Krise und Kritik. Kapitalismuskritik und soziale Revolutionen führen nicht automatisch zum Kommunismus

Freitag, 30. März 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Marcel Stoetzler (Universität Bangor, Großbritannien):

In Krisenzeiten wird innerhalb der Linken häufig darüber diskutiert, ob sich die Bedingungen für die Kritik und Transformation kapitalistischer Verhältnisse verändern. Bleiben sie gleich, entstehen neue Möglichkeiten für emanzipatorische Entwicklungen oder drohen eher autoritäre Krisenantworten an Popularität zu gewinnen?
John Holloways viel beachtetes Buch Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen entfachte eine weltweite Debatte über die Überwindung des Kapitalismus. In seinem neuen Buch Kapitalismus aufbrechen führt Holloway die Diskussion mit dem Argument fort, die Hoffnung liege darin, dass der Kapitalismus bereits schwer angeschlagen und die Logik des gesellschaftlichen Zusammenhalts voller Risse sei. Können aber die Risse den Zusammenbruch des kapitalistischen Systems herbeiführen? Holloway sieht die Wirkmächtigkeit dieser Brüche in ihrer allgemeinen Triebkraft gegen kapitalistische Lohnarbeit und für andere Tätigkeiten jenseits kapitalistischer Logik. Die Frage nach der Revolution ist für ihn nicht, wie der Kapitalismus endgültig zerstört werden kann, sondern, wie sich verhindern lässt, dass er immer wieder neu erschaffen wird, und wie an seine Stelle etwas vernünftiges Neues gesetzt werden kann.
Ausgehend von Holloways Thesen wird sich Marcel Stoetzler mit dem Zusammenhang von Kapitalismuskritik und Kommunismus auseinandersetzen. Er verweist auf das Problem, dass eine Ablehnung des Kapitalismus nicht automatisch eine Zustimmung zu emanzipatorischen Alternativen bedeutet, da Kapitalismuskritik auch autoritäre oder faschistische Formen annehmen kann. Er schlägt vor, den Begriff der Revolution, die den Kapitalismus beenden wird, als eine Öffnung der Geschichte zu verstehen, von der nicht vorhersagbar ist, ob sie zu Kommunismus führen wird.

Marcel Stoetzler hat John Holloways Buch „Kapitalismus aufbrechen“ ins Deutsche übersetzt. Er lebt in Großbritannien und unterrichtet Soziologie an der Universität Bangor, Wales.

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.