Kritik des Rassismus

Diskussionsveranstaltung mit Andreas Peham
Freitag, 16. März 2018, 20 Uhr
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Eine Veranstaltung der Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Eine psychoanalytisch orientierte Kritik kann wichtige Beiträge zum Verstehen des Rassismus liefern. Sie stößt aber auch an Grenzen: Solche Ansätze laufen Gefahr, sich der Entpolitisierung durch Psychologisierung schuldig zu machen, etwa durch die Reduktion der Ursachen eines sozialen und politischen Phänomens auf dessen individuelle Aspekte. Rassismus erscheint dann nicht länger als ein ständig sich wandelndes soziales (Macht-/Gewalt-)Verhältnis, dessen Strukturen die Wahrnehmung des fremd gemachten Anderen maßgeblich prägen. Vielmehr wird Rassismus auf persönliche Vorurteile reduziert, die dann durch Aufklärung über diese Anderen (leicht) zu korrigieren seien. Dennoch ist auch in der Rassismuskritik am Postulat einer „Wendung auf das Subjekt“ (Theodor W. Adorno) fest zu halten – nicht zuletzt gegen ökonomistische Ansätze, welche sich nur für die Herrschaft stabilisierenden Funktionen des Rassismus interessieren. Tatsächlich lässt sich Rassismus auf verschiedenen (in der Realität nie voneinander zu trennenden) Ebenen analysieren: auf individueller/persönlicher, politisch/rechtlicher und sozialer/ökonomischer Ebene. Die jeweils greifenden Erklärungen sollten nicht gegeneinander ausgespielt, sondern vielmehr in einer Art „Ergänzungsreihe“ (Sigmund Freud) angeordnet werden. Die Einführung legt ihren Schwerpunkt auf eine sozialpsychologisch orientierte Rassismuskritik und stellt deren zentrale Thesen vor. Besonders der Begriff der (pathischen) Projektion soll dabei erläutert werden. Welche Rolle spielen unbegriffene subjektive Konflikte und ausbleibende Reflexion? Was sind die Zusammenhänge von Rassismus und dem Bedürfnis nach (nationaler) Gemeinschaft und Abgrenzung? Inwiefern lassen sich dabei Analysen der Kritischen Theorie über Antisemitismus auf die Kritik des Rassismus übertragen? Wo liegen dabei die Grenzen?

Andreas Peham arbeitet im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Abteilung Rechtsextremismusforschung. Er war langjähriger Berichterstatter für das Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism an der Universität Tel Aviv und ist Gründungsmitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (www.fipu.at). Seit Ende der 1990er Jahre ist er in der Lehrer_innenfortbildung und in der politischen Bildung an Schulen tätig. Demnächst erscheint von ihm der Einführungsband Kritik des Antisemitismus in der Reihe theorie.org im Schmetterling Verlag.

Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.