Geschichte - Archiv


Die unbekannte Rosa Luxemburg: »Nationalitätenfrage und Autonomie«

Vortrag und Diskussion mit Holger Politt (Warschau)
Mittwoch, 06. März 2013, um 19:30 Uhr

Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Zusätzlicher Termin dieser Veranstaltung in Bremerhaven am 30. Mai.

Rosa Luxemburg, geboren am 5. März 1871 in Zamość in Polen, am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet, war eine Führerin der deutschen Arbeiterbewegung und Mitbegründerin der KPD. Sie stritt an der Seite von Clara Zetkin und Karl Liebknecht gegen Krieg und Militarismus, für einen klassenbewussten Internationalismus und für den Sozialismus.

Die Schrift »Nationalitätenfrage und Autonomie«, von Rosa Luxemburg 1908/09 verfasst, ist ihre wichtigste polnische Arbeit. Darin bündeln sich viele Themen, die zuvor bereits angerissen oder aufgeschlagen wurden. Es ist somit eine für Rosa Luxemburgs Arbeitsweise typische Arbeit. In erster Linie bespricht sie in dieser Schrift die Frage der Autonomie für das zu Russland gehörende Königreich Polen und setzt sich hartnäckig mit dem von Lenin bereits 1903 ins Spiel gebrachten Selbstbestimmungsrecht der Nationen auseinander. Letzteres hielt sie unter den gegebenen Bedingungen für eine Fiktion, verglich es mit dem Recht, von goldenen Tellern essen zu dürfen. Wegen dieses Streites mit Lenin wurde die Schrift hauptsächlich aus ideologischen Gründen im Verlauf der Rezeptionsgeschichte einfach beiseite gedrängt. Vorschub leistete dabei das Argument, Rosa Luxemburg habe sich sowieso in der komplizierten Nationalitätenfrage ihrer Zeit unrettbar verstrickt. In dieser Schrift findet die Leserin / der Leser einen breiten Zugang zum Staatsverständnis Rosa Luxemburgs und zu ihrem Verständnis von Grenzen und Möglichkeiten der bürgerlichen Gesellschaft und Demokratie.

Dr. Holger Politt, Warschau und Berlin, arbeitet bei der Rosa Luxemburg Stiftung als Referent für editorische und historische Arbeit zu Rosa Luxemburg. Er war von 2003 bis 2009 Leiter des Warschauer Büros der Rosa Luxemburg Stiftung und beschäftigt sich in der Folge mit den polnischen Schriften Luxemburgs, welche zu großen Teilen noch nicht ins Deutsche übersetzt sind und seit ihrer Erstveröffentlichung in der zeitgenössischen polnischen Presse nicht wieder verlegt wurden.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen in Kooperation mit der Masch BremenForum für Politik und Kultur.

Das Buch zur Veranstaltung:

Buchtitel »Nationalitätenfrage und Autonomie« von Rosa Luxemburg im Dietz Verlag Berlin

Rosa Luxemburg, »Nationalitätenfrage und Autonomie« Hg. Holger Politt, Dietz Berlin 2012

Rosa Luxemburg
»Nationalitätenfrage und Autonomie«
Herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt

Dietz Berlin 2012
302 Seiten, Klappenbroschur
24,90 Euro, ISBN 978-3-320-02274-7

Bis heute ist Rosa Luxemburgs bekannteste Schrift, das Fragment »Zur russischen Revolution« (1918), in dem sie prinzipielle Kritik an den Bolschewiki übte, heftig umstritten. Vielfach wurde – nicht selten wider besseren Wissens – behauptet, dieses Manuskript stehe nicht im Zusammenhang mit dem Werk Rosa Luxemburgs. Es sei den ungünstigen Umständen während ihrer Haft geschuldet und im Sturmlauf der Novemberrevolution von ihr ohnehin widerrufen worden. Die zehn Jahre zuvor verfasste Arbeit »Nationalitätenfrage und Autonomie« zeigt das Gegenteil: Von ihr führt eine direkte Linie zum Text »Zur russischen Revolution«, er steht am Ende einer Entwicklung des politischen Denkens von Rosa Luxemburg, für die  Sozialismus ohne politische Freiheit kein Sozialismus war. In der bis heute weitgehend unbekannten Schrift «Nationalitätenfrage und Autonomie» setzt sich Rosa Luxemburg vor allem mit den Positionen Lenins zum sogenannten Selbstbestimmungsrecht der Nationen auseinander. Ihre Überlegungen können auch Anstöße geben für aktuelle Debatten um die Zukunft Europas.

In den Ländern des Realen Sozialismus ist die Schrift »Nationalitätenfrage und Autonomie« nicht erschienen. 1908 als Artikelfolge auf Polnisch verfasst, wurde sie auf Deutsch bislang nur in – oftmals entstellenden – Auszügen publiziert. In dem hier vorgestellten Buch »Nationalitätenfrage und Autonomie« des Dietz Verlages Berlin – herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt – wird sie erstmalig vollständig vorgelegt. Es bietet insofern einen neuen Schlüssel zu Rosa Luxemburg und ihrem Werk.

Rezensionen:

Gerd Kaiser, in: Das Blättchen, www.das-blaettchen.de (02.2013)

Michael Vollmer, in: Portal für Politikwissenschaft, www.pw-portal.de (01.2013)

“Zum Schutz von Volk und Staat“ – gegen den politischen Feind. Exkursion zur Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager Esterwegen

Samstag, 2. März 2013, 9:00 Uhr – ca. 19:30 Uhr, Treffpunkt Goetheplatz (vorm Theater)

Zum achtzigsten Jahrestag nationalsozialistischer Verfolgung politischer und sozialer RegimegegnerInnen in Deutschland.
Exkursion zu den Emslandlagern und der Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager Esterwegen

Die Fahrt ist als ganztägige Exkursion geplant. Sie soll eine wahrnehmbare jahreszeitliche Verknüpfung zum Frühjahr 1933 herstellen. Trostlosigkeit, Ausweglosigkeit und Einsamkeit – wesentliche Aspekte der geografischen NS-Lagerplanung – können so sichtbar werden. In Esterwegen, einem von 15 Standorten der Emslandlager, ist es trotz minimaler baulicher Relikte gelungen, die Struktur des Lagers anschaulich zu machen. Seit dem Februar 2011 ist die Gedenkstätte und das Museum Esterwegen in zwei benachbarten ehemaligen Bundeswehr-Lagerhallen eingerichtet. Sie umfasst eine zweifach konzipierte Ausstellung:
– umfangreich der historische Teil und die Lagergeschichte,
– eine in dieser Form recht neuartige Ausstellung zur Geschichte des Emslandes (und der Lager) nach der Befreiung.
Die Exkursion enthält eine Einführung ins Thema, einen geführten Rundgang über das Lagergelände durch eine Person der Gedenkstätte und Zeit für einen individuellen Rundgang durch die Ausstellungen. Die Fahrt soll mit einem Besuch des Lagerfriedhofes enden (ca.5 km entfernt), auf welchem ermordete Gefangene bestattet wurden.

Je nach Zahl der Anmeldungen soll die Exkursion in mehreren Pkws oder einem Bus stattfinden. Teilt deshalb bei der Anmeldung bitte mit, ob Ihr einen Pkw mitbringen könnt. Der Zeitraum von 9.00 – 19.30 ist für die gemeinsame Hin- und Rückfahrt sowie das Tagesprogramm in Esterwegen geplant. Anmeldung bitte unter anmeldung@rosa-luxemburg.com

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Paris – Boulevard St. Martin No. 11

Lesung und Diskussion mit Alice Czyborra (Essen)
Donnerstag, 07. Februar 2013, um 19.30 Uhr
DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen, Kleiner Saal im 5. Stock

Alice Czyborra, Tochter des Résistancekämpfers Peter Gingold, liest aus seinen Erinnerungen „Paris – Boulevard St. Martin No. 11“.

„Er konnte mit seinem rhetorischen Talent besonders junge Menschen ansprechen und begeistern“, vermerkt der Herausgeber Dr. Ulrich Schneider über den Peter Gingold. Wer ihn kannte, der findet ihn in diesem Buch live wieder – ohne künstliche Schnörkel und sprachliche Raffinessen. Vielleicht lag darin die Begeisterung beim Zuhören. Schon wer Peter Gingold im Dialog erlebte, der sah bei ihm in Augen, „deren Blick man sucht und wieder sucht, von denen angesehen zu werden man als Erfrischung, als Belebung empfindet“, weil sie trotz seines hohen Alters jugendlichen Eifer und Flexibilität im Denken ausstrahlten. Der Funke sprang über, wenn er als Zeitzeuge des antifaschistischen Widerstands mit und vor Menschen sprach, die von ihm letztlich wissen wollten: „Was kann jeder einzelne tun?“

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit von VVN-BdA Bremen (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen), DGB Bremen, Arbeit und Leben Bremen und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Deutsche im internationalen Widerstand gegen den Faschismus

Vortrag und Diskussion mit Ulrich Schneider (Kassel)
Montag, 04. Februar 2013, um 19.30 Uhr
DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen, Tivoli-Saal

Deutsche im internationalen Widerstand gegen den Faschismus während des Zweiten Weltkrieges: Anlässlich des 80. Jahrestages der Machtübertragung an den deutschen Faschismus am 30. Januar 1933 soll in diesem Referat nachgezeichnet werden, dass der antifaschistische Widerstand nicht allein auf das Handeln in Deutschland bezog, sondern von Anfang an international war. Dazu gehören insbesondere das politische Handeln deutscher Antifaschisten in den verschiedenen Exilländern, ihr großes Engagement im Spanischen Bürgerkrieg in den Reihen der Internationalen Brigaden zur Verteidigung der Republik und später in den Partisanen- und Befreiungsbewegungen der vom deutschen Faschismus okkupierten Länder. Dieser Anteil deutscher Antifaschisten wird zwar in den jeweiligen Ländern hoch geehrt („Frankreichs fremde Patrioten“), gehört aber zu den in der deutschen Geschichtsschreibung „größten Geheimnissen“. Im Rahmen des Vortrages sollen verschiedene Beispiele und Facetten dieses europäischen Widerstandes vorgestellt werden.

Dr. Ulrich Schneider ist Historiker und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit von VVN-BdA Bremen (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen), DGB Bremen, Arbeit und Leben Bremen und Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Dämmerstunde über Vergessenes und Verdrängtes

Dämmerstunde über Vergessenes und Verdrängtes
Bremen vor 80 Jahren im Spiegel der Akten und Zeitzeugen
Veranstaltungsreihe mit Vorträgen, szenischen Dokumentationen und Lesungen
Januar bis Juni 2013,  jeweils von 17 bis 19 Uhr, im DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen

„Vergessenes und Verdrängtes – Bremen vor 80 Jahren im Spiegel der Akten und Zeitzeugen“: Wie konnte es 1933 zur Zerschlagung der Arbeiterbewegung kommen? Und warum kam es erst nach 1933 zu antifaschistischen Bündnissen in einer der traditionellen Hochburgen der Arbeiterbewegung? Darauf versucht diese Veranstaltungsreihe Antworten zu finden – mit Zeitzeugen in Wort und Film. 
Der Historiker Prof. Dr. Jörg Wollenberg und Detlev Dahlke laden im ersten Halbjahr 2013 zu acht Vorträgen, szenischen Dokumentationen und Lesungen ein.

VeranstalterInnen: DGB, IG Metall (Arbeitskreis Geschichte), GEW, VHS, Arbeit und Leben, MASCH, Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, VVN/BdA Bremen und die Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Der Programmflyer zur Reihe „Dämmerstunde über Vergessenes und Verdrängtes“ als PDF zum Download: Flyer Reihe Daemmerstunde Bremen 2013

 

Die Veranstaltungen:

Dienstag, 15. Januar 2013:
„Erzwingt die Einheitsfront“
Aufrufe und Massendemonstrationen der Bremer Arbeiterbewegung 1932/33 gegen die Nazis mit Zeitzeugenberichten von Karl Grobe (SPD/SAP), Jan Reiners (KPD) u.a.

Dienstag, 12. Februar 2013:
„Man glaubte 1933 nicht an 12 Jahre Hitler-Diktatur“
Bremer Frauen im Widerstand. Die Senatorin Käthe Lübeck-Popall und die Lehrerin Maria Krüger berichten über Widerstand, Verfolgung und Verhaftung.

Dienstag, 12. März 2013:
„Und sie werden uns nicht vernichten!“
Die letzte freie Rede in der Bremer Bürgerschaft am 10. März 1933 mit den Zeitzeugen Emil Theil (SPD) Hermann Prüser (KPD) und Bürgermeister Martin Donandt.

Dienstag, 16. April 2013:
„Erlebnisse in der Umgebung des Genossen Faust und anderen gestürzten Säulen der Judenrepublik“
Aus der Berichterstattung der Bremer Presse über die KZ-Haft in Bremen-Mißler 1933 mit den Erlebnissen der KZ-Häftlinge Heini Buchholz (KPD) und Alfred Faust (SPD) u.a.

Donnerstag, 2. Mai 2013 (im Tivoli-Saal):
Zerschlagung der ADGB-Gewerkschaften und der „Feiertag der nationalen Arbeit“ am 1. Mai 1933
Die Zeitzeugen Albert Flachmann (ISK/Rote Kämpfer), Jan Reiners (KPD) und Alfred Faust (SPD) erinnern sich.

Dienstag, 7. Mai 2013 (im Tivoli-Saal):
„Gemeinsam begann es 1945“
Die Bremer KGF und die antifaschistischen Ausschüsse in Deutschland nach 1945. Vortrag von Prof. Dr. Günter Benser, Berlin

Dienstag, 14. Mai 2013:
„Jetzt kommt unsere Stunde“
Aufruf des Bremer Werftarbeiters Heinz Kundel  über den BBC am 4.Januar 1945 an die Bremer Arbeiter. Das Kriegsende und der schwierige Neubeginn im Reeducation-Center und in der KGF.

Dienstag,11. Juni 2013:
„Bildung einer Volksfront von Sozialisten und Kommunisten“
Ab 1934 traf sich eine Gruppe von Arbei- terjugendlichen regelmäßig mit der Bremer Sportjugend in der Wiekau bei Wildeshausen. Viele von ihnen wurden 1936 verhaftet und zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Es kommen als Zeitzeugen zu Wort: Berta Dannat, Gustav Böhrnsen, Henryk Oliver u.a.

 

„Maskulinismus“ – Geschichte und Gegenwart der antifeministischen „Männerrechtsbewegung“

Vortrag mit Andreas Kemper
Dienstag, 22. Januar 2013  / 19.00 Uhr / Infoladen / St.Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

„Maskulismus“ stellt eine Selbstbezeichnung für einen modernisierten Antifeminismus dar. Die sich im deutschsprachigen Raum zusehends aggressiv organisierende Strömung der sogenannten „Männerrechtler“ bzw. „Maskulisten“, tritt verstärkt in Foren und Blogs auf und versucht sich gegen eine imaginierte feministische Vorherrschaft innerhalb der Gesellschaft zu wehren und auf diesem Wege eine gesamtgesellschaftliche männliche Opferrolle bzw. Ideologie zu etablieren. Antifeministische Inhalte werden oftmals mit rechtspopulistischen, rassistischen, homophoben und antisemitischen Inhalten vermengt. Der Referent wird einen Überblick über die Entwicklung und theoretischen Annahmen dieser erstarkenden Gruppierungen liefern.

Andreas Kemper ist Herausgeber des in diesem Jahr beim Unrastverlag erschienen Buches „Die Maskulisten: Organisierter Antifeminismus im deutschsprachigen Raum“.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Gruppen c3 und heart:beat. Weitere Informationen unter: http://beschissen.blogsport.de/

Über alles in der Welt. Esoterik und Leitkultur – Einführung in die Kritik der Esoterik.

Reihe Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Freitag, 22. Februar 2013 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Sr. 10-12 / 28203

Diskussionsveranstaltung mit Claudia Barth (München)

Esoterik ist en vogue. Als relativ junge Religion, in Deutschland vor etwa 150 Jahren parallel mit der Reichsgründung entstanden, transportiert sie nationale Mythen, rassistisch-völkisches Gedankengut und bietet sich als adäquate Religionsform der Moderne an. Nach dem Einblick in die Geschichte und die Grundlagen esoterischen Denkens geht es im zweiten Teil der Veranstaltung um Gründe für ihren massenhaften Gebrauch. Esoterische Ratgeber versprechen individuelle Möglichkeiten, dem Druck der derzeitigen Arbeitswelt – permanentes Selbst-Empowerment zu „Arbeitskraftunternehmer_innen“ – stand zu halten. Der Vortrag beshandelt die Frage, warum sich Menschen der Esoterik verschreiben. Ausgehend von Interviewstudien soll erörtert werden, welche Bedürfnisse und gesellschaftlichen Probleme mit Hilfe von Esoterik zu lösen bzw zu kompensieren versucht werden.

Dr. Claudia Barth ist Sozialpädagogin und arbeitet in der Jugendhilfe für Sinti und Roma. Sie gibt Vorträge, Seminare und Workshops im Bereich Esoterikkritik und NS-Gedenkstättenpädagogik. Veröffentlichungen u.a.: Esoterik – Die Suche nach dem Selbst. Sozialpsychologische Studien zu einer Form moderner Religiosität, Bielefeld 2012; Über alles in der Welt – Esoterik und Leitkultur. Eine Einführung in die Kritik irrationaler Welterklärungen, Aschaffenburg 2006.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell

Buchvorstellung und Diskussion mit Peter Bierl

Samstag, 2. Februar 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Auch unter Linken, Globalisierungskritiker_innen und Kapitalismusgegner_innen machen sich seit Jahren, in letzter Zeit noch verstärkt durch die irrietierenden Umstände der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise, die falschen Vorstellungen des Freiwirtschaftstheoretikers Silvio Gesell (1862-1930) wieder breit. Seine über weite Strecken rassistische Lehre, seine um die Produktionssphäre verkürzte Kapitalismuskritik, seine horriblen Visionen von einem neuen Manchesterkapitalismus, sein Sozialdarwinismus und seine Frauenfeindlichkeit bieten noch heute vielen Verschwörungs-theoretiker_innen, rechten und antisemitischen Gegner_innen eines anonymen „Finanzkapitalis-mus“, aber eben auch wohlmeinenden und naiven Kritiker_innen von „Geld und Zins“ eine ideologische Heimstatt.

Bis heute fehlt eine kritische Gesamtdarstellung der Gesellianer_innen bzw. der Freiwirtschafts-bewegung, ihrer Theorie und Entwicklung, ihrer Vorläufer_innen und ihres aktuellen Einflusses in Deutschland. Sie endlich zu liefern ist das Anliegen von Peter Bierls Buch.

 Peter Bierl kommt aus Süddeutschland und arbeitet als Journalist, vor allem zu Themen wie diversen Formen von Aberglauben, Esoterik und pseudowissenschaftlichen Unfug auch in linken Diskursen. Veröffentlichungen unter anderem: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Antroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Aschaffenburg 2003; Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012.

 Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette nicht.

Stadtrundgang zur Geschichte des 9.11.1938 in Bremen

8. November 2012 / 15 Uhr / Bremer Touristikzentrale / Liebfrauenkirchhof/Ecke Obernstraße. / Dauer: ca 1,5 Stunden

Ein Stadtrundgang mit Joachim Bellgart zu Leben und Verfolgung der Bremer Jüdinnen und Juden.

Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüdinnen und Juden in Bremen und ihre Spuren, die sie in dieser Stadt hinterließen. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Zu guter Letzt werden wir uns auch mit den Hinterlassenschaften der Täter_innen beschäftigen.

Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch. Mehr Infos unter: www.bellgart-stadtführungen.de

Die Stadtführung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe Bremen.

Verwiesen sei hier noch einmal auf die Broschüre `Ich hätte nicht geglaubt wozu die Deutschen fähig sind. Das Novemberpogrom 1938 in Bremen´ vom Ausstellungskollektiv, entstanden im Zuge einer Veranstaltungsreihe 2008 zum 70. Jahrestag der Reichspogogromnacht.

Vernichtung und Arbeit. Das Beispiel Mittelbau-Dora

Samstag, 1. September 2012, 19:30 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Mit Jens-Christian WAGNER (Direktor der Gedenkstätte Mittelbau-Dora)

Keynote Lecture zur Fachtagung: 18th workshop on history and memory of NS concentration camps: Forced Labor, Exploitation, War Production (31.8.-4.9.2012). Programmdetails siehe http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=19789.

Die Fachtagung wird von der RLI/RLS und anderen gefördert.

AUSWÄRTS EINGESETZT –Bremer Polizeibataillone im Vernichtungskrieg

14. Juni 2012, 19 Uhr, Ostkurvensaal im Weserstadion, Franz-Böhmert-Str. 7, 28205 Bremen

mit Prof. Karl Schneider (Syke)

Jahrzehntelang blieb die Geschichte der Bremer Polizeibataillone 105 und 303 im Dunkeln. 500 Mann im Alter von 30-40 Jahren, Kaufleute, Handwerker, Angestellte zogen Ende Juni 1941 bis vor das belagerte Leningrad. Bremer Polizisten exekutierten „aufgegriffene angebliche Heckenschützen“. Wälder, Dörfer, Häuser wurden nach flüchtigen Rotarmisten durchkämmt, Kommunisten und Juden unter den Kriegsgefangenen selektiert. Ab Januar 1942 wurde das Polizeibataillon 105 in den besetzten Niederlanden eingesetzt. Von 15. Juli 1942 an fuhren jeden Donnerstagmorgen zwei Sonderzüge mit 90.000 holländischen Juden vom Sammellager Westerbork nach Auschwitz. Spätestens bei der Übergabe der Namenslisten an der Rampe in Auschwitz wussten sie, was mit den eingefangenen Juden geschah. Ende Mai 1945 wurden die Angehörigen des Bremer Polizeibataillons 105 für sechs Monate in Esens interniert, bevor sie von den Amerikanern für die Verwendung im Polizeidienst freigestellt wurden. 188 von ihnen erschienen zur Wiedereinstellung. Der vormalige Spieß wurde verantwortlicher Mann im Innendienst.

26.000 Männer zwischen 18 und 30 wurden im Herbst 1939 in der Polizeikaserne Holdheim und in der Lettow-Vorbeck-Kaserne militärisch ausgebildet. Das Bremer Polizeibataillon 303 war beteiligt an dem zweieinhalb Tage währenden Massenmord an 33.771 Kiewer Juden in der Schlucht von Babij Jar am 28./29. September 1941. Die 1. Kompanie durchsuchte Wohnungen, zum trieb Juden zusammen; sperrte Straßen ab und zur begleitete die Opfer bis zum Hinrichtungsort. Die wenigen Flüchtenden wurden gejagt und eingefangen, die noch nicht ermordeten Juden am folgenden Tag zur Erschießung in die Schlucht von Babi Jar zurückgebracht. Im Oktober 1941 wurde das Polizeibataillon 303 zu weiteren „Säuberungsaktionen“ abkommandiert, im Raum Minsk wurden sie bei heftigen Gefechten mit Partisanenverbänden stark aufgerieben und 1944 an die Adria verlegt. 14 Jahre lang wurden die Unterlagen durch elf Staatsanwaltschaften gereicht, bis auch das letzte Verfahren 1978 „aus Gründen der Gleichbehandlung“ eingestellt wurde, da der Beschuldigte „letzter Befehlsempfänger“ gewesen sei.

Der Referent Prof. Karl Schneider war jahrzehntelang im Bremer Polizeidienst, unterrichtete lange Jahre an der Verwaltungshochschule und hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Bremer Polizei von 1918 bis in die jüngste Zeit zu erforschen. Die Ergebnisse seiner akribischen Forschungsarbeit präsentierte er im vergangenen Jahr zur Eröffnung der Polizeiausstellung im Wallsaal, im Herbst folgte sein über 800 Seiten starkes Buch über die Bremer Polizeibataillone und den Holocaust unter dem Titel „Auswärts eingesetzt“ (Essen2011).

In Kooperation mit Infamous Youth und VVN-BdA Bremen

Palastbesichtigung – in den hohen Hallen der Produktion – Urbaner Spaziergang

Dienstag, 1. Mai 2012, 15:00 Uhr, Treffpunkt am Werkstor: Landrat-Christians-Str. 95, 28779 Bremen-Blumenthal
Führung // mit dem Autonomen Architektur Atelier (AAA)

Im Rahmen von Produktpalette. Vortrags- und Diskussionsreihe über den Wandel der Arbeitswelt im Rahmen des Palastes der Produktion (www.palast-der-produktion.de) auf dem Gelände der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK).

Der gesellschaftliche Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft verändert unsere Arbeitswelt grundlegend. Wissen und Qualifikationen werden zu den wichtigsten Ressourcen. Normalarbeitsverhältnisse mit geregelten Arbeitszeiten und vordefinierten Arbeitsinhalten nehmen ab. Gefragt sind stattdessen zeitliche und räumliche Flexibilität. Die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit lösen sich auf. Individuelle Arbeitsgestaltung gewinnt ebenso an Bedeutung wie Kreativität und Selbständigkeit. Neben dem Angestelltendasein und der klassischen Selbständigkeit treten vermehrt Formen der Freiberuflichkeit und neuen Selbständigkeit auf. Netzwerkorientierte und projektförmige Modelle der Arbeitsorganisation nehmen zu. Das männliche Alleinernährermodell hat schon lange ausgedient. Familien organisieren sich zunehmend individuell in Abhängigkeit ihrer Arbeitsverhältnisse.
Die Reihe Produktpalette reflektiert die tiefgreifenden Veränderungen der Arbeitswelt und ihre gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen an einem brachgefallenen Ort der Industriegesellschaft anhand von Vorträgen ausgewählter Expert_innen und offener Diskussionsrunden mit dem Publikum.
Ähnlich einem Palast bilden die Fabriken und Hallen der BWK den baulichen Kern Blumenthals. Tausende von Arbeiter_innen gingen tagtäglich durch die Werkstore zu ihren Arbeitsstätten und konnten diesen Palast – zumindest auf Zeit – von Innen erleben. Später, mit dem schleichenden Niedergang der Produktion, verlor das Gelände an Leben und an Glanz. Der Zugang war immer weniger Blumenthaler_innen möglich und das Areal wurde zu einer Barriere zwischen Stadt und Fluss. Mit dem Urbanen Spaziergang „Palastbesichtigung – in den hohen Hallen der Produktion“ führt das AAA über das Außengelände der BWK und durch das Gebäude der früheren Sortierung, dass ab Mitte Juni 2012 als Palast der Produktion (www.palast-der-produktion.de) zwischengenutzt werden soll.

ab 17:00 Uhr: Vortrag und Diskussion mit Wolfgang Hien und Peter Birke.

Artikel im Weserkurier vom 19. April 2012 zum „Palast der Produktion (mehr).

Eine Veranstaltung in Kooperation mit ZZZ – ZwischenZeitZentrale Bremen. Die ZZZ ist ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des BMVBS/BBSR in Kooperation mit dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und der Senatorin für Finanzen
umgesetzt vom AAA Autonomes Architektur Atelier GbR in Kooperation mit Sarah Oßwald und Michael Ziehl. Weitere Partner der ZZZ sind die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und die Immobilien Bremen AöR.

Popmusik und Pillenknick. Die 1960er und 1970er Jahre auf dem Lande

Gemeinsamer Besuch der Sonderausstellung im Freilichtmuseum Cloppenburg, mit Bernd Hüttner, Regionalmitarbeiter der RLS

Samstag, 12. Mai 2012, 12.15 Uhr, Freilichtmuseum, Bether Str. 6, 49661 Cloppenburg

– fällt leider ausfällt leider ausfällt leider aus

Mit der noch bis bis 30. September 2012 geöffneten Ausstellung betritt das Museumsdorf Cloppenburg agrarhistorisches Neuland: Popmusik und Pillenknick, Mode und Medien, Mobilität und politische Bewegungen, Kunst und Bildung – in den Ereignissen der 1960er und 70er Jahre verbinden und überschneiden sich diese Themen auf vielfältige Weise. Objekte und Lebensläufe einzelner Personen symbolisieren wie in kaum einer anderen Zeit die zahlreichen Umbrüche und Aufbrüche jener Jahre, sind Spiegelbild der Träume und Widersprüche dieser Zeit. Erinnerung steht daher bei allen Dingen im Vordergrund, jene der Zeitzeugen und auch die der Besucher, die eingeladen sind, mit ihren Beiträgen den Horizont der Ausstellung zu ergänzen und zu erweitern. So ist diese Ausstellung für viele Besucher_innen nicht frei von Nostalgie. Sie reflektiert aber, welche Folgen die politische und kulturellen Umbrüche der 1968er Jahre auf dem Lande hatten. Schwerpunkte sind dabei Jugend, Konsum und der Siegeszug der Medien.

mehr Informationen zur Ausstellung.

Der Begleitband zur Ausstellung: Popmusik und Pillenknick (248 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen (ISBN 978-3-89946-168-8, 13 Euro)

Bei Anmeldung unter huettner@rosalux.de erfolgen weitere Details.

Sekundärer Antisemitismus – ein Erklärungsansatz für Israel-Feindschaft in der Linken?

Freitag, 27. April 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Olaf Kistenmacher (Hamburg)

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Die Diskussion über Judenfeindschaft in der Linken ist 2011 wieder entflammt, diesmal in Bezug auf die Partei ‚Die Linke’. Ähnliche Debatten gab es bereits zuvor um Befreiungsnationalismus und Globalisierungskritik. Bis heute streitet man sowohl über die Anerkennung der Tatsache, dass es Judenfeindschaft in der politischen Linken gab und gibt, als auch über die verschiedenen Gründe dafür.
Der Vortrag wird drei Entwicklungsstränge beleuchten: erstens die Erinnerungs- oder Schuldabwehr, die die Frankfurter Schule als „sekundären Antisemitismus“ bezeichnete; zweitens den linken Nationalismus, der für den Antiimperialismus eine wichtige Rolle spielt; und drittens den Ansatz, Antisemitismus als eine besondere Variante eines „personifizierten Antikapitalismus“ zu verstehen. Während die ersten beiden Entwicklungsstränge heutzutage für den Antizionismus und die „Israelkritik“ relevant sind, bezieht sich der dritte Ansatz auf das Verständnis von Arbeit, Kapital und Herrschaft.

Olaf Kistenmacher (Hamburg) ist Historiker und schreibt unter anderem für die Zeitschriften jungle world und phase 2. Ein Vortrag von Olaf Kistenmacher, gesendet am 22. Dezember 2011 im Freien Radio für Stuttgart kann hier angehört werden.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Die sogenannte Reichskristallnacht in Bremen (Stadtrundgang)

9.11.2011, Treffpunkt: Ecke Obernstraße/Sögestraße, Uhrzeit: 15.00 Uhr (Dauer: ca. 2 Stunden)

Mit Achim Bellgart

Wie überall in Deutschland wurden auch in Bremen am 9. und 10. November 1938 in Bremen die Synagogen angezündet, Juden und Jüdinnen aus ihren Wohnungen geprügelt, einige von ihnen ermordet und viele in KZs verschleppt. Die Vorgeschichte: Jahrhunderte antisemitischer Politik in Bremen, danach die weitgehende Zerstörung jüdischen Lebens in Bremen durch Flucht oder Ermordung. An den Orten dieser Verfolgungsgeschichte sind teilweise noch konkrete Spuren sichtbar. Ihnen folgen wir auf unserem Rundgang.

Eine Bildungsveranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

Anti-Bias Aufbauseminar

Sa/So 17./18.12.2011, Bremen
(Samstag 10-18 Uhr, Sonntag 12-17 Uhr)

Inhalte:
Verinnerlichung (Internalisierung) von Machtstrukturen und Übergang zu Handlungsmöglichkeiten

Ausgangspunkt:
Bisher haben wir in Seminaren immer wieder festgestellt, dass es für den Aspekt der Verinnerlichung von Machtverhältnissen und diskriminierenden Strukturen sowie der Arbeit mit Handlungsmöglichkeiten zu wenig Zeit und Methoden gibt. Deshalb wollen wir hierzu ein Vertiefungsseminar anbieten, bei dem wir uns explizit auf das erarbeiten nicht-diskriminierender Handlungsweisen konzentrieren.
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit verinnerlichten Formen von Dominanz und Unterdrückung wird die eigene Verstricktheit in gesellschaftlichen Machtverhältnisse deutlich. Dies wird als Basis genutzt, um jeweils individuell herauszufinden, in welchem Bereich mit der ntwicklung und Erprobung von alternativen Handlungsmöglichkeiten angesetzt werden kann. Es wird die Möglichkeit geben, sich bei diesen Prozessen gegenseitig zu beraten und zu unterstützen.
Methodisch steht erneut der Erfahrungsaustausch im Zentrum, z.B. in Form von kollegialer Beratung. Gemeinsam soll der ermittelt werden, was für die eigene Handlungsfähigkeit gebraucht wird. Daraufhin kann z.B. mit der Methode des Forumtheaters an konkreten Situationen gearbeitet werden um nicht-diskriminierende Handlungsweisen und neue Handlungsansätze gegen Diskriminierung aufgrund von strukturellen Machtverhältnissen zu erproben.

Organisatorisches:
Team: Bettina Schmidt, Rosa Brudereck
Kosten: 10-20 € nach Selbsteinschätzung. Der Teilnehmer_innenbeitrag ist vor Beginn des Seminars auf ein Konto, das nach Anmeldung mitgeteilt wird, zu überweisen. Der Seminarort liegt in der Bremer Innenstadt und wird den Teilnehmer_innen bekanntgegeben.

Das Aufbauseminar richtet sich an diejenigen, die schon einmal an einem – nicht zwingend dem von der RLI am Wochenende 11. bis 13.11. 2011 angebotenen – Anti-Bias Einführungsseminar teilgenommen haben.

(Verbindliche) Anmeldung bitte direkt unter: r.brudereck@anti-bias-werkstatt.de
Anmeldeschluss: 4. November 2011 (für beide Seminare). Max. 15 Teilnehmer_innen.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords (Lesung)

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

27. Oktober 2011 | 20 Uhr | Villa Ichon | Goetheplatz 4 | 28203 Bremen

m Winter 1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren, die alliierten Truppen in die Hände zu fallen drohen. Schwache und kranke Insassen werden zurückgelassen oder getötet, alle anderen zu Fuß oder per Eisenbahn in Lager auf dem Reichsgebiet gebracht. Wer unterwegs zusammenbricht oder zu fliehen versucht, wird auf der Stelle ermordet; viele erfrieren oder verhungern. Von den über 700000 Häftlingen, die Anfang Januar 1945 registriert sind, kommen bei den Todesmärschen mindestens 250000 ums Leben.

Daniel Blatman stellt dieses letzte Kapitel der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum ersten Mal umfassend dar. Anders als zuvor spielten sich die Ereignisse nicht mehr im fernen Osteuropa ab, sondern auf deutschen Straßen und Feldern. Und die Mörder stammten nicht mehr nur aus den Reihen der SS, Polizei und Wehrmacht. Brutalisiert durch den Krieg und die NS-Propaganda, beteiligten sich nunmehr auch Zivilisten an Massakern und der erbarmungslosen Hatz auf flüchtende «Volksfeinde». So ist dieses Standardwerk auch ein erschreckendes Porträt der deutschen Gesellschaft am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Daniel Blatman: Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords
Rowohlt, 2011 (Hardcover, 864 S., 34,95 €, ISBN 978-3-498-02127-6)

«Ein großes Werk. In Daniel Blatman hat das blutige Ende des kollabierenden NS-Regimes einen ebenso genauen wie sensiblen Chronisten gefunden.» DIE ZEIT

«Ein meisterhaftes Werk von bleibendem Wert.» RICHARD J. EVANS

«Daniel Blatmans Studie setzt Maßstäbe.» FRANKFURTER RUNDSCHAU

Daniel Blatman, geboren 1953 in Israel, ist Direktor des Avraham Harman Institute of Contemporary Jewry der Hebrew University of Jerusalem. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der polnischen Juden und der Shoah vorgelegt. Für sein Buch über die Todesmärsche hat er zehn Jahre geforscht.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise.

Veranstalter: RLI Bremen in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag und der Rosa Luxemburg Stiftung.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords.

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

25. Oktober 2011 | 19. 30 Uhr | Ostel (ehemalige Jugendherberge) | Feldstr. 9 | 27432 Bremervörde

Details folgen.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise

Link zum Buch beim Rowohlt Verlag

Veranstalter: RLS Niedersachsen in Kooperation mit der Buchhandlung Morgenstern Bremervörde, der Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel, der GEW Bremervörde, dem Rosa-Luxemburg-Club Vörder Land, dem Rowohlt-Verlag und der RLS.

Führung durch die neue Gedenkstätte im Bunker Valentin

Sonntag 29. Mai 2011 / 14 Uhr / Bunker Valentin, Bremen-Farge

Der Bunker Valentin ist die Ruine einer nie fertiggestellten U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine in Bremen-Farge. In den Jahren 1943 bis 1945 mussten Gefangene aus verschiedenen umliegenden Lagern unter Zwang auf der Baustelle dieses Rüstungsprojekts der Nazis arbeiten. Mehr als 1100 Menschen starben infolge von Unterernährung, Krankheiten und willkürlichen Tötungen.
Seit den 1960er Jahren wurde der Bunker Valentin von der Bundeswehr als Materialdepot genutzt. Das Betreten des Bunkergeländes war nur in begrenzten Rahmen für Gruppenführungen in Absprache mit der Bundeswehr und unter Vorlage des Personalausweises möglich. Die Bundeswehr hat den Standort zum 1.1.2011 aufgegeben. Derzeit wird an der Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände gearbeitet, die am 8. Mai eröffnet wird
Nähere Informationen nach Anmeldung unter: valentin@keinen-meter.org.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

»Der Holocaust und die Linke«. Welche Relevanz hat die Auseinandersetzung mit dem Holocaust für antifaschistische und emanzipatorische Politik?

Freitag 6. Mai 2011 / 20 Uhr / Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

»Angesichts der Tatsache, dass uns die letzten überlebenden Opfer des Nationalsozialismus verlassen, ist es umso dringlicher deren Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen zu bewahren und weiter zu erzählen. Eine Aufgabe, die Empathie und Beharrlichkeit erfordert, die sich verbalradikaler Phrasendrescherei ebenso verschließen muss, wie geschichtsblindem Aktionismus. Diese Aufgabe mag mühselig sein und alles andere als revolutionär. Für eine Linke, die ihren Antifaschismus nicht nur als Attitüde begreift, ist sie jedoch unverzichtbar.« (Antifaschistisches Infoblatt, Sonderheft Erinnerungskultur in Deutschland, April 2005)

Wir sind die Guten?
Der gesellschaftliche Umgang mit dem Nationalsozialismus
hat sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Mittlerweile wird ihm ein herausragender Stellenwert in der hegemonialen Gedenk- und Erinnerungskultur der BRD zugedacht. Die verschiedenen Facetten der Jahrzehnte des Schweigens und Verdrängens bis hin zur offensiven Thematisierung hätten bis heute Interventionen einer kritischen Linken erfordert. Doch linke Bewegungen konnten sich in allen Nachkriegsjahr-zehnten nicht durch einen ruhmreichen Umgang mit dem Nationalsozialismus hervorheben. Stattdessen wurde das Bestehen auf eine Auseinandersetzung mit der Besonderheit des Nationalsozialismus und des Holocaust häufig als eine Anklage verstanden. Aktuelle linke und antifaschistische Aktivitäten lassen eine explizite Thematisierung des NS oft vermissen, erinnerungs- und geschichtspolitische Initiativen sind kaum wahrnehmbar. Das gefühlte Ausbleiben einer öffentlichen Auseinandersetzung lässt vermuten, dass die im sogenannten »Historikerstreit« in den 1980er Jahren geforderte »Historisierung des Nationalsozialismus« (Martin Broszat) in der Linken längst Realität geworden ist und dem Thema kein expliziter Raum zugedacht wird. Wir wollen mit dieser Veranstaltungsreihe die Fragen aufwerfen, warum das so ist und ob es so bleiben soll. Ist es überhaupt notwendig, sich explizit mit Nationalsozialismus und Holocaust zu beschäftigen? Wofür und wie? Ist es für aktuelle Gesellschaftskritik und eine Begründung von radikaler Opposition notwendig oder überhaupt möglich, »aus der Vergangenheit zu lernen«? Gibt es eine Besonderheit des Holocaust und wie hängt das mit dem modernen Antisemitismus zusammen?

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Mirjam Ohringer, Widerstandskämpferin aus Amsterdam

Donnerstag 24. März 2011 / 19 Uhr / Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
mit Mirjam Ohringer (Amsterdam)
»Alle Menschen haben denselben Wert. Was Sie als Erwachsene dann wert sind, hängt davon ab, was sie selbst daraus machen. Diese Erkenntnis der Gleichheit ist meiner Meinung nach die Grundlage für eine gute Gesellschaft, für ein gutes Zusammenleben. Das gilt für alle Menschen und alle Gesellschaften, denn heute gibt es zwar weder in Holland noch in Deutschland Krieg, aber wir mischen uns überall auf der Welt in Kriege ein, und zwar im Rahmen von sogenannten Friedensmissionen. Aber genau das bringt uns einer besseren Gesellschaft, einer gerechteren Welt für alle Menschen nicht näher.«

Mirjam Ohringer ist 86 Jahre alt und wuchs als Kind jüdischer Immigrant/innen in Amsterdam auf. Von ihren Eltern im Geiste in einem Mix aus jüdischer Philosophie und marxistischer -Arbeiter/innen—bewegung erzogen, ist sie schon 1933, im Alter von neun Jahren, an der Unterstützung jüdischer Flüchtlinge und Widerstandskämpfer/innen beteiligt. Als die Deutschen die Niederlande 1940 besetzen, ist sie 16 und in einer Gruppe des antifaschistischen Widerstandes aktiv: sie sammelt Geld, vervielfältigt Zeitungen, verteilt Flugblätter, übernimmt Kurierdienste… Sie muss miterleben, wie viele Freund/innen und Verwandte verschleppt und ermordet werden. Bis heute ist Mirjam Ohringer politisch aktiv: »Das ist einfach eine Aufgabe, denn Überleben verpflichtet! Wir kämpfen bis heute gegen die Auffassung der Nazis, dass Menschen nicht alle gleich wert seien. Das akzeptieren wir nicht, das haben wir nie akzeptiert und das werden wir auch nie akzeptieren.«

Wir freuen uns sehr, dass Mirjam Ohringer im Vorfeld des
1. Mai nach Bremen kommt.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

« La résistence, l’ occupation et les deportations en France – Erinnerung & Aufbereitung in Deutschland und Frankreich»

Geschichtsnarrative in Deutschland und Frankreich im Vergleich. Wochenendseminar zu deutscher Besatzungspolitik, Widerstand und Erinnerung in Frankreich

Wochenendseminar in Bremen vom 15. bis 17. April 2011. Mit den Referentinnen Jennifer Gronau (Politologin) und Wiebke Becker (Bewegungsaktivistin).

Der Widerstand gegen die Besatzung Frankreichs 1940-1944 durch die Nationalsozialisten war im Departement Rhone-Alpes besonders stark. Nicht nur die Städte Grenoble und Lyon gelten bis heute als Orte des Widerstands, im Besonderen auch die Hochebene des Vercors ist durch seine aktive Rolle und die blutige Niederschlagung des Marquis bekannt geworden. Dies liegt zum einen in der langen Tradition dieser Orte und damit ihrer wenig antisemitischen Haltung und speziellen nationalistischen Strukturen. Zum Beispiel hat die Intervention des Bischofs von Lyon ein Umkehren der Haltung von Lasal und Petain zu der Mitwirkung der französischen Polizei bei den Razzien und Deportationen bewirken können. Zum anderen lag die besondere Rolle der Region darin begründet, dass sie zur Südzone und damit zum nicht besetzten Teil Frankreichs gehörte. Zudem waren Teile des Departements zeitweise von italienischen Truppen besetzt.
Anhand dieser lokalen Besonderheiten kann sich sowohl der Politik Vichys genähert werden, als auch der Besatzungspolitik des italienischen Faschismus und nicht zuletzt auch den Bestrebungen der auf Kollaboration angelegten Besatzungspolitik der Deutschen.

In den letzten Jahrzehnten hat es auch innerhalb Frankreichs starke erinnerungspolitische Kämpfe um diese Region gegeben. Vor allem die Recherchen von Serge und Beate Klarsfeld ermöglichten, dass in den 1980er Jahren im Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer von Lyon, Klaus Barbie, die Geschichte der Region neu verhandelt wurde. Erst ab Mitte der 1990er Jahre wurden die Geschichtsbücher und Erinnerungsstätten den neuen historischen Erkenntnissen angepasst und die starke Mitwirkung des Vichy-Regimes an den Verfolgungen der französischen und ausländischen Juden und Jüdinnen explizit thematisiert und in der Gedenkarbeit berücksichtigt.

Im Rahmen eines Wochenend-Seminars sollen anhand dieser konkreten Region das historische Geschehen und die unterschiedlichen soziokulturellen und politischen Einflüsse erarbeitet und kritisch diskutiert werden. Wir wollen damit einen Raum schaffen, in dem nicht nur die Konsequenzen des nationalsozialistischen Imperialismus, seiner Zwangsarbeitspolitik und des Vernichtungswahns beleuchtet werden, sondern auch anhand ‚anderer’ nationaler Erinnerungsnarrative und ‚lieux de mémoire’ der Bedeutung des Holocaust in den heutigen Entwürfen von Nationen nachgespürt werden kann.

In der Reihe „Antifaschistische Perspektiven des Erinnerns“ der Rosa Luxemburg Initiative Bremen“

Referentinnen:
Jennifer Gronau, Politologin, arbeitet u.a. zu nationalen Erinnerungsdiskursen und hat sich intensiv mit soldatischen Gedenkpraktiken am Beispiel der Gebirgsjägertreffen im Bayrischen Mittenwald befasst.
Wiebke Becker, Bewegungsaktivistin, Arbeitsschwerpunkte: französischer Widerstand, Besatzungspolitik, Kollaboration

Anmeldungen an:
urban@rosa-luxemburg.com // Anmeldefrist bis 4. April 2011

Teilnehmer_innenanzahl: max. 18

Freitag: 15.4 von 17-20 Uhr (abends besteht die Möglichkeit ‚la fiche rouge’ zu sehen)
Samstag: 16.4, 10:00 bis 18:30 Uhr (abends optional: ‚liberté’ / ‚le raffle’)
Sonntag: 17.4.2011, 10:00 bis 16:00 Uhr

„Erinnern und Handeln. Für mein Dresden.“ Bürgerlicher Antifaschismus als Basis deutscher Selbstbeweihräucherung

Mittwoch, 09.02.2011, 20:00 Uhr, Infoladen, St. Pauli Straße 10-12, Bremen
Vortrag mit Diskussion, mit Müge Zünbül (Bremen)
Wenn sich am 13. Februar in Dresden zum Gedenken des „Leids der Bombennacht“, eine Menschenkette bildet, tut sie das in klarer Abgrenzung zu „diese[n] Nazi-Typen“(1). Nicht an diesem Ort, „dieser Stätte stiller Trauer, […] unserem wieder erstandenen Dresden“, soll sich diese „Horde Rechtsextremer“ zeigen.(2) Denn, so Oberbürgermeisterin Helma Orosz: „Wir Dresdner wehren uns gegen Revanchismus, gegen Hass- und Gewalt-Propaganda. Wir wollen Versöhnung, und wir sind all jenen dankbar, die mit uns Versöhnung leben.“(3)
Dieser Versöhnungssprech ist spätestens seit den 90er Jahren zum offiziellen Paradigma bürgerlicher Gedenkpolitiken geworden. Grundlage dieser ‚Versöhnung‘ ist, dass immer wieder ‚bloßes Erinnern‘ kontextlos in den Vordergrund gestellt und sich dann ganz beläufig zur deutschen ‚Schuld‘ bekannt wird. Schließlich gedenken die Dresdner_innen ja auch, nachdem sie um die nationalsozialistische Bevölkerung ihrer Stadt getrauert haben, den „Opfern dieses verdammten Krieges, der von deutschem Boden aus in die Welt getragen wurde.“(4) In diesem Einheitsbrei des ‚Erinnerns‘ wird ein großer ‚Opfertopf‘ konstruiert, der zwar auf die Verfolgten und Ermordeten des nationalsozialistischen Regimes verweist, aber das nur, um die ‚unschuldige‘ Dresdner Bevölkerung als ‚Opfer‘ des Krieges miteinbeziehen zu können. Die Bombadierung Dresdens wird dabei entkontextualisiert und mystifiziert.
Also nicht erst, wenn schlussendlich von der „historische[n] Verantwortung“(5) Deutschlands gefaselt wird, stellt sich die Frage nach der Rolle der ‚aufarbeitenden Erinnerung‘ des Nationalsozialismus in bürgerlicher Ideologie. Wenn sich zum Jahrestag der Bombadierung Dresdens die geläuterte Nation inszeniert, scheint von ‚Verdrängung‘ auf jeden Fall keine Spur mehr zu sein…
Somit hat sich einiges in den letzten 20 Jahren rund um die Zelebrierung des Opferstatus der nationalsozialistischen Bevölkerung Dresdens geändert: Ein bürgerlicher Antifaschismus weiß sich klar von „Rechtsextremen“ und deren „Revanchismus“ abzugrenzen und erlaubt den guten Deutschen ihren ganz eigenen Geschichtsrevisionismus.
Am Beispiel der Mythen rund um die Bombardierung Dresdens und ihrer Inszenierung, soll in dieser Veranstaltung der Frage nachgegangen werden, auf welche Art und Weise Geschichtspolitiken innerhalb der bürgerlichen Ideologie zur deutschen Nation fungieren.
Anschließend soll zur Diskussion stehen, wie sich unterschiedliche Analysen des angesprochenen bürgerlichen Gedenkens in linksradikalen antifaschistischen Praxen und Interventionen niederschlagen.

(1) Rede von Oberbürgermeisterin Helma Orosz zur Kranzniederlegung am Heidefriedhof, 13. Februar 2010, http://13februar.dresden.de/de/presse/rede_orosz_01.php?lastpage=zur%20Ergebnisliste
(2) ebd.
(3) ebd.
(4) ebd.
(5)

Heinrich Buchholz: „Na, Lütten?“ – Briefe aus dem Konzentrationslager und Zuchthaus 1933-1937 (Buchpremiere)

Montag, 7. Februar 2011, 19.30 Uhr, Buchhandlung Leuwer, Am Wall 171, 28195 Bremen

Begrüßung: Klaus Plückebaum
Einführung: Heinrich Hannover

Lore Buchholz, Heinrich Hannover und Helmut Donat stellen das Buch vor. Dr. Reinhard Goltz vom Institut für niederdeutsche Sprache spricht über das vom Autor verwendete Platt und dessen Funktion. Dazu werden Lieder aus dem Widerstand und der Arbeiterbewegung vorgetragen.

Heinrich Buchholz: „Na, Lütten?“ – Briefe aus dem Konzentrationslager und Zuchthaus 1933-1937
Herausgegeben von Lore Buchholz unter Mitwirkung von Helmut Donat
Mit einem Geleitwort von Heinrich Hannover – Ausgabe in Nieder- und Hochdeutsch
192 Seiten, 116 Abbildungen, Hardcover, 16.80 € – ISBN 978-3-938275-65-8

Heinrich Buchholz (1895-1953), für die KPD in Bremen-Walle im Widerstand gegen das NS-Regime, tritt uns in seinen Briefen aus dem KZ und Zuchthaus als ein dem Leben zugewandter und heiter-gelassener Mensch entgegen. Der anrührend, doch nie sentimental wirkende und in hoch- und niederdeutsch verfasste Briefwechsel ist getragen von der Liebe zu seiner Frau und seiner Tochter Lore – und zeigt, dass es auch das gab: NS-Gegner, denen es kraft ihres Glaubens an sich selbst und des Vertrauens in ihren unmittelbaren Nächsten gelungen ist, ihre Menschlichkeit zu bewahren und trotz aller Drangsalierungen in eine bessere Zeit hinüberzuretten. Was auf den ersten Blick einem kleinen Wunder gleicht, erschließt sich dem Leser, je mehr er sich auf die miteinander korrespondierenden Personen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch auf ihre Freude an Mitteilungen, Zeichnungen und liebevollen Bemerkungen einlässt. Eine außergewöhnliche Dokumentation über Verfolgte des NS-Regimes, die ihre Kinder bewusst im Geist der Versöhnung und des Friedens erzogen haben. Zugleich eine zeitlose Mahnung daran, es nie wieder zuzulassen, dass Menschen aus politischen, religiösen oder rassischen Gründen ausgegrenzt werden.

Die Herausgeberin: Lore Buchholz, 1927 in Bremen geboren, besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt. 1950 schloss sie ihre Ausbildung zur Volkspflegerin ab. Von 1966 bis 1987 war sie als Sozialarbeiterin in der Familienhilfe in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen tätig und ging danach in den Ruhestand. Sie lebt heute in Bremen-Blumenthal.

Veranstaltet im Rahmen der „Bremer Buchpremiere“ von der Stadtbibliothek, dem Literaturkontor, dem Donat Verlag sowie in Kooperation mit der Bremer Rosa Luxemburg-Initiative e.V. und der Bremer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten e.V.

Buchholz Faltblatt als PDF

Antifaschistische Nordkonferenz 2011

Samstag, 26.02.2011, 9:30 – 18:00 Uhr, Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, Ahornweg 45, Buchholz/Nordheide
Mit Beiträgen zu
„Konservatismus in der BRD – Gestern – heute – morgen“ (Referent: Ludwig Elm, Thüringen) und
„Antiislamischer Rassismus“ (Dr. Angelika Königseder, Zentralinstitut f. Antisemitismusforschung, Berlin)

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen in Kooperation mit Heideruh e.V. – Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte und der Neofaschismuskommission Küste der VVN-BdA.

Stadtrundgang: Das November-Pogrom von 1938 in Bremen

Ein Stadtrundgang mit Joachim Bellgart zu Leben und Verfolgung der Bremer Jüd_innen

6. November 2010 / 14 Uhr / Treffpunkt: Bremer Touristikzentrale, Liebfrauenkirchhof/Ecke Obernstraße. Dauer: circa 1,5 Stunden

Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüd_innen in Bremen und ihre Spuren, die sie in dieser Stadt hinterließen. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Zu guter letzt werden wir uns auch mit den Hinterlassenschaften der Täter_innen beschäftigen.
Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch.
Siehe: www.bellgart-stadtführungen.de

Die Stadtführung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe Bremen.

Deutschland und sein Ethnonationalismus: 1989 bis heute (Veranstaltung mit Detlev Claussen)

Dienstag, 28.9., 19.30 Uhr, Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

Im Rausch von 1989 feierten die Deutschen mit „Wir sind ein Volk“ das Verschmelzen von Ost und West und wiesen die Kritik an deutschem Nationalismus zurück. Der verhängnisvolle völkische Nationalismus sollte und soll unter der Umtaufe zum Patriotismus verschwinden. So hat sich die Parole geändert und man beruft sich gegenwärtig darauf, „endlich mal wieder“, „einfach ganz normal“ national zu sein.
Detlev Claussen schreibt 2002: „Deutschland wirkt wieder deutscher.“ Er verweist damit auf den Ethnonationalismus, mit dem man nicht nur in postkommunistischen Ländern nach 1989 zu kämpfen hat. Dieser zeigt sich darin, dass die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung geleugnet wird, während gleichzeitig Multikulti unterm Zwang zur Integration gehuldigt und von nationaler Befreiung schwadroniert wird. Ethnonationalist_innen setzen an die Stelle des melting pot-Modells aus den USA, welches Farbenblindheit und Religionsneutralität versprach, eine Vorstellung von salad bowl, bei der die ethnische Herkunft zu einem Punkt gegenseitiger Anerkennung werden soll. Zwar bezieht man sich in Deutschland auf die US-Diskurse, doch die Kritik am melting pot bekommt eine reaktionäre Wendung im illusorischen Ideal einer ethnohomogenen Gesellschaft, in die sich Minderheiten zu integrieren haben.
In seinem Vortrag wird es Detlev Claussen um eine Kritik des deutschen Ethnonationalismus nach 1989 gehen. Wie können dadurch die heutigen Äußerungen deutschen Nationalismus´ von offizieller Seite her, bspw. in den Einheitsfeierlichkeiten, oder das Lena- und WM-Deutschlandfieber der breiten Bevölkerung verstanden werden? Und welche Bedeutung kommt der Debatte um Leitkultur, Multikulti und Integration im Einwanderungsland Deutschland zu, wie sie beispielsweise aktuell von und über Thilo Sarazzin geführt wird?

Detlev Claussen ist Professor für Soziologie an der Universität Hannover und Autor von zahlreichen Schriften zu Ethnonationalismus, Antisemitismus und Kritischer Theorie.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit associazione delle talpe.

Namibia – Ein Beispiel für die Geschichte der Dekolonisierung Afrikas

Donnerstag, 30. September 2010, 20.00 Uhr, Kommunikationszentrum paradox, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen, Saal

Im Rahmen der Filmveranstaltungen des Clubs der RLI wird an diesem Abend gemeinsam mit dem Cafe Aleman die Reihe mit Filmen zur Geschichte und Gegenwart Afrikas fortgesetzt. „Namibia“ zeigt in Form eines dokumentarisch angelegten Spielfilms die verschiedenen Etappen der Dekolonisierung des Landes. 1920 war aus der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ durch einen Beschluss des Völkerbundes ein Mandatsgebiet Südafrikas geworden. Der Kolonialismus wurde damit durch die Apartheidspolitik ersetzt. 1960 gründete sich die „South-West Africa People’s Organisation“ (SWAPO), die wesentlich den Befreiungskampf in Namibia bestimmte. Anhand der Lebensgeschichte von Samuel Nujoma, einem der Gründungsmitglieder der SWAPO, schildert der Film die politischen Entwicklungen und Diskurse im Kontext der Dekolonisierung. Viele Aspekte dieses Prozesses, die der Film behandelt, sind typisch für viele der afrikanischen Kolonien und ermöglichen die Diskussion von generellen Fragen des Kolonialismus und der Befreiungskämpfe.

Filmveranstaltung des Clubs der Rosa-Luxemburg-Initiative

Moderation: Kai Kaschinski

„Wussten Sie, dass Ihre Tochter Herrenverkehr hatte? – Der Fall Kolomak in Bremen

1. Juni 2010, 19.30 (Premiere) und vier weitere Termine am 2., 7., 8. und 13. Juni Schwurgerichtssaal im Landgericht Bremen, Domsheide, 28195 Bremen

Aus den Akten auf die Bühne – Szenische Lesung der bremer shakespeare company.
Im Mittelpunkt der szenischen Lesung steht der Fall Kolomak, der große Sittenskandal im Bremen der 1920er Jahre. Am 15. Juni 1927 eröffnete das Schöffengericht den Prozess gegen die „Schustersfrau Elisabeth Kolomak“ wegen Kuppelei, begangen an ihrer 1924 verstorbenen Tochter Lisbeth. Die Hauptverhandlung im Schwurgerichtssaal des Landgerichts dauerte drei Tage, über 40 Zeugen hatte der erste Staatsanwalt geladen, sogar ein Lokaltermin im Haus der Familie Kolomak in der kleinen Meinkenstraße Nr. 3 wurde nach einem langen Sitzungstag noch anberaumt. Das Delikt der Kuppelei, (d.h. Gewährung oder Verschaffung von Gelegenheit von außerehelichem Geschlechtsverkehr) und dieser große Aufwand der Justiz – das passte für viele zeitgenössische Beobachter/innen nicht zusammen. Während in anderen Städten spektakuläre Mordprozesse – wie das Verfahren gegen den Serienmörder Haarmann in Hannover – für Aufsehen sorgten, war es in Bremen der Fall Kolomak, der die Hansestadt ins Rampenlicht der reichsweiten Öffentlichkeit rückte.

Details siehe http://www.sprechende-akten.de und das PDF: aa_Kolomak_Flyer

Letzter Tag der Ausstellung ‚Das hat´s bei uns nicht gegeben!‘ – Antisemitismus in der DDR

Die Ausstellung kann in den Räumen des Rosenak-Haus e.V.in der Kolpingstraße 7 in Bremen vom 02. bis 27. Mai 2010 dienstags von 10-12 Uhr, donnerstags von 14-16 Uhr und sonntags von 16-19 Uhr besucht werden.

Seit 2007 wandert die Ausstellung ’Das hat’s bei uns nicht gegeben!’ – Antisemitismus in der DDR vornehmlich durch Ostdeutschland und löste nach ihrem Erscheinen eine Kontroverse Debatte über das antifaschistische Selbstbild der DDR aus. Auf 18 Stelltafeln dokumentiert die Ausstellung nicht nur eine umfangreiche Chronologie antisemitischer Vorfälle seit 1946, sondern nimmt ferner die Erinnerungskultur der DDR im Hinblick auf die Verbrechen des Nationalsozialismus, sowie den Umgang von Politik und Medien mit dem Staat Israel in den Blick.

Zum erweiterten Rahmenprogramm der Ausstellung gehören zwei Vorträge in den Räumlichkeiten des Rosenak-Hauses:

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 02.05.2010 um 16 Uhr spricht Heike Radvan von der Amadeu-Antonio Stiftung aus Berlin in einem einleitenden Vortrag zum Thema „Antisemitismus und Israelfeindschaft in der DDR“.

Olaf Kistenmacher referiert am Dienstag, den 25.5. um 19.30 Uhr „Über die historischen Vorläufer von Antizionismus und Antisemitismus in der DDR”.

Weitere Informationen zu Ausstellung und Vorträgen unter: http://IWG.blogsport.de/