Tagung – Selbstbestimmte Technikentwicklung und -nutzung

19. – 21. November 2010, Bremen

Der Freitag soll aufzuzeigen, dass und wie soziale, juridische und politische Ziele in die Technologieentwicklung und -nutzung eingehen und von der Technologie selbst und dem Technologiediskurs nicht zu trennen sind. Wir wollen Technologien nicht nur und auch nicht primär technisch diskutieren. Letztendlich könnte der Freitag Abend insgesamt auf den Satz zugespitzt werden – ‚Technologien machen keine Revolutionen, Revolutionen werden von Menschen gemacht‘ -.
Am Samstag wollen wir dann konkrete Alternativen an Hand einiger Thesen zur Alternativen Technikentwickllung und -nutzung und an Hand konkreter Beispiele in Workshops diskutieren. Um am Abend in eine allgemeine Reflektion des Diskutierten überzugehen.
Der Sonntag dient dann dazu diese Diskussionen noch mal zusammenzuführen.

Freitag 19.11.10

Ab 17.00 Ankunft & Begrüßung
19.00 Technologien machen keine Revolutionen Ein kleiner Lichtbildvortrag über Revolution und Technologie. Wußtet Ihr das die Bio(r)EvolutionTM markenrechtlich geschützt ist? – (ReferentIn:
ak-anna.org) –

20.00 Innovation, globaler Wettbewerb und techno-ökonomische Modernisierungsstrategien – Das Ringen um die nächste industrielle Revolution – (ReferentIn: Joscha Wullweber – Der Mythos Nanotechnologie) –
Mit dem verstärktem Vorantreiben techno-ökonomischer Entwicklungen durch sämtliche Industrie- und Schwellenländer ist u.a. die Hoffnung verbunden, dass die derzeitigen sozio-ökonomischen und ökologischen Probleme durch technische Entwicklungen gelöst werden könnten. Die Nanotechnologie stellt hierbei – als politisches Konstrukt – einen wichtigen Teil, vielleicht derzeit sogar das ‚Flaggschiff‘, einer breiten Innovationsoffensive dar, die zur Umstrukturierung der Forschungslandschaft führen soll und tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung zur Folge haben könnte. Die VerliererInnen dieser Entwicklung sind – wie so häufig – die Subalternen, daher, die nicht
anpassungs- und wettbewerbsfähigen Subjekte, Gesellschaften und Ökonomien.

22.30 – .. Open Lounge – Diskussion, Open Space und Nachtlesung – Ausgewählte SciFi Kurzgeschichten

Samstag 20.11.10

10.00 Frühstück

11.00 – 12.30 Einleitungsvortrag und Diskussion / Ankündigung AK’s

Selbstbestimmte Technikentwicklung Geschichte, Thesen, Forderungen – (ReferentIn: ak-anna.org) –

13.00 – 15.30 1. Workshopphase
– Von Open Source zur Allmendeproduktion? – (ReferentIn: Niels Boeing – bitfaction.com) –
Das Konzept der Free/Libre/Open-Source-Software (FLOSS) als Ausgangspunkt für selbstbestimmte Technikentwicklung und seine Übertragbarkeit auf andere Technikgebiete.

– BildungsNetz, selbsbestimmte Bildungsstrukturen – (ReferentIn: AK BildungsNetz Hannover) –
Das BildungsNetz Hannover ist eine Initiative mit anarchistischem Hintergrund, die zur Zeit in Hannover versucht selbstbestimmt und nicht kommerzialisiert Formen der Wissensaneignung zu organisieren und auf dieser Basis Kurse vom Schweißen über Yoga bis hin zur Relativitätstheorie organisiert hat. Die Initiative wird ihre Erfahrungen und Probleme zur Diskussion stellen.

– Von der Technikkritik zur Akzeptanzbeschaffungsindustrie, zur Funktion ‚partizipatorischer‘ Elemente in herrschenden Verhältnissen –
(ReferentIn: ak-anna.org) –
Die Einführung neuer Technologien wird inzwischen mit einem breit gefächerten Istrumentarium an Kommunikations- und Marketingtechniken unterstützt. Das Management der Risikowahrnehmung der Bevölkerung ist zu einem neuen Arbeitsfeld für kariereorientierte Geistes- und Sozialwissenschaftler geworden. Dabei werden viele ursprünglich emanzipatorische Ansätze in ihr Gegenteil verkehrt (z.B. ‚Bürgerbeteiligungen‘) und zu Herrschaftsinstrumenten umgebaut.

15.45 – 16.15 Kurzes Zwischentreffen

16.30 – 19.00 2. Workshopphase
– Zur Kritik der politischen Ökonomie der Technikentwicklung –
(ReferentIn: Kerstin Engel) –
Wie wirkt sich das Privateigentum an Produktionsmitteln auf Gestaltung und Nutzbarkeit von technischen Artefakten aus?

– Kapitalismus & Technikentwicklung, Zur (Un)Möglichkeit einer richtigen Technikentwicklung in der falschen Gesellschaft, der Lucas-Plan (ReferentIn: Johann Bauer – www.graswurzel.net) –
„Technik“ wird häufig als „neutral“ begriffen, so als folge die historische Entwicklung der Technik rein immanenten oder sachgesetzlichen Bewegungen und sei für die verschiedensten Zwecke „anwendbar“. Selbst sozialrevolutionäre Bewegungen haben die Technologieentwicklung immer wieder als Vorbedingung „Produktivkräfte“ in der marxistischen Tradition) oder förderlich für ihre Ziele angesehen. Dem stehen Traditionen entgegen, die Macht- und
Kontrollinteressen der herrschenden ökonomischen und politischen Gruppen als entscheidenden Antrieb dafür, welche Techniken entwickelt wurden, begreifen. Solche technikkritischen Ansätze, besonders in den sozialen Bewegungen der 60er und 70er Jahre, werden im Workshop zur Diskussion gestellt. Die Forderungen nach einer „alternativen“ Technik“ schließen an die Technikkritik an. In der Anti-AKW-Bewegung entwickelten sich Forderungen nach „alternativen Energien“, in der Bewegung für Rüstungskonversion – beispielhaft Lucas Aerospace – wurde die alte Idee verantwortlichen Produzierens unter egalitären und freiheitlichen Bedingungen wiederaufgenommen.

– Fallstricke und Perspektiven der(Bio-)Technologiekritik – mit Rekurs
auf eine feministische Geschichte der Auseinandersetzung – (ReferentIn: Susanne Schultz – Selbstbestimmtes Technopatriarchat? Sackgassen einer immanenten feministischen Kritik / GID) –

Es gibt eine komplexe Geschichte der feministischer Auseinandersetzung mit Technologien insbesondere aus dem Bereich Medizin und Biotechnologien. Oftmals stand die feministische Opposition am Beginn kritischer Auseinandersetzungen – so etwa bei der Gentechnologiekritik.
In dem Workshop sollen anhand aktueller Beispiele gesellschaftlicher
Diskussion aus dem Bereich der Biotechnologien verschiedene Ansätze der Kritik mit Rekurs auf diese Geschichte – untersucht werden.
Leitfragen sind: Wie gehen wir mit der „Ethisierung“ der Diskussion um;
welche Dilemmata prägen eine emanzipatorische Technologiekritik; wann geht es um Aneignung, wann um Verweigerung, wann um den Entwurf von Alternativen?

19.00 Kurzes Zwischentreffen

19.15 Abendmahlzeit warm

20.15 – 22.00 Thesen und Diskussion
Konkret-Utopische Formen der selbstbestimmt-koordinierten Produktion – (ReferentIn: Annette Schlemm – Virtuelles Philosophenstübchen) –
Technik ist eine Antwort – aber was war die Frage? Die Frage ist: Wie
können wir anders, nämlich selbstbestimmt und naturverträglich leben und wirtschaften? Schlaraffenland wäre eine illusionäre und noch dazu
langweilige Utopie. Ackern und Schuften bis zum Umfallen sollte aber
auch passé sein. Welche konkreten Möglichkeiten gibt es für die
Entwicklung einer anderen Technik für eine andere Produktionsweise?

22.30 – .. Open Lounge – Diskussion, Open Space

Sonntag 21.11.10

10.00 Frühstück
11.00 – 13.00 Möglichkeiten der Subversion der Technikentwicklung
Ideen für eine Technikguerilla und die Demokratisierung der
Technikentwicklung – (N.N.) –

13.00 – 15.00 Abschied & Cafe
Zum Ausklang nochmal die Möglichkeit Adressen und Infomaterialien
auszutauschen bei Kaffee und Buffetresten

Tagungsflyer als PDF.

In Kooperation mit Arbeitskreis – Alternative Naturwissenschaften
Naturwissenschaftliche Alternativen