Veranstaltungstipp: „arbeitsscheu – abnormal – asozial“ – Kontinuitäten und Brüche sozialer Ausgrenzung
mit: Anne Allex (Arbeitskreis „Marginalisierte – gestern und heute!“)
Andrea Behrendt *(Globale Medienwerkstatt e.V.)
Die Veranstaltung befasst sich mit der weitgehend „vergessenen“ Gruppe der so genannten Asozialen. Als Opfer des deutschen Faschismus wurden sie zu keiner Zeit anerkannt, sondern weiter verfolgt und diskriminiert. Gezeigt wird der Film „arbeitsscheu-abnormal-asozial“ von Andrea Behrendt, der die Geschichte des damals größten Arbeitshauses in Berlin dokumentiert und die Geschichte der so genannten Asozialen thematisiert. Die Praxis der bereits in den deutschen Gründerjahren entstandenen Arbeitshäuser zeichnete sich durch Unterdrückungsmechanismen Einkommensarmer wie Stigmatisierung, Kontrolle, Verfolgung, Arbeitszwang und Inhaftierung aus. Zwischen 1933 und 1945 wurden Menschen aufgrund von Vermutungen, Verdacht und Denunziation als „asozial“ abgestempelt. Sie wurden zunächst in Arbeitshäuser verbracht, später unter der
Bezeichnung „Asoziale“ in Konzentrationslagern oder auch Heil- und Pflegestätten deportiert, mit Zwangsarbeit gequält bzw. umgebracht, wie im Buch „Ausgesteuert – ausgegrenzt … angeblich asozial“ von Allex/Kalkan (Hrsg.) gezeigt wird.
Da diese Verbrechen bis heute keine hinreichende Aufarbeitung fanden, greift die Zuschreibung „Asozialität“ als Kategorie sozialer Ausgrenzung bis heute. In der politischen Auseinandersetzung und dem voranschreitenden Sozialkahlschlag gewinnt das Stigma „asozial“ parallel zu gesellschaftlichen Ausgrenzungsmechanismen wieder an Bedeutung. Aspekte des weitgefächerten Themas betreffen Bettler und Wanderer, FürsorgeempfängerInnen, Mädchen und junge Frauen, Jugendliche, Homosexuelle, SexarbeiterInnen, Unangepasste, Mißliebige und Widerständige und Begriffe wie „Aktion ‚Arbeitsscheu Reich‘ “, „Sexzwangsarbeit in Lagerbordellen“, „Justizaktion gegen Sicherheitsverwahrte“, „Asozialität“.
Mit der Film- und Lesereise, die durch 10 Städte im deutschsprachigen Raum geht, soll im Kontext der Erinnerung an die so genannten Asozialen um Unterstützung für die Entstehung eines europäischen Ortes zum Erinnern und Nachdenken an die so genannten Asozialen auf dem Areal des ehemaligen Arbeitshauses an der Rummelsburger Bucht in Berlin geworben werden. Anne Allex als eine Herausgeberin des Buches und die Filmemacherin Andrea Behrendt werden Fragen zur Entstehung des Buchs/Films beantworten und zum Gespräch anregen. Das Buch und die DVD können nach der Veranstaltung erworben werden.
Kulturzentrum PARADOX, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen, Montag, 24. Oktober, 19:00 – 22:00 Uhr
Veranstalter: Solidarische Hilfe e.V., Bremen
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