Per la Vita. Lesung und Konzert mit Esther Bejarano und den Microphone Mafia

09.11.2010, 20.00 Uhr , Kioto, Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12-19, 28203 Bremen
19.15 Uhr, Kurzauftritt im Rathaus bei der „Nacht der Jugend“

Microphone Mafia meets Bejaranos. Hip Hop trifft auf Lieder aus dem Widerstand, den Ghettos, den Konzentrationslagern.
Zur Band gehören Esther Bejarano, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, organisiert im Auschwitz-Komitee und der VVN/BdA und ihre Kinder Joram und Edna Bejarano. Außerdem die beiden Rapper Rosario Panini und Kultu Yurtseven, die in einem Kölner Arbeiterviertel aufgewachsen sind. Die pogromartigen Überfälle auf Flüchtlingsheime Anfang der 1990er Jahre waren für sie der Anlass, mit ihren HipHop-Texten ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.
Wir laden ein zu diesem Konzert, welches mit einer Lesung aus der Biografie von Esther Bejarano, „Wir leben trotzdem“, beginnt. Ein musikalisch-politisches Statement „für eine Zukunft ohne Antisemitismus, Rassismus und Krieg“. Für das Leben. Per la Vita.

Am 9. November 1938 gaben die Parteioberen der NSDAP von München aus die Parole an alle Gaupropagandaämter und von diesen weiter zu den Kreis- und Ortsgruppenleitungen, bzw. den SA-Stäben im ganzen Deutschen Reich: Es war der Aufruf zum Pogrom, Synagogen und jüdische Geschäfte zu zerstören und in Brand zu setzen. Juden und Jüdinnen öffentlich zu misshandeln. Jüdisches Eigentum zu rauben. In Bremen und Umgebung wurden am 10. November 1938 Selma Zwienicki, Heinrich Rosenblum, Leopold Sinosohn und Adolph und Martha Golddamm ermordet.
30.000 Juden und Jüdinnen wurden verhaftet und in die Konzentrationslager Buchenwald, Sachsenhausen und Dachau verschleppt.
„Der 9. November 1938 war der Test, inwieweit die deutsche Bevölkerung bereit war mit zugehen.“ Das Zitat von Esther Bejarano macht deutlich, dass das nationalsozialistische System in seinen vernichtenden Ausmaßen für Millionen von Menschen nicht durchführbar gewesen wäre, ohne eine Beteiligung der deutschen Bevölkerung. Bis heute dauert das Schweigen vieler der Nachkriegsgeneration an. Sehr viele Deutsche haben profitiert von den Enteignungen jüdischen Eigentums, dem Besitz von Sinti und Roma. Sie haben davon profitiert, dass über 20 Millionen Männer, Frauen und Kinder aus ganz Europa als »Fremdarbeiter«, Kriegsgefangene oder KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. Bis heute liegt darin eine politische Verantwortung.

Esther Bejarano, Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem: Esther Bejarano – vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden. Pahl-Rugenstein, Bonn 2005, 3. korr. und erw. Aufl. 2007 ISBN 3-89144-353-6.

In Kooperation mit der Antifaschistischen Kulturinitiative und der Nacht der Jugend.