Buchvorstellung und Gespräch mit Madlyn Sauer Donnerstag, 21. Juli 2022, um 19 Uhr in Bremen, Kukoon im Park, Neustadtswallanlagen
Im Mai 2017 fand das erste NSU-Tribunal parallel zum offiziellen Gerichtsverfahren am Schauspiel Köln statt – als eine Art Gegen-Prozess. Über drei Jahre hatte das Aktionsbündnis »NSU-Komplex auflösen!« gemeinsam mit den Betroffenen der NSU-Mord- und Anschlagsserie die Idee eines Tribunals entwickelt, das die versprochene »lückenlose Aufklärung« selbst in die Hand nimmt. Weitere Tribunale zur Aufarbeitung rassistischer und neonazistischer Gewalt folgten 2018 in Mannheim sowie 2019 in Chemnitz und Zwickau, am Entstehungsort des NSU. Insgesamt wurden über 130 Täter*innen und Verantwortliche im NSU-Komplex öffentlich benannt und angeklagt. Die Geschichten der Betroffenen machten die Kontinuität des Rassismus sichtbar. Die NSU-Tribunale sind Ausdruck des antirassistischen Kampfes für eine solidarische »Gesellschaft der Vielen«.
»Wir klagen an!« erscheint im September 2022 im Unrast-Verlag und ist die erste zusammenfassende Dokumentation zu den NSU-Tribunalen, welche Madlyn Sauer detailliert vorstellt, analysiert und mit anderen Beispielen der internationalen Tribunalpraxis vergleicht. Die Autorin zeigt, dass die Einberufung alternativer Tribunale auf eine beachtliche Geschichte verweisen kann. Bezugnehmend auf die Russell-Tribunale, das Kongo-Tribunal von Milo Rau und das Frauen-Tribunal des japanischen Violence Against Women in War Network werden die Besonderheiten und Innovationen der NSU-Tribunale herausgestellt. Es handelt sich um die erste zusammenfassende Dokumentation zu den NSU-Tribunalen, welche im Buch detailliert vorstellt, analysiert und mit anderen Beispielen der internationalen Tribunalpraxis verglichen werden.
»Wir klagen an!« Unrast-Verlag 2022
Veranstalter:innen:Kulturzentrum Kukoon und Rosa-Luxemburg-Initiative – Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen
Buchvorstellung mit Klaus Bittermann, 10.06.2022, 19:00 Uhr, Parkcafe des Kulturzentrum Kukoon, Neustadtwallanlagen, 28201 Bremen
Parkcafé des Kukoon, Neustadtwallanlagen, Bremen – Achtet auf aktuelle Ankündigungen
»Sie sagen mir, was Sie denken, und ich sage Ihnen, warum das falsch ist.« (Wolfgang Pohrt)
Als Anfang der achtziger Jahre Wolfgang Pohrt die öffentliche Bühne betrat, wurde den Lesenden schnell klar, dass da jemand einen neuen Ton anschlug. Pohrt verstand es, seine Thesen mit großer Schärfe, Klugheit und Eleganz zu formulieren. Seine Kritik an den Grünen und der Friedensbewegung ist legendär, vor allem, seit diese nationale Töne anschlugen und die Nation nicht mehr abschaffen, sondern retten wollten. In der Biographie wird daran erinnert, dass die Linke in Deutschland zwar versagt hat, aber dank Wolfgang Pohrt das Niveau der Kritik an ihr weit besser war, als sie es verdient hatte, man kann sagen, dass ein realistisches Bild von ihr nur deshalb erhalten geblieben ist, weil Pohrt sich ihrer Fehler und Eigenarten angenommen und damit die Mythenbildung erschwert hat. Mit seiner großen Massenbewusstseinsstudie der Deutschen und dem Konkret-Kongress 1993 kündigte sich sein Abschied an, aber noch heute macht sich sein Einfluss bemerkbar, als ob seine Gedanken wie ein schwacher unterirdischer Strom immer wieder einen Nerv treffen und eine Reaktion erzeugen.
Klaus Bittermann (Berlin) ist Autor und Verleger. In seinem Verlag Edition Tiamat veröffentlicht er die gesammelten Werke von Wolfgang Pohrt. Letzte Veröffentlichung: Einige meiner besten Freunde und Feinde. Unruhestifter und Abweichler, Berlin 2019.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen und der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Buchvorstellung mit Madlyn Sauer am 21.07.2022, 19:00 Uhr, Parkcafe des Kukoon, Neustadtwallanlagen, Bremen – Achtet auf aktuelle Ankündigungen
Im Mai 2017 fand das erste NSU-Tribunal parallel zum offiziellen Gerichtsverfahren am Schauspiel Köln statt – als eine Art Gegen-Prozess. Über drei Jahre hatte das Aktionsbündnis »NSU-Komplex auflösen!« gemeinsam mit den Betroffenen der NSU-Mord- und Anschlagsserie die Idee eines Tribunals entwickelt, das die versprochene »lückenlose Aufklärung« selbst in die Hand nimmt. Weitere Tribunale zur Aufarbeitung rassistischer und neonazistischer Gewalt folgten 2018 in Mannheim sowie 2019 in Chemnitz und Zwickau, am Entstehungsort des NSU. Insgesamt wurden über 130 Täter*innen und Verantwortliche im NSU-Komplex öffentlich benannt und angeklagt. Die Geschichten der Betroffenen machten die Kontinuität des Rassismus sichtbar. Die NSU-Tribunale sind Ausdruck des antirassistischen Kampfes für eine solidarische »Gesellschaft der Vielen«. Wir klagen an! zeigt, dass die Einberufung alternativer Tribunale auf eine beachtliche Geschichte verweisen kann. Bezugnehmend auf die Russell-Tribunale, das Kongo-Tribunal von Milo Rau und das Frauen-Tribunal des japanischen Violence Against Women in War Network werden die Besonderheiten und Innovationen der NSU-Tribunale herausgestellt. Es handelt sich um die erste zusammenfassende Dokumentation zu den NSU-Tribunalen, welche im Buch detailliert vorstellt, analysiert und mit anderen Beispielen der internationalen Tribunalpraxis verglichen werden.
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Wochenendseminar am 14.-15.05.2022 mit Moritz Zeiler / Weitere Informationen bei Anmeldung
Im Auftrag des exilierten Instituts für Sozialforschung verfasste Franz Neumann mit „Behemoth“ Anfang der 1940er Jahre in den USA eine der bis dahin umfangreichsten und kenntnisreichsten Studien der nationalsozialistischen Herrschaft. In seiner Pionierarbeit analysierte er (ähnlich wie sein Freund und Anwaltskollege Ernst Fraenkel in „Doppelstaat“) gleichermaßen die theoretischen Schriften von Carl Schmitt – dem „Kronjuristen des Reiches“ – als auch die Herrschaftspraxis des nationalsozialistischen Regimes anhand dessen Gesetzen, Prozessen und Erlassen. Die Negation eines allgemein gültigen Rechts zugunsten einer exklusiven Ordnung der Volksgemeinschaft und der Herrschaft von rackets (Banden) beschrieb er als einen zentralen Aspekt der autoritären Krisenlösung des Nationalsozialismus. In den USA erfuhr das Buch große Beachtung und verschaffte Neumann ein Engagement beim amerikanischen Geheimdienst, für den er wie sein Institutskollege Herbert Marcuse „Feindanalysen“ über den deutschen Nationalsozialismus erstellte. Obwohl „Behemoth“ international rasch als Klassiker der Forschung zum Nationalsozialismus galt, dauerte es in Deutschland bis in die 1970er Jahre, bis Neumanns Werk erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Aufgrund andauernder Kontinuitäten von Antisemitismus und Antimarxismus bekam Neumann als jüdischer Autor mit Sympathie für die Marxsche Ökonomiekritik jedoch im postnazistischen Deutschland nie die Aufmerksamkeit und Anerkennung wie in der englischsprachigen Diskussion.
Mit dem Seminar soll ein Überblick über die zentralen Thesen von Neumanns Studie gegeben und diese mit zeitgenössischen linken Faschismusinterpretationen verglichen werden. Dabei werden besonders Parallelen und Differenzen zu Ernst Fraenkels „Doppelstaat“ und Friedrich Pollocks Interpretation des Nationalsozialismus als neuer Ordnung eines autoritären Staatskapitalismus behandelt. Des weiteren soll diskutiert werden, inwiefern seine Analysen auch einen Beitrag für ein besseres Verständnis aktueller autoritärer Tendenzen liefern können. Es werden gemeinsam Textausschnitte gelesen und diskutiert.
Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Veröffentlichungen: „Materialistische Staatskritik. Eine Einführung“ (Stuttgart 2017) und – zusammen mit der bremer Initiative associazione delle talpe – Mitherausgabe von „Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik“ (Berlin 2009) sowie „Maulwurfsarbeit I-V“ (Berlin/Bremen 2010-2020).
Anmeldung bitte unter mail@talpe.org
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Buchvorstellung und Diskussion mit Felix Klopotek am Dienstag, 07. September 2021, 19:00 Uhr im Parkcafé des Kukoon am Lepnizplatzpark, Bremen Neustadt
«Die soziale Revolution ist keine Parteisache!», lautet der Schlachtruf des Rätekommunismus, bereits 1920 gegen den Führungsanspruch der Bolschewiki geschleudert. Diese Courage hat den Rätekommunismus legendär gemacht – organisationskritisch und antiautoritär, gleichermaßen gegen Sozialdemokratie wie Bolschewismus gerichtet, tief in der radikalen Arbeiterbewegung des frühen 20. Jahrhunderts verwurzelt. Rätekommunisten galten als «Anarcho-Marxisten» und gleichzeitig als orthodoxe Vertreter eines reinen Marxismus. Aus diesem Zwiespalt erwuchs die Kritik an dieser Strömung: sektiererisch, utopistisch, blind gegenüber den Formveränderungen des Kapitalismus. Felix Klopotek zeigt, dass weder zur Legendenbildung Anlass besteht noch die pauschale Kritik die Fakten auf ihrer Seite hat. Er schlägt eine systematische Aneignung der «rätekommunistischen Erfahrung » vor, die sich als erstaunlich aktuell erweist: Der entfaltete Rätekommunismus ist die Kritik des Kapitalismus als totalitäres System, das die Organisationen der Arbeiterbewegung in Agenturen der Konterrevolution verwandelt hat.
Felix Klopotek lebt und arbeitet in Köln. Er forscht und publiziert zur Geschichte und Aktualität der «Dissident*innen der Arbeiterbewegung».
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Stadtrundgang mit Achim Bellgart am 07.11.2021 um 11:00 Uhr, Startpunkt: Ecke Obernstraße/Sögestraße in der Bremer Innenstadt
Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, sowie um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüdinnen und Juden in Bremen und die Spuren, die sie in dieser Stadt hinterlassen hat. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Ein Thema werden auch die Täter sein, ihre Planungen, ihr Vorgehen und ihre weitgehende Straffreiheit nach Ende des Nationalsozialismus.
Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen.
Vortrag und Gespräch mit Friedrich Burschel (NSU-Watch) Dienstag, 13. Juli 2021, Online-Veranstaltung: Ab 19 Uhr auf Zoom
Auch seit dem fragwürdigen Schussakkord im Münchener NSU-Prozess 2018 reißt die Kette rechtsterroristischer Anschläge und Eskalationen, Bedrohungen und Angriffen nicht ab. Über 10 Jahre nach dem Auffliegen des NSU kann und darf es keinen Schlussstrich geben. Denn wesentliche Fragen sind nach wie vor offen. Gesellschaftlicher Rassismus und Antisemitismus sind nach wie vor omnipräsent, neo-nazistische Netzwerke und Rechtsterrorismus weiterhin eine enorme Gefahr.
In seinem Vortrag präsentiert Prozess-Beobachter Friedrich Burschel seine Einschätzungen zum NSU-Prozess und Urteil. Dabei wird er auch auf die Arbeit der zahlreichen Untersuchungsausschüsse, die Verstrickung von Behörden in den NSU-Komplex sowie die ideologischen Verbindungen von NSU-Mordserie und weiteren Attentaten der letzten Jahre aufzeigen. Nicht zuletzt stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage nach den Konsequenzen für den Kampf gegen die Gefahr von rechts.
Mai-Demo im Jahr 2019 in Erfurt. Foto: Friedrich Burschel
Friedrich Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Er war über fünf Jahre akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders Radio Lotte Weimar im NSU-Prozess und ist Mitarbeiter von NSU-Watch (nsu-watch.info).
Eine Veranstaltung des Bildungsprojektes Köfte Kosher; in Zusammenarbeit mit der soliport – Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und der Rosa-Luxemburg-Initiative – Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen.
Fritz Burschel; Foto: Radio LOTTE Weimar
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der Neonazi-Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) ist als parteinahe Stiftung der Partei Die LINKE einen antifaschistischen Tradition verbunden und hat den Kampf gegen Rechts stets als einen Schwerpunkt betrachtet und entsprechende Bildungsangebote gemacht, Projekte aufgelegt und Initiativen unterstützt.
In der zurückliegenden Dekade hat das Themenfeld «Neonazismus und Strukturen und Ideologien der Ungleichwertigkeit» dramatisch an Bedeutung zugenommen. Ihm ist im Laufe der Jahre eine aufpilzende Breite an weiteren Themen zugewachsen: die Extremismusdoktrin und die Rolle des Verfassungsschutz genannten Inlandsgeheimdiensts in der Zivilgesellschaft; das Auffliegen des NSU und Prozessbeobachtung sowie -intervention als Gegenstand linken Aktivismus‘ und linker Bildung; das Auftauchen 2013 der neuen autoritär-populistischen Partei «Alternative für Deutschland» (AfD), die sich während ihres beispiellosen Siegeszugs in viele kommunale, alle Landesparlamente und 2017 den Bundestag nach etlichen Häutungen in einen rechts-nationalistischen und einen völkischen Flügel spaltet; das Auftauchen einer neuen rechten Bürger*innenbewegung mit Pegida und den diversen Ablegern; die so genannte Flüchtlingskrise und/oder Willkommenskultur mit einer begleitenden Explosion rechter und rassistischer Gewalt gegen Geflüchtete und ihre Unterstützer*innen; eine bedrohliche Welle rechtsterroristischer Gewalt, Bedrohung und Verstrickung bewaffneter Organe des Staates in miliz-ähnliche Prepper- und Freischärler-Truppen (Uniter, Hannibal, Nordkreuz); rechte und rassistische Mordanschläge wie in München (2016), Istha/Kassel (2019,) Halle (2019) und Hanau (2020); die drastisch zunehmende Bedeutung eines neuen alten Antisemitismus, der Themenfelder Antifeminismus und Misogynie ebenso wie des Klimawandels als Katalysator eines globalen Rechtsrucks und kapitalistischer Besitzstandswahrungskämpfe, sowie der globale Aufstieg faschistischer oder autoritärer Regierungen, häufig im Gewand «illiberaler Demokratien» (Ungarn, Polen; Brasilien, Israel, Indien, USA usw.) und schließlich das Auftauchen einer weiteren nach rechts offenen und anschlussfähigen Protestbewegung gegen die (oft tatsächlich fragwürdigen) Regierungsmaßnahmen im Rahmen der Eindämmung der globalen Pandemie mit dem SARS-Cov-2-Virus.
Mai-Demo im Jahr 2019 in Erfurt. Foto: Friedrich Burschel
Nach wie vor überschlagen sich Ereignisse und Entwicklungen auf dem ausufernden Themenfeld «Rechts». Das zurückliegende Jahr war geprägt von einer fortschreitenden autoritären Formierung, die ihren Ausdruck in der weiteren Entwicklung der völkisch-nationalistischen Partei AfD, im Auftauchen einer neuen starken rechten Anti-Establishment-Bewegung im Zuge der Corona-Pandemie und in eskalierenden Formen eines über hermetische Interneträume international verbundenen Nazi-Terrorismus‘ fand. Mit einem globalen autoritären Backlash, der Anfang Januar 2021 in den USA mit dem Sturm eines rechten Mobs auf das Parlamentsgebäude Kapitol einen bedrohlichen Höhepunkt fand, kann von einem autoritären Sog gesprochen werden, der westliche Demokratien ebenso wie viele andere, teils vorher schon instabile Staaten weltweit in Schieflage bringt.
Rechtsruck in Deutschland
Auch die ach so stabile Bundesrepublik: Am fünften Februar vergangenen Jahres gelang es der «Alternative für Deutschland» (AfD) erstmals, das ganze Land in Aufruhr zu versetzen. Nach zwei vergeblichen Anläufen verhalf ausgerechnet die Fraktion des faschistischen «Flügel»-Führers oder Führers des faschistischen Flügels, Björn Höcke, im Thüringer Landtag einem FDP-Ministerpräsidenten ins Amt und führte so die dortige CDU und die Fünf-Prozent-Liberalen als Spielball der völkisch-nationalistischen Partei vor. Der Triumph währte nicht lange: kurze Zeit später beugte sich der Kurzzeit-Landesvater dem Druck aus den Chefetagen der eigenen Partei und konservativer Medienhäuser.
Der Monat blieb katastrophal: Am 19. Februar richtete ein von völkischem Größenwahn und rassistischem Hass fanatisierter Attentäter in Hanau ein Massaker an, dem neun Menschen zum Opfer fielen und als zehntes Opfer die Mutter des Täters, die er vor seinem Suizid ebenfalls erschoss. Die neun zuerst Getöteten hatte der Mörder wegen ihrer familiären Migrationsgeschichten ausgewählt. Wenige Tage zuvor war ein gutes Dutzend verdächtiger Männer – alles «harmlose» Familienväter, einer von ihnen im Polizeidienst – aufgeflogen: Die durch und durch rassistische «Gruppe S» mit einer kruden «White Supremacy»-Ideologie, die schwer bewaffnet Massaker in muslimischen Gebetsräumen und Moscheen in 14 Städten gleichzeitig anrichten wollte, um so den grundstürzenden «Tag X» herbeizuführen, wurde gerade noch rechtzeitig ausgehoben, um diese barbarischen Pläne zu durchkreuzen. Der Prozess gegen diese Gruppe begann im April dieses Jahres vor dem Oberlandesgericht Stuttgart und könnte sich in den nächsten Mammutprozess mit bereits über 100 terminierten Prozesstagen auswachsen. Wer also angesichts dieser Entwicklungen dachte, es stünden weitere rechtsterroristische Anschläge und Umsturzversuche bevor, hatte dazu allen Grund.
Das Jahr prägten dann auch der Strafprozess gegen den Attentäter, der im Oktober 2019 versucht hatte, ein Blutbad in der Halleschen Synagoge anzurichten, und, nachdem das Vorhaben gescheitert war, zwei Menschen tötete, die zufällig seinen Weg kreuzten, sowie das Verfahren wegen des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) im Juni 2019. Mit Hanau und Halle (und München 2016), aber auch im Verfahren vor dem Landgericht Berlin, wo sich ein Schreiber von Drohmails vor allem gegen prominente starke Frauen und mit Bombenanschlägen auf öffentliche Gebäude drohender Terrormonade, der sich «Nationalsozialistische Offensive» nannte, erscheint ein (gar nicht mehr so) neuer Tätertyp, der zwar allein in tödliche Aktion tritt, aber kein Einzeltäter ist. Im stillen Kämmerlein oft in der elterlichen Wohnung ist er mit einer hasserfüllten internationalen Online-Community in Austausch, die die Motive Nazismus, Rassismus, Antisemitismus und krude Misogynie bis zur Tat triggert.
Diverse Prozesse gegen rechte Täter*innen laufen
Überhaupt Strafverfahren: Die Zahl der laufenden, zurückliegenden und noch anstehenden Prozesse zu rechtem Terrorismus beginnen antifaschistische Prozessbeobachtungsgruppen im ganzen Land an den Rand ihrer Kapazitäten zu bringen: In München steht der Prozess gegen «Blood & Honour»-Strukturen an und ein weiterer gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Susanne G., in Frankfurt – endlich – das Verfahren gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A., der unter false flag und als Asylsuchender getarnt terroristische Anschläge verüben wollte, um damit rassistische Gegenreaktionen auszulösen. Außerdem steht ein CDU-Ratsherr aus Köln-Porz vor Gericht, der in der Silvesternacht 2019/20 mutmaßlich aus rassistischen Motiven mit einer Schusswaffe einem jungen Mann in die Brust schoß und lebensgefährlich verletzte. Es gibt auch eine Initiative von Prozessbeobachter*innen, die sich nun den Prozess wegen des homophoben, islamistischen Messeranschlags im Oktober 2020 in Dresden angeschaut haben (Ende des Prozesses wahrscheinlich 20.5.), bei dem ein Mensch ums Leben kam und ein weiterer schwer verletzt wurde. Vom zweiten und dritten Freital-Prozess dort gar nicht zu reden.
Neue (rechte) Gruppierungen seit Beginn der Corona-Pandemie
Aber auf einmal war alles ganz anders: ab März 2020 veränderte die globale Pandemie mit dem SARS-CoV-2-Virus Leben und Alltag aller grundlegend. Im Seuchen-Ausnahmezustand schwoll der Protest gegen die Regierungspolitik bei sog. Hygiene-Demos an und seit im Herbst jenes Jahres der zweite Lockdown absehbar war, sind Zehntausende Bürger*innen bundesweit bei den sogenannten «Querdenker»-Protesten auf den Straßen. Die laut werdende Kritik an den herrschenden Verhältnissen, eine sehr weitgehende Delegitimierung staatlichen Handelns und damit eine ernst zu nehmende Spaltung der Gesellschaft hatten und haben jedoch keineswegs linken, klassenkämpferischen oder emanzipatorischen Charakter, sondern sind gegenwärtig getragen von geradezu grotesken Grundannahmen, Falschmeldungen und altbekannten Verschwörungsideologien. Wesentliche Bestandteile auch hier: Antisemitismus, Antifeminismus, Rassismus und Nationalismus, aber auch der gute alte Antikommunismus westdeutscher Prägung. Diesen zunächst diffusen Bewegungen, die sich in einem Freiheits- und Widerstandskampf gegen diktatorische Verhältnisse, seuchenpolitische «Ermächtigungsgesetze» und das «sozialistische Merkel-Regime» wähnen, kann sich eine faschistische Rechte leicht anverwandeln und sie so rahmen und lenken, wie etwa beim telegenen «Sturm» der Freitreppe des Reichstagsgebäudes im August 2020. Forderungen aus diesen Kontexten sind eine Art Umsturz, Systemwechsel oder «Neuanfang» mit «verfassungsgebender Versammlung» zur Beendigung eines vermeintlichen alliierten, wahlweise finanzoligarchischen, in jedem Fall «fremdbestimmten» Besatzungsregimes. Das Mobilisierungspotenzial von mehreren Zehntausend Menschen ist beträchtlich.
Bemerkenswert und kennzeichnend für die Einschätzung dieser neuen rechten Bewegungen von «besorgten Bürgern» und «Querdenkern» ist eine Melange an ideologischen, politischen und assoziativen Versatzstücken, die hier scheinbar beliebig zusammengeschraubt werden. Rhetorisch wird eine fundamentale Kritik am Ist-Zustand formuliert, die hoch anschlussfähig ist für unterschiedliche und inkonsistente politische Vorstellungen, aber eben auch für völkisch-nationalistische Argumentationen. Dabei sind Andockmöglichkeiten für eine Vielzahl von Personen und Gruppen gegeben, die – mutmaßlich mit nur wenig politischer Erfahrung oder Bildung – ohne Arg fragen, was daran falsch sein kann, für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland auf die Straße zu gehen. Unbemerkt oder bewusst unbeachtet bleibt dabei, dass organisierte Nazis die Großdemonstrationen für ihre Zwecke instrumentalisieren und so medial auch kapern. Transportiert werden diese rechten Narrative durch – häufig dezidiert antisemitische – Verschwörungsfantasien und hochgejazzte Falschmeldungen in den Sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten. Die benutzten Symbole und Figuren, von der Reichskriegsflagge über «Judensterne» mit der Aufschrift «ungeimpft» bis hin zu den Ikonen Anne Frank, Sophie Scholl, Ernesto Che Guevara und Mahatma Gandhi erlauben es Vielen, sich guten Glaubens den Protesten anzuschließen, und erschweren für viele «Ungeübte», aber auch durchaus für Geübte, die Sache stichhaltig einzuschätzen. Eine Herausforderung für linkes Gegenhalten und eine richtige Kritik an den herrschenden Verhältnissen aus der Kakophonie menschenfeindlichen Getöses herauszulösen und von links humanistisch und emanzipatorisch wieder in Anspruch zu nehmen und zu behaupten.
Denn die andere Seite dieser Medaille ist ein massiver Backlash gegen alles, was links, antifaschistisch, Antifa oder «Errungenschaft der 68er Revolte » ist oder so markiert wird. Die AfD, oft im Verbund einerseits mit den stets diensteifrig einknickenden rechten Rändern der bürgerlichen Parteien (v.a. SPD, FDP und CDU/CSU) und andererseits mit sich professionalisierenden Kampagnenmacher*innen neurechten Zuschnitts wie EinProzent oder Compact-Magazin, geht mit grimmiger Hartnäckigkeit und zunehmender Finesse gegen alles vor, was nach Sozio-Kultur, Feminismus, Diversität und linkem Aktivismus riecht. Attacken gegen «die Antifa» und die «unterschätzte Gefahr» des «Linksextremismus» treiben wenig wohlriechende Blüten, wenn der niedersächsische Innenminister – ganz im Sinne und Stile der AfD – ein «Verbot der Antifa» prüfen will oder auf «Querdenker»-Demos zur Trump’schen Hatz auf «die Antifa» als eigentlicher «terroristischen Vereinigung» geblasen wird. Bei der Diskussion über Gegenmaßnahmen der «wehrhaften Demokratie» gegen diesen gesellschaftlichen Rechtsdrift – auch etwa von Seiten der Grünen – feiern die unsägliche «Extremismusklausel»-Debatte der Nuller Jahre und die verrostete Hufeisentheorie fröhliche Urstände, wird von «linker Militanz» und Radikalisierung geschwafelt.
Es ist also hohe Zeit, uns der kämpferischen antifaschistischen Ideale zu erinnern und uns schlau zu machen gegen rechts und für eine grundsätzliche und unkorrumpierbare humane Orientierung stark.
Der Autor Friedrich Burschel ist Referent für Neonazismus und Strukturen / Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, deren Bremer Landesstiftung die Rosa-Luxemburg-Initiative ist.
Folgend einige Publikationen der RLS zu den Themen Extremismus und Antifaschismus:
«Der Sommer ist vorbei…» Vom «Aufstand der Anständigen» zur «Extremismus-Klausel»: Beiträge zu 13 Jahren «Bundesprogramme gegen Rechts». Herausgegeben von Friedrich Burschel, Uwe Schubert, Gert Wiegel (edition assemblage: Münster 2013) https://www.rosalux.de/publikation/id/7497/der-sommer-ist-vorbei
Wochenendseminar mit Moritz Zeiler / Digital oder im Freien – Je nach Pandemieentwicklung, mehr Informationen bei Anmeldung / Anmeldung bitte unter agb@antifahb.net /
Im Auftrag des exilierten Instituts für Sozialforschung verfasste Franz Neumann mit „Behemoth“ Anfang der 1940er Jahre in den USA eine der bis dahin umfangreichsten und kenntnisreichsten Studien der nationalsozialistischen Herrschaft. In seiner Pionierarbeit analysierte er (ähnlich wie sein Freund und Anwaltskollege Ernst Fraenkel in „Doppelstaat“) gleichermaßen die theoretischen Schriften von Carl Schmitt – dem „Kronjuristen des Reiches“ – als auch die Herrschaftspraxis des nationalsozialistischen Regimes anhand dessen Gesetzen, Prozessen und Erlassen. Die Negation eines allgemein gültigen Rechts zugunsten einer exklusiven Ordnung der Volksgemeinschaft und der Herrschaft von rackets (Banden) beschrieb er als einen zentralen Aspekt der autoritären Krisenlösung des Nationalsozialismus. In den USA erfuhr das Buch große Beachtung und verschaffte Neumann ein Engagement beim amerikanischen Geheimdienst, für den er wie sein Institutskollege Herbert Marcuse „Feindanalysen“ über den deutschen Nationalsozialismus erstellte. Obwohl „Behemoth“ international rasch als Klassiker der Forschung zum Nationalsozialismus galt, dauerte es in Deutschland bis in die 1970er Jahre, bis Neumanns Werk erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Aufgrund andauernder Kontinuitäten von Antisemitismus und Antimarxismus bekam Neumann als jüdischer Autor mit Sympathie für die Marxsche Ökonomiekritik jedoch im postnazistischen Deutschland nie die Aufmerksamkeit und Anerkennung wie in der englischsprachigen Diskussion.
Mit dem Seminar soll ein Überblick über die zentralen Thesen von Neumanns Studie gegeben und diese mit zeitgenössischen linken Faschismusinterpretationen verglichen werden. Dabei werden besonders Parallelen und Differenzen zu Ernst Fraenkels „Doppelstaat“ und Friedrich Pollocks Interpretation des Nationalsozialismus als neuer Ordnung eines autoritären Staatskapitalismus behandelt. Des weiteren soll diskutiert werden, inwiefern seine Analysen auch einen Beitrag für ein besseres Verständnis aktueller autoritärer Tendenzen liefern können. Es werden gemeinsam Textausschnitte gelesen und diskutiert.
Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Veröffentlichungen: „Materialistische Staatskritik. Eine Einführung“ (Stuttgart 2017) und – zusammen mit der Bremer Initiative associazione delle talpe – Mitherausgabe von „Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik“ (Berlin 2009) sowie „Maulwurfsarbeit I-V“ (Berlin/Bremen 2010-2020).
Eine Kooperation von Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und AGB – Antifaschistische Gruppe Bremen.
Buchvorstellung mit Andreas Speit am Donnerstag, 15.04.2021, 19:00 Uhr im Livestream unter: media.kukoon.de
Weltweit gibt es rechtsterroristische Attentate eines neuen Typs. In Halle (Saale) verhinderte nur eine verschlossene Holztür der Synagoge ein größeres Massaker. Am 9. Oktober 2019 wollte dort ein Rechtsextremist die versammelten Juden hinrichten. Mit selbstgebauten Waffen schoss er auf die Tür und warf eigens hergestellte Sprengsätze. Online konnten Gleichgesinnte zusehen, wie er zwei Menschen ermordete: Seine Tat verbreitete er per Videokamera auf einem Portal für Computerspiel-Videos. Er ahmte damit andere »Egoshooter« nach – wie einen Rechtsextremisten, der in Neuseeland wenige Monate zuvor die Tötung von 51 Menschen live im Internet übertragen hatte. Was treibt Menschen vom Bildschirm zur realen Gewalt auf der Straße? Die Beiträge des Buches gehen den Spuren der Attentäter nach und zeigen die speziellen Radikalisierungsmechanismen im Netz auf. Sie erklären die Hintergründe und Motive dieser Männer, die in ihren rechten Online-Gemeinden Antisemitismus, Rassismus und Antifeminismus verbreiten. Das Buch gibt Einblicke in eine Welt, die vielen unbekannt ist.
Andreas Speit: Jahrgang 1966, Diplom-Sozialökonom, freier Journalist und Publizist, Kolumnist der taz Nord, regelmäßige Beiträge für Freitag, Blick nach rechts und jungle world, mehrere Auszeichnungen, u. a. durch das Medium-Magazin und den Deutschen Journalisten-Verband. Autor und Herausgeber diverser Bücher zum Thema Rechtsextremismus.
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Online-Workshop zur Erinnerungskultur Freitag, 26. Februar 2021, um 19 Uhr Livestream unter:media.kukoon.de
Das Erinnern an die Verbrechen und ein würdiges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist und bleibt wichtig. Darin sind sich ein großer Teil der Bremer:innen und auch viele Politiker:innen einig. Doch wie sollten diese Erinnerung(en) eigentlich gestaltet sein? Wie sollten die heutigen Kenntnisse und die geschichtlichen Perspektiven vermittelt werden? Wie können die Auseinandersetzungen um die historischen Orte in unserer unmittelbaren Umgebung aktuell bleiben? Diese und andere Fragen wollen wir als ein Zusammenschluß freier Mitarbeiter:innen am Denkort Bunker Valentin in einem digitalen Forum mit den Gästen diskutieren. Bewusst wollen wir damit die Konvention einer starren Frontalveranstaltung aufbrechen und miteinander ins Gespräch kommen. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wollen wir dann abgleichen, wie es um die „gesellschaftliche Verantwortung“ in Bremen und anderswo praktisch bestellt ist. Wer macht diese Arbeit und unter welchen Bedingungen? Wir diskutieren mit einer Aktiven des „Arisierungs“-Mahnmals in Bremen und der Initiative „Geschichte wird gemacht“ aus Berlin. Gemeinsam sollen Grenzen und Chancen einer Geschichtsvermittlung diskutiert werden, die eine lebendige Erinnerungskultur nicht nur beredet sondern umsetzt. Alle Interessierten sind herzlich willkommen!
Die Teilnahme ist ohne Anmeldung möglich. Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation findet die Veranstaltung online statt.
Eine Veranstaltung von Erinnerungskultur anstellen. Organisierung freier Mitarbeitender am Denkort Bunker Valentin in Kooperation mit dem Kulturzentrum Kukoon, Erinnern für die Zukunft e.V. und der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
06.08.2021, 20:00 Uhr, Diskussionsveranstaltung mit Ingo Elbe Kulturzentrum Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen bzw. Parkcafé des Kukoon Voraussichtlich zusätzlich Stream unter live.talpe.org – Achtet auf aktuelle Ankündigungen
Zahlreiche Zeitdiagnosen kreisen um den gemeinhin unerwarteten Aufstieg autoritärer Parteien und Bewegungen, der gegenwärtig weltweit zu beobachten ist. Knüpft man indes an die Erkenntnisse des frühen Frankfurter Instituts für Sozialforschung zum autoritären Charakter an, so überrascht die Attraktivität der neuen »falschen Propheten« keineswegs. Die Theorie des autoritären Charakters untersucht, wie Menschen unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen das Bedürfnis nach Unterwerfung unter irrationale Autoritäten entwickeln und ebenso irrationale Feindbilder hervorbringen. Ingo Elbes Vortrag stellt das ursprüngliche Programm der Autoritarismusforschung vor, wie es von der kritischen Theorie der Frankfurter Schule, insbesondere von Erich Fromm, in den 1930er Jahren entwickelt wurde.
Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Zuletzt erschienen: „Triebökonomie der Zerstörung. Kritische Theorie über die emotionale Matrix der Judenvernichtung“ im Sammelband „Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters“ (2020) sowie „Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existenzialismus und Postmoderne“ (2020).
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Veranstaltung wird nachgeholt, Informationen folgen –11.06.2021, 20:00 Uhr, Vortrag und Diskussion mit Frank Apunkt Schneider Kulturzentrum Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen bzw. Parkcafé des Kukoon Voraussichtlich zusätzlich Stream unter live.talpe.org – Achtet auf aktuelle Ankündigungen
Seit dem 03.10.1990 wird zurückgeschossen: Die wiedervereinigten Deutschen haben jener Kultur den Krieg erklärt, die im 20. Jahrhundert zum synonym für Heimatlosigkeit, Migration und kulturelle Umvolkung geworden ist. Gegen die Überfremdungslust durch den wurzellosen Pop setzen sie die „deutsche Popidentität“, die 1998 auch gleich von der ersten vollständig popsozialisierten deutschen Regierung in die Pflicht genommen wurde. Im Sommer 2015 gelang es erstmals, die Album-Charts – lange Zeit eine fremdländische Enklave in der hiesigen Alltagskultur – zurückzuerobern: die ersten zehn Plätze wurden von deutschen Produktionen belegt. Ein Novum! Um Pop zum Soundtrack der geistig-moralischen Sesshaftigkeit zu machen, musste seine Spracheinstellung von Englisch auf Deutsch geändert und seine klassischen Themen mit deutscher Ideologie überschrieben werden, die nicht mehr hinaus in die Welt und auch nicht zur anderen Seite durchbrechen will. Der Deutschpop der Gegenwart fühlt sich pudelwohl in der unbedrohlichen und überschaubaren Welt der Identitäten, der Eigenheime und Herkunftskieze, der Familien, Zweierbeziehungen und alles überdauernden Freundschaften; unabhängig davon, auf welcher Seite von „Weltanschauung“ er sich zu befinden glaubt: Rechtsrock, Deutschrap und die bunt-statt-braunen Popdeutschen passen perfekt in jene hysterische Sehnsucht nach Heimat und Zu(sammen)gehörigkeit, die die Deutschen gerade um ihren Verstand und den letzten Rest kritischer Vernunft zu bringen droht.
Frank Apunkt Schneider ist unfreundlicher Plattenhändler, unfreier Autor und selbsternannter Poptheoretiker, Mitherausgeber der testcard und der deutsche Aussenposten der Kulturbewegung monochrom. Aktuelle Veröffentlichung: Deutschpop halts Maul! Für eine Ästhetik der Verkramp-fung, Ventil Verlag 2015.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa- Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
28.05.2021, 20:00 Uhr Diskussionsveranstaltung mit Thomas Ebermann // Stream unter live.talpe.org
Im Vergleich haben die Staaten, welche die Coronapandemie nicht verharmlost haben, weniger Todesopfer verursacht. Die Verharmlosung (oder das Bekenntnis zu heroischer Opferbereitschaft) ist, von Ausnahmen abgesehen, weltweit Domäne der Rechten. In den armen Regionen der Welt, wo das soziale Elend der Slums weder Abstandsgebote und erst recht nicht Home-Office denkbar macht – und die Staatskassen nur drakonische Repression erlauben, werden die Toten weder untersucht noch gezählt, sondern verscharrt. Unermittelbar wird sein, wer am Virus gestorben ist und wer am Hunger und Unterversorgung durch die Wirtschaftskrise und ihre Begleiterscheinungen. Das beunruhigt in Deutschland wenige; und nie darf übersehen werden, dass zum guten Zeugnis, das der Regierung ausgestellt wird, auch Zustimmung zur Gnadenlosigkeit gegen Geflüchtete in den Lagern auf den griechischen Inseln und anderswo gehört. Das Versprechen der Herrschaft, Deutschland werde „gestärkt“ aus der Krise hervorgehen, ist, als relative Größe, durchaus chancenreich. Damit geht eine Ideologie der Risiken einher, die Kollateralschäden akzeptiert – also Tote, weggeschlossene Alte und die Angeschlagenen aller Risikogruppen. Noch etwas verdruckst, aber unübersehbar machen Eugenik und Sozialdarwinismus ihren Weg ins Legitime. Hier liegt die Schnittstelle von Liberalismus und dem Faschistoiden, die Linke, als Verfechter:innen des Lebens und des guten Lebens, reflektieren müssen. Die Produktiven, in ihrem (spontanen) Interesse – ökonomisch und im Bewusstsein – ihrem Kapital und dem Gelingen seiner Geschäfte untergeordnet, demonstrieren ihre Verdinglichung („Wir sind Lufthansa“) und Verzichtbereitschaft auf Lohnbestandteile. Die Normalität verachtenden Gesellschaftskritiker:in-nen stehen im Abseits – und die Tatsache, dass trotz der Gefahren alle, denen das vom Staat nicht untersagt war oder deren Unternehmen nicht die Nachfrage weggebrochen bzw. die Lieferketten gerissen waren, zur Arbeit gingen und gehen, macht ihre Randständigkeit noch deutlicher. Der Referent hält es für einen Irrweg, für Produkte und Dienstleistungen zu fechten, die er für Schrott, überflüssig, schädlich hält – im Namen von Bruttosozialprodukt und Arbeitsplätzen. Er ist Gegner des herrschenden Modells der entsagungsreichen Plackerei und ihrer scheinbaren Entschädigung durch konsumtive Möglichkeiten. Das bedeutet Kritik der Bedürfnisse als Kritik der kapitalistischen Produktionsweise. Die Ankündigung ist auf dem Stand vom Herbst 2020. Die Referent wird auf aktuelle Entwicklungen seitdem eingehen.
Thomas Ebermann ist Publizist, zuletzt erschien von ihm Linke Heimatliebe. Eine Entwurzelung, Hamburg 2019.In den letzten Jahren war er mit Bühnenauf-führungen wie Heimat – Eine Besichtigung des Grauens (2019) und Herbert Marcuse – Der eindimensionale Mensch wird fünfzig (2014) in Bremen zu Gast.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive Buchvorstellung mit Lydia Lierke und Massimo Perinelli Donnerstag, 17.06.2021, 19:00 Uhr, Parkcafe des Kukoon im Leipnizplatzpark
Der Mauerfall vor 30 Jahren bedeutete eine gewaltvolle Zäsur für migrantisches und jüdisches Leben in Ost und West. Während die einen vereinigt wurden, wurden die anderen ausgeschlossen. Das vorliegende Buch möchte ausgegrenzte Perspektiven auf die deutsch-deutsche Vereinigung wieder sichtbar machen und an die Kämpfe um Teilhabe in den 1980er Jahren, einschneidende Erlebnisse um die Wende und die Selbstbehauptung gegen den Rassismus der 1990er Jahre erinnern. So beinhaltet der Band Geschichten von Bürgerrechts- und Asylkämpfen ehemaliger Gastarbeiter*innen, von Geflüchteten in BRD und DDR, Beiträge über den Eigensinn von Vertragsarbeiter*innen, von damaligen internationalen Studierenden, über jüdisches Leben in Ost und West sowie über die Kämpfe von Sinti und Roma im geteilten Deutschland. Mit Beiträgen von Sharon Adler, Emmanuel Adu Agyeman, Pablo Dominguez Andersen, Felix Axster, Mathias Berek, Gabriel Berger, Róza Berger-Fiedler, Hamze Bytyçi, Leah Carola Czollek, Max Czollek, Nuray Demir, Dostluk Sineması, Gülriz Egilmez, Naika Foroutan, Mirna Funk, Elisa Gutsche, Kathleen Heft, Initiative 12. August, Anetta Kahane, Dmitrij Kapitelman, Kadriye Karcı, Andrea Caroline Keppler, Evrim Efsun Kızılay, Jana König, David Kowalski, Janko Lauenberger, Lydia Lierke, Jessica Massochua, Paulino Miguel, Dan Thy Nguyen, Hannah Peaceman, Massimo Perinelli, Patrice G. Poutrus, Sabuha, Elisabeth Steffen, Ceren Türkmen, Nea Weissberg, Alexandra Weltz-Rombach und Cynthia Zimmermann. Mit Illustrationen von Nino Paula Bulling und Burcu Türker.
Lydia Lierke, geboren 1990 in Hoyerswerda, ist Politikwissenschaftlerin. Sie ist Mitglied der „Initiative 6. April“ in Kassel, unterstützt das Bündnis „NSU-Komplex auflösen“ und beschäftigt sich mit der Aufarbeitung deutsch-deutscher Erinnerungspolitik mit dem Schwerpunkt auf Migration. Massimo Perinelli ist Historiker. Er lebt und arbeitet als Referent für Migration bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Er ist Mitglied von Kanak Attak, Mitbegründer der Initiative „Keupstraße ist überall“ und hat das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ mitinitiiert. 2018 gab er den Band „Die Macht der Migration“ (2018) heraus.
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Buchvorstellung und Diskussion mit Felix Schilk und Volkmar Wölk als Stream hier! Freitag, 29.01.2021, 19:00 Uhr
„Wer das Wesen des Faschismus erkennen will, muss zurück zu dessen Wurzeln“ – so der Faschismusforscher Zeev Sternhell. Gleiches gilt für die europäische Neue Rechte. Aus welchen Gründen ist sie wann und wo mit welchen Zielen entstanden? Wo liegen ihre geistigen Wurzeln? Betreiben die „neuen“ Rechten tatsächlich eine ideologische Erneuerung der extremen Rechten, oder handelt es sich lediglich um alten Wein in neuen Schläuchen? Volkmar Wölk und Felix Schilk, Mitautoren des Bandes Das faschistische Jahrhundert, veranschaulichen die Denkwege der Neuen Rechten anhand von zwei zentralen Themenfelder: Einerseits ihre Europakonzeptionen und andererseits ihre wirtschafts- und sozialpolitischen Vorstellungen.
Filmvorführung und Gespräch mit der Initiative 19. Februar Hanau Neuer Termin: Montag, 13. Dezember 2021, um 20 Uhr in Bremen Kino City 46, Birkenstraße 1, 28195 Bremen
Familienangehörige der NSU-Opfer berichten von der anhaltenden Traumatisierung durch die Morde, die massiven Verdächtigungen ihnen gegenüber und die milden Urteile gegen die Mörder:innen in 2018.
Spuren – Die Opfer des NSU: D 2019, Regie: Aysun Bademsoy, 81 Min., DF
Gäste: Initiative 19. Februar Hanau
Filmreihe Kein Schlussstrich Bremen 2021
Filmreihe ›Vom Gedenken zur Veränderung – Kämpfe gegen rechte Gewalt und Terrorismus‹
Veranstalterinnen: Kein Schlussstrich Bremen, CITY 46/Kommunalkino Bremen e.V., Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen
Filmvorführung und Gespräch mit Kutlu Yurtseven, Ulf Aminde und der Initiative Keupstraße ist überall Neuer Termin: Montag, 15. November 2021, um 20 Uhr in Bremen Kino City 46, Birkenstraße 1, 28195 Bremen
Nach dem Nagelbombenanschlag vor einem türkischen Frisörsalon in Köln in 2004
wurde jahrelang gegen die Angehörigen als Verdächtige ermittelt – bis die Tat 2011 der Terrorzelle NSU zugeordnet wurde.
Der Kuaför aus der Keupstraße: D 2015, Regie: Andreas Maus, 97 Min., dt./türk. OmU
Gäste: Initiative Keupstraße ist überall, Kutlu Yurtseven, Ulf Aminde
Filmreihe Kein Schlussstrich Bremen 2021
Filmreihe ›Vom Gedenken zur Veränderung – Kämpfe gegen rechte Gewalt und Terrorismus‹
Veranstalterinnen: Kein Schlussstrich Bremen, CITY 46/Kommunalkino Bremen e.V., Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen
Filmvorführung und Gespräch mit Ferat Kocak Neuer Termin: Montag, 18. Oktober 2021, um 20 Uhr in Bremen Kino City 46, Birkenstraße 1, 28195 Bremen
Bei rassistischen Anschlägen konzentrieren sich die Medien meistens auf die Täter:innen. Der Film gibt endlich den Opfern und ihrem Kampf nach Gerechtigkeit Raum.
Der zweite Anschlag: D 2018 Mala Reinhardt, 62 Min., dt./türk. OmU
Gast: Ferat Kocak (Betroffener des rechten Terrors in Neukölln, Initiative Basta)
Filmreihe Kein Schlussstrich Bremen 2021
Filmreihe ›Vom Gedenken zur Veränderung – Kämpfe gegen rechte Gewalt und Terrorismus‹
Veranstalterinnen: Kein Schlussstrich Bremen, CITY 46/Kommunalkino Bremen e.V., Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen
Achtung: Die Veranstaltung entfällt leider aufgrund der aktuellen Einschränkungen öffentlicher Veranstaltungen. Nach Möglichkeit wird Nachholtermin für 2021 geplant.
Diskussionsveranstaltung am 04.12.2020, Einlass 19:30 Uhr, Beginn 20:00 Uhr / Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen / Nachholtermin der im Februar 2020 ausgefallenen Veranstaltung / Es gelten die Coronaschutzmaßnahmen. Aufgrund begrenzter Plätze bitten wir um pünktliches Erscheinen. Zusätzlich ist ein online Audiostream geplant.
Nachdem Israel am 14. Mai1948 seine Unabhängigkeit ausgerufen hatte, griffen arabische Armeen noch in derselben Nacht den jungen Staat an. Bis heute dauern die Konflikte an. Für ein besseres Verständnis der Lage hilft ein Blick in die Geschichte vor 1948. Der Vortrag gibt daher Einblicke in Elemente, die für die Entwicklung der Region eine Rolle spielten: angefangen von den unterschiedlichen Ideen damaliger zionistischer Strömungen, den Herausforderungen vor Ort, bis hin zu frühen Konflikten mit der christlich-muslimischen Bevölkerung, die sich in Boykottaktionen und Massakern zuspitzten.
Buchvorstellung „Konformistische Rebellen“ und Diskussion mit Jan Gerber und Lars Rensmann sowie Andreas Stahl Montag, 21. September 2020, um 18 Uhr in Bremen Galerie K‘, Alexanderstraße 9b, 28203 Bremen Neuer Ort:Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstr. 51, 28215 Bremen (Bürgerweide)
Die Veranstaltung wird draußen im Hof der Galerie K‘ und nur bei gutem Wetter stattfinden. Es gelten die Corona-Schutzmaßnahmen. Die Platzanzahl ist begrenzt, wir bitten um pünktliches Erscheinen.
Zahlreiche Zeitdiagnosen kreisen um den gemeinhin unerwarteten Aufstieg autoritärer Parteien und Bewegungen, der gegenwärtig weltweit zu beobachten ist. Knüpft man indes an die Erkenntnisse des frühen Frankfurter Instituts für Sozialforschung zum autoritären Charakter an, so scheint die Attraktivität der neuen »falschen Propheten« keineswegs zu überraschen. Die Theorie des autoritären Charakters untersucht, wie Menschen unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen das Bedürfnis nach Unterwerfung unter irrationale Autoritäten entwickeln und ebenso irrationale Feindbilder hervorbringen.
Doch inwiefern lassen sich die damaligen Erkenntnisse auf die Gegenwart übertragen? Diese Frage ist zentraler Gegenstand des kürzlich erschienenen Sammelbandes „Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters“, der auch Beiträge von Jan Gerber und Lars Rensmann enthält. Im Rahmen der Veranstaltung werden beide ihren Beitrag jeweils vorstellen. Die anschließende Diskussion soll der Frage nachgehen, inwiefern sich die Theorie des autoritären Charakters zum Verständnis des zeitgenössischen Autoritarismus und Populismus eignet. Mitherausgeber Andreas Stahl wird zu Beginn kurz in den Band einführen und die Veranstaltung moderieren.
Konformistische Rebellen. Verbrecher Verlag, Berlin 2020
Jan Gerber ist Historiker und Politikwissenschaftler. Zuletzt von ihm erschienen: „Ein Prozess in Prag. Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen“, Göttingen/Bristol 2017, und „Karl Marx in Paris. Die Entdeckung des Kommunismus“, München 2018. Lars Rensmann ist Professor für Europäische Politik und Gesellschaft, Direktor des Research Centre for the Study of Democratic Cultures and Politics sowie Geschäftsführender Direktor des Fachbereichs Europäische Sprachen und Kulturen an der Rijksuniversiteit Groningen (Niederlande). Zum Thema erschien von ihm u. a.: „The Politics of Unreason. The Frankfurt School and the Origins of Modern Antisemitism“, Albany 2017. Andreas Stahl studiert Philosophie an der Universität Oldenburg und ist Mitherausgeber des Sammelbandes „Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters“ (https://www.verbrecherverlag.de/book/detail/1025).
Veranstalterinnen: Galerie K‘ und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen sowie weitere.
Ein Webinar der Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Denken Antonio Gramscis
Antonio Gramsci saß in den Kerkern des faschistischen Italien der 1930er Jahre. Er verfasste dort die «Gefängnishefte», eine Art tagebuchähnlicher Arbeitshefte, in denen sich der kommunistische Politiker und Intellektuelle daranmacht, marxistisches Denken zu erneuern. Viele revolutionäre Bewegungen waren gescheitert. So fragt Gramsci nach der Bedeutung des Staates, der Kultur und der Intellektuellen für die Organisation von Herrschaft in kapitalistischen Gesellschaften. Die Gefängnishefte mit ihren vielfältigen Notizen sind ein fragmentarisches Werk, in dem sich bis heute aktuelle Fragen und Problemstellungen aufspüren lassen:
▶ Wie wird die freiwillige Unterwerfung und Zustimmung der Menschen zu Herrschaft organisiert?
▶ Welche Grabenkämpfe werden in der Zivilgesellschaft ausgetragen?
▶ Wie verändert sich in Krisenzeiten das Verhältnis von Zwang und Konsens?
Das Webinar will gemeinsam Wege durch den Steinbruch der Gefängnishefte und das Denken Gramscis finden. Wir wollen nicht über Gramsci reden, wir wollen ihn lesen. Das macht zusammen mehr Sinn und Spaß als allein. Wir diskutieren ausgewählte Passagen und kurze Stellen. Dabei folgen wir dem Verlauf der Hefte, um die verwobene Entwicklung der Passagen nicht zu zerstören. Zur Vertiefung wichtiger Fragen und Begriffe gibt es Hinweise auf aktuelle Texte. Als Grundlage nutzen wir den Auswahlband «Gramsci lesen – Einstiege in die Gefängnishefte».
Programm der einzelnen Sitzungen:
30.03.2020 Sitzung 1: Was ist Hegemonie?
06.04.2020 Sitzung 2: Staat und Zivilgesellschaft
13.04.2020 Sitzung 3: Ideologie
20.04.2020 Sitzung 4: Alltagsverstand
27.04.2020 Sitzung 5: Organische Intellektuelle
04.05.2020 Sitzung 6: Krisen
Leitung des Webinars: Jan Niggemann (Kontakt: janek dot niggemann at yahoo dot de)
Kostenloses Seminarmaterial wird bereitgestellt
Methoden: Input, Stream, Textauszüge, moderierte Diskussion, begleitender Chat für Fragen, Literatur, Material etc. Vor- und Nachbereitung
Das Webinar findet auf der Videokonferenzplattform Zoom statt.
## Wegen der Corona-Pandemie findet diese Veranstaltung zum geplanten Zeitpunkt online via Livestream (Echtzeitübertragung) statt. ##
Vortrag und Diskussion mit David Hirsh (London) Dienstag, 21. April 2020, um 19:30 Uhr in Bremen Online-Veranstaltung mit Livestream auf dem Youtube-Kanal sowie auf der Facebook-Seite des Jungen Forums der DIG Bremen.
Linker Antisemitismus ist schwer zu erkennen, da er sich nicht in Nazi-Uniform kleidet und sich meist nicht offen hasserfüllt gegen Jüdinnen und Juden richtet. Diese Form des Antisemitismus wird in demokratischen Räumen häufig toleriert und ist anzutreffen unter Gewerkschafter*innen, in Kirchen, bürgerlichen Talk-Runden oder in Seminaren radikaler Intellektueller.
David Hirsh beschreibt in seinem Vortrag, wie sich Kritik an israelischer Politik in Antisemitismus verwandelt und wie sich die Kämpfe um die Definition von Antisemitismus aktuell darstellen. Es geht auch darum, wie diejenigen, die Antisemitismus heute als antisemitisch entlarven und kritisieren, inzwischen angegangen werden – sie sollen schweigen. In Großbritannien ist Israel-Feindlichkeit, so Hirshs Befund, geradezu Ausweis und identitätsstiftender Marker einer oppositionellen Haltung zu Neoliberalismus und globalem Kapitalismus geworden.
Der Vortrag findet in englischer Sprache, aber mit deutscher Übersetzung statt.
David Hirsh ist Lehrbeauftragter für Soziologie am Goldsmiths College, London und Gründer von „Engage“, einer Kampagne gegen den akademischen Israelboykott. In seinem 2017 bei Routledge erschienenen Buch „Contemporary Left Antisemitism“ beleuchtet er aktuelle Debatten über den Zusammenhang von Antizionismus und Antisemitismus. Hirsh war lange Zeit Mitglied der Labour Party und des Jewish Labour Movements, trat aus der Partei aber kürzlich aus wegen ihres Umgangs mit Antisemitismus in den eigenen Reihen.
Veranstalterinnen: Eine Veranstaltung des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen/Unterweser (DIG), des Kulturzentrums Kukoon und der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Partnerschaft für Demokratie Bremen im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend.
Lesung und Gespräch mit Mira Landwehr Mittwoch, 5. August 2020, um 18 Uhr in Bremen Galerie K‘, Alexanderstraße 9b, 28203 Bremen
Die Veranstaltung wird draußen im Hof der Galerie K‘ und nur bei gutem Wetter stattfinden. Es gelten die Corona-Schutzmaßnahmen. Die Platzanzahl ist begrenzt, wir bitten um pünktliches Erscheinen.
Mira Landwehrs im konkret-Velag veröffentlichter Band Vier Beine gut, zwei Beine schlecht handelt von den Problemen des Veganismus; er handelt von seiner Popularität und seinen Anhängerinnen. Der Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen verkündet stolz, „Vollveganer“ zu sein. Der rechte Esoteriker Ruediger Dahlke bereichert den Buchmarkt jedes Jahr mit einem neuen veganen „Peace Food“-Kochbuch. Marginalisierte Gruppen sollen ihre Kämpfe hintenanstellen und sich für die Rechte der Tiere einsetzen. Die Relativierung und Instrumentalisierung des Holocaust sind in Diskussionen um die Ethik der Ernährung präsent.
In einer als unübersichtlich und chaotisch wahrgenommenen Umwelt, in der das Individuum keine Rolle spielt, scheint für manche Menschen alles, was mit dem nichtssagenden Label „alternativ“ versehen ist, ein erstrebenswerter Ort der Selbstbestimmtheit zu sein, der die Rückgewinnung von Kontrolle verspricht. Die bewusst gewählte und individuell gestaltete Lebensweise mit starker Betonung der Ernährung wird für manche zum ordnenden Korrektiv. Wird Veganismus zur Weltanschauung, gehen mit ihm mitunter eine Art Auserwähltheitsglaube sowie eine Religiosität zusammen, die sich sektenähnlich manifestieren kann.
Mira Landwehr: Vier Beine gut, zwei Beine schlecht; Konkret-Verlag 2019.
Weite Teile der veganen Tierrechtsbewegung begrüßen Rassistinnen, Ökofaschistinnen und andere Menschenfeindinnen an Infoständen, auf Demonstrationen und als ihre medial wirksamen Fürsprecherinnen – der Schlachtruf lautet: „Hauptsache für die Tiere!“ Dieses Buch soll verstehen helfen, warum Tierliebe und Menschenhass so nah beieinander liegen und warum es so schwer ist, mit Leuten in der Szene darüber zu sprechen.
Mira Landwehr studierte Geschichte und Germanistik. Mehrere Jahre bewegte sie sich in der Tierrechtsszene. Sie schreibt regelmäßig für konkret und bloggt unter aufdemnachttisch.de.
Veranstalterinnen: Galerie K‘ und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen. Diese Veranstaltung wurde ursprünglich für Freitag, 17. April 2020, angekündigt und wurde wegen der Corona-Pandemie auf den 05.08. verschoben.
## Die Veranstaltung wurde wegen der Corona-Pandemie abgesagt und soll nach Möglichkeit später im Jahr nachgeholt werden. ##
Filmvorführung „Rosa Luxemburg“ mit Einführung von Jörg Wollenberg Montag, 30. März 2020, um 18 Uhr in Bremen AWO Konferenzraum, Am Wall 179–181, 28195 Bremen
„Rosa Luxemburg“ von Margarethe von Trotta (1986) – Filmabend der „Uni der 3. Generation“ mit dem mehrfach ausgezeichneten Film mit Barbara Sukowa in der Rolle der Rosa Luxemburg. Der Bremer Historiker Prof. Dr. Jörg Wollenberg führt vorab kurz in das Leben und Werk von Rosa Luxemburg ein.
Rosa Luxemburg (* 5. März 1871 – † 15. Januar 1919) war eine herausragende Vertreterin demokratisch-sozialistischen Denkens und Handelns in Europa. Mit all ihrer Kraft versuchte sie, den Weltkrieg, der dann von 1914 bis 1918 tobte, zu verhindern. Neben Karl Liebknecht war sie die wichtigste Repräsentantin internationalistischer und antimilitaristischer Positionen in der SPD. Sie war eine leidenschaftliche und überzeugende Kritikerin des Kapitalismus und schöpfte aus dieser Kritik die Kraft für revolutionäres Tun. Voller Hoffnung begrüßte sie die russische Revolution, blieb als revolutionäre Demokratin aber kritisch und wach: Hellsichtig attackierte sie die diktatorische Politik der Bolschewiki…
Zur Aktualität des Problems „soldatischer“ Männlichkeiten Vortrag und Diskussion mit Klaus Theweleit Am Donnerstag, 30. Januar 2020, um 19 Uhr in Bremen Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, 28195 Bremen
Ende November letzten Jahres wurde das Buch “Männerphantasien” von Klaus Theweleit in einer Neuausgabe wieder aufgelegt. Im Klappentext heißt es:
Vor 40 Jahren erschien mit Männerphantasien Klaus Theweleits große Untersuchung über die sexuelle, psychologische und soziopolitische Vorgeschichte des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik. Das Werk, das für viele als Auftakt der Männerforschung in Deutschland gilt, ist längst zu einem Klassiker auch der Gewaltforschung geworden. Angesichts der Rückkehr rechten Straßenterrors und faschistoider Positionen, die viele schon an Weimarer Verhältnisse denken lassen, sowie von Propagandafeldzügen gegen freiere Sexualitäten – Stichwort: »Genderwahn« – sind die Analysen des Buches viel zu brennend, um es im Regal der großen Werke ins Archiv zu stellen.
Am 30. Januar 2020 wird Klaus Theweleit im Haus der Wissenschaft uns seine heutige Sicht auf das Buch vorstellen und mit uns diskutieren, was diese mit unserer Zeit zu tun hat. – Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit Bremer Aktivistinnen*.
Klaus Theweleit in Erlangen 2015. Bild: manfred.sause@volloeko.de; CC BY-SA 3.0
Buchvorstellung und Diskussionsveranstaltung mit Volker Weiß Freitag, 31. Januar 2020, um 20:00 Uhr
Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen
Am 6. April 1967 hielt Theodor W. Adorno auf Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener Universität einen Vortrag, der aus heutiger Sicht nicht nur von historischem Interesse ist. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NPD, die bereits in den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung im November 1964 erstaunliche Wahlerfolge einfahren konnte, analysiert Adorno Ziele, Mittel und Taktiken des neuen Rechtsradikalismus dieser Zeit. Er kontrastiert diesen mit dem »alten« Nazi-Faschismus und fragt insbesondere nach den Gründen für den Zuspruch, den rechtsextreme Bewegungen damals – 20 Jahre nach Kriegsende – bei Teilen der bundesdeutschen Bevölkerung fanden. Vieles hat sich seitdem geändert, manches aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart Volker Weiß in seinem Vortrag herausarbeitet.
Volker Weiß ist Historiker aus Hamburg und schreibt unter anderem für die Zeit und jungle world. Ausgewählte Veröffentlichungen: Die autoritäre Revolte – Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes, Stuttgart 2017;Deutschlands Neue Rechte Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin, Paderborn 2011; Moderne Antimoderne. Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus, Paderborn 2012. Er hat das Nachwort zu Theodor W. Adornos Aspekte des neuen Rechtsradikalismus verfasst.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Das Video zur Veranstaltung: Adorno Reloaded – Volker Weiss bei 3Sat Kulturzeit zu Theodor W. Adornos „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“.
Tagesseminar für aktuelle und zukünftige Beirät*innen und Interessierte Samstag, 26. Oktober 2019, Workshop in Bremen von 10 bis 18 Uhr (mit Mittagsimbiss) Eine frühere Version dieser Einladung enthielt als Ortsangabe die Villa Ichon, das Seminar wird jedoch an einem anderen Veranstaltungsort in der Bremer City stattfinden. Der Ort wird den Angemeldeten kurzfristig mitgeteilt.
Parallel zur Bremer Bürgerschaftswahl am 26.05.2019 wurden auch die Stadtteilbeiräte neu gewählt. Neben vielen erfahrenen und neuen linken Beirät*innen sind leider auch Personen mit zum Teil tief gehenden Verbindungen in rechts-nationale, völkische und antisemitische Kreise in kommunale Gremien gewählt worden. Das solchen Positionen aus linker Perspektive entschlossen entgegengetreten werden muss, ist klar. Im politischen Alltag ist jedoch die scheinbar ‚klare Kante gegen Rechts‘ im Einzelfall manchmal gar nicht so einfach durchzusetzen:
Wie verhältst Du Dich, wenn es bei einem rechten Antrag ‚nur‘ um eine Ampel vor der Schule geht? Was etwa tust Du, wenn ein rechter Abgeordneter vor der Sitzung freundlich Smalltalk mit Dir halten will?
Unreflektiertes Handeln oder Überforderung können in einer solchen Situation schnell zu unbeabsichtigter Verharmlosung oder gar Legitimierung führen. Damit das nicht passiert, wollen wir uns gemeinsam vorbereiten.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung bietet kommunalpolitische Bildung an, um Interessierten Orientierung zu geben und kompetentes Handeln zu ermöglichen: Das Seminar im Beirat gegen Rechts soll Einzelpersonen und Gruppen in in der Findung eines klaren Standpunktes unterstützen sowie in ihrer gemeinsamen Durchsetzung ihrer Position stärken.
Themenschwerpunkte des Seminars sind:
Welche Handlungsoptionen haben wir auf individueller und politischer Ebene um Rechten im Beirat entgegenzutreten?
Welche rechten Milieus gibt es in meinem Stadtteil? Was sind deren ideologischen Hintergründe?
Wie kann ich in einen Austausch über Strategien antifaschistischer Arbeit im eigenen Stadtteil treten?
Wie gehe ich mit Bedrohungsszenarien um und wie schütze ich mich dagegen?
Den Seminartag gestalten gemeinsam:
Judith Kluthe, Europawissenschaftlerin, Politische Bildnerin
Philipp Piechura, Soziologe, Freizeit-/Theaterpädagoge
Norbert Schepers, Politikwissenschaftler, Geschäftsführer der Rosa-Luxemburg-Initiative sowie Leiter des Bremer Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung; ehemaliges Beiratsmitglied in Hemelingen
Unsere Expert*innen haben sich einige Jahre mit Recherchen zu Ideologie und Praxis der neuen Rechten beschäftigt:
Anmeldeschluss verlängert: Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt, wir bitten um verbindliche Anmeldung bis spätestens zum Donnerstag, 24.10.2019 um 10 Uhr per eMail an <info@rosa-luxemburg.com>.
Eine Kinderbetreuung wird von uns bei Bedarf und nach Möglichkeit organisiert, wir bitten um möglichst frühzeitige Anmeldung per eMail an <info@rosa-luxemburg.com>.
Der Teilnahmebeitrag beträgt 10 bzw. 5 Euro bzw. nach Selbsteinschätzung und enthält die Kostenbeteiligung für den Mittagsimbiss. Die Teilnahme am Seminar soll allen Interessierten offen stehen: Bitte sprechen Sie uns an, falls der Teilnahmebeitrag eine Hürde darstellen sollte.
Der Veranstaltungsort in Bremen wird mit der Teilnahmebestätigung am 24.10.2019 mitgeteilt. Das Seminar findet nur statt, wenn eine Mindestzahl an Teilnehmenden erreicht ist. Wenn das Interesse an diesem Seminar die Anzahl der Plätze deutlich übersteigt, werden wir in diesem Winter einen weiteren Termin anbieten.
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen und AktivistInnen aus dem Waller Bündnis Kein AfD-Büro nirgendwo – Walle bleibt bunt.
Hinweis: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die AfD, BIW oder anderen rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Ein Stadtrundgang mit Joachim Bellgart zu Leben und Verfolgung der Bremer Jüdinnen und Juden Sonntag, 1o. November 2019, 14:00 Uhr / Treffpunkt: Ecke Obernstraße/Sögestraße
Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüdinnen und Juden in Bremen und die Spuren, die sie in dieser Stadt hinterlassen haben. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Ein Thema werden auch die Täter sein, ihre Planungen, ihr Vorgehen und ihre weitgehende Straffreiheit nach Ende des Nationalsozialismus.
Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen.
Buchvorstellung und Diskussion mit Alex Carstiuc und Jonas Empen am 25.10.2019, 20:00 Uhr // Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen
„Ich wollte wissen, warum man mich töten wollte – gemeinsam mit Millionen anderer menschlicher Wesen…“ (Léon Poliakov).
Léon Poliakov musste als Kind mit seinen Eltern vor der Oktoberrevolution fliehen und gelangte über Berlin nach Paris, wo sein Vater das Pariser Tageblattins Leben rief und zum populären Sprachrohr von Schriftsteller_innen des liberalen und linken Exils machte. 1940 geriet Poliakov in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Flucht schloss er sich der Résistance an und beteiligte sich an der Rettung von Jüdinnen und Juden. Noch während der Befreiung Frankreichs begann Poliakov mit der Sammlung von Täterdokumenten und war Mitglied der französischen Delegation bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen.Schon 1951 entstand auf Anregung von Alexandre Kojève und Raymond Aron seine Studie Le Bréviaire de la haine, der erste systematische Versuch, den Massenmord an den Juden zu dokumentieren. Poliakov betonte im Gegensatz zu deutschen Historiker_innen schon sehr früh die zentrale Rolle des eliminatorischen Antisemitismus. Aber die um die Deutungshoheit der Shoa ringenden deutschen Geschichtswissenschaftler_innen haben den Résistanceaktivisten und Autodidakten im akademischen Betrieb bis heute ignoriert.
Alex Carstiuc und Jonas Empen sind Historiker und arbeiten zu den Themenbereichen Antisemitismus, Shoa-Forschung und Rassismus.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Rezensionen von Detlev Claussen in der taz und Ulli Krug in der jungle world finden sich hier: