilt für alle Menschen und alle Gesellschaften, denn heute gibt es zwar weder in Holland noch in Deutschland Krieg, aber wir mischen uns überall auf der Welt in Kriege ein, und zwar im Rahmen von sogenannten Friedensmissionen. Aber genau das bringt uns einer besseren Gesellschaft, einer gerechteren Welt für alle Menschen nicht näher.«

Mirjam Ohringer ist 86 Jahre alt und wuchs als Kind jüdischer Immigrant/innen in Amsterdam auf. Von ihren Eltern im Geiste in einem Mix aus jüdischer Philosophie und marxistischer -Arbeiter/innen—bewegung erzogen, ist sie schon 1933, im Alter von neun Jahren, an der Unterstützung jüdischer Flüchtlinge und Widerstandskämpfer/innen beteiligt. Als die Deutschen die Niederlande 1940 besetzen, ist sie 16 und in einer Gruppe des antifaschistischen Widerstandes aktiv: sie sammelt Geld, vervielfältigt Zeitungen, verteilt Flugblätter, übernimmt Kurierdienste… Sie muss miterleben, wie viele Freund/innen und Verwandte verschleppt und ermordet werden. Bis heute ist Mirjam Ohringer politisch aktiv: »Das ist einfach eine Aufgabe, denn Überleben verpflichtet! Wir kämpfen bis heute gegen die Auffassung der Nazis, dass Menschen nicht alle gleich wert seien. Das akzeptieren wir nicht, das haben wir nie akzeptiert und das werden wir auch nie akzeptieren.«

Wir freuen uns sehr, dass Mirjam Ohringer im Vorfeld des
1. Mai nach Bremen kommt.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Mit der Volksgemeinschaft gegen den globalen Kapitalismus?

Donnerstag 10. März 2011 / 19 Uhr / Infoladen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen
mit N.N.

»Arbeit für Millionen statt Profite für Millionäre«, »Zukunft statt Globalisierung«, »Nein zum G8-Gipfel! Für eine Welt freier Völker« – das sind die Parolen, die uns auf den Naziaufmärschen begegnen. NPD und Kameradschaften erklären die Wirtschafts- und Sozialpolitik zu ihrem zentralen »Schlachtfeld«. Damit knüpfen sie an ihre historischen Vorbilder in der »Bewegungsphase« vor der Machtübergabe an die NSDAP 1933 an.
Der Vortrag befasst sich mit der Fragestellung: Welche Rolle spielt der Antikapitalismus in der aktuellen faschistischen Rechten? Welches Verständnis vom Kapitalismus steckt hinter dem rechten »Antikapitalismus« und der rechten Globalisierungsgegnerschaft? Welche Lösungen propagiert dieser Teil der extremen Rechten?

Der Referent ist Mitarbeiter des Apabiz und der AG »Rechtsextremismus« in Ver.di Berlin-Brandenburg.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Frühschicht. Linke Fabrikintervention in den 1970er Jahren

Mittwoch, 4. Mai 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen
Buchvorstellung mit Jan Ole Arps (Berlin)
Klaus Franz hat es getan, Berthold Huber hat es getan, Joschka Fischer hat es getan.
»Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ohne die Arbeiterklasse hatten wir keine Chance, die Welt zu verändern, so viel war klar.« Das schreibt Harry Oberländer 1977, einige Jahre nachdem er als revolutionärer Aktivist bei Opel in Rüsselsheim angeheuert hatte. Vom Studenten zum Arbeiter.
Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 70er Jahre weit verbreitet. Auf die antiautoritäre Revolte von 1968 folgte für viele der Schritt in die Produktion; einige Tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank ein, um die Arbeiterklasse für Revolution und Kommunismus zu begeistern.
Inzwischen ist Klaus Franz (ehemals Mitglied der maoistischen KPD/AO) Betriebsratsvorsitzender bei Opel, Berthold Huber (ehemals Mitglied in der Vorgängerorganisation der MLPD) Vorsitzender der IG Metall, und Joschka Fischer (ehemals Revolutionärer Kampf, Frankfurt) war der erste grüne Außenminister und berät nun deutsche Unternehmen aller Sparten.
Über die bunte Vielfalt der linken »Betriebsintervention« ist hingegen kaum noch etwas bekannt. Ebenso fast vergessen: Auch in bundesdeutschen Fabriken herrschten in jenen Jahren keineswegs nur Ordnung, Fleiß und Disziplin. Zwar ließen sich die westdeutschen ArbeiterInnen anders als in Frankreich oder Italien nicht von der revolutionären Begeisterung mitreißen, die die Universitäten erfasst hatte, doch wilde Streiks waren häufig und hohe Lohnabschlüsse die Regel.
Das Buch geht der Faszination nach, die diese Ereignisse auf die rebellischen StudentInnen hatte. Es behandelt die K-Gruppen, die sich an Lenins Modell der Kaderpartei orientierten, ebenso wie die Spontis, deren Schlachtruf »Wir wollen alles« lautete und die die These von der Autonomie der Arbeiterkämpfe in der Fabrik erproben wollten. Es zeichnet den Weg junger Linker in die Betriebe nach und schildert, welche Erfahrungen sie dort machten. Damit handelt es vom Konflikt zwischen revolutionären Wünschen und den Mühen des Alltags, von Begeisterung und Ernüchterung über die Arbeiterklasse und von der Krise der autoritären Disziplin, die zur Krise der Großfabrik und der an ihr orientierten politischen Ansätze beitrug.
Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der ProtagonistInnen dieses Experiments, die mal nur einige Monate, manchmal ein ganzes Leben in der Fabrik geblieben sind.

Jan Ole Arps, Jahrgang 1978, hat Politikwissenschaft studiert. Er lebt in Berlin, ist Redakteur bei »ak – analyse & kritik«, in der Gruppe FelS (Für eine linke Strömung) und dem Euromayday Netzwerk aktiv und arbeitet – wenn möglich – als freier Autor. Sein Buch ist soeben beim Verlag assoziation a erschienen.
Link zu einer sachkundigen Rezension des Buches im Neuen Deutschland vom 9. März 2011 und hier einer zu einer weitere aus analyse und kritik.

Antizipierte Autonomie. Zur Theorie und Praxis der Gruppe »Socialisme ou Barbarie« (1949-1967)

Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen, Dienstag, 10. Mai 2011 / 20 Uhr

Buchvorstellung mit Andrea Gabler

Noch bis vor kurzem galt die politische Gruppe um die Zeitschrift »Socialisme ou Barbarie« (1949-1967) in Deutschland als Geheimtip. In Frankreich hingegen war sie längst als wichtige Anregerin der Neuen Linken und des Mai ‘68 anerkannt. Im angespannten Klima des Kalten Krieges zwischen den Apologeten des westlichen Kapitalismus und den Anhängern des Stalinismus entwickelte die linkslibertäre Gruppe um Cornelius Castoriadis, Claude Lefort, Jean-François Lyotard, Henri Simon, Yvon Bourdet, Benno Sarel, Daniel Mothé und andere ihre undogmatischen marxistischen Positionen weiter zur radikalen Kritik am Marxismus selbst. In revolutionärer Absicht knüpfte sie an rätedemokratische Traditionen an und entdeckte das kreative Potential und die Selbsttätigkeit der Menschen als wichtigste Quelle der angestrebten Emanzipationsprozesse zu einer selbstbestimmten radikaldemokratischen Gesellschaft. Dieses Buch ist die erste ausführliche deutschsprachige Rekonstruktion der Geschichte von »Socialisme ou Barbarie«. Es basiert neben der kritischen Auswertung der Zeitschrift auch auf einer Befragung ehemaliger Mitglieder der Gruppe. Ins Zentrum ihrer Darstellung rückt Andrea Gabler eine Analyse des Projekts einer »revolutionären Arbeitsforschung«. Mit den »témoignages« – den authentischen Selbstzeugnissen der Arbeitenden aus ihrem Arbeitsalltag in Industrie und Verwaltung – begründete »Socialisme ou Barbarie« eine eigene Form von Aktionsforschung mit dem Ziel, die entfremdeten Arbeitsverhältnisse durch Selbstinterpretation der Alltagserfahrungen zu artikulieren, um sie verändern zu können.
Diese »témoignages« beleuchten detailliert den Despotismus bürokratisch-kapitalistischer Unternehmensorganisation. Auf dieser empirischen Basis entwickelt v.a. C. Castoriadis die Theorie der Gleichzeitigkeit von Einschluß und Ausschluß der Arbeitenden. Dieses Nebeneinander von Selbsttätigkeit (Autonomie) und betrieblicher Fremdbestimmung (Heteronomie) macht soziale Prozesse doppeldeutig und eröffnet neue Perspektiven emanzipatorischer politischer Praxis. Dieser theoretische Zugang kann aktuell die Diskussionen über Organisationswandel, neue Managementmethoden und die »Entgrenzung« von Arbeit, aber auch die Debatte um die Möglichkeit einer »anders organisierten Welt« kritisch anregen und konstruktiv weiterführen. Andrea Gabler zeigt, daß auch in den kleinen Konflikten und Widersprüchen des (Arbeits)- Alltags die Idee der Autonomie immer wieder als unabgegoltene Forderung aufscheint und zu neuen Aktionsformen anregt.

Dr. Andrea Gabler hat Soziologie, Ethnologie und Politische Wissenschaft studiert und ist Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaft der Universität Braunschweig; Veröffentlichungen zur Soziologie der Arbeit und zur Geschichte der radikalen Linken. Sie ist Autorin des Buches „Antizipierte Autonomie“ (Offizin Verlag, Hannover)

Link zu einer Besprechung des Buches von Andrea Gabler – auf der Themenseite Geschichte der RLS.

Feministische Mädchenarbeit weiterdenken. Zur Aktualität einer bildungspolitischen Praxis. (Buchvorstellung & Diskussion)

15. Juni 2011, 19.30 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen
mit Ines Pohlkamp, N.N.
Feministische Mädchenarbeit hat es schwer, denn „arme Jungs“ sind oft mehr in der Diskussion. Neoliberale Diskussionen zeigen davon, dass die Bildungsbenachteiligung von Mädchen Schnee von gestern ist. Mädchen haben aufgeholt. An diesem Abend soll aufgezeigt werden, warum feministische Mädchenarbeit heute immer noch wichtig ist und was aktuelle blinde Flecken der aktuellen Mädchenarbeit in der Praxis sind. An welchen Punkten muss sie ansetzen, um an Aktualität nicht zu verlieren? Die Herausgeber_innen stellen zentrale Thesen aus ihrem Buch vor und stellen sich der Diskussion, wie es möglich sein kann, aktuelle Geschlechterverhältnisse in der politischen Bildung, hier am Beispiel der feministischen Mädchenarbeit, zu kritisieren.
Die Veranstaltung richtet sich an Praktiker_innen in der politischen Bildung, in der Mädchen- und Jungenarbeit, an pädagogische Fachkräfte, Interessierte im Themenkomplex Gender/Geschlecht und Geschlechterverhältnisse.

Referent_innen: Ines Pohlkamp ist Mitherausgeberin des Buches (mehr zum Buch Feministische Mädchenarbeit als PDF), ihre Themenschwerpunkte sind Intersektionalität, geschlechtersensible Gewaltforschung, Feministische Theorie und Queer Theory. Sie arbeitet seit über 12 Jahren mit Mädchen und anderen Geschlechtern in der politischen Bildung.

In der Veranstaltungsreihe Queer-feministische Debatten, Reflexionen und Interventionen der RLI
RLI_Reihe Queer Flyer als PDF

Queer Theory und Queer Politics. Thesen zur deutschsprachigen Queer-Debatte

Samstag, den 28. Mai 2011, 20 Uhr, Infoladen Bremen, St-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen
mit Franziska Rauchut, Berlin
Nur wenige Schlagworte und Begriffe wurden in den akademischen Debatten der letzten 15 Jahre so stark aufgenommen und lebhaft diskutiert wie queer (engl.: seltsam, pervers, sonderbar). Der Begriff queer in einer positiven Bedeutung stammt aus dem Kontext der US-amerikanischen Lesben-, Schwulen-, Bi-, Transsexuellen- und Transgender-Bewegung der 1980er/1990er Jahre. Queer blieb ein notwendig unbestimmter Kampfbegriff in dem Sinne, dass seine Bedeutung sich laufend verschieben kann. Im Kontext dieser Bedeutungsverschiebungen eröffnen sich nun spannende Fragen zu seinem Handlungs- und Provokationspotential.
Im Lauf der Zeit ebneten sich der Begriff und das zugehörige Konzept den Weg in den Diskurs der Sozialwissenschaften (später auch Geistes- und Naturwissenschaften) und modifizierten ganze Politikkonzepte. Wie dieser Prozess im Einzelnen ablief, wie der Begriff sich veränderte und von einzelnen Gruppen für sich beansprucht wurde, davon handelt dieser Vortrag. Welche neuen Freiräume hat »queer« der Politik eröffnet, was blieb auf der Strecke und inwiefern unterscheidet sich das deutsche »Queer«-Konzept von seinen Ursprüngen in den USA? Was geschah im Zuge der Übertragung in differente kulturelle Zusammenhänge? (Wie) Bleibt der Begriff in (der) Bewegung?
Franziska Rauchut, Kulturwissenschaftlerin an der Universität Lüneburg, arbeitet an ihrer Dissertation zu wissenschaftstheoretischen und -politischen Verquickungen von Cultural, Gender und Queer Studies. Ihre Interessens- und Arbeitsschwerpunkte liegen darüber hinaus in den Bereichen der Postmodernen Feministischen Theorie. Sie ist Autor_in von „Wie queer ist Queer? Sprachphilosophische Reflexionen zur deutschsprachigen akademischen »Queer«–Debatte

In der Veranstaltungsreihe Queer-feministische Debatten, Reflexionen und Interventionen der RLI
RLI_Reihe Queer Flyer als PDF

Kein Geschlecht oder viele – warum es biologisch „Frau“ und „Mann“ nicht gibt

20.05.2011, 20 Uhr, Infoladen Bremen, St-Pauli-Str. 10/12, 28203 bremen
mit Heinz-Jürgen Voss
„Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ ist nach der Geburt die erste Frage, die immer wieder gestellt wird. Können die Eltern darauf keine Antwort geben, so herrscht betretenes Schweigen, wird das Thema gewechselt. Das Kind beginnt erst so richtig in unserer Gesellschaft zu existieren, wenn es mit einem von zwei Geschlechtern aufwarten kann – ein Zustand nachdem Justiz, Medizin und „gesellschaftliche Moral“ einem jeden Menschen trachten.
Ganz selbstverständlich nehmen wir auch für uns in Anspruch, Menschen nach dem Geschlecht unterscheiden zu können. Wir erkennen sie an Kleidung, beruflicher Qualifikation (der Chef ist niemals eine Frau), seltener durch einen Blick auf die kulturell so aufgeladenen Genitalien. Bart, übrige Körperbehaarung, Hüfte, Brustumfang sind da schon legitimer als deutlich zugewiesene Merkmale, nach denen wir gelernt haben, einen Menschen nach „Mann“ und „Frau“ sicher einzuordnen. Unter Berufung auf „natürliche Unterschiede“ werden auch immer wieder gesellschaftliche Ungleichbehandlungen und Diskriminierungen gerechtfertigt.
Aber: Was ist „natürlich“ an Geschlecht? Gibt es biologisch zwei Geschlechter – oder haben wir das nur in der Schule so gelernt? In diesem Input und Diskussion wird der Ausarbeitung von „biologischem Geschlecht“ in den sich herausbildenden „modernen biologisch-medizinischen Wissenschaften“ seit dem 17./ 18. Jahrhundert bis heute nachgegangen. Bei den aktuellen biologischen Geschlechtertheorien wird offensichtlich, dass sich eine Interpretation dass es viele Geschlechter geben muss geradezu aufdrängt.

Heinz-Jürgen Voß – Mitarbeit in diversen antifaschistischen, gender-kritischen, queer- Gruppen und Projekten in Dresden, Leipzig, Göttingen, Hannover, Berlin. Studium der Biologie an der Universität Leipzig. Promotion an der Universität Bremen zu «Geschlechterdekonstruktion aus biologisch-medizinischer Perspektive». Mehrere Print- und Non-print-Publikationen zu Geschlechterverständnis, Queer-politics, Intersexualität etc. Autor_in von Making Sex Revisited und Geschlecht in der Reihe theorie.org. Website: http://www.heinzjuergenvoss.de

In der Veranstaltungsreihe Queer-feministische Debatten, Reflexionen und Interventionen der RLI
RLI_Reihe Queer Flyer als PDF

Return of the tüdelband (Kino in Bewegung)

Sonntag 17. April 2011 | 15.00h | Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen.

Return of the tüdelband, Regisseur: Jens Huckeriede (2003), 82 min.
In den Zwanziger Jahren kannte sie jeder, zumindest in Hamburg: die Gebrüder Wolf. Sie traten in den Theatern rund um die Reeperbahn auf.
Ihre Songs waren frech und ihre Kostümwechsel waren rasant. Ihre Lieder, wie das des Jungen mit dem Tüdelband, wurden zu populären Schlagern. Ab 1933 wurden die Gebrüder Wolf als Juden verfolgt: Sie flohen, überlebten in Deutschland oder starben im KZ. Dan Wolf lebt in San Francisco und macht Hip-Hop. Zusammen mit dem Hamburger Dokumentarfilmer Jens Huckeriede kehrte der Hip-Hop-Musiker Wolf an die Lebens- und Wirkstätten seiner Vorfahren zurück. So ist ‚RETURN OF THE TÜDELBAND‘ gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit und eine Brücke in die Gegenwart.

Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Jens Huckelriede.

In Kooperation mit „Kino in Bewegung“. Der Film ist Teil von `Kino in Bewegung. Eine Filmreihe gegen Rechts! (Die Film-Reihe läuft vom 03.April bis zum 08.Mai 2011).

Pressemitteilung zu Der Junge mit dem Tüdelband als PDF

Antimuslimischer Rassismus – Eine neue Form der Ausgrenzung in Deutschland

Freitag, 8. April bis Sonntag, 10. April 2011, DGB Haus, Bahnhofsvorplatz 22-28, 28195 Bremen

Freitag: Anti-muslimischer Rassismus in den Medien
Vortrag und Diskussion, Referentin: Dr. Sabine Schiffer
18:00 – 20:00 Uhr (öffentliche Veranstaltung)

Seminar am Samstag und Sonntag: Anmeldung erforderlich

Samstag: Begriffserklärung: Islamophobie, Islamfeindlichkeit oder anti-muslimischer Rassismus?
Seminar, Referentin: Nahed Samour
Analyse empirischer Studien und ihrer Begriffsverwendung, Gruppenarbeit
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Islamfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus
Theoriedebatte in Deutschland
9:00 – 16:00 Uhr

Sonntag:
KritikerInnen und der Gewalts-, Patriarchats-, und Islamisierungsvorwurfs
Formen- und Protagonisten des antimuslimischen Rassismus
Seminar, Referentin: Nahed Samour
9:00-13:00 Uhr
Und: Engagement gegen Antimuslimischen Rassismus

Anmeldung und Information:
Arbeit und Leben Bremen, Willi Derbogen, Tel.: 96089 12
Anmeldungen per Fax: 0421 96089 20 per Email: info(ädd)aulbremen.de
Veranstaltungsnummer: 100.426/FS 2011 (bitte bei Anmeldung für das Seminar angeben)

Das Seminar am Samstag und Sonntag kostet 10 Euro (Mittagessen am Samstag + Tee und Kaffee). Die Veranstaltung am Freitagabend ist kostenlos.

VeranstalterInnen: Arbeit und Leben (DGB/VHS) e.V. Bremen und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Moral und Gesellschaftskritik. Es gibt nur einen vernünftigen Grund, Freiheit gesellschaftlich verwirklichen zu wollen: Moral

Dienstag, 15. März 2011, 19.30 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Strasse 10-12, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Christine Zunke

Die Vorstellung einer befreiten Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Menschen nicht unter dem blinden Gesetz der kapitalistischen Ökonomie bloße Mittel zur Verwertung des Werts, sondern Zweck der gesamtgesellschaftlichen Produktion wären, ist eine moralische Vorstellung, die sich nicht über das bloß individuelle Interesse begründen lässt. Denn das individuelle Interesse, meine Bedürfnisse (und die der Menschen, die ich mag) sollen Zweck der gesellschaftlichen Produktion sein, mündet konsequent in einer Vorstellung von Weltherrschaft. Nur in einem modernen Feudalismus mit mir an der Spitze hätte ich exklusiven Zugang zum gesamten Mehrprodukt und meine Bedürfnisse könnten auf höchstem Niveau verlangen und befriedigt werden. Das Interesse, das für die ganze Menschheit einen herrschaftsfreien Zustand fordert, ist dagegen nicht sinnlich, sondern aus reiner Vernunft praktisch begründet – und damit moralisch; dieses moralische Interesse an der Menschheit nannte Immanuel Kant Pflicht. Christine Zunke möchte diesen sperrigen Begriff aufnehmen und darstellen, warum die Abschaffung des Kapitalismus eine Pflicht ist, auch wenn sie eigenen Interessen (Freizeit, Karriere etc.) entgegensteht.

Dr. Christine Zunke ist Dozentin am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg.

In Kooperation mit AK Kritik des Antisemitismus des AStA der Universität Bremen.

« La résistence, l’ occupation et les deportations en France – Erinnerung & Aufbereitung in Deutschland und Frankreich»

Geschichtsnarrative in Deutschland und Frankreich im Vergleich. Wochenendseminar zu deutscher Besatzungspolitik, Widerstand und Erinnerung in Frankreich

Wochenendseminar in Bremen vom 15. bis 17. April 2011. Mit den Referentinnen Jennifer Gronau (Politologin) und Wiebke Becker (Bewegungsaktivistin).

Der Widerstand gegen die Besatzung Frankreichs 1940-1944 durch die Nationalsozialisten war im Departement Rhone-Alpes besonders stark. Nicht nur die Städte Grenoble und Lyon gelten bis heute als Orte des Widerstands, im Besonderen auch die Hochebene des Vercors ist durch seine aktive Rolle und die blutige Niederschlagung des Marquis bekannt geworden. Dies liegt zum einen in der langen Tradition dieser Orte und damit ihrer wenig antisemitischen Haltung und speziellen nationalistischen Strukturen. Zum Beispiel hat die Intervention des Bischofs von Lyon ein Umkehren der Haltung von Lasal und Petain zu der Mitwirkung der französischen Polizei bei den Razzien und Deportationen bewirken können. Zum anderen lag die besondere Rolle der Region darin begründet, dass sie zur Südzone und damit zum nicht besetzten Teil Frankreichs gehörte. Zudem waren Teile des Departements zeitweise von italienischen Truppen besetzt.
Anhand dieser lokalen Besonderheiten kann sich sowohl der Politik Vichys genähert werden, als auch der Besatzungspolitik des italienischen Faschismus und nicht zuletzt auch den Bestrebungen der auf Kollaboration angelegten Besatzungspolitik der Deutschen.

In den letzten Jahrzehnten hat es auch innerhalb Frankreichs starke erinnerungspolitische Kämpfe um diese Region gegeben. Vor allem die Recherchen von Serge und Beate Klarsfeld ermöglichten, dass in den 1980er Jahren im Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer von Lyon, Klaus Barbie, die Geschichte der Region neu verhandelt wurde. Erst ab Mitte der 1990er Jahre wurden die Geschichtsbücher und Erinnerungsstätten den neuen historischen Erkenntnissen angepasst und die starke Mitwirkung des Vichy-Regimes an den Verfolgungen der französischen und ausländischen Juden und Jüdinnen explizit thematisiert und in der Gedenkarbeit berücksichtigt.

Im Rahmen eines Wochenend-Seminars sollen anhand dieser konkreten Region das historische Geschehen und die unterschiedlichen soziokulturellen und politischen Einflüsse erarbeitet und kritisch diskutiert werden. Wir wollen damit einen Raum schaffen, in dem nicht nur die Konsequenzen des nationalsozialistischen Imperialismus, seiner Zwangsarbeitspolitik und des Vernichtungswahns beleuchtet werden, sondern auch anhand ‚anderer’ nationaler Erinnerungsnarrative und ‚lieux de mémoire’ der Bedeutung des Holocaust in den heutigen Entwürfen von Nationen nachgespürt werden kann.

In der Reihe „Antifaschistische Perspektiven des Erinnerns“ der Rosa Luxemburg Initiative Bremen“

Referentinnen:
Jennifer Gronau, Politologin, arbeitet u.a. zu nationalen Erinnerungsdiskursen und hat sich intensiv mit soldatischen Gedenkpraktiken am Beispiel der Gebirgsjägertreffen im Bayrischen Mittenwald befasst.
Wiebke Becker, Bewegungsaktivistin, Arbeitsschwerpunkte: französischer Widerstand, Besatzungspolitik, Kollaboration

Anmeldungen an:
urban@rosa-luxemburg.com // Anmeldefrist bis 4. April 2011

Teilnehmer_innenanzahl: max. 18

Freitag: 15.4 von 17-20 Uhr (abends besteht die Möglichkeit ‚la fiche rouge’ zu sehen)
Samstag: 16.4, 10:00 bis 18:30 Uhr (abends optional: ‚liberté’ / ‚le raffle’)
Sonntag: 17.4.2011, 10:00 bis 16:00 Uhr

Remembering means fighting!

Freitag, 15.April 2010 um 20 Uhr, Infoladen, St. Pauli Str. 10-12, 28203 Bremen
Antiziganismus, Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, in Gestalt von Übergriffen, Pogromen und verbalen Diffamierungen sind nicht nur seit den 90er Jahren zunehmend in Deutschland virulent, sie werden zunehmend europaweit gemeinschaftlich praktiziert. Die rechtsradikalen Bewegungen in Europa vertreten den „Rassen- bzw. Kulturkrieg“ und vernetzen sich dabei zunehmend in ihrem gemeinschaftlichen Projekt. Grenzüberschreitende Kooperationen unter dem Banner des so genannten Ethnopluralismus – für „ein Europa der Vaterländer“ (NPD) – sorgen für erstarkende Neonazistrukturen bei Kameradschaften und Parteien. Auch der Versuche im Europa-Parlament eine Fraktion der rechten Parteienlandschaften zu gründen, zeugt von dem Trend der Vernetzung und Zusammenarbeit rechtsradikaler Kräfte – von der Front National (Frankreich) über die Fiamma Tricolore (Italien) bis zur Partidul Romania Mare (Rumänien).
Rechte Musiknetzwerke, von „Blood and Honour“ bis zu der legalen Ersatzstruktur „Honour and Pride” und den weltweit agierenden „Hammerskin Nation“ im Hintergrund, organisieren europaweit Rechtsrock-Konzerte, die vor allem der Politisierung und Mobilisierung für den „weißen Widerstand“ dienen. Konzerte, zum Beispiel in den Grenzregionen Deutschland/ Tschechien/ Polen oder Belgien/ Frankreich, bieten Räume für die Vernetzung des militanten Neonazismus. Ebenso existiert das nazistische Politik-Konzept der „Autonomen Nationalisten“ mittlerweile als globales Phänomen. Auch im Rahmen europaweiter Events, wie dem alljährlichen „Fest der Völker“ (Thüringen), dem Gedenkaufmarsch in Dresden am 13. Februar oder beim „Day of Honour“ in Budapest, versammelt sich eine erstarkende europaweite Naziszene.
Dieser Entwicklung sieht die antifaschistische Linke als Anlass sich auszutauschen, zu vernetzen – lokal, regional und über alle Grenzen hinweg. Eine starke, handlungsfähige Antifa-Bewegung hat zu diesem Zweck neue Strukturen entwickelt und sich gemeinsam dieser Bewegung entgegen gestellt.
Über diese Entwicklung werden am 15.4. zwei Referent_innen der Antifa-Northeast aus dem Netzwerk „Siempre Antifaschista“ (Berlin) referieren und mit uns Notwendigkeit, Entwicklung und Zukunftsperspektiven europaweiter antifaschistischer Strukturen diskutieren.

Veranstalter_innen: Rosa Luxemburg Initiative (Reihe „Antifaschistische Perspektiven der Erinnerung“) und Antifaschistische Komitee Bremen

In der Reihe „Keinen Meter“

„Liebe, Freundschaft, Sexualität – Methoden in der geschlechterbewussten Bildungsarbeit mit Jugendlichen“

Projektvorstellung und Diskussion mit AK Hilde Gender der DGB Jugend Bremen

Donnerstag den 5. Mai 2011, 19.30 DGB Haus, Bahnhofsplatz 22, 28195 Bremen

Hilde Gender (Bremen) und Gerd.A. Gender (Göttingen) sind zwei an die DGB-Jugend angedockte Teamer_innenArbeitskreise, die seit über fünf Jahren Projektschultage zum Thema „Liebe, Freundschaft, Sexualität“ anbieten. Ziel ist dabei, Jugendlichen neben Frontalunterricht, Notendruck und Theorielastigkeit einen Raum zu bieten in dem sie sich kritisch mit den an sie herangetragenen Geschlechterbildern, sowie anderen Zuschreibungen und Rollenerwartungen auseinander setzen können. Hierbei sind diverse Methoden aufgegriffen, erprobt und weiterentwickelt worden, die wir euch, nach einer kurzen Darstellung unserer Ansätze, vorstellen wollen.

Veranstaltet in Kooperation mit Teamer_innenArbeitskreis „Hilde gender“ der DGB Jugend Bremen in der Veranstaltungsreihe Queer-feministische Debatten, Reflexionen und Interventionen der RLI

RLI_Reihe Queer Flyer als PDF

Nationalism and Homophobia in Serbia – Antifacist Strategies and Visions

Freitag, 1. April 2011, 20.00 Uhr, Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

The pictures of the street violence as a reaction to Belgrade gay-pride in October 2010 were even broadcasted in central Europe. The event had turned into mass riots between police and 5000 nationalists and organized fascists.
Different to Germany orthodox-clerical-fascism plays an important role in nationalist mobilizations. After 1989 there were (relatively successful) attempts of the church to replace the communist party as a new dominant social factor.
In what forms does the „turn into the extreme right“ which moves across central and Eastern Europe influences the Balkan region? How did the general social situation of the people change as an effect of the privatization processes and crisis? And how do antifascist movements react and what are their positions to the nationalist tendencies of society and the neo-fascist groups?
About this and more you can find out from an activist from Novi Sad (Serbia).
The evening is meant to be a chance for exchange about international perspectives in preparation of the anti-neonazi mobilization on 1st of May in Bremen.

Language of discussion is English, but help of translators will be provided.

Lesetip: Petar Atanackovic: Stolz & Vaterland: Zur politischen Situation in Serbien, in: Antifaschistisches Infoblatt, Schwerpunkt Osteuropa, Nr. 88, 2010

Reihe Antifaschistische Perspektiven des Erinnerns der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen in Kooperation mit Avanti Bremen

Geld gegen Gesinnung. Mit Extremismus-Doktrin, Verfassungsschutz und Hilfswissenschaft gegen die „Zivilgesellschaft“

Do., 21.04.2011, um 19 Uhr im Bremer Presse-Club, Schnoor 27/28, 28195 Bremen
Vortrag und Diskussion mit Friedrich Burschel
Mit dem Amtsantritt der zweiten Regierung Merkel steht erneut die umstrittene Extremismus-Doktrin zur Debatte: Das Bild von einer demokratischen Mitte der Gesellschaft, die sich – als Lehre aus der Weimarer Republik – gegen Extremismus von rechts und links (sowie von Ausländern) zu erwehren habe, dient als Instrument zur Kontrolle und Disziplinierung dessen, was als „Zivilgesellschaft“ gehandelt wird. Jüngster Höhepunkt dieses reaktionären Rollbacks ist die unselige Debatte über die Extremismusklausel, der sich staatlich geförderte Projekte für demokratische Kultur und gegen Rechts neuerdings zu unterwerfen haben: neben einem überflüssigen Zwangsbekenntnis zu Demokratie und Verfassung sollen sie künftig auch ihr Arbeitsumfeld in diesem Sinne durchleuchten.
Wie die rechte Regierung mithilfe eines expansiven Inlandsgeheimdienstes, willfähriger Wissenschaftler_innen und Medien das Terrain der offenen Gesellschaft einzäunt und dabei freie Träger politischer Bildung, bürgerschaftliches Engagement gegen Neonazis, antifaschistische Initiative und Gesellschaftskritik an die Wand drängt, soll an diesem Abend analysiert und zur Debatte gestellt werden, ebenso Ideen für politische Gegenwehr.

Friedrich Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Als freier Journalist war er selbst als „Linksextremist“ von rechtswidriger Überwachung und Diskriminierung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz betroffen. Er ist Autor und Herausgeber des Buches „Stadt – Land – Rechts. Brauner Alltag in der deutschen Provinz“ sowie – zum Thema – des RLS-Standpunkte-Papiers „Geld gegen Gesinnung“.

Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin

Dienstag, 12. April 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Buchvorstellung mit Volker Weiß (Hamburg)

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Die Forderung nach »Elite« hat Konjunktur. Dabei wohnt der Debatte die Tendenz inne, vom Bestehen gesellschaftlicher Funktionseliten auf die Existenz einer generell höher begabten Menschengruppe zu schließen. Die Befähigung zur »Elite« wird schließlich auf die biologische Disposition einer privilegierten Gruppe zurückgeführt: ihre »Rasse«, vererbte Intelligenz oder genetische Veranlagung.
Volker Weiß analysiert, wie sich das Bedürfnis nach Abgrenzung einer Elite in Deutschlands jüngerer Vergangenheit äußerte: von Ortega y Gasset und Friedrich Sieburg über Botho Strauß bis hin zu Peter Sloterdijk und Thilo Sarrazin. Er weist nach, dass dieses Bedürfnis nach »Elite« in direkter Tradition der republikfeindlichen Theoretiker der Weimarer Zeit steht und heute von einer »neuen« Rechten befeuert wird, der an einer konservativen Revolution gelegen ist. Ihr Ziel ist die Revision gesellschaftlicher Liberalisierungen seit dem Ende der sechziger Jahre. Neu ist, dass sich diese Strömung nicht nur mit dem Gestus der Opfer und Tabubrecher präsentiert, sondern dass sie mit dieser Strategie Erfolg hat.

Volker Weiß ist Historiker aus Hamburg und schreibt unter anderem für jungle world und Phase 2.
Sein Buch Deutschlands Neue Rechte Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin ist 2011 im Schöningh Verlag erschienen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe.

Zur Reihe INTROS – Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der (radikalen) Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

Einführung in Faschismustheorien

Wochenendseminar am 16.-17. April 2011, Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Moritz Zeiler

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Antifaschistische Kritik und Praxis ist immer wieder mit der Verherrlichung, Verklärung oder Verharmlosung des historischen Faschismus und Nationalsozialismus konfrontiert. Kenntnisse über den Nationalsozialismus und seine historische Interpretation durch linke Faschismustheorien sind daher aus verschiedenen Gründen von Nutzen: sowohl um antifaschistische Positionen im Kampf um Erinnerung und Deutung der deutschen Geschichte zu formulieren als auch um postnazistische Traditionen zu kritisieren. Mit dem Wochenendseminar möchte eine Einführung in die historischen Theorien über Faschismus und Nationalsozialismus gegeben werden. So werden verschiedene linke zeitgenössische Faschismustheorien vorgestellt anhand von Textpassagen gemeinsam diskutiert. Dabei werden die zentralen Thesen präsentiert und die Potentiale und Defizite der jeweiligen Theorien besprochen. Thema werden vor allem die Arbeiten von Otto Bauer, Georgi Dimitroff, Ernst Fraenkel und Theoretikern des exilierten Instituts für Sozialforschung wie Friedrich Pollock und Franz Neumann sein.

Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler sowie Mitglied im Vorstand der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

Das Wochenendseminar wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Initiative Bremen. Vorbereitende Lektüre ist nicht notwendig. Anmeldung bitte unter talpe(ett)gmx.net

Zur Reihe INTROS – Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der (radikalen) Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

Wozu Gedenkstätten?

Dienstag, 01.03.2011, 19 Uhr, Infoladen, St. Pauli Straße 10-12, Bremen
Vortrag mit Diskussion
mit Rosa Fava
Gedenkstätten für die Verfolgten und Ermordeten des Nationalsozialismus wurden von Überlebenden der NS-Verbrechen, ihren Angehörigen und von Antifaschist_innen unterschiedlicher Ausrichtung eingerichtet und oft über Jahrzehnte erkämpft. Diese Orte erfüllten verschiedene Funktionen als symbolische Friedhöfe, als ‚Beweisstätte‘, als Mahnmal, als Ort der Begegnung und der privaten wie politischen Auseinandersetzung.
Seit der Wiedervereinigung, seit der deutschen Beteiligung am Krieg gegen Jugoslawien 1999 und der Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas (eröffnet 2005) stellen Gedenkstätten und mit ihnen verbundene Lern- oder DenkOrte jedoch auch Symbole der wiedergutgemachten deutschen Nation dar, die aus ihren Verbrechen gelernt habe und diese unter dem Diktum der ‚Aufarbeitung‘ gerne ausführlich dokumentiert. In den erinnerungskulturellen und gedenkpolitischen Praktiken wird die nationalsozialistische Vergangenheit als abgeschlossen und bewältigt dargestellt, an die man sich lediglich immer wieder ‚erinnern‘ müsse. ‚Entschädigungs’zahlungen an die Opfer und die Verfolgung der Täter_innen blieben und bleiben weit hinter erinnerungskulturellen und gedenkpolitischen Praktiken zurück – Geld wird in Museen gesteckt, statt an Menschen ausgezahlt zu werden: „Aus Beweismitteln wurden Exponate“ (Günther Jacob). So kann Auschwitz zu einem konstituierenden Teil eines geläuterten Nationalismus gewendet werden.
In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme kam es 2008/2009 zu größeren Konflikten, als ein Student der Bundeswehruniversität und Soldat dort als Guide arbeiten wollte: Einige NS-Überlebende, Guides und antifaschistische Gruppen protestierten dagegen. In der breiteren Öffentlichkeit stieß es hingegen auf Unverständnis, dass Soldat_innen nicht von allen als Berufsgruppe wie jede andere gesehen werden. So wurde eine Versöhnung zwischen deutschem Militär und Einrichtungen, die an die deutsche Barbarei erinnern, nicht als Widerspruch wahrgenommen.

Auf der Veranstaltung wird es darum gehen, anhand des Falls Neuengamme auf die Entwicklungen und Widersprüche einer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus einzugehen, die, so der Wunsch, nicht in Gedenkfolklore münden sollte. 
Dabei sollen Möglichkeiten und Grenzen antifaschistischer Interventionen in Gedenkpolitiken zur Diskussion stehen sowie Perspektiven und Unmöglichkeiten ‚eigener‘ Konzepte ausgelotet werden.

Rosa Fava lebt in Hamburg und hat einige Jahre als Guide in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gearbeitet.

In der Reihe „Antifaschistische Perspektiven der Erinnerung“ der Rosa Luxemburg Initiative – in Kooperation mit der Gruppe „la.ok“.

Welches Geschlecht hat ein Hase? – Die Geschlechterfrage in der Linken.

Ein Workshop zur Reflexion und Dekonstruktion der eigenen geschlechtlichen Orientierung.

Männliches Mackerverhalten und weibliches Opferverhalten sind nur zwei extrem stereotype Pole der Geschlechterreproduktionen, auch in der Linken, die gerne vorgaukelt, kein Problem mit Geschlechterhierarchien zu haben. In diesem zweitägigen Seminar wird mit Hilfe verschiedener Methoden und Herangehensweisen die eigene geschlechtliche Orientierung in den Mittelpunkt gerückt. In diesem Workshop geht es um die Frage, welche Rolle das eigenen Geschlecht, bzw. die eigene sexuelle Orientierung bei der politischen Selbstverortung, bei Analysen & Diskussionen, sowie bei politischen Aktionen, in der Ausbildung/ im Studium/ im Beruf/ in der Erwerbslosigkeit und im Privaten spielt. Dabei bilden aktuelle Geschlechtertheorien die Folie der Auseinandersetzungen in dem Seminar. Wir wollen zur Dekonstruktion von Geschlecht beitragen, d.h. zur Infragestellung eines essentialistisch begründeten Geschlechterdualismus, der sich auch in der Linken wiederfindet. Ziel des Seminars ist es außerdem, die eigene geschlechtliche Orientierung zu fokussieren und die Grenzen und Möglichkeiten von Geschlecht mit Kritik und Lust an Auseinandersetzungen auszuloten.

Dieses Seminar richtet sich an alle Männer, Frauen, Transpersonen und andere Geschlechter, die Lust haben, sich mit ihrer eigenen geschlechtlichen Orientierung (nicht nur) im politischen oder arbeitsweltlichen Kontext auseinander zu setzen. Einsteiger_innen sind dabei sehr willkommen.

Referent_innen: Alex Sott, Ines Pohlkamp, Bremen
Ort: Bremen-Mitte.
Datum: 22./23. Juli 2011, Freitag von 17-21 Uhr und Samstag von 11-18 Uhr.
Teilnahmegebühr: Teilnahmegebühr 10 € – 15 € (nach Selbsteinschätzung); zu entrichten im Zuge der Anmeldung, spätestens jedoch 10 Tage vor Workshop-Beginn. Anmeldungen bitte an huettner@rosalux.de.. Der Workshop ist voll.
Maximale Teilnehmer_innenzahl: 16.

Infos zu den Referent_innen:
Alex Sott arbeitet als Jugendbildungsreferent im Bremer Lidice Haus und berät von Gewalt betroffene Jungen im Bremer Jungenbüro. Er beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit den Themen Männlichkeit und Geschlecht. Im Rahmen des DGB-Netzwerkes Gender qualifiziert er angehende Teamer_innen für Gender.

Ines Pohlkamp ist seit über 12 Jahren in der feministischen politischen Bildung tätig. Seit vielen Jahren berät und qualifiziert sie Personen aus sozialen Berufen für die Querschnittsaufgabe Gender in der Heimvolkshochschule Alte Molkerei Frille. Derzeit ist sie Stipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung und schreibt eine Dissertation zu transphober Gewalt. Beide Referent_innen leben in Bremen.

Nachholtermin. In der Veranstaltungsreihe Queer-feministische Debatten, Reflexionen und Interventionen der RLI – in Kooperation mit dem Kurzschluss e.V..

RLI_Reihe Queer Flyer als PDF

Kritik des Antiamerikanismus

fällt wegen Krankeit der Referentin leider aus

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 13. April 2012 / 20 Uhr
Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Barbara Fried (Berlin)

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Seit dem Regierungswechsel in den USA von Bush zu Obama ist es um das Thema Antiamerikanismus ruhiger geworden. Dennoch sind antiamerikanische Argumentationen weiterhin verbreitet und ermöglichen teils antisemitische Anschlüsse. Da immer wieder Stereotype aus den 1920er Jahren oder der Zeit des Nationalsozialismus bemüht werden, verleitet dies die meisten Kritiker_innen, den Antiamerikanismus als „beständiges Ressentiment“ zu interpretieren. Indem vorrangig die Gleichförmigkeit der Bilder über Jahrhunderte skandalisiert wird, laufen auch kritisch beabsichtigte Analysen – wie solche in antifaschistischen und antideutschen Kreisen – Gefahr, Antiamerikanismus nicht mehr materialistisch zu analysieren, sondern als „deutsche Mentalität“ essentialistisch zu beschreiben. Statt die Kontinuität der Motive zu fokussieren, gilt es, Antiamerikanismus anhand seiner gesellschaftlichen Funktionen und der Dimensionen sozialen Wandels zu entschlüsseln.
Die Veranstaltung wird Grundzüge des Antiamerikanismus vorstellen, Leitlinien des Diskurses über ihn nachzeichnen und beides anhand von Aspekten des Zusammenhangs von Antiamerikanismus und gesellschaftlicher Transformation in Deutschland nach 1990 verdeutlichen. Dabei sollen Fragen aufgeworfen wie: Was sind bestimmende Momente des aktuellen Antiamerikanismus? Wie lässt sich dabei das Verhältnis von Kontinuität und gesellschaftlichem Wandel fassen? Wie ist vor diesem Hintergrund der Ideologiebegriff und wie das Verhältnis von Antisemitismus und Antiamerikanismus zu fassen?

Barbara Fried ist Sozialwissenschaftlerin und Psychologin. Sie arbeitet am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ist Mitherausgeberin der Textsammlung von Moishe Postone: Deutschland, die Linke und der Holocaust, Freiburg 2005. Ihre Promotionsarbeit über Antiamerikanismus in Deutschland nach 1990 wird demnächst erscheinen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit „associazione delle talpe“ Bremen.