Dry Shit. Versuche der Entmaterialisierung des Kunstobjekts

Montag, 26. März 2012, 20 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Till Gathmann

Einem bekannten Verdikt Adornos zufolge ist »alle Kultur nach Auschwitz, samt ihrer dringlichen Kritik daran (.) Müll«. Verbunden mit der Erfahrung des »Zivilisationsbruchs« ist der Zweifel an der Gültigkeit des autonomen Kunstwerks. Auf welche Weise aber machte Kunst nach 1945 tatsächlich weiter? Und wie verhielt sie sich im Sog des boomenden amerikanischen Kunstmarktes der fünfziger und sechziger? Der Vortrag soll die Warenförmigkeit des Kunstwerkes in spätbürgerlichen Zeiten der »Produktion des Reichtums als Zerstörung des Gebrauchswerts« (Wolfgang Pohrt) in den Blick nehmen und analysieren, wie künstlerische Strategien der Minimal Art und der Konzeptkunst einen neuen Werkbegriff entwickelten, der – zwischen Selbstekel und Überlegenheitsphantasie – für die sogenannte zeitgenössische Kunst bis heute bestimmend ist. Die »Beherrschung der Objektbeziehungen« (Bela Grunberger), als Kennzeichen aller institutionskritischen Kunst, ist Reaktion auf und Vollzug der gesellschaftlichen Krise des Werkbegriffs.

Till Gathmannn studierte Typografie und Buchgestaltung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und arbeitet seit 2008 kollaborativ mit KünstlerInnen an Büchern und anderen Dingen im Kunstkontext. Er promoviert seit 2011 am Center for Art/Knowledge Research der Akademie der Bildenden Künste Wien über eine Rekonstruktion des Verschwindens der Zeichnung.
Eine Veranstaltung mit der Redaktion „extrablatt“.