Der ungesühnte Völkermord
Donnerstag, 12. Februar 2009, 19.30 Uhr Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen
Vortrag und Diskussion, mit Almuth Hielscher / Henning Hintze
Die deutsche Politik drückt sich vor der Verantwortung für die Kolonialverbrechen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Im Januar 1904 erhoben sich die Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft im Südwesten Afrikas (später auch andere Bevölkerungsgruppen). In dem Vernichtungskrieg der kaiserlichen Truppen auf dem Gebiet des heutigen Namibia starben mehr als zwei Drittel des Viehzüchtervolkes. Seit vielen Jahren fordern die Herero von Deutschland Entschädigung für die Zehntausenden Toten und für den Raub ihres Landes und ihres Viehs. Überraschend erkannte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul bei der Gedenkfeier zum 100. Jahrestag der Schlacht am Waterberg den Völkermord der deutschen Schutztruppen an und entschuldigte sich dafür. Doch die Versöhnung blieb aus. Fast alle deutschen Parteien lehnen eine materielle Wiedergutmachung für den Völkermord ab, obgleich nach einer UN-Konvention von 1948, der die Bundesrepublik beigetreten ist, Völkermord ein Verbrechen ist, das nicht verjährt. Die deutsche Weigerung, Wiedergutmachung zu leisten, bedeutet aus namibischer Sicht eine Wunde, die nicht verheilt.
Almut Hielscher, Journalistin, langjährige Redakteurin und Korrespondentin beim Stern und beim Spiegel. Von 1992 bis 1997 Spiegel-Korrespondentin in Johannesburg. Zwischen 2004 und 2006 baute sie als Entwicklungshelferin des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) im Herero-Gebiet das Kulturzentrum Okarara auf. Rolf-Henning Hintze, Journalist, früher Redakteur bei Frankfurter Rundschau, NDR und Deutscher Welle. 1989 berichtete er ein Jahr lang aus Namibia über den Übergangsprozeß in die Unabhängigkeit. Später arbeitete er weitere vier Jahre als Rundfunktrainer und Korrespondent in Windhoek.
Die Veranstaltung steht im Zusammenhang der Afrika- Veranstaltungsreihe: Erinnern verhandeln – Kolonialismus im kollektiven Gedächtnis Afrikas und Europa
VeranstalterInnen: in Kooperation mit Bremische Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung, dem Bremischen entwicklungspolitischen Netzwerk aus Mitteln des BMZ, der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft, dem Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), Ökumenische Initiative, Brot für die Welt, Bremer Friedensforum.